Kampfkühe - eure Meinung?

Disthen

Mitglied
26. Jan. 2009
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Hallo zusammen!

Heute Morgen bin ich in der Presse über einen Artikel gestossen, dass Kampfkühe bei einem Stallbrand ums Leben gekommen sind. Dabei hab ich mir die Frage gestellt, wieso lässt man Kühe gegeneinander kämpfen? Wieso hält man sich 12 Kampfkühe. Kann man die überhaupt im Verbund Weiden lassen, ohne dass sie immer Stress miteinander haben?

Klar Rangordnungskämpfe sind in Herden normal, aber irgendwann kehrt Ruhe ein und die Sache ist geklärt. Aber explizite "Anführer-Typen" aufeinander loslassen zur Belustigungt? Alle regen sich auf wegen Stierkämpfen oder Hundekämpfe wurden verboten. Wieso sind Kuhkämpfe okay? Vielleicht habe ich auch einfach falsche Vorstellungen oder mir fehlt Wissen? ?(

Weiss darüber jemand mehr? Hat das jemand schon mal live gesehen?

Hier noch ein Link von Wikipedia: Kuhkampf

Lg Disthen

 
Ich hab dazu viel zu wenig Hintergrundwissen. Ich habs auch noch nie live gesehen und ich möchte das auch nicht.
Allerdings muss man dazu sagen, dass angeblich die Kühe sich nur selten verletzen, immerhin das. Nichtsdestotrotz finde ich solche "Sportarten" absolut unnötig.

 
So wie ich das verstanden habe (man darf mich gerne korrigieren) handelt es sich bei den Kämpfen der Kampfkühe um reine Rangordnungskämpfe, die sie sowieso austragen würden, wenn die Kühe verschiedener Ställe zusammen auf die Alp gehen. Man hat daraus halt einfach ein Volksfest gemacht. Von dem her, und wenn das so stimmt, dann finde ich das nicht weiter schlimm. Stress für die Tiere ist es sicher, aber ich denke den gibt es sowieso wenn sie am Anfang zusammen auf die Weide kommen, auch ohne Volksfest.

 
Auf der Weide können sie es sich aussuchen und / oder ausweichen. Im Ring ist das nicht möglich.

 
Ich nehme an es geht um die Ehringer-Kämpfe oder?

Vom Schweizer Tierschutzgesetzt sind diese Kämpfe erlaubt, sonstige Kämpfe aber verboten. Dies deshalb, weil sich die Tiere dabei nicht verletzten und es wie ihr gesagt habt den natürlichen Rangordnungskämpfen der Ehringer-Kühe entspricht. Soviel ich weiss aus der Tierschutz-Vorlesung, wird jede Kuh nur 1x mit einer anderen für den Kampf zusammengebracht. Danach ist die Rangordnung geklärt und sie kämpfen nicht mehr.


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Auf der Weide können sie es sich aussuchen und / oder ausweichen. Im Ring ist das nicht möglich.
Es kommt, soviel mir ist, durchaus auch vor dass eine Kuh nicht kämpfen will. Dann wird das akzeptiert, auch von der Gegnerkuh. Die Tiere haben ja im Normalfall ein gesundes Sozialverhalten (zu dem die Rangordnungskämpfe auch dazu gehören) und sie gehen nicht einfach grundlos und zum Spass aufeinander los, wenn sie erkennen dass sich das Gegenüber kampflos ergibt.

 
Wenn das wirklich von allen Besitzern akzeptiert wird und nicht unnatürlich gefördert wird, dann ist es natürlich anders. Für mich haben solche Veranstaltungen einfach einen komischen Beigeschmack. Sobald der Mensch dahinter steht, kommt der menschliche Ehrgeiz und der ist nicht immer FÜR die Tiere...

 
Ich bin im allgemeinen kein Fan von Volksfesten, an denen Tiere zur Belustigung der Menschen irgendetwas tun müssen. So viele Menschen sind alleine schon stress.

Es kommt hier natürlich immer auf die Ausführung drauf an. Ich denke, die Kuhkämpfe sind schon nicht in den gleichen Topf zu stecken wir Stier- oder Hundekämpfe. Die Kühe werden ja getrennt, sobald eine etwas nachgibt. Ob's jetzt unbedingt nötig ist, die Kühe ihre Rangordnung in einer Arena voller johlender Menschen austragen zu lassen? Es hat halt eine grosse kulturelle Verankerung, besonders im Wallis (nicht, dass Tradition alles rechtfertigen soll)

Es gibt sicher stressfreiere Varianten Kuhherden zusammen zu führen, aber immerhin kommen diese Kühe auf die Alp und können sich nach herzenslust bewegen und sehen die Sonne. Da finde ich überzüchtete Milchmaschinen in dunklen Ställen weitaus schlimmer als einen oder zwei Tage stress im Jahr zur menschlichen Belustigung und Traditionserhalt.

