Der graue Star beim Hund
Verfasser des Beitrages: Fr. Dr. Vera Neun, Tierärztliche Praxis für Augenheilkunde
Aufbau und Funktion der gesunden Linse im Hundeauge
Die Linse setzt sich aus der vorderen und der hinteren Linsenkapsel, der nach innen angrenzenden Rindenschicht und dem im Zentrum befindlichen Kern zusammen. An der vorderen sowie an der hinteren Kapsel befindet sich jeweils eine y-förmige bzw. umgekehrt y-förmige Naht. Diese Nähte bieten dem Tierarzt eine gute Orientierung hinsichtlich der Ebene, in der sich mögliche Linsentrübungen befinden. Die Zusammensetzung der Linse besteht zu etwa 65 % aus Wasser und zu 35 % aus Proteinen. Die Hundelinse hat einen Durchmesser von ca. 9-12 mm und eine Dicke von ca. 6-8 mm. Die stabile Fixation der Linse im inneren Auge wird durch die Zonulafasern gewährleistet, die am Ziliarkörper, einem kleinen, ringförmigen Muskel im Auge, befestigt sind. Die ausgewachsene Linse besitzt keine eigene Blutversorgung und erhält ihre Nährstoffzufuhr (eine wichtige Rolle spielt hierbei Glukose) über das Kammerwasser und den Glaskörper.
Der dichte und regelmäßige Faserverlauf in Rinde und Kern ergibt die notwendige Transparenz der Linse. Somit kann sie ihre Aufgabe, die einfallenden Lichtstrahlen zu brechen und damit ein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen zu lassen, erfüllen. Um Gegenstände in der Nähe scharfzustellen verdickt sich die Linse durch ein Erschlaffen der Zonulafasern und es erfolgt eine stärkere Brechung der Lichtstrahlen. Bei der Ferneinstellung hingegen flacht sich die Linse ab.
Mögliche Ursachen für den grauen Star
Im Allgemeinen kommt die Trübung der Linse durch eine erhöhte Wasseraufnahme mit Aufquellung der dicht geordneten Linsenfasern zustande. Die Quellung der Linsenfasern bewirkt den Verlust der „Ordnung“ innerhalb der Linse und somit auch den Verlust ihrer Transparenz. Im Spätstadium kann sich eine Abnahme des Wassergehaltes (Dehydratation) anschliessen, was jedoch die Durchsichtigkeit der Linse nicht wiederherstellt. Ursachen für die vermehrte Wasseraufnahme der Linse und somit die Ausbildung einer Katarakt sind angeborene Missbildungen, erbliche Gendefekte, Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus), Toxine, physikalische Einwirkungen (z.B. Strahlung) u.a.. Ebenso können Verletzungen und Entzündungen des vorderen Auges sowie auch erbliche Erkrankungen (z.B. progressive Retinaatrophie (PRA)) und Entzündungen der Netzhaut im hinteren Augenabschnitt zur Linsentrübung führen.
Welche Formen des grauen Stars lassen sich unterscheiden?
Für die Einteilung in die verschiedenen Kataraktformen gibt es zahlreiche Kriterien. Bei dieser Einteilung ist es wichtig zu wissen, dass in nahezu allen Fällen des grauen Stars mehrere Kriterien zutreffen.
1. Reifestadien der Linsentrübung
Ist weniger als etwa 1/8 des Linsenvolumens von einer Trübung betroffen, so spricht man von einer „Cataracta incipiens“.
Lässt sich die Netzhaut bei der Untersuchung in fortgeschritteneren Fällen noch erkennen, so liegt eine unvollständige oder auch unreife bzw. „immature“ Katarakt vor.
Ist die Linse komplett getrübt, so dass der Hund blind ist und für den Untersucher die hinter der Linse befindlichen Augenabschnitte nicht mehr einsehbar sind, so ist der graue Star reif bzw. „matur“. Dem Besitzer fällt eine vollständig weiße Linse auf.
