Hygiene bei Vet-OPs?

labinchen

Erfahrene Benutzerin
04. Mai 2011
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Nicht aus aktuellem oder vergangenem Anlass sondern rein interessehalber folgende Frage:

Wie verhält es sich eigentlich mit den Hygienemassnahmen bei Operationen an Hunden?
Trägt man da auch OP-Schürzen, Mundschutz, Handschuhe?
Oder nur teilweise, je nachdem wie infektanfällig der Eingriff oder wie infektiös der Patient ist?

 
Ich war mal eine Woche beim TA schnuppern (allerdings vor 16 Jahren), da kam es auf die OP drauf an. Bei meinem TA kommts auch auf die OP an. Bei Gelenksachen sollte jeder TA die "Vollmontur" tragen, bei Abszessen oder ähnlichem langen Handschuhe. Bei einer Kastra wird wahrscheinlich auch "nur" Mantel und Handschuhe getragen oder nur Handschuhe.
In einer Tierklinik wirds aber sicher nochmals anders gehandhabt, als beim TA in der Praxis, denke ich.

Aber hier hats ja viele Profis, die wissen das sicher viel genauer.

 
Hey
Also bei einer grossen Klinik geht es schon sehr steril zu. Man hat einen Vorbereitungsraum in dem das Tier in die Narkose gelegt und der zu operierende Teil geschärt, gewaschen und Desinfiziert wird. Auch bekommen die Tiere je nach Operation auch Präoperativ Antibiotikum. In den grösseren Kliniken hat es meistens zwei operationssääle, einer für Bauchops, Tumore oder andere Sachen wie Augenops oder so. Der andere ist nur für Gelenkssachen und Brüche reserviert. Wenn ein spezieller OP kommt wie ein künstliches Hüftgelenk wird der OP am Vortag noch extra desinfiziert. Der Chirurg in der Klinik trägt bei einfachen OPs sicher Mundschutz und sterile Handschuhe zum Bsp. bei einem Rüden kastration. Bei einer Kastration bei der Hündin, Brüche und Gelenksachen tragen sie immer Vollmontur. Auch wird das ganze Tier mit sterlien Tücher abgedeckt.Bei einem Abszess der eh infiziert ist hat man meisten unsterile Handschuhe an damit man nicht direkt in die Sosse greift :escape:
In einer Praxis kann man meistens nicht so steril arbeiten wie in einer Klinik schon alleine wegen den Platzgründen. Dort ist meistens ein Raum Vorbereitung und Operationssaal in einem. Aber ich finde die Tiere sind nicht so extrem anfällig wie wir Menschen und meistens hat man ja in einer Praxis nicht komplizierte Operationen und somit reicht die Hygiene dort ohne Probleme aus.

 
Das hab ich mich auch schon des öfteren gefragt.
Letzte Woche kam mein Freund von der Arbeit nach Hause und erzählte, dass er als Heizungsmonteur in einer TA Praxis eine Reparatur vornehmen sollte. Er musste dafür durch den OP Raum in dem ein Mops in Narkose lag und bereits geöffnet war. Vermute eine Kastra. Er fragte noch ob er wirklich durch soll da er doch Arbeiter Kleidung an hatte. Der TA meinte es sei kein Problem. Also lief er durch und hat im Nebenraum seine Arbeit getan.
Da frag ich mich schon ob dies mit Rechten Dingen zu geht ?(

 
Nun ja das ist natürlich nicht so optimal aber wie gesagt, darum bekommen die meisten Tiere vor der Op und nach der Op Antibiotikum. Bekommen wir Menschen ja auch.Der Bauchraum des Hundes ist nicht sehr anfällig oder empfindlich also macht es eigentlich nichts aus wenn dein Freund nur durchgelaufen ist. Das wichtigste ist das steril abgedeckt wird,steriles Besteck verwendet wird und der Tierarzt entsprechend gekleidet ist. Ich war mal bei einem Grosstierarzt, da wird zum Teil je nach Notfall im Stall operiert oder auf der Weide kastriert und es gab nie eine spätere Infektion. Aber ich denke die Grosstiere sind einmal mehr robuster als das Kleintier.

