Die nachfolgende Aussage von Anne im R…-Hetze-Thread hat mich dazu angeregt, für mich ein paar Überlegungen zum Thema „Angst“ anzustellen und sie hier niederzuschreiben.
Und was ist Angst eigentlich? Verstehen Alle das Gleiche darunter, wenn sie von Angst sprechen oder gibt es da Unterschiede? Und wenn ja, worin bestehen diese?
Deshalb hier eine erst einmal eine erste Unterteilung samt nachfolgenden Definitionen, wie sie auch Sophie Strodtbeck im Hundemagazin Wuff gemacht hat und wie sie im Internet zu finden ist:
- Unsicherheit
- Angst -> Panik
- Furcht -> Phobie
Abgesehen von den Definitionen basieren alle nachfolgenden Ausführungen auf meinen eigenen Erfahrungen (deswegen auch keine weiteren Quellenangaben)
Unsicherheit (ungerichtet und/oder gerichtet / noch handlungsfähig)
Unsicherheit lässt einen Hund vorsichtiger agieren. Er hat aber keine Angst und ist daher in der Lage, autonom und überlegt zu handeln.
Um diese Unsicherheiten abzubauen und/oder den Hund zu lehren gelassener damit umzugehen, helfen viele neutrale oder positive Erfahrungen mit den entsprechenden Situationen und Dingen.
Jedoch kann die gezeigte Unsicherheit auch in Angst oder Furcht umschlagen. Und zwar dann, wenn entweder
Von Angst spricht man, wenn diese ungerichtet, d.h. nicht auf eine bestimmte, vorhandene Gefahr bezogen ist. Ein ängstlicher Hund hat dabei das Gefühl, dass gleich etwas Schlimmes passiert, ohne dass es einen tatsächlichen Grund dafür gibt oder weil er nicht weiss, wie er das Eintreten eines unangenehmen Reizes verhindern kann.
Im Gegensatz zur Unsicherheit lähmt ihn jedoch diese Angst und er ist irgendwann nicht mehr in der Lage kontrolliert zu agieren oder auf ein Kommando zu reagieren. Im schlimmsten Fall geht ein solcher Hund in eine völlige Resignation.
Lasse ich einen ängstlichen Hund in einem solchen Moment mit seiner Angst alleine (so wie es früher häufig empfohlen wurde), dann verliert der Hund alles, was er in diesem Moment noch an Sicherheit habe könnte.
Biete ich ihm im dem Augenblick jedoch meinen Schutz und meine Sicherheit und stärke langfristig sein Vertrauen in sich selbst, in dem ich sein Selbstvertrauen durch entsprechende Übungen aufbaue, erreiche ich für diesen Hund eine Verbesserung seiner Lebensqualität.
Furcht (von der Aussenwelt kommend, auf etwas bezogen -> agierend)
Im Gegensatz zur Angst richtet sich die Furcht auf eine ganz bestimmte Bedrohung oder Gefahr, die es abzuwenden gilt.
Je nach Typ, Vorerfahrung und Situation wird dieser Hund auf sich alleine gestellt, die Lösung im Normalfall in der Flucht oder im Angriff suchen.
Deshalb biete ich auch einem Hund, der sich fürchtet erst einmal Schutz und Sicherheit und vor allem Abstand zur gefürchteten Gefahr.
Langfristig kann ich diesem Hund helfen, indem ich ihn mittels vielen neutralen und/oder positiven Erfahrungen an diese Situationen/Gegenstände gewöhne. Und ihm gleichzeitig auch eine bessere Alternative zum jetzigen Verhalten zeige - denn, sobald ich eine Situation durch mein Verhalten beeinflusse, bin ich ihr nicht mehr hilflos ausgeliefert.
Und hier wie bei der Angst helfen ferner selbstbewusstseinsstärkende Trainings und Alles, was zur Entspannung und zur Stressreduktion beiträgt.
Panik und Phobie
Häufig hört man auch diese Aussage: Na ja, es ist ja nicht so schlimm, er hat ja nur Angst vor…..
Dabei vergisst derjenige, dass sich beide Formen der Angst im schlimmsten Fall immer weiter steigern können. Und dann wird aus Angst auf einmal Panik oder aus Furcht eine Phobie.