Im weiteren Verlauf beginnt sich das Linseneiweiß aufzulösen, die Linse ist überreif bzw. „hypermatur“. Oft nimmt die Linse dann einen Gelbstich an und/oder erscheint zum Teil glitzernd. Diese Form der Katarakt ist für das Hundeauge sehr gefährlich, da es durch austretendes Linseneiweiß zu schweren Entzündungen der Regenbogenhaut und des Ziliarkörpers (Uveitis) mit Loslösung der Linse (Linsenluxation) und einem sich anschliessenden grünen Star (Glaukom), einer für den Hund sehr schmerzhaften Erkrankung kommen kann.
2. Lokalisation der Trübung
Die Trübung kann in vielfältiger Weise unterschiedliche Bereiche der Linse betreffen: vordere Kapsel, vordere Rindenschicht, Kern, hintere Rindenschicht, hintere Kapsel, vordere und/oder hintere Linsennaht und peripheren Randbereich der Linse (Linsenäquator). So bezeichnet der Ophthalmologe beispielsweise eine sternförmige Trübung der zentralen, hinteren Kapsel als eine „Cataracta capsularis posterior“.
3. Zeitpunkt des Auftretens
Bei einer Trübung vor der 6.-8. Lebenswoche spricht man von einer kongenitalen (angeborenen) Katarakt. Juvenile Trübungen treten nach der 8. Lebenswoche, meist zwischen dem 1. und 5. Lebensjahr auf. Bei älteren Tieren beobachtet man die senile Katarakt, die nicht zu verwechseln ist mit der Nukleusklerose.
4. vererbte ( hereditäre ) Katarakt = häufigste Ursache
Der Vererbungsgang der Katarakt, die auch „HC“ wie „hereditäre Cataract“ genannt wird, ist beim Hund in den meisten Fällen rezessiv. Die vererbte Form tritt meist beidseitig auf und schreitet fort. In den überwiegenden Fällen kommt es im jugendlichen Alter (unter 6 Jahren) zur Ausprägung der Linsentrübung. Die Form des erblich bedingten grauen Stars tritt bei vielen Hundrassen auf, wobei es durchaus rassespezifische Unterschiede in der Ausprägung des grauen Stars gibt ( z.B. Cocker, Retriever, Schnauzer, West Highland White Terrier, Pudel). Natürlich können auch Mischlingshunde an dem erblichen grauen Star erkranken, wenn sie aus einer Anpaarung von zwei Rassehunden mit grauem Star stammen.
5. sekundäre ( konsekutive ) Katarakt
Der Begriff sekundäre Katarakt bezeichnet die Linsentrübung als Folge einer weiteren vorausgegangenen Erkrankung im Auge. Ursächlich kommen eine Reihe von primären Augenerkrankungen in Frage: Starkes Trauma z.B. durch einen Unfall oder eine Verletzung, Degeneration der Netzhaut (z.B. progressive Retinaatrophie, Netzhautentzündung, Netzhautablösung), Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis), eine Loslösung der Linse aus ihrer Fixation (Linsenluxation) oder ein chronisch erhöhter Augeninnendruck (Glaukom oder grüner Star).6. stoffwechselbedingte ( metabolische ) KataraktBei etwa 60 % aller an einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) erkrankten Hunde kommt es auch zu einer beidseitigen Linsentrübung, welche meist innerhalb kürzester Zeit (2 Wochen) auftritt und schnell fortschreitet. Der erhöhte Zuckergehalt im Kammerwasser lässt auch die Zuckerkonzentration in der Linse ansteigen, dadurch kommt es zu einer vermehrten Wasseraufnahme ins Linseninnere und durch die resultierende Aufquellung verliert die Linse ihre Transparenz.
Was sind die Anzeichen des grauen Stars?
