Ausrasten bei Eichhörnchen-Sichtung

Ces

Erfahrener Benutzer
17. Feb. 2010
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Liebe Foris, wir haben ein Problem mit Jessie.
Jedes Mal, wenn sie ein Eichhörnchen sieht, rastet sie komplett aus. Sie bellt dann wie verrückt, hängt sich voll in die Leine und ist nicht mehr ansprechbar. Wie sollen wir uns in dieser Situation richtig verhalten?. Wenn sie so abdreht, nehme ich sie ganz kurz und drehe um und gehe in die Richtung, aus der wir gekommen sind oder ich gehe zielstrebig am Baum mit Eichhörnchen vorbei. Jessie tobt währenddessen weiter und ich ziehe und schleppe sie hinter mir her.
Das kann so aber nicht weiter gehen. Habt ihr Tipps, wie ich mich in der Situation richtig verhalten soll? Wie soll ich mit ihr quasi präventiv arbeiten, so dass sie sich gar nicht mehr so reinsteigert und relaxter wird?
Vielen Dank für Tipps und Ratschläge.

 
wir haben das eichhörnchenproblem ja auch - auch mit katzen oder hasen ... allerdings gibt es situationen - an der leine - da bleibt cara FAST ansprechbar. hängt also nicht rein, braucht aber überzeugung um sie daran vorbei - oder wo anders hin - zu 'locken'.

generell mach ich es auch wie du. nicht auf das theater eingehen und stramm daran vorbei oder umkehren.

allerdings darf sie, sobald wieder ansprechbar, ein kommando ausführen und als belohnung ein paar goodies nacheinander 'jagen'... so kann sie dann doch dampf ablassen und sie verknüpft es nicht mit dem tier sondern dem ausgeführten kommando - so hoffe ich.

edit: bei katzen reagiert sie schon bedeutend ruhiger, wenn ich es frühzeitig sehe.

 
Venia macht dies so bei Katzen. Ich bleibe stehen und gehe erst weiter, wenn sie wieder fähig ist sich auch mich zu konzentrieren und herunterzufahren. Solange sie nicht ansprechbar ist geht nix, ich lenke sie auch nicht ab sie muss lernen das sie so nicht zum Ziel kommt.
Wenn sie mich anschaut und sich setzt geht ihr Lieblingsquietschei los und das darf sie dann Hetzen ;)

 
Original von Idesiree

Venia macht dies so bei Katzen. Ich bleibe stehen und gehe erst weiter, wenn sie wieder fähig ist sich auch mich zu konzentrieren und herunterzufahren. Solange sie nicht ansprechbar ist geht nix, ich lenke sie auch nicht ab sie muss lernen das sie so nicht zum Ziel kommt.

Wenn sie mich anschaut und sich setzt geht ihr Lieblingsquietschei los und das darf sie dann Hetzen ;)
so ähnlich handhabe ich das auch. jill reagiert zwar alleine weniger auf wild und katzen, aber eine freundin von mir lässt ihren hund jagen. ( :rolleyes: .. dieser bleibt abrufar) jill habe ich natürlich immer an der leine im wald oder bei dunkelheit.

für sie ist es ein riesen problem, wenn sie den anderen hund jagen sieht. ich warte auch einfach ab, bis sie sich hinsetzt und mich anschaut. das belohne ich dann..

anfangs dauerte das minuten lang. heute setzt sie sich von selber, sobald die leine straff ist.

allerdings ist es an manchen tagen (wenn sie eh schon aufgedreht ist) schwieriger und ich sehe, dass sie sich richtig zusammenreissen muss. sie sitzt dann gespannt wie eine feder und winselt auch mal leise..

es wird aber immer besser.

ich würde gerne mit einem konditionierten entspannungssignal arbeiten, habe es bis jetzt aber noch nicht geschafft eines aufzubauen.

macht das jemand von euch?

(wobei ja auch wider die frage ist, ob das überhaupt nötig ist oder ob der hund nicht besser lernen sollte sich selber zurück zu nehmen..)

 
ah, dem Fall machen wir es nicht ganz falsch. Es tut auch gut mal zu hören, dass andere solche Situationen auch kennen. :(

Es ist halt einfach mühsam, wenn man morgens um 7.00 draussen ist, die Kleine bellt wie verrückt, und so ev. alle Leute in den Häusern ringsum stört und weckt. Das ist mir dann extrem unangenehm. Gerade weil es auch mehrere Minuten gehen kann, bis Jessie mich wieder anschaut.

Wir machen auch Übungen zur Impulskontrolle, bzw. zur Erhöhung der Frustrationsgrenze (Spieli wird erst geworfen, wenn nicht gebellt wird, Gudis auf den Füssen etc.) Kennt ihr noch weitere solcher Übungen und bringen die tatsächlich etwas für das Eichhörnchen-Problem?

 
@Ces

Reizangeltraining ;)

Meine Whippe ist ja noch sehr jung, erst 9 Monate.
Ich mache es so dass ich sie mehrheitlich an der Schleppe habe, eben dann, wenn ich weiss es kann uns jagbares über den Weg kommen.
Ich mache mit ihr den Futterpfiff, nicht mit einer gekauften Pfeiffe, sondern von mir, so dass es immer ICH bin auf die das gilt und nicht Frau Meier die gleiche Pfeiffe hat wie ich.
Ich Pfeiffe und wenn sie kommt gibt es sofort und ohne das sie sonst was dafür machen muss Futter und zwar ganz feines; Rindfleisch, Würstli etc.
Wenn ich mit ihr Spiele und sie so richtig im Trieb ist mache ich den Pfiff und werfe einen Frisbee oder ihr Lieblingsquitschi-Kong.