Und so kann es passieren, dass ein Hund, der erst nur Angst vor grossen schwarzen Hunden hatte, sich auf einmal vor allen grossen und irgendwann vor allen Hunden fürchtet. Oder ein Hund, der sich bis vor kurzem bei Gewitter unters Bett verzogen hat, auf einmal nicht mehr vor die Türe will, weil das letzte Mal beim Vorbeigehen eine Autotüre geknallt hat.
Was bei diesem Thema auch nicht übersehen werden darf, ist, dass eine einmal vorhandene Angst/Furcht im Gedächtnis nie ganz gelöscht wird, selbst wenn sie über einen langen Zeitraum nicht mehr aufgetreten ist. Und so können diese Ängste bei einem vorbelasteten Hund viel schneller aufgrund eines kleineren Auslöser wieder auftauchen, als bei einem Hund, der noch nie damit zu tun hatte.
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Mit meinen Ausführungen wollte ich aufzeigen, weshalb ich davon überzeugt bin, dass man, wenn man seinem Hund in einer solchen Situation Schutz und Sicherheit bietet, eine bestehende Unsicherheit/Angst oder Furcht nicht verschlimmern kann - und bei Sandro hat sich dies damals auch in der Praxis bestätigt.
Ich (als Mensch) habe ja z.B. auch nicht mehr Angst, nur weil mich jemand in den Arm nimmt. Und ich fürchte mich auch nicht stärker vor Spinnen, nur weil ich bei deren Anblick zukünftig jedes Mal ein Glacé bekomme (es könnte höchstens passieren, dass ich Glacé nicht mehr so mag, weil ich diese nur noch bekomme, wenn ich eine Spinne sehe ;-) )
Jedoch kann ich als Mensch viel dazu beitragen, dass allenfalls vorhandene oder erworbene Ängste meinen Hund nicht so einschränken, dass er keine Lebensqualität mehr hat.
Dabei hilft einerseits, dass ich ihm die richtige Unterstützung biete. Aber auch, dass ich ihm Wege aus seiner Angst zeige und ich sie nicht durch mein Verhalten noch verschlimmere, indem ich z.B.
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Im umgekehrten Fall kann man genau diese oben genannten Verhalten ganz bewusst im Training einsetzen, um eine Unsicherheit/Furcht zu bestärken und dadurch ein Meideverhalten beim Hund zu erreichen.
Sei es wie in dem beschriebenen Fall, indem die Besitzerin das Erschrecken ihres Hundes aufgrund des wasserspeienden Joggers kräftig lobt und ihm damit signalisiert, dass das wirklich schlimm war. Oder aber wie hier beim Fuchskackeschrei (Neue Seite 1) beschrieben, wo der Hund ganz toll dafür bestätigt wird, dass er sich nun vor den Häufchen fürchtet, die das Frauchen als so gefährlich einstuft.
Was aber auf keinen Fall gemacht werden darf, ist eine vorhandene ungerichtete Angst eines Hundes zu bestärken. Denn Angst schränkt nicht nur die gesamte Lebensqualität ein, sie beeinflusst auch die Grundeinstellung eines Lebewesens allem anderen gegenüber. Und es darf auch niemals eine solch starke Furcht in Kauf genommen werden, dass der Hund danach zusammenbricht oder seine Furcht in Aggression gegen das Angstmachende umschlagen lässt.
Deshalb ist beim Entscheid, ein Meideverhalten über Furcht/Unsicherheit bewusst aufzubauen, immer erst eine Analyse der vorliegenden Angstform aber auch des jeweiligen Hundetyps vorzunehmen und danach zu entscheiden, ob und wie dieses überhaupt aufgebaut werden soll.
Und nun freue ich mich auf euren Feedback, Erfahrungen und Ergänzungen. Aber auch Verbesserungen, wenn ihr Dinge anders seht oder ich was falsch oder missverständlich beschrieben habe.
Moni
Lange Zeit hiess es, man dürfe seinen Hund nicht trösten oder beachten, weil man damit dessen Angst verstärke. Inzwischen weiss man, dass diese Aussage in dieser absoluten Form nicht korrekt ist. Aber ist denn nun die gegenteilige Aussage besser? Oder können nicht je nach Kontext beide Verhalten genau so richtig oder falsch sein?Beim Yorkie fand ich das Meideverhalten schon extrem, und R….. Aussage, dass er normalerweise nicht zum Trösten in der Angst rate, weil das die Angst verstärke, ist mittlerweile überholt. Allerdings noch nicht sehr lange, und man darf nicht vergessen, dass diese Sendung in der Regel erst etwa ein halbes bis sogar ein ganzes Jahr nach Dreh auch ausgestrahlt werden.