Das wichtigste Symptom, nämlich der Sehverlust, fällt dem Besitzer oft erst auf, wenn beide Augen gleichermaßen fortgeschritten betroffen sind. Dies kann in einer Zeitspanne von 1-2 Wochen, einigen Monaten oder sogar Jahren auftreten. Bei einer einseitig bestehenden, vollständigen Katarakt können die Hunde den Sehverlust recht gut mit dem Partnerauge kompensieren.
Zunächst verfärbt sich die Linse bläulich-weiß; im Endstadium ist sie schneeweiß. Der Besitzer erkennt eine Seheinschränkung in vielen Fällen erst, wenn er sich mit dem Tier in fremder Umgebung aufhält. In vertrauter, häuslicher Umgebung stößt selbst ein vollständig erblindeter Hund in zahlreichen Fällen nirgends an.
In der Regel ist der graue Star für das betroffene Tier nicht schmerzhaft. Die Folgeerscheinungen wie z.B. die Uveitis (Irisentzündung) mit der Linsenluxation und dem sich anschliessenden Glaukom (grüner Star) und dem daraus resultierenden erhöhten Augeninnendruck führen zu starken Schmerzen für das Tier, so dass jede Form des grauen Stars genau untersucht werden sollte, um festzustellen, ob eine Therapie notwendig ist. Zur genauen Identifizierung eines grauen Stars muss sich die Pupille in vollständiger Weitstellung befinden, was durch geeignete Augentropfen vom Untersucher erreicht wird. Mit Hilfe einer Spaltlampe lassen sich von vorne nach hinten alle Ebenen und Bereiche der Linse in vergrößerter Form darstellen. Damit kann eine exakte Lokalisation der Trübung erfolgen. Bei der Untersuchung sollte stets eine Messung des Augeninnendruckes erfolgen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Der graue Star kann weder mit systemischen Medikamenten (Tabletten oder Injektionen) noch mit lokalen Augensalben oder –tropfen beseitigt oder aufgehalten werden. Auch prophylaktische Maßnahmen stehen nicht zur Verfügung. So bleibt als einzige mögliche Therapie die operative Entfernung der Linse. Ob sich ein am grauen Star erkranktes Hundeauge zur Operation eignet sollte anhand von diversen Voruntersuchungen des Auges, sowie natürlich auch vom Allgemeinzustand des Hundes (Alter, Gesundheitszustand) genauestens abgewägt werden.
Vor einer solchen Operation erfolgt mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung ein genauer Aufschluss über den Zustand der Linse (Lage, Dicke) sowie der Strukturen hinter der getrübten Linse (z.B. eventuelle Missbildungen, Netzhautablösungen, Blutungen im Glaskörper). Ein Elektroretinogramm (ERG) gibt dem Untersucher Auskunft über den Funktionszustand der Nervenzellen der Netzhaut. Es ist vergleichbar mit einem EKG am Herzen.
Nur wenn die Ergebnisse dieser beiden Untersuchungen den Schluss zulassen, dass eine Operation des grauen Stars zu einer Wiederherstellung des Sehvermögens führt, sollte eine solche auch durchgeführt werden. Bei optimalen Voraussetzungen liegen die Erfolgsaussichten einer Kataraktoperation bei ca. 80-95%.
Die Operationsmethode
Die sog. Phakoemulsifikation per Ultraschall wird in den meisten Fällen ambulant durchgeführt, d.h. das Tier kann am selben Tag wieder nach Hause. Eine sich für 2-3 Wo anschließende intensive Betreuung und Medikamentengabe durch den Besitzer ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Operation.
