Hund geht auf andere Hunde los

Tagtraum

Erfahrener Benutzer
07. Apr. 2005
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Die Hündin einer Freundin zeigt eine Verhaltensweise, die sie langsam aber sicher nicht mehr ignorieren kann und nun gerne daran arbeiten würde.

Die Hündin ist ursprünglich aus Costa Rica und etwa Dackelgrösse. Sie versteht sich nicht wirklich mit anderen Hunden. Nun hat sie immer mehr angefangen auf andere Hunde loszugehen, so furienmässig, solange diese nicht grösser als so Labbi-Grösse sind. Es zeigt sich wirklich so, dass sie die Hunde sichtet, darauf zusprintet und vermöbelt. Sind die Hunde grösser als Labbi-Grösse und nähern sich ihr, zieht sie den Schwanz ein und gibt höchstens kurz zurück wenn sie zu aufdringlich werden und geht dann weg.

Ich habe ihr gesagt, ich würde da ganz klar dem Hund zeigen, dass er andere Hunde überhaupt nicht anzufallen hat und sie das für den Hund regelt, wenn nötig. Sie hat das aber bereits probiert, hat mit Wasserpistole den Hund daran gehindert loszusprinten. Das klappt aber nur, wenn die Hündin nicht zu weit entfernt ist.

Ich weiss da jetzt auch nicht was ich ihr raten würde, wie man da am Besten arbeitet. Achja, die Freundin selber hat nicht Angst vor anderen Hunden, also ein Beschützen sollte es nicht sein. Die Hündin "fällt" auch meine Hündin Nola an, wenn Nola sich z.B. ihrem Plätzli oder ihrem Futter nähert. Ich kann das Verhalten der Hündin nicht wirklich verstehen, hat da jemand eine Idee?

 
Ferndiagnosen sind ja doof, man sieht ja nicht wie der Hund sich verhält und zeigt.

Wie alt ist den die Hündin? Ist auch nix vorgefallen mit einem anderen Hund. Ist sie Kastriert? Oder vielleicht irgendwo schmerzen?

 
Luna wurde auch langsam zur Zicke und mittlerweile kann es funktionieren, kann aber auch innert Millisekunden explodieren und es räbblet. Deshalb: Flexileine.

Die Hündin wird an unübersichtlichen Stellen (Wald, sonstige Kurven etc) angeleint und nahe gehalten; nicht im Fuss, aber im Umkreis von vlt. 1-3m. Kommt ein anderer Hund, wird die Hündin abgerufen und entweder im Fuss vorbei geführt, oder sie gibt den Befehl 'Sitz' oder 'Platz' und wartet, bis die fremde Hundehalterin gekreuzt hat. Falls ruhig, natürlich nachher ausgiebig loben!
Falls sie auch Leinenaggression zeigen würde, dann muss natürlich auch an dieser gearbeitet werden - in der Ruhe liegt die Kraft!

Wenn sie ihre Hündin dann mit der Zeit unter Kontrolle hat und sich auch die Bindung festigt (man merkt es optisch nicht, ich merke es aber leicht an Lunas Reaktionen in solchen Situationen) kann sie auch beginnen, den Hund nach Absprache am anderen schnuppern zu lassen. Sie sollte schnell merken, ob es funktionieren wird oder ob ihre Hündin wieder zickt - dann Abruf und sonst an der Flexi zurückholen, deshalb NIE bei Begegnungen ableinen! Es ist die Sicherheit, dass du nicht unmittelbar dabei stehen musst, aber trotzdem dadurch bei Eskalation eingreifen könntest.

Ich bin nun sicher schon einige Monate am Trainieren; angemerkt werden muss, dass Mama genau so oft spazieren geht und diese Methode überhaupt nicht trainiert. Früher hatte Luna eine starke Leinenaggression und benahm sich wie Sau. Heute kann ich viel entspannter spazieren gehen, bei Hundesichtung wird sie abgerufen, allenfalls angeleint und wir gehen weiter. Wenn sie zu bellen meint, gebe ich ihr ruhig einen Befehl und wir bleiben am Ort stehen und warten, bis der Andere kreuzt und in dieser Zeit ist Luna im Normalfall ruhig; natürlich gibt es auch schlechte Tage an welchen sie gar nichts mehr kennt, aber dies immer weniger. Meist merke ich Luna an, dass sie schnuppern darf, wenn sie sich eigentlich kaum mehr für den anderen Hund interessiert, sie passiert diesen dann normalerweise ohne jegliche Achtung - vor 2Jahren noch unvorstellbar!! Wenn ich merke, dass sie total angespannt ist, gibt es auch keinen Hundekontakt und so hatten wir seit sicher 0,5-1Jahr keine Kollision mehr auf einem Spaziergang.

Wie gesagt, es wird nicht von heute auf morgen besser, es ist mit viel Arbeit, Konzentration und Geduld verbunden und auch sie wird sicherlich mal am Klippenrand stehen ;) Trotz alledem wird niemand ihr den Stolz eines Fortschrittes nehmen können und glaub mir, sie wird sich fühlen wie die Prinzessin der Welt, wenn eine Kreuzung das erste Mal total ruhig abläuft!! Auch die Hündin wird ihr sicherlich dankbar sein, wenn sie merkt, dass die Halterin die Situation klärt und die Hündin dies nicht übernehmen wird - bei Luna merke ich zumindest die Stressverminderung deutlich an. Viel Geduld und Liebe deiner Kollegin, das wird!