 
Ich habe es schon oft gesehen und gehe sehr gerne hin. Ich finde nicht dass die Kühe gestresst sind. Sie werden zueinander hingelenkt, wenn eine nicht kämpfen will, hat sie schon "verloren". Sie sehen ganz genau, ob sie eine Chance gegen die andere haben oder nicht. Gezwungen dazu wird keine. Im Frühling beim ersten richtigen Weidegang kämpfen sie auch untereinander, aber "kämpfen" ist da relativ. Sie senken den Kopf, verhaken die Hörner und stossen. Die, welche weicht hat verloren und die Rangordnung ist geregelt.

Ich habe Herrn Prof. Steiger in der Tierschutzvolesung darauf angesprochen was er davon hält (er ist ein passionierter Tierschützer) und er gab zu selbst ein Fan zu sein.

Die Kühe durchlaufen kein Training, die tun das seit Jahrhunderten einfach so. Das einzig tierschutzrelevante ist, dass sie viiiiel zu dick sind. Und dadurch bekommt man sie kaum trächtig. Und eine nicht tragende Kuh darf nicht kämpfen.

Die Besitzer halten diese Kühe wie Haustiere, bürsten und massieren sie und die Kühe laufen ihnen nach wie Hunde. Es ist ein sehr teures Hobby und die Kühe sind ihnen extrem viel wert. Eine durchschnittliche Eringerkuh kostet um die 15'000; eine Königin x-fach mehr.

 
@ romaine

danke für die super erklärung! ich will auch schon lange mal an die kuhkämpfe gehen, nur leider liegt das wallis nicht gerade am weg :(


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Gab doch einmal bei Bauer ledig sucht ein Walliser Bauer mit sogennantem Kampfkühen.Dem waren die Kühe wertvoller als die Frauen...

 
Ja genau dieser Trottel. Der war eine Schande für uns Walliser und hat ja ach so schön jedes Klischee verkörpert :wall:

 
Gab doch einmal bei Bauer ledig sucht ein Walliser Bauer mit sogennantem Kampfkühen.Dem waren die Kühe wertvoller als die Frauen...
Ja, dessen Kühe waren wirklich wunderschön und richtig verhätschelt :D (aber er ein Depp;-))

 
Gab doch einmal bei Bauer ledig sucht ein Walliser Bauer mit sogennantem Kampfkühen.Dem waren die Kühe wertvoller als die Frauen...
Der kam mir auch gleich in dem Sinn :D

Ich hab das schon Live gesehen u d wie Romaine es beschreibt abslout nichts schlimmes. Die Tiere waren nicht gestresst und es gab auch nie verletzungen.

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Ich habe es schon oft gesehen und gehe sehr gerne hin. Ich finde nicht dass die Kühe gestresst sind. Sie werden zueinander hingelenkt, wenn eine nicht kämpfen will, hat sie schon "verloren". Sie sehen ganz genau, ob sie eine Chance gegen die andere haben oder nicht. Gezwungen dazu wird keine. Im Frühling beim ersten richtigen Weidegang kämpfen sie auch untereinander, aber "kämpfen" ist da relativ. Sie senken den Kopf, verhaken die Hörner und stossen. Die, welche weicht hat verloren und die Rangordnung ist geregelt.

Ich habe Herrn Prof. Steiger in der Tierschutzvolesung darauf angesprochen was er davon hält (er ist ein passionierter Tierschützer) und er gab zu selbst ein Fan zu sein.

Die Kühe durchlaufen kein Training, die tun das seit Jahrhunderten einfach so. Das einzig tierschutzrelevante ist, dass sie viiiiel zu dick sind. Und dadurch bekommt man sie kaum trächtig. Und eine nicht tragende Kuh darf nicht kämpfen.

Die Besitzer halten diese Kühe wie Haustiere, bürsten und massieren sie und die Kühe laufen ihnen nach wie Hunde. Es ist ein sehr teures Hobby und die Kühe sind ihnen extrem viel wert. Eine durchschnittliche Eringerkuh kostet um die 15'000; eine Königin x-fach mehr.
Danke für die tolle Erklärung :thumbsup:

Wenn das so ist finde ich auch nichts verwerfliches dran.

 
Die Frage ist sicher auch, was ist mit Traditionen? Sollen sie weitergepflegt werden oder nicht. Ich persönlich kannte diese Kuhkämpfe gar nicht und hab mir sonst was Schlimmes darunter vorgestellt. Bis ich das dann mal live gesehen habe. Allerdings nicht an einem Volksfest, sondern vor dem Alpauftrieb. Denn dort kommt so ein "Kampf" ja unweigerlich auch vor, da verschiedene Tiere aus versch. Ställen zusammen auf eine Alp gehen.
Ich fand es sehr eindrücklich wie schnell die Kühe wussten, wenn ein Artgenosse gar kein Interesse hat auf Stress...Ehrlich gesagt, vielen Menschen fehlt solches Feingespür.