Die mikrochirurgische Linsenentfernung erfolgt unter Inhalationsnarkose bei starker Vergrößerung mittels eines Operationsmikroskopes. Nach einem kleinen Hautschnitt im äußeren Augenwinkel wird die Hornhaut bogenförmig ca. 3 mm weit im oberen Bereich des Auges eröffnet. Die vordere Linsenkapsel wird kreisförmig eröffnet. Der getrübte Linseninhalt wird per Ultraschall zertrümmert und aus dem Kapselsack abgesaugt und die innere Kapselwand anschließend „poliert“. Die Möglichkeit der Implantation einer Kunstlinse (aus Acryl) in den verbleibenden Kapselsack entscheidet sich während der Operation. Hornhaut und Haut werden wieder verschlossen. Die Hautfäden werden nach 2-3 Wo gezogen, die Hornhautfäden verbleiben und werden im Laufe der Zeit resorbiert (aufgelöst). Das frisch operierte Auge ist hochempfindlich und sollte keinerlei Stößen oder ähnlichen Traumata ausgesetzt werden.
Aufgrund der zu lang andauernden Narkose, sowie aus operationstechnischen Gründen wird bei einem beidseitig auftretenden grauen Star zunächst nur ein Auge operiert. Eine merkbare Sehverbesserung tritt bei komplikationsloser Operation und Nachsorge meist innerhalb der ersten 2-3 Tage ein. Die Gefahr von möglichen Komplikationen nach einer Linsenentfernung, wie z.B. Blutungen, Netzhautentzündungen oder -ablösungen, sowie Glaukom, ist zumeist nach einem Zeitraum von 3 Monaten nach der Operation überstanden.
Generell ist die Katarakt eine durchaus erfolgreich zu behandelnde Erkrankung, sofern eine individuelle Beurteilung jedes Patienten mit genauer Untersuchung der übrigen Augenabschnitte vor einer Operation erfolgt. Sofern bei der Voruntersuchung von einer Operation abgesehen wird (z.B. weil keine Sehverbesserung zu erwarten ist), sollte das kataraktöse Auge trotzdem einer halbjährlichen Kontrolle unterzogen werden, um mögliche Folgeerkrankungen zu erkennen und vorzubeugen bzw. zu behandeln.
Quelle: www.augen.de
Verfasser des Beitrages: Fr. Dr. Vera Neun, Tierärztliche Praxis für Augenheilkunde
Aufbau und Funktion der gesunden Linse im Hundeauge
Die Linse setzt sich aus der vorderen und der hinteren Linsenkapsel, der nach innen angrenzenden Rindenschicht und dem im Zentrum befindlichen Kern zusammen. An der vorderen sowie an der hinteren Kapsel befindet sich jeweils eine y-förmige bzw. umgekehrt y-förmige Naht. Diese Nähte bieten dem Tierarzt eine gute Orientierung hinsichtlich der Ebene, in der sich mögliche Linsentrübungen befinden. Die Zusammensetzung der Linse besteht zu etwa 65 % aus Wasser und zu 35 % aus Proteinen. Die Hundelinse hat einen Durchmesser von ca. 9-12 mm und eine Dicke von ca. 6-8 mm. Die stabile Fixation der Linse im inneren Auge wird durch die Zonulafasern gewährleistet, die am Ziliarkörper, einem kleinen, ringförmigen Muskel im Auge, befestigt sind. Die ausgewachsene Linse besitzt keine eigene Blutversorgung und erhält ihre Nährstoffzufuhr (eine wichtige Rolle spielt hierbei Glukose) über das Kammerwasser und den Glaskörper.
Der dichte und regelmäßige Faserverlauf in Rinde und Kern ergibt die notwendige Transparenz der Linse. Somit kann sie ihre Aufgabe, die einfallenden Lichtstrahlen zu brechen und damit ein scharfes Bild auf der Netzhaut entstehen zu lassen, erfüllen. Um Gegenstände in der Nähe scharfzustellen verdickt sich die Linse durch ein Erschlaffen der Zonulafasern und es erfolgt eine stärkere Brechung der Lichtstrahlen. Bei der Ferneinstellung hingegen flacht sich die Linse ab.