 
Es macht einfach ein ungutes Gefühl, wenn man weiss ein Hund liegt auf dem OP Tisch und es laufen Arbeiter dran vorbei die Schmutz und Staub an der Kleidung haben. Ich möchte dem TA auch nichts unterstellen. Der wird hoffentlich wissen was er tut. Aber da ich es ja nur von Menschen kenne und wie steril alles sein muss überträgt man dies einfach auf die Tiere. Man möchte ja nur das Beste für unsere Haustiere :ugly:

 
ja ich finde es auch nicht optimal wenn noch Arbeiter durchlaufen aber das war hoffentlich eine Ausnahme. Denn ich finde auch in einer Praxis sollte man so optimal wie möglich steril arbeiten. Aber ich bin immer wieder erstaunt wieviel es vertragen kann aber sicher nicht herausfordern sollte. Da ich auf diesem Beruf schaffe bin ich extrem pingelig und ich gebe mir auch immer sehr Mühe bei den Tieren die uns die Kunden anvertrauen. Den die Leute bezahlen für eine gute Arbeit und wir haben eine grosse Verantwortung gegenüber dem Tier und Menschen. Den die meisten Tiere sind ja vollwertige Familienmitglieder.

 
Ich kann nur vom "Menschen OP's" mit Gewissheit reden. Gemäss Studien könnte man da auch mit den Hausschuhen in den OP, ohne Mundschutz arbeiten, solange die Hygieneregeln eingehalten werden. Wird zum Beispiel in Australien gemacht. Gerade beim Mundschutz ist es so, dass die nach 2-3 Std. nicht mehr als "dicht" gelten. Also müsste man diesen bei längeren OP's wechseln, wird aber nicht gemacht.

 
Also ich studiere ja vet-medizin und kanns daher erklären, wie es sein sollte :)

Es gibt sterile (mit gelenken, schwierige und grössere operationen) und nicht-sterile operationen. Bei den sterilen wird vollmontour getragen, genau wie bei den menschen. Sie findet auch in einem separaten raum statt und nur narkose-tpa auch mit vollmontour darf da rein.

Die nicht-sterilen (z.b. kastrationen) sind in einem raum meistens zwei. Da werden normaler kittel, mundschutz und handschuhe getragen.

Habt ihr noch fragen?

 
@unolino: ich habe meine lehre als tpa im TS bern gemacht und ich denke das man es nicht vergleichen kann wie es in einer praxis läuft, dass ist eine andere welt. Sorry wegen rechtsschreibung schreibe vom natel aus

 
spannendes thema. ich finde es nicht gut, das der arzt einen monteur hat durch den op. laufen lassen.
es gibt doch sicher auch hunde, die sensibler sindals die anderen.

mein mann arbeiet oft in ops. und macht dort die boden und wandbeläge.
er staunt immer wieder, wie ecklig, schimmlig etc. dort alles ist.

 
Tja da gibts gaanz verschiedene Szenarien... Ich habe jedenfalls schon viel erlebt.

Z.B. Operation beim Schwein/Kuh --> meist wird geschoren (ausser Schwein). Dann wird oft nur mit Wasser gewaschen, wenns hochkommt noch Alk drüber gegossen oder wenns ganz gut gemacht wird ein wenig eingeseift. Der "Chirurge" trägt oft keine(!) Handschuhe, hat sich auch vorher nicht richtig eingewaschen. Mundschutz; kann man das essen ^^? Und das Besteck wird meist nur ein paar Mal pro Jahr sterilisiert, es wird nach der OP nur schnell abgewaschen... So holt man Kälber per Kaiserschnitt, operiert Kryptorchide, Nabelbrüche u.s.w. im Stall.

Z.B. Kater/Kätzin und manchmal auch Rüdenkastra: viele TÄ nehmen keine Handschuhe!! Und bei vielen TÄ habe ich schon gesehen, dass mit 1 Besteck den ganzen Nami Kätzinnen von verschiedenen Besitzern kastriert werden. Eine Sauerei wie ich finde!

Klar, bei GelenkOps wird besser geschaut. Aber AbdomenOPs beim Tier, da verträgts mega viel! In den 2 Betrieben, in denen ich jetzt arbeite, ist aber alles sehr sauber und gründlich. Mir persönlich passt das besser. Aber es sollte auch kein zu grosses Gschiss gemacht werden. Es gibt einfach auch riesige Abfallberge, wenn man sich immer lege artis in Vollmontur schmeisst, z.B. für eine Kastration! Viel wichtiger ist dass man sauber arbeitet, keine unsterilen Flächen berührt und für jedes Tier ein sauberes Besteck nimmt. Einen unsauberen Chirurgen und eine schlechte OP-Technik können auch mit einer guten Sterilität nicht wettgemacht werden!