Und was ist Angst eigentlich? Verstehen Alle das Gleiche darunter, wenn sie von Angst sprechen oder gibt es da Unterschiede? Und wenn ja, worin bestehen diese?
Deshalb hier eine erst einmal eine erste Unterteilung samt nachfolgenden Definitionen, wie sie auch Sophie Strodtbeck im Hundemagazin Wuff gemacht hat und wie sie im Internet zu finden ist:
- Unsicherheit
- Angst -> Panik
- Furcht -> Phobie
Abgesehen von den Definitionen basieren alle nachfolgenden Ausführungen auf meinen eigenen Erfahrungen (deswegen auch keine weiteren Quellenangaben)
Unsicherheit (ungerichtet und/oder gerichtet / noch handlungsfähig)
Unsicherheit lässt einen Hund vorsichtiger agieren. Er hat aber keine Angst und ist daher in der Lage, autonom und überlegt zu handeln.
Um diese Unsicherheiten abzubauen und/oder den Hund zu lehren gelassener damit umzugehen, helfen viele neutrale oder positive Erfahrungen mit den entsprechenden Situationen und Dingen.
Jedoch kann die gezeigte Unsicherheit auch in Angst oder Furcht umschlagen. Und zwar dann, wenn entweder
- mehrmalige schlechte Erfahrungen zeigen, dass die Unsicherheit zu recht bestanden hat
- der Mensch selbst falsch reagiert. Sei es, weil er selbst unsicher wird (oder zumindest so wirkt) oder er seinen Hund mit vielen Worten und hektischem Streicheln zu beruhigen versucht
- der Mensch den Hund überfordert, indem er ihn permanent oder in zu starker Form mit diesen Situationen konfrontiert.
Von Angst spricht man, wenn diese ungerichtet, d.h. nicht auf eine bestimmte, vorhandene Gefahr bezogen ist. Ein ängstlicher Hund hat dabei das Gefühl, dass gleich etwas Schlimmes passiert, ohne dass es einen tatsächlichen Grund dafür gibt oder weil er nicht weiss, wie er das Eintreten eines unangenehmen Reizes verhindern kann.
Im Gegensatz zur Unsicherheit lähmt ihn jedoch diese Angst und er ist irgendwann nicht mehr in der Lage kontrolliert zu agieren oder auf ein Kommando zu reagieren. Im schlimmsten Fall geht ein solcher Hund in eine völlige Resignation.
Lasse ich einen ängstlichen Hund in einem solchen Moment mit seiner Angst alleine (so wie es früher häufig empfohlen wurde), dann verliert der Hund alles, was er in diesem Moment noch an Sicherheit habe könnte.
Biete ich ihm im dem Augenblick jedoch meinen Schutz und meine Sicherheit und stärke langfristig sein Vertrauen in sich selbst, in dem ich sein Selbstvertrauen durch entsprechende Übungen aufbaue, erreiche ich für diesen Hund eine Verbesserung seiner Lebensqualität.
Furcht (von der Aussenwelt kommend, auf etwas bezogen -> agierend)
Im Gegensatz zur Angst richtet sich die Furcht auf eine ganz bestimmte Bedrohung oder Gefahr, die es abzuwenden gilt.
Je nach Typ, Vorerfahrung und Situation wird dieser Hund auf sich alleine gestellt, die Lösung im Normalfall in der Flucht oder im Angriff suchen.
Deshalb biete ich auch einem Hund, der sich fürchtet erst einmal Schutz und Sicherheit und vor allem Abstand zur gefürchteten Gefahr.
Langfristig kann ich diesem Hund helfen, indem ich ihn mittels vielen neutralen und/oder positiven Erfahrungen an diese Situationen/Gegenstände gewöhne. Und ihm gleichzeitig auch eine bessere Alternative zum jetzigen Verhalten zeige - denn, sobald ich eine Situation durch mein Verhalten beeinflusse, bin ich ihr nicht mehr hilflos ausgeliefert.
Und hier wie bei der Angst helfen ferner selbstbewusstseinsstärkende Trainings und Alles, was zur Entspannung und zur Stressreduktion beiträgt.
Panik und Phobie
Häufig hört man auch diese Aussage: Na ja, es ist ja nicht so schlimm, er hat ja nur Angst vor…..