Mögliche Ursachen für den grauen Star
Im Allgemeinen kommt die Trübung der Linse durch eine erhöhte Wasseraufnahme mit Aufquellung der dicht geordneten Linsenfasern zustande. Die Quellung der Linsenfasern bewirkt den Verlust der „Ordnung“ innerhalb der Linse und somit auch den Verlust ihrer Transparenz. Im Spätstadium kann sich eine Abnahme des Wassergehaltes (Dehydratation) anschliessen, was jedoch die Durchsichtigkeit der Linse nicht wiederherstellt. Ursachen für die vermehrte Wasseraufnahme der Linse und somit die Ausbildung einer Katarakt sind angeborene Missbildungen, erbliche Gendefekte, Stoffwechselstörungen (z.B. Diabetes mellitus), Toxine, physikalische Einwirkungen (z.B. Strahlung) u.a.. Ebenso können Verletzungen und Entzündungen des vorderen Auges sowie auch erbliche Erkrankungen (z.B. progressive Retinaatrophie (PRA)) und Entzündungen der Netzhaut im hinteren Augenabschnitt zur Linsentrübung führen.
Welche Formen des grauen Stars lassen sich unterscheiden?
Für die Einteilung in die verschiedenen Kataraktformen gibt es zahlreiche Kriterien. Bei dieser Einteilung ist es wichtig zu wissen, dass in nahezu allen Fällen des grauen Stars mehrere Kriterien zutreffen.
1. Reifestadien der Linsentrübung
Ist weniger als etwa 1/8 des Linsenvolumens von einer Trübung betroffen, so spricht man von einer „Cataracta incipiens“.
Lässt sich die Netzhaut bei der Untersuchung in fortgeschritteneren Fällen noch erkennen, so liegt eine unvollständige oder auch unreife bzw. „immature“ Katarakt vor.
Ist die Linse komplett getrübt, so dass der Hund blind ist und für den Untersucher die hinter der Linse befindlichen Augenabschnitte nicht mehr einsehbar sind, so ist der graue Star reif bzw. „matur“. Dem Besitzer fällt eine vollständig weiße Linse auf.
Im weiteren Verlauf beginnt sich das Linseneiweiß aufzulösen, die Linse ist überreif bzw. „hypermatur“. Oft nimmt die Linse dann einen Gelbstich an und/oder erscheint zum Teil glitzernd. Diese Form der Katarakt ist für das Hundeauge sehr gefährlich, da es durch austretendes Linseneiweiß zu schweren Entzündungen der Regenbogenhaut und des Ziliarkörpers (Uveitis) mit Loslösung der Linse (Linsenluxation) und einem sich anschliessenden grünen Star (Glaukom), einer für den Hund sehr schmerzhaften Erkrankung kommen kann.
2. Lokalisation der Trübung
Die Trübung kann in vielfältiger Weise unterschiedliche Bereiche der Linse betreffen: vordere Kapsel, vordere Rindenschicht, Kern, hintere Rindenschicht, hintere Kapsel, vordere und/oder hintere Linsennaht und peripheren Randbereich der Linse (Linsenäquator). So bezeichnet der Ophthalmologe beispielsweise eine sternförmige Trübung der zentralen, hinteren Kapsel als eine „Cataracta capsularis posterior“.
3. Zeitpunkt des Auftretens
Bei einer Trübung vor der 6.-8. Lebenswoche spricht man von einer kongenitalen (angeborenen) Katarakt. Juvenile Trübungen treten nach der 8. Lebenswoche, meist zwischen dem 1. und 5. Lebensjahr auf. Bei älteren Tieren beobachtet man die senile Katarakt, die nicht zu verwechseln ist mit der Nukleusklerose.
