Die Haut ist das flächenmässig grösste Organ des Pferdes. Zugleich erkranken Pferde besonders häufig an Störungen der Haut und benachbarter Gewebe. Daher sollen aus der Vielfalt der Hauterkrankungen die häufigsten hier nachfolgend besprochen werden.
Dr. med vet. Jürgen Bartz
Man kann die Hautkrankheiten des Pferdes überschlägig einteilen nach deren Ursachen: Sie können infektiöser und nicht-infektiöser Herkunft sein.
An den infektiös bedingten Hautproblemen sind Viren, Bakterien und Pilze beteiligt. Die nicht-infektiösen Hautkrankheiten sind angeboren, werden durch falsche Fütterung ausgelöst oder sie sind allergischen Ursprungs.
Parasitäre Hauterkrankungen
Im Vergleich zu früheren Zeiten treten Hautparasiten bei Pferden heute seltener auf. Das liegt an der höheren Hygiene, gesünderen Ställen mit geringerer Besatzdichte und einer besseren Fütterung, die die Immunabwehr des Pferdes stärkt und damit den Parasiten geringere Chancen bietet. Gelegentlich beobachtet werden Räudemilben. Sie befallen vor allem kranke und geschwächte Pferde. Räudemilben sitzen im Haarkleid an den Beinen (Chorioptesräude), im Kopfbereich (Sarcoptesräude), in der gesamten Mähne, am Hals und an der Schweifrübe (Psoroptesräude) oder auf dem Fell des ganzen Körpers (Demodexräude). Räudemilben bohren sich in die Haut und ernähren sich von Blut und Lymphe. Läuse und Haarlinge hingegen leben im Langhaar des Pferdes und saugen ebenfalls Blut oder ernähren sich nur von losen Hautschuppen.
Symptome und Therapie
Je nach Lokalisation der Parasiten und ihrem Sitz auf oder in der Haut tritt Juckreiz unterschiedlicher Intensität auf. Die Pferde scheuern sich an Mähne, Schweif und Fesselbehang. Milbenbefall im Beinbereich löst oft nässende Entzündungen mit verklebtem Fell aus.
Therapie: Die Diagnose und Behandlung kann nur durch den Tierarzt durchgeführt werden. Solche Hautparasiten, die Blut oder Lymphe saugen, können mit innerlich zu verabreichenden Medikamenten (z.B. dem Entwurmungsmittel Ivermectin) elegant behandelt werden. Für andere Parasitengruppen sind äusserlich anzuwendende Medikamente erforderlich. (Kasten Ende)
Schmerzhafte Mauke
Mauke ist eine ekzemartige Entzündung der Haut in der Fesselbeuge. Bei zu später Behandlung oder einem Misserfolg in der Therapie dehnt sich die Entzündung nicht selten bis zum Mittelfuss aus.
Symptome: Typische Symptome sind Rötung und Juckreiz. Bei Pferden mit starkem Fesselbehang werden die ersten Anzeichen aber leicht übersehen. In der weiteren Folge der Erkrankung wird die Entzündung nässend, es bilden sich Krusten, Eiterbakterien können Haut und Bindegewebe befallen. Spätestens in diesem Stadium wird die Mauke zumeist erkannt und behandelt. Bei weiterer Vernachlässigung können ganze Gewebebezirke absterben. Andere Teile der Hautoberfläche wuchern warzenartig und erhalten ein kraterähnliches Aussehen. Der Schmerz ist dann für das Pferd erheblich. Dann muss die Behandlung sogar chirurgisch erfolgen; es bleiben unschöne Narben zurück. Durch die Krustenbildung und deren dauerndes Einreissen entsteht ein Bewegungsschmerz. Dadurch können die Pferde lahmgehen.
In der überwiegenden Mehrzahl der Fälle muss man von unspezifischen Ursachen ausgehen: Dauernde Nässe in matschigen Auslaufen, jauchige Einstreu, Ritte über Stoppelfelder, Tausalz im Winter, Allergien auf Huf- und Pflegemittel einschliesslich Insektenabwehrstoffe sowie Reizungen durch Fremdstoffe im Reithallenboden (Anti-Frostmittel) kommen hier in Betracht. Bei vielen Patienten bleibt die genaue Ursache unklar. Vermutlich liegt eine sich kontinuierlich aufschaukelnde Kettenreaktion von Reizung und entzündlicher Schwellung mit Sekretabgabe vor, die dann wiederum durch verklebende Verschmutzungen neue Reizungen nach sich ziehen.
Ganz allgemein gilt: Pferde mit extrem starkem Kötenbehang leiden besonders häufig unter Mauke. Tiere mit im Gegenteil fast kahlen oder zumindest sehr schwach behaarten, dünnhäutigen Fesselbeugen sind aber aufgrund der Schutzlosigkeit gegen mechanische Reize auch empfindlicher als das Durchschnittspferd.