 
Wie alt ist die Hündin? Ist sie in Costa Rica auf der Strasse aufgewachsen? Falls ja, in welchem Alter hat Deine Kollegin den Hund übernommen?

 
Ich weiss das eine Ferndiagnose nicht optimal ist. Ich kann ihr ja auch live Tipps geben, nur ist mir das Verhalten noch eher suspekt, das ein Hund so drauflosgeht. Normalerweise ist das Leinenkläffen u.ä. meist aus Gründen von Unsicherheit des Hundes, aber bei der Hündin geht es für mich eher richtung Dominanz, wenn man das so bezeichnen kann.

Die Hündin ist so 5-6 Jahre alt, wurde als Welpe übernommen, muss nochmal fragen unter welchen Umständen genau.

Grundsätzlich also mal versuchen, die Situationen zu verhindern, indem man voraussichtig spazieren (und ausreiten) geht und den Hund möglichst bevor dieser den anderen Hund sieht unter Kontrolle bringt (anleinen).

Edit: Habe mich gerade nochmal bisschen umgeschaut im Internet. Könnte wohl auch sein dass sie in Ihrem jungen Leben gelernt hat, dass Angriff die beste Verteidigung ist, und nun diese Strategie nach und nach ausbaut. Wird wohl noch recht schwierig der Hündin dann zu zeigen, dass mans auch anders machen kann.

 
mit anleinen alleine wird es nicht getan sein. das anleinen heisst led. den hund sichern.
sie sollte jedoch ganz gezielt an hundebegegnungen üben und ihr hierbei lernen, dass sie der hündin gezielt die verantwortung abnimmt.
zb indem sie sie (vor fixieren des anderen) hinter sich führt, oder richtungswechsel vornimmt etc...

 
Hätte dir jetzt das gleiche geraten wie Andi schon geschrieben hat!

Oder vielleicht wäre es gut sie würde dies mit einem Trainer in einer Einzelstunde anschauen.

 
Mit Dominanz hat das gar nichts zu tun.

Wahrscheinlich ist das ein Hund, welcher von anderen Hunden eine grössere Individualdistanz einforderte aufgrund mangelnder Prägung. Vielleicht wurde die Hündin dann aber doch zu oft von fremden Hunden bedrängt, sodass sie den Angriff auf diese als einzige Möglichkeit sah. Mit diesen Angriffen hatte sie wahrscheinlich Erfolg und ihr Ziel somit erreicht. Und so steigerte sie sich in das Verhalten hinein und baute es immer mehr aus.

Mit diesem Hund muss sicher ganz dringend gearbeitet werden und zwar mit einem gut ausgebildeten Hundetrainer/in.
Aufjedenfall von jetzt an sie nie mehr Erfolg haben lassen mit den Angriffen. So wird es nur noch schwieriger.

LG
Nikit

 
Dominanz ist vielleicht das falsche Wort, ich meine damit eher dass die Hündin die Hundeführerin nicht voll als Chef akzeptiert, weil diese ihr die nötige Sicherheit in Hundebegegnungen nicht gewährleistet. Die Hündin muss das also selber übernehmen. Ich finde eh dass Hunde nicht dominant sind als Charakterzug, sondern eher weil deren Mensch zu wenig konsequent ist und für den Hund nicht zuverlässig und verlässlich ist. Was sollen sie auch anders tun als alles selbst zu regeln (oder teilweise)?

Apropos Individualdistanz. Meine Hündin Nola hält eine recht grosse Distanz zu der Hündin ein und geht ihr aus dem Weg. Hat sie demfall quasi verstanden, dass die Hündin Nähe nicht möchte und verhält sich dementsprechend. Nola versucht nämlich wenn immer möglich Stress aus dem Weg zu gehen - denke so sollte es eigentlich auch sein idealerweise.

Trainer-Einzelstunde(-n) wären meiner Meinung nach auch angebracht, ich weiss aber nicht ob sie dazu bereit ist, und ich weiss aus Erfahrung, dass eine einzelne Stunde nicht allzuviel bringt.

Merci schonmal für die Hilfe. Finde es immer spannend verschiedene Interpretationen und Ideen zu hören, da kann man dann das beobachtete nochmal durchdenken und kommt schonmal zu mehr Ergebnissen. Muss dann auch noch meine Hundetrainerinnen fragen, was die davon halten. Und ich hoffe ich kann die Freundin dazu bringen, mal eine Trainerin zu Rate zu ziehen.

 
Falls er ein ehemaliger Strassenhund ist dann ist der Fall klar. Du schreibst er fällt Nola an wenn sie sich seinem Futter oder Liegeplatz nähert, das würde mich nicht überraschen....das sind seine Resourcen.

Ist er kein ehemaliger Strassenhund und hat dieses Verhalten erst im Erwachsenenalter entwickelt könnte es folgende Gründe haben; Angst (es gab ein Vorfall mit anderem Hund), Unsicherheit (seine Rudelführerin "fördert" das Verhalten unbewusst) oder Schmerzen. Ich würde ihn zuallererst vom Tierarzt durchchecken lassen. Vielleicht hat er irgendwo Schmerzen am Kopf, Wirbelsäule, etc. und hat Angst dass ihm ein anderer Hund zu nahe kommt. Ich hatte mal so einen Fall wo ein Dackel wegen eines Hirntumores mit 6 Jahren plötzlich sehr aggressiv wurde. An dem wurde herumtherapiert bis dann Jemand mal draufkahm organisch zu suchen...

Viel Glück!