4. vererbte ( hereditäre ) Katarakt = häufigste Ursache
Der Vererbungsgang der Katarakt, die auch „HC“ wie „hereditäre Cataract“ genannt wird, ist beim Hund in den meisten Fällen rezessiv. Die vererbte Form tritt meist beidseitig auf und schreitet fort. In den überwiegenden Fällen kommt es im jugendlichen Alter (unter 6 Jahren) zur Ausprägung der Linsentrübung. Die Form des erblich bedingten grauen Stars tritt bei vielen Hundrassen auf, wobei es durchaus rassespezifische Unterschiede in der Ausprägung des grauen Stars gibt ( z.B. Cocker, Retriever, Schnauzer, West Highland White Terrier, Pudel). Natürlich können auch Mischlingshunde an dem erblichen grauen Star erkranken, wenn sie aus einer Anpaarung von zwei Rassehunden mit grauem Star stammen.
5. sekundäre ( konsekutive ) Katarakt
Der Begriff sekundäre Katarakt bezeichnet die Linsentrübung als Folge einer weiteren vorausgegangenen Erkrankung im Auge. Ursächlich kommen eine Reihe von primären Augenerkrankungen in Frage: Starkes Trauma z.B. durch einen Unfall oder eine Verletzung, Degeneration der Netzhaut (z.B. progressive Retinaatrophie, Netzhautentzündung, Netzhautablösung), Entzündungen der Regenbogenhaut (Uveitis), eine Loslösung der Linse aus ihrer Fixation (Linsenluxation) oder ein chronisch erhöhter Augeninnendruck (Glaukom oder grüner Star).6. stoffwechselbedingte ( metabolische ) KataraktBei etwa 60 % aller an einem Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit) erkrankten Hunde kommt es auch zu einer beidseitigen Linsentrübung, welche meist innerhalb kürzester Zeit (2 Wochen) auftritt und schnell fortschreitet. Der erhöhte Zuckergehalt im Kammerwasser lässt auch die Zuckerkonzentration in der Linse ansteigen, dadurch kommt es zu einer vermehrten Wasseraufnahme ins Linseninnere und durch die resultierende Aufquellung verliert die Linse ihre Transparenz.
Was sind die Anzeichen des grauen Stars?
Das wichtigste Symptom, nämlich der Sehverlust, fällt dem Besitzer oft erst auf, wenn beide Augen gleichermaßen fortgeschritten betroffen sind. Dies kann in einer Zeitspanne von 1-2 Wochen, einigen Monaten oder sogar Jahren auftreten. Bei einer einseitig bestehenden, vollständigen Katarakt können die Hunde den Sehverlust recht gut mit dem Partnerauge kompensieren.
Zunächst verfärbt sich die Linse bläulich-weiß; im Endstadium ist sie schneeweiß. Der Besitzer erkennt eine Seheinschränkung in vielen Fällen erst, wenn er sich mit dem Tier in fremder Umgebung aufhält. In vertrauter, häuslicher Umgebung stößt selbst ein vollständig erblindeter Hund in zahlreichen Fällen nirgends an.
In der Regel ist der graue Star für das betroffene Tier nicht schmerzhaft. Die Folgeerscheinungen wie z.B. die Uveitis (Irisentzündung) mit der Linsenluxation und dem sich anschliessenden Glaukom (grüner Star) und dem daraus resultierenden erhöhten Augeninnendruck führen zu starken Schmerzen für das Tier, so dass jede Form des grauen Stars genau untersucht werden sollte, um festzustellen, ob eine Therapie notwendig ist. Zur genauen Identifizierung eines grauen Stars muss sich die Pupille in vollständiger Weitstellung befinden, was durch geeignete Augentropfen vom Untersucher erreicht wird. Mit Hilfe einer Spaltlampe lassen sich von vorne nach hinten alle Ebenen und Bereiche der Linse in vergrößerter Form darstellen. Damit kann eine exakte Lokalisation der Trübung erfolgen. Bei der Untersuchung sollte stets eine Messung des Augeninnendruckes erfolgen.
