Hier noch ein paar Infos aus der heutigen Basler Zeitung:
Tierschutz päppelt die Hunde vom Dreispitz auf Die ehemalige Besitzerin der 23 von der Polizei befreiten Hunde hat schon früher Tiere gehortet
Von Michael Bahnerth
Basel. Die Geschichte um die 23 Hunde, welche die Basler Polizei am frühen Samstagabend mutig und ohne auf die Hundebisse zu achten aus einem Lagerraum im Dreispitz befreit hat, wird immer mehr zum Drama. Nicht wegen der Hunde, denen geht es gut. Die Zahl von 23 Hunden stimmt allerdings nicht mehr ganz. Die trächtige Malteserhündin (BaZ vom Dienstag), die laut Besitzerin «rücksichtslos» von einem Polizisten unter Einsatz eines Würgehalsbandes 20 Meter zum Lift gezogen worden sei, hat in der Nacht auf Mittwoch geworfen und sechs stramme Junge zur Welt gebracht.
Insgesamt 13 Tiere werden gerade beim Tierschutzbund beider Basel (TBB) unter tierärztlichem Zutun aufgepäppelt, darunter vier Welpen. Fünf Hunde werden anderswo untergebracht. «Vier oder fünf Appenzellerhunde», so Markus Spichtig, der Kantonstierarzt, «werden eingeschläfert, weil sie verhaltensgestört sind.»
Die Hauptakteurinnen des Dramas sind die ehemaligen Besitzerinnen der Hunde, eine 59-jährige deutschstämmige Frau und ihre 17-jährige Tochter. Ehemalig deshalb, weil sie eine «Verzichtserklärung» unterschrieben haben. Als sie hören, dass vier Hunde eingeschläfert werden sollen, bricht die Tochter in Tränen aus, Frau Bauer* ist entsetzt und kurz sprachlos. «Aber zwei Appenzellerhündinnen», presst sie hervor, «die Sina und die Shiela sind doch Mütter. So was darf man doch nicht tun.» «Tun wir auch nicht», sagt Spichtig: «Wir schauen, dass wir die Welpen zusammen mit den Müttern unterbringen können.»
Ein Haus voller Tiere
Nochmals würde Frau Bauer die Verzichtserklärung nicht unterschreiben. Sie fühlte sich – wie man herauszuhören glaubt – auf etwas indifferente Art «gezwungen», zu unterschreiben, und «frustriert» sei sie auch gewesen, vor allem als sie gehört habe, ihre Hunde seien verhaltensgestört: «Die waren vom Polizeieinsatz überfordert.» Sie und ihre Tochter haben nun die Schnauze voll und wollen Basel verlassen. Wohin sie gehen werden, ist unklar.
Mit Sicherheit nicht nach Wellendingen unweit von Titisee-Neustadt im Schwarzwald. Dort waren sie letztes Jahr. Die «Badische Zeitung» titelte am 10. Juni 2010: «130 Tiere aus Wohnhaus befreit». In einem stark verkoteten ehemaligen Bauernhaus, das Frau Bauer gehört haben soll, fand die Polizei 25 Hunde, 70 Katzen, vier Pferde, 30 Kaninchen und ein Zeburind, das beim Versuch, es einzufangen, durch eine Fensterscheibe sprang. Frau Bauer war nicht zu Hause.
Beatrice Kirn, die Geschäftsführerin des TBB, kennt dieses Krankheitsbild: «Messie-Syndrom». Tiermessies, Menschen, die krankhaft Tiere sammeln und horten. Angesprochen auf das Bauernhaus sagt Frau Bauer, dass sie nun nichts mehr sage. Schweigen im Telefon. Ob sie irgendwo noch mehr Tiere horte? «Nein.» Erneut schluchzt die Tochter im Hintergrund. Ob das stimmt, ist nicht ganz klar. Es könnte sein, dass Frau Bauer noch ein Domizil im Elsass hat. Von dort, so vermutet Spichtig, stammten auch die 23 Hunde, die nun in Basel vorerst eine Heimat gefunden haben. * Name der Redaktion bekannt.