Andererseits lernt sie, dass sie erst auf "frei" rennen darf. Das heisst, wenn ich ein Spielzeug werfe sage ich vorher "frei" und dann darf sie lospreschen.
Sie muss lernen sich zu beherrschen, sprich, sitzenbleiben und ich werfe, bis anhin natürlich nur gaaaaanz verlangsamt und auf "frei" gehts erst los.
Sie lernt, auf Distanz Sitz auszuführen, bei einem Bordermix wäre vermutlich das Platz idealer.
Später sollte sich das Puzzle so zusammenfügen dass sie lernt, schneller wieder ruhiger und ansprechbar zu werden.
Im Idealfall wird sie so scharf auf den Kong oder Frisbee sein, dass sie bei Wildsichtung auf mein "frei" dem Spielzeug statt dem Reh nachjagd.
Ob das klappt mit einem Hetzjäger, nun ja, ich bezweifle es etwas, sehen werde ich das Ergebnis in ca. 1.5 Jahren ;)
Wenn sie die Impulskontrolle einigermassen beherrscht, werde ich das Reizangeltraining einführen.

Wenn sie "nur" auf Eichhörnchen spinnt hast du ja im Prinzip Glück, denn sooooo viele von den süssen Teilchen gibts ja nicht.
Mach dich interessanter als die Fellbüschel gilt die Devise! :D

Mach aber keine Action wenn du ein eichhörnchen siehst, sondern bleibe ruhig und zeig deinem Hund; heee, ruhig bleiben und dann bekommst du was du willst.
Im Goldenway gibt es übrigens ein supersüsses, schlaksiges Quietscheichhörnchen, Venia liiiiebt es, wäre vielleicht ne super Belohnung :escape:

 
Hallo Ces

Solange dein Hund dermassen abdreht, ist er überhaupt nicht lernfähig, sondern steht voll unter Stress. Da kannst du nicht viel mehr machen, als den Hund möglichst zügig aus der Situation nehmen. Warten, bis er von selbst runterkommt kann je nach Hund sehr lange dauern und geht nur, wenn die Eichhörnchen weg sind. Helfen kann dabei ein konditioniertes Entspannungssignal - das muss aber sorgfältig aufkonditioniert und oft aufgeladen werden, da es sich dabei um klassische Konditionierung handelt. Es wird den Hund nicht total entspannen, aber ansprechbarer machen.

Trainieren kannst du trotzdem, aber sinnvollerweise nicht direkt in diesen Extremsituationen. Ich kenne das von Rhian mit Katzen, und Splash wird neuerdings genauso. Erste Massnahme ist ein bombiger Grundgehorsam. Konzentrier dich auf ein oder zwei Kommandos, und übe die unter steigender Ablenkung. Fuss und Sitz beispielsweise würden dir schon erlauben, die Situation zu meistern. Trainier dies in allen möglichen Situationen - du wirst sehen, dass sich der Bereich vergrössert, wo der Hund ansprechbar bleibt. Dazu gehört auch Impulskontrolle in verschiedenen Situationen - auch da fängt man mit niedrigen auslösereizen an, und arbeitet sich hoch. Es bringt tatsächlich was - das Gesamtpaket macht den Erfolg aus!

Parallel dazu kannst du generell die Orientierung des Hundes auf dich fördern durch Bestätigung von Rückblicken. Dann geht ihr Eichhörnchen beobachten. Aus einer Distanz, die für den Hund noch händelbar ist, markierst und belohnst du die Wahrnehmung des Eichhörnchens. Klingt paradox, aber durch gezielte Bestätigung bestimmter Formen des Jagdverhaltens kann man es in kontrollierte Bahnen lenken. Hund darf Eichis gucken und dir anzeigen, in der ersten Phase muss er dich nicht anschauen, er darf bloss nicht unkontrolliert in die Leine springen. Da muss man sich rantasten an die individuellen Grenzen des Hundes. Und man braucht eine Belohnung, die für den Hund in dieser Situation wirklich eine ist. Wohlverstanden, eine Belohnung, nicht spontane Ablenkung oder Bestechung. Belohnungen kann man auftrainieren, die sind nicht unveränderlich. Da ist gute Beobachtungsgabe und Kreativität gefragt, denn in Jagdsituationen haben jagdnahe Belohnungen meist höheren Wert. Es ist ungemein nützlich, sich mal eine Hitliste zu notieren von Dingen, die der Hund am liebsten tut - ob sie erlaubt oder erwünscht sind, ist erst mal egal. Aus den Elementen bastelt man sich dann den ultimativen Verstärker - kann sogar Spass machen! :D

Dies alles wird das Problem nicht von heute auf morgen lösen. Ich habe mit Rhian den schnellen Weg - massiv verbieten mit aversiver Einwirkung - versucht; Erfolg hatte ich damit höchstens in ganz wenigen Situationen wenn ich zwischen ihr und dem Objekt der Begierde war. Meistens verstärkte es nur ihren Stress, und bewirkte höchstens, dass sie beim nächsten Mal noch früher auslöste. Heute löst sie viel später aus, und gibt mir damit Zeit, zu agieren. Das wird mir aktuell wieder bewusst, da mein Junghund nun zunehmend einfach seinen Genen nach ungebremst reagiert, und japsend in der Leine hängt, während Rhian zwar angespannt, aber doch ruhig und kontrolliert daneben steht.