Ich finde zudem, dass man vermutlich auch bei den oft Menschen ein zu grosses Gschiss macht. MMn entstanden die ganzen Hospitalismuskeime eher durch zu häufiges Desinfizieren (aber dafür in zu niedriger Dosierung)... Die Natur ist sehr grosszügig und hilft meist sehr gut mit bei der Wundheilung/Infektionsbekämpfung u.s.w.! Hygienisch ja; übertreiben nein!

 
@Romaine da wird mir grad schlecht, wen ich das lese.
sicher ist übertreiben nicht gut, jedoch beim menschen sollte man schon schauen.
ich habe eine immunschwäche und habe schon ettliche infektionen aus ops. mitgenommen.
danke für deine info. ist aber schon spannend zu lesen, wie unteschiedlich das so läuft.

 
Ja! Klar muss man schauen. Und v.a. wenn jemand eine Immunschwäche hat erst recht. Aber ich finde einfach diese Hyper-Pseudo-Sterilität ist mitunter ein Grund für die Hospitalismuskeime. Das sind die multiresistenten Keime, die man nicht mehr loskriegt. Die können aber nur multiresistent werden, wenn sie viele Desinfektionsmittel und Antibiotika kennenlernen, diese aber in zu geringer Konzentration und Behandlungsdauer um die Keime zu töten. Einzelne überleben das Ganze, passen ihre Genetik an und geben diese Resistenz an ihre "Kinder" weiter...

Wie gesagt: saubere Umgebung, scheren, waschen des Patienten, abdecken. Sauberes Besteck, sauberer Chirurge und gute Technik und auch wichtig: kurze Operationsdauer; et voilà. Hingegen immer Vollmontur anziehen, jeden Abend den OP total (pseudo-)Desinfizieren ist von mir aus gesehen unnötig; zumal wenn der Chirurge dann pfuscht! Da hilft alles Desinfizieren nix.

 
Sehr interessant zu lesen!

Ich frage das nächste mal meine TÄ, wie sie das handhabt. Jedoch ist ihre Praxis recht gross, mit mehreren Räumen und so wie ich das gesehen habe, operiert sie in einem anderen Raum, als sie untersucht oder das Tier vorbereitet wird. Sterilisations-Maschinen habe ich auch gesehen.

Sie zieht auch bei jedem Untersuch Handschuhe an, ist mir jetzt beim Nachdenken in den Sinn gekommen.

Aber es hat schon was, von den Menschen-Spitälern hab ich schon gehört, dass da Keime rumschwirren, welche sehr resistent sind und immer weiter geschleppt werden. Meine Mama hat auch solche Patienten, die sich im Spital solche Keime geholt haben, die sind in "Einzelhaft" in der Reha und die Pflegenden müssen sich stets steril einkleiden von Kopf bis Fuss, auch um sich selber zu schützen natürlich.

 
ich habe sowohl beim pferdearzt, wie auch in einer kleintierpraxis gearbeitet. bei den kleintieren habe ich ein höchstmass an sterilem arbeiten kennengelernt. da wurde z.b. sogar der ops bei gelenksoperationen geschlossen und keiner kam rein oder raus.
ganz anders bei den pferden. vor allem bei den kastrationen wurde entweder draussen auf dem rasen oder in der box (mit stroh eingestreut) operiert. mit handschuhen, ops-feld gut gereinigt, besteck nach jeder op sterilisiert. natürlich muss man dabei noch erwähnen, dass "nur" der hodensack geöffnet wird und nicht der bauchraum oder ein gelenk. entzündungen habe ich trotz relativ unsauberer verhältnisse nie gesehen. darum würde ich sagen, ist es in ordnung. wichtig ist ja nicht, wie sehr man alles steril hält, sondern dass es verhältnismässig stimmt und keine infektionen durch unsauberes arbeiten entstehen.

 
Ich hab ganz ehrlich mehr Angst vor einer Infektion bei mir, wenn ich ins Krankenhaus muss um irgendwas operiern zu lassen als beim Hund. Gerade eben wegen diesen resistenten Krankenhauskeimen