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Der graue Star kann weder mit systemischen Medikamenten (Tabletten oder Injektionen) noch mit lokalen Augensalben oder –tropfen beseitigt oder aufgehalten werden. Auch prophylaktische Maßnahmen stehen nicht zur Verfügung. So bleibt als einzige mögliche Therapie die operative Entfernung der Linse. Ob sich ein am grauen Star erkranktes Hundeauge zur Operation eignet sollte anhand von diversen Voruntersuchungen des Auges, sowie natürlich auch vom Allgemeinzustand des Hundes (Alter, Gesundheitszustand) genauestens abgewägt werden.
Vor einer solchen Operation erfolgt mit Hilfe einer Ultraschalluntersuchung ein genauer Aufschluss über den Zustand der Linse (Lage, Dicke) sowie der Strukturen hinter der getrübten Linse (z.B. eventuelle Missbildungen, Netzhautablösungen, Blutungen im Glaskörper). Ein Elektroretinogramm (ERG) gibt dem Untersucher Auskunft über den Funktionszustand der Nervenzellen der Netzhaut. Es ist vergleichbar mit einem EKG am Herzen.
Nur wenn die Ergebnisse dieser beiden Untersuchungen den Schluss zulassen, dass eine Operation des grauen Stars zu einer Wiederherstellung des Sehvermögens führt, sollte eine solche auch durchgeführt werden. Bei optimalen Voraussetzungen liegen die Erfolgsaussichten einer Kataraktoperation bei ca. 80-95%.
Die Operationsmethode
Die sog. Phakoemulsifikation per Ultraschall wird in den meisten Fällen ambulant durchgeführt, d.h. das Tier kann am selben Tag wieder nach Hause. Eine sich für 2-3 Wo anschließende intensive Betreuung und Medikamentengabe durch den Besitzer ist eine wichtige Voraussetzung für den Erfolg einer solchen Operation.
Die mikrochirurgische Linsenentfernung erfolgt unter Inhalationsnarkose bei starker Vergrößerung mittels eines Operationsmikroskopes. Nach einem kleinen Hautschnitt im äußeren Augenwinkel wird die Hornhaut bogenförmig ca. 3 mm weit im oberen Bereich des Auges eröffnet. Die vordere Linsenkapsel wird kreisförmig eröffnet. Der getrübte Linseninhalt wird per Ultraschall zertrümmert und aus dem Kapselsack abgesaugt und die innere Kapselwand anschließend „poliert“. Die Möglichkeit der Implantation einer Kunstlinse (aus Acryl) in den verbleibenden Kapselsack entscheidet sich während der Operation. Hornhaut und Haut werden wieder verschlossen. Die Hautfäden werden nach 2-3 Wo gezogen, die Hornhautfäden verbleiben und werden im Laufe der Zeit resorbiert (aufgelöst). Das frisch operierte Auge ist hochempfindlich und sollte keinerlei Stößen oder ähnlichen Traumata ausgesetzt werden.
Aufgrund der zu lang andauernden Narkose, sowie aus operationstechnischen Gründen wird bei einem beidseitig auftretenden grauen Star zunächst nur ein Auge operiert. Eine merkbare Sehverbesserung tritt bei komplikationsloser Operation und Nachsorge meist innerhalb der ersten 2-3 Tage ein. Die Gefahr von möglichen Komplikationen nach einer Linsenentfernung, wie z.B. Blutungen, Netzhautentzündungen oder -ablösungen, sowie Glaukom, ist zumeist nach einem Zeitraum von 3 Monaten nach der Operation überstanden.
Generell ist die Katarakt eine durchaus erfolgreich zu behandelnde Erkrankung, sofern eine individuelle Beurteilung jedes Patienten mit genauer Untersuchung der übrigen Augenabschnitte vor einer Operation erfolgt. Sofern bei der Voruntersuchung von einer Operation abgesehen wird (z.B. weil keine Sehverbesserung zu erwarten ist), sollte das kataraktöse Auge trotzdem einer halbjährlichen Kontrolle unterzogen werden, um mögliche Folgeerkrankungen zu erkennen und vorzubeugen bzw. zu behandeln.
Quelle: www.augen.de