Dabei vergisst derjenige, dass sich beide Formen der Angst im schlimmsten Fall immer weiter steigern können. Und dann wird aus Angst auf einmal Panik oder aus Furcht eine Phobie.
Und so kann es passieren, dass ein Hund, der erst nur Angst vor grossen schwarzen Hunden hatte, sich auf einmal vor allen grossen und irgendwann vor allen Hunden fürchtet. Oder ein Hund, der sich bis vor kurzem bei Gewitter unters Bett verzogen hat, auf einmal nicht mehr vor die Türe will, weil das letzte Mal beim Vorbeigehen eine Autotüre geknallt hat.
Was bei diesem Thema auch nicht übersehen werden darf, ist, dass eine einmal vorhandene Angst/Furcht im Gedächtnis nie ganz gelöscht wird, selbst wenn sie über einen langen Zeitraum nicht mehr aufgetreten ist. Und so können diese Ängste bei einem vorbelasteten Hund viel schneller aufgrund eines kleineren Auslöser wieder auftauchen, als bei einem Hund, der noch nie damit zu tun hatte.
----------------------------
Mit meinen Ausführungen wollte ich aufzeigen, weshalb ich davon überzeugt bin, dass man, wenn man seinem Hund in einer solchen Situation Schutz und Sicherheit bietet, eine bestehende Unsicherheit/Angst oder Furcht nicht verschlimmern kann - und bei Sandro hat sich dies damals auch in der Praxis bestätigt.
Ich (als Mensch) habe ja z.B. auch nicht mehr Angst, nur weil mich jemand in den Arm nimmt. Und ich fürchte mich auch nicht stärker vor Spinnen, nur weil ich bei deren Anblick zukünftig jedes Mal ein Glacé bekomme (es könnte höchstens passieren, dass ich Glacé nicht mehr so mag, weil ich diese nur noch bekomme, wenn ich eine Spinne sehe ;-) )
Jedoch kann ich als Mensch viel dazu beitragen, dass allenfalls vorhandene oder erworbene Ängste meinen Hund nicht so einschränken, dass er keine Lebensqualität mehr hat.
Dabei hilft einerseits, dass ich ihm die richtige Unterstützung biete. Aber auch, dass ich ihm Wege aus seiner Angst zeige und ich sie nicht durch mein Verhalten noch verschlimmere, indem ich z.B.
- selber unsicher werde/wirke
- mich selbst erschrecke und das auch zu erkennen gebe
- mich ganz anders verhalte als sonst üblich
- übertrieben auf seine Ängste eingehe
- den Hund mit Worten und/oder hektischem Streicheln zu beruhigen versuche
- den Hund überfordere
- …
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Im umgekehrten Fall kann man genau diese oben genannten Verhalten ganz bewusst im Training einsetzen, um eine Unsicherheit/Furcht zu bestärken und dadurch ein Meideverhalten beim Hund zu erreichen.
Sei es wie in dem beschriebenen Fall, indem die Besitzerin das Erschrecken ihres Hundes aufgrund des wasserspeienden Joggers kräftig lobt und ihm damit signalisiert, dass das wirklich schlimm war. Oder aber wie hier beim Fuchskackeschrei (Neue Seite 1) beschrieben, wo der Hund ganz toll dafür bestätigt wird, dass er sich nun vor den Häufchen fürchtet, die das Frauchen als so gefährlich einstuft.
Was aber auf keinen Fall gemacht werden darf, ist eine vorhandene ungerichtete Angst eines Hundes zu bestärken. Denn Angst schränkt nicht nur die gesamte Lebensqualität ein, sie beeinflusst auch die Grundeinstellung eines Lebewesens allem anderen gegenüber. Und es darf auch niemals eine solch starke Furcht in Kauf genommen werden, dass der Hund danach zusammenbricht oder seine Furcht in Aggression gegen das Angstmachende umschlagen lässt.
Deshalb ist beim Entscheid, ein Meideverhalten über Furcht/Unsicherheit bewusst aufzubauen, immer erst eine Analyse der vorliegenden Angstform aber auch des jeweiligen Hundetyps vorzunehmen und danach zu entscheiden, ob und wie dieses überhaupt aufgebaut werden soll.
Und nun freue ich mich auf euren Feedback, Erfahrungen und Ergänzungen. Aber auch Verbesserungen, wenn ihr Dinge anders seht oder ich was falsch oder missverständlich beschrieben habe.
Moni
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