Solange die Tiere nicht gezwungen werden, nicht verletzt werden oder sonst wie beeinträchtigt werden finde ich solche Traditionen sehr schön. Vorallem für uns Nichtschweizer :)

Gruss Wendy

 
Hier noch eine "Rechtfertigung" des Walliser Eringerzuchtbereins, warum sie an der Expo 2002 nicht teilnehmen wollten: (finde ich sehr fair den Tieren gegenüber)
Der Zuchtverband hat aus folgenden Gründen entschieden, für diesen Anlass nicht das Patronat zu übernehmen:

a. Die Ringkuhkämpfe sind Teil einer Kultur im Wallis und lassen sich seiner Meinung nach nicht exportieren. Die Tiere sind nicht Gegenstände, die nach Lust und Laune gebraucht und verschoben werden können. Widerspricht der Transport über eine lange Distanz, ausserhalb jeglichen bäuerlichen Kontextes, und dies erst noch kurz vor den Alpauffahrten, nicht dem Respekt, der den Tieren entgegengebracht werden sollte ?

b. Die Ringkuhkämpfe sollten in einer bäuerlichen und sowohl für die Tiere wie auch für deren
Besitzer gewohnten Umgebung ausgetragen werden. Unsere Ringkühe sind keine Zirkustiere und sollen nicht wie früher die Bären auf den Marktplätzen zur Schau gestellt werden.

c. Das vorgesehene Datum (2. Juni 2002) kurz nach dem kantonalen Ringkuhkampf ist nicht glücklich gewählt. Zu dieser Zeit werden die Alpaufzüge vorbereitet und die Kühe befinden sich auf den Maiensässen.

d. Bisher « exportierte » Ringkuhkämpfe lieferten bis heute selten unvergessliche Duelle. Und sollte kein grosses Spektakel geliefert werden können, droht unserer Rasse ein Imageverlust.

e. Zudem stellt sich die Frage, ob ein Publikum, das wenig Kenntnisse über die Rasse und deren Verhalten besitzt, solche Veranstaltungen richtig zu werten weiss. Der Verband war sich bewusst, dass der auf diesen Gründen basierende Entscheid nicht überall Anklang
findet. Allerdings hat er nicht erwartet, dass die Verantwortlichen in der Boulevardpresse namentlich angegriffen werden. Verstehe das wer will !
Der Verband entschied sich für den Weg der Glaubwürdigkeit und des Respekts gegenüber den Tieren und gegen die Profitgier. Und daran will er festhalten. Darf man ihm das verübeln? Welche in diesem Entscheid ein Mangel an Öffnung sehen, denen sei erwidert, dass diese Öffnung nicht zum Verlust der eigener Identität führen sollte.


Trächtig müssen sie nach Reglement sein. keine Ahnung warum, aber sie müssen per Ultraschall oder manuell von einem TA als trächtig nachgewiesen werden. Es werden dazu auch Kontrollen durchgeführt an den Wettkämpfen. Vielleicht ist es wegen der Chancengleichheit? Keine Ahnung. Aber die Tiere trächtig zu kriegen ist eine Kunst für sich, da sie so dick sind und meist dadurch hormonelle Imbalancen haben.


Hier noch das Programm 2013 falls sich jemand dafür mehr interessiert


Programm der Ringkuhkämpfe 2013

24. März - Aproz VZG Grône
1. April - Raron/Goler VZG Leuk
7. April - Raron/Goler VZG Visp / Brig
14. April - Grimisuat VZG Grimisuat
20-21. April - Orsières VZG Entremont
28. April - Les Haudères VZG La Sage
4.-5. Mai - Aproz Kantonales Finale / VZG Lens-Icogne
4. August - Anzère VZG Ayent
11. August - Leukerbad VZG Dala
22. September - Raron/Goler VZG Dala
29. September - Martigny (Foire VS) VZG Martigny

 
Wow, da haben wir ja Kenner unter uns! :D Herzlichen Dank für die Infos.

Für mich steht einfach noch so die Überlegung im Kopf, wenn man die Kühe zusammengewürfelt auf die Weide lässt, ist es ja klar, dass es Rangordnungskämpfe gibt. Nur ist das ja dann charakterlich eine buntgemischte Truppe. Also da hat es nennen wir sie jetzt mal Alphatierli darunter, Möchtegerne und Mitläufer. Bei solchen Kuhkämpfen bringen ja wohl dann eher alle Bauern ihre Alphatierli mit, die dann auch eine Chance haben zu gewinnen. Entsprechend ist es dann halt nicht mehr sooo natürlich.

 
Also ich kenne viele Eringerzüchter, und jede Kuh ist für den Bauern ein Schätzchen ... schon von klein auf werden die Tiere mit viel Liebe und Sorgfalt umsorgt...
Ich bin schon mal mit dem Chef als Veranstaltungtierarzt an so einen Kampf gegangen und die Bauern waren sooo glücklich und stolz auf die Tiere...
Es gibt ab und zu mal eine Augenverletzung oder ein Hornstoss....aber das gibts auch bei "normalen" Kühen. Auch auf der Weide kanns mal zu Verletzungen kommen... Ich seh immer mit viel Respekt und Freude den Tieren zu. Besonders freut mich, wenn ein Schützling von unserer Praxis einen Preis abstaubt. Also ich freu mich schon wieder riesig auf die Kampfsaison..
Werde dieses Jahr mal wieder eine grosse Veranstaltung gucken gehen....