Ich denke das Wichtigste bei diesem Thema ist, sich nicht verrückt machen zu lassen. Jaro und mir geht es gut, seit ich akzeptiert habe, dass mein Hund jagt und das kein Makel ist. Auch habe ich akzeptiert, dass ich einen "Leinenhund" habe und gelernt, dass das nicht gleichbedeutend mit einem unglücklichen und unausgelasteten Hund sein muss.
Stress dich nicht, suche für dich und deinen Hund den passenden Weg damit umzugehen und sei zurfrieden mit dir und deinem Hund, auch wenn er jagt. Denn Jagdleidenschaft sagt nichts über eure Bindung und auch nicht zwangsläufig etwas über mangelnde oder falsche Erziehung aus.
Ich habe mich inzwischen eingehend mit dem Thema befasst, viele Bücher gelesen, viele Kurse und Seminare besucht und viel mit Jaro ausprobiert. Ich nehme mir überall das mit, was für uns stimmt und setze es im Alltag passend für uns um. Wir sind noch lange nicht perfekt udn Jaro überrascht mich immer wieder mit Verhalten, das ich nicht erwartet habe und bei dem er ohne Schlepp weg wäre. Aber wir haben auf unseren Spaziergängen Spass. Ich habe keinen Frust weil mein Hund halt gerne jagen würde und er hat keinen Frust, weil es ihm total untersagt wird.
Bei uns persönlich hat das "Click für Blick" viel geholfen. Jaro ist ein Nasenhund, der eigentlich auf dem Spaziergang immer die Nase am Boden hat und sich dann auch "verliert". Mit diesem Hilfsmittel konnte ich ihm beibringen, dass es sich lohnt, Augenkontakt zu mir aufzunehmen und im Kopf immer auch etwas bei mir zu sein... Trotz Stöberleidenschaft geht Jaro jedoch kaum auf Spur, sondern eher auf Sicht. Da kommt halt spanieltypisch die Freude am Aufscheuchen zum Zug... Zu Beginn kannte Jaro da kein Zögern: Der Vogel wurde wahrgenommen und in der gleichen Millisekunde ist er auch schon gestartet. Hat ihn die Schlepp zurückgehalten, hat Jaro kreischend und zitternd am Ende seinem Frust Ausdruck verliehen. Leute die das miterlebt haben, wie zB Magi können bestätigen, dass in diesen Momenten mein gemütlicher kleiner Schosshund zum Monsterchen mutiert ist... Mit dem Clicker habe ich dann begonnen, das "Luege" zu belohnen und so auch zu verlängern. Inzwischen kann Jaro auch mal mehrere Minuten ein begehrtes Jagdobjekt beobachten. Ein weiterer Schritt ist nun, das "Zeigen und Benennen", also dass die Jagdobjekte einen Namen erhalten und ich so meinen Hund auch darauf aufmerksam machen kann und er gucken darf. Auf Wildwechsel macht mich manchmal Jaro aufmerksam, dafür wird er belohnt und darf dem dann auch mal ein paar Meter folgen. Manchmal entdecke auch ich eine Spur vor ihm und zeige sie ihm. Das ist für mich das gemeinsame Jagen, das auch Disthen anspricht. Jagdliches Verhalten wird nicht unterdrückt, sondern in eine Form gebracht, die in unsere Welt passt und für den Hund sicher ist.
Bei uns hat es wirklich "click" gemacht, als ich begann, Jaro für Wittern, Gucken usw zu belohnen und ihm gedankt habe, dass er mir jetzt wieder was Spannendes gezeigt hat. Als Belohnung darf er dann auch weitergucken oder der Spur etwas nachgehe, aber eben mit mir zusammen. Damit er aber auch mal scheuchen und hetzen darf, wird dann zB der Futterdummy gejagt.
Wie gesagt, das war unser persönlicher Weg. Es kann für dich und deinen Hund auch ein total anderer richtig sein. Insbesondere wenn man den absoluten Anspruch hat, dass ein Hund meistens frei laufen kann, muss man vielleicht auch anders vorgehen, keine Ahnung. Aber ihr habt ja Zeit, und es schadet keinem Jagdhund, wenn er diese Zeit eben an einer Leine verbringt, solange die Auslastung stimmt!
Übrigens spinnt Jaro auf Enten auch am allermeisten!
Er liebt es, an Ufern zu stöbern und sie aufzuscheuchen... Er hat da auch ein absolutes Gespür, wo er Enten findet und kann mich damit immer wieder überraschen. Wirklich beeindruckend. Kürzlich wurde er auf dem Spaziergang mitten im Dorf plötzlich ganz aufgeregt. Ich habe eher an einen anderen Hund als an Jagdobjekte gedacht, aber mein Kleiner hat tatsächlich Enten am Dorfbach gerochen und diese durch meine Unaufmerksamkaeit auch aufscheuchen können...