Da es hier auch schon Fragen zur Schildkrötenhaltung gab und heute leider auch noch sehr viele Schildkröten falsch gehalten werden, verfasse ich hier mal einen Bericht über die Haltung mit meinen eigenen Erfahrungen.
Die Maurische Landschildkröten (Testudo graeca) gehört wie die Griechische (Testudo hermani), die Breitrand (Testudo marginata) und die Vierzehn – auch Steppen- oder Russische Schildkröte genannt - (Testudo horsfieldii) zu den Europäischen Landschildkröten. Die Haltung dieser Arten ist mit kleinen Abweichungen fast identisch. Auf eine gemeinsame Haltung der verschiedenen Arten sollte jedoch verzichtet werden.
Für eine Europäische Landschildkröte (LSK) ist eine Aussenhaltung zwingend erforderlich und dies bereits ab dem Schlupfjahr. Gerne wird in einem Zoofachgeschäft oder von verkaufsgeilen „Züchtern“ gesagt, dass eine reine Innenhaltung in den ersten Jahren genügt, aber dies ist falsch!
Zusammen mit einer falschen Ernährung wie auch der fehlenden Winterstarre kann dies zu sogenannten „Dampfaufzuchten“ (zu schneller Wachstum) führen, welche gesundheitliche Schäden mit sich bringt. Gesundheitliche