Calciummangel Senior

Natascha

Erfahrener Benutzer
27. Mai 2009
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Unser Grosser hat einen geringen Calciummangel trotz Fütterung von Fleischknochen, Poulethälsen, Quark,Buttermilch, Eierschalen ect. und Trockenfutter ( seperat)

Nun wollte ich mich etwas schlau machen. Schüsslersalze scheinen nicht wirklich geeignet zu sein um diesen Mangel auszugleichen. Nun bin ich über Calciumcitrat und Carbonat gestolpert. Das Citrat soll besser sein.

Hat jemand Erfahrung mit Calciummangel bei Senioren und wie gleiche ich den am Besten wieder aus. Ich habe mir sagen lassen, das es im Frühling des öftern zu Calciummangel bei Hunden kommen kann, weil sie im Winter auch zu wenig Vitamin D produzieren. Ich weiss nicht was da dran ist.

LG Natascha

 
hallo natascha

wenn dein senior genug calzium in natürlicher form eerhält (knochen & co) bringt es meiner meinung nach nichts wenn man noch 'künstl.' calzium zugibt.
vit D braucht es um das calzium aus dem darm aufzunehmen.
vll solltest du mit deinem TA darüber sprechen.

vll kann auch kiss mehr dazu sagen ? ich bin kein spezialist darin.
weiss aber, dass ältere menschen zb. genau an ähnlichen defiziten leiden (osteoporose etc.).

 
Ich versuche es mal ganz einfach zu erklären, was es mit dem Ca/Ph-Verhältnis auf sich hat.

Das Skelett ist kein totes Gewebe sondern der Knochenstoffwechsel baut jeden Tag die Knochen um und auf. Dafür wird u.a. Kalzium aber auch Phosphor benötigt. Gleichzeitig ist Kalzium auch im Blutplasma vorhanden und wichtig für das Funktionieren des Nervensystems, der Muskelkontraktion und einiger anderer Dinge. Phosphor wiederum ist wichtig für den Knochen aber auch für den Energiestoffwechsel der Zellen. Reguliert wird das ganze u.a. durch Vitamin D und die Schilddrüsenhormone Kalzitonin und Parathormon.

Ein relativ komplexes System

Also die Knochen sind die Hauptspeicher für Kalzium und Phosphor, beide sind aber für andere Körperfunktionen überlebenswichtig. Was passiert nun, wenn man nur Fleisch füttern würde ohne Kalzium zu ergänzen? Um den Kalzium-Blutplasmaspiegel aufrecht zu erhalten, würde das Parathormon die kalziumaufbauenden Osteoblasten im Knochen schrumpfen lassen und die kalziumabbauenden Osteoklasten können Kalzium aus dem Knochen abbauen und an das Blut abgeben, damit der Kalzium-Blutplasmaspiegel wieder stimmt. Auf Dauer würde zuviel Kalzium aus dem Knochen abgebaut und die Knochen werden spröde und brüchig, Osteoporose, Krämpfe, Wirbelschäden, Zahnverlust etc. wären die Folge.

Da Phosphor die Aufnahme von Kalzium im Darm behindert, führt ein Überschuss an Phosphor im Verhältnis zu Kalzium zu Symptomen von Kalziummangel -> es wird Kalzium aus dem Knochen abgebaut.

Umgekehrt führt eine zu hohe regelmässige Kalziumzufuhr zu einer erhöhten Phosphorauscheidung über die Nieren und kann damit Nierenerkrankungen und Nierensteine auslösen.

Das ganze passiert aber nicht von heute auf morgen, sondern über lange Zeiträume, daher ist es völliger Unsinn mit jeder Mahlzeit ein ausgewogenes CA/Ph-Verhältnis herstellen zu wollen. Wichtig ist, wie bei allen anderen Mineralstoffen und Vitaminen, über einen Zeitraum von 4 bis 6 Wochen eine optimale Versorgung zu haben.

Ein zuviel an Kalzium wird beim erwachsenen Hund über den Darm ausgeschieden(bröseliger Knochenkot), ein zuviel an Phosphor über die Nieren.

Etwas kritischer muss man das beim Welpen und Junghund vor der Zahnung betrachten. Sie sind noch nicht in der Lage, ein Zuviel an Kalzium in der Nahrung auszuscheiden (nur in geringen Grenzen). Dort würde eine erhöhte Kalziumzufuhr auf Dauer zu einer frühzeitigen Verknöcherung des Skeletts führen und zu schweren Schäden, die nicht wieder gutzumachen sind. Aber das kann eigentlich nur passieren, wenn man ein TroFu füttert und zusätzlich noch Kalziumgaben gibt "damit der Hund starke Knochen erhält" .

 
Die Bioverfügbarkeit von verschiedenen Ca-Formen ist relativ gleich - organisches Calcium (z. B. Ca-Citrat) wird generell etwas besser verwertet wie anorganisches Calcium (z. B. Ca-Carbonat oder Knochen).

Ca-Citrat hat die höchste Bioverfügbarkeit mit 96,8 % und Ca-Phosphat die niedrigste mit 92% - Eierschalen liegen bei 93,8 %. Du siehst, die Unterschiede sind gering. Im Endeffekt kommt es fast aufs gleiche raus. Man gibt einfach 5 g mehr pro Woche.

Hingegen entwickeln vor allem ältere Hunde bei Ca-Citrat ab und zu vermehrt Magensäure, welches sie dann wieder mit Gras fressen auszugleichen suchen.

Ausprobieren! - und einfach 1 oder 2 mal pro Woche etwas zufüttern, ansonsten würde ich bei den Knochen bleiben, solange der Hund sie verträgt. Mit zunehmendem Alter vertragen Hunde Knochen dann immer weniger, so meine Erfahrungen.

Wenn man beim Fleisch auch drauf achtet, dass man Knorpel, Pansen, fettes Fleisch etc. also nicht nur mageres Muskelfleisch füttert, ist es auch wesentlich einfacher im Level zu bleiben, weil das den PH-Gehalt senkt, nur das macht eben nicht jeder.

Hier noch die genauen Calcium Werte:

1g Ca-Citrat = 0,21g Calcium
1g Knochenmel = 0,12g Calcium
1g Ca-Carbonat = 0,36g Calcium
1g Eierschalen = 0,35g Calcium

Algenkalk, welches aus einer Meeresalge gewonnen wird, hätte auch ein hervorragendes Ca/Ph-Verhältnis mit
Calcium 34% und Phosphor, 0,08%. Das wäre vielleicht das Mittel meiner Wahl für deinen Fall, da genügt eine einmalige wöchentliche Gabe von einem Kaffeelöffel.

Oder einfach immer wieder mal wechseln.

PS: ich nehme nicht an, dass du viel Getreide fütterst, aber die Phytinsäure in Getreide kann die Ca-Aufnahme auch stören.

 
Tut jetzt zwar grad nichts zur Sache, aber:
Kiss ich bin masslos beeindruckt!
Und du hasts sogar so erklärt, dass ichs auf Anhieb verstanden habe.

 
Hallo Kiss

Herzlichen Dank, das war eine geniale Erklärung ! Das hab nun auch ich verstanden ;)

Ich hab ihn mit 3 Jahren zu uns geholt, dem fehlte bis da sicher so einiges an Mineralstoffen und Vitaminen. Das Getreide nicht so der Hit ist für Hunde weiss ich erst seit ein paar Jahren :lalala: Es gab dann immer etwas Dinkelnudeln, Reis ect. mal zu einer Büchse Fleisch ( Rinti Lamm Pur) dazu. Mais verträgt er gar nicht. Da seine Gelenke seit 2 Jahren auch immer ein Thema sind, gab es Glucosamin und Chondroitin,Collagen Hydrosylat. Aber an Calcium hab ich einfach nicht so gedacht, eben ausser mit Eierschalen und Fleischknochen zusätzlich. Er verträgt die Knochen von der Verdauung her gut, aber seine Zähne ( hat einer gespalten so wie es gesehen habe und muss das anschauen lassen). Ich werde den Algenkalk ausprobieren.

Vielen Dank für den Tipp

Lg Natascha

 
Hallo Natascha!

Kiss hat die ja alles super erklärt was den grobstofflichen Mineralstoffhaushalt betreffend dem Calcium und seinen direkten "Mitspielern" erklärt. Es gibt aber noch eine ganz wichtige zweite Seite und zwar den FEINSTOFFLICHEN Mineralstoffhaushalt. Grobstofflich ist das was anhand der Werte gemessen wird. Die feinstoffliche Ebene kennst du ja auch bestens von der Homöopathie her. Der feinstoffliche Haushalt kann schon viel früher blockiert sein oder nicht mehr richtig arbeiten und die Folgen sind dann erst später im grobstofflichen zu sehen. Das bedeutet einfach formuliert, dass man zwar eine ausgewogene Ernährung hat, dem Körper auch die richtigen Stoffe zuführt, dieser aber derzeit nicht in der Lage ist, diese richtig zu verarbeiten oder gar nicht mehr richtig weiss, was damit anfangen. Das sind dann Störungen im feinstofflichen Mineralstoffhaushalt. Also sollte man diese Seite auch nicht ganz aus den Augen lassen, vorallem wenn du schreibst, dass du eigentlich genügend Calcium fütterst.

Was mir auch noch ein bisschen gefehlt hat, ist der Vermerk auf Magnesium. Magnesium hemmt ebenfalls die Aufnahme von Calcium. Z.B. ist es wichtig bei immer wiederkehrenden Muskelkrämpfen mal an das Calcium zu denken, denn Magnesium hilft zwar kurzfristig, weil es krampflösend ist. Sind die Krämpfe aber aufgrund eines Calciummangels, so macht es Magnesium langfristig gesehen sogar noch schlimmer.

 
Ich möchte das Thema CA/Ph nochmals aufgreifen

Zusammenfassung:

Ideales Verhältnis Ca/Ph wäre laut Meyer/Zentek 1,2 : 1

Dies ist eine Berechnung aus dem Trofu-Sektor.

Die Phytin-Säure von Getreide kann die Kalzium-Aufnahme stören.

Hohe Fettgehalte ebenfalls.

Barfer sagen während 6 Wochen durch ein ganzes Tier füttern.

Wieviel Knochenanteil hat ein ganzes Tier?

Wieviel Knochen wird davon gefressen?

Wie sieht das Verhältnis in der Natur aus?

Diese Fragen sollten lediglich als Denkanstoss dienen für teilweise etwas komische Empfehlungen.

 
Ich lese verschiedenen Orten, dass 1,3:1 das perfekte Verhältnis sei... der Unterschied ist jetzt nicht sooo riesig, wollte es nur erwähnt haben :) , ich nehme mal schwer an, dass beides richtig ist.

 
Je mehr Getreide in einem Futter ist, desto höher sollte der Kalzium-Anteil sein. Bei Hochleistungs-Futter mit sehr hohem Fettanteil sollte das Kalzium ebenfalls höher sein. Diese Werte sind sicher absolut richtig für Trofu und können wirklich etwas schwanken.

Ich zweifle aber an manchen Empfehlungen für die Frischfütterung. Dort wird in der Regel ohne Getreide gefüttert und wenn doch, übersteigt der Getreide-Anteil normalerweise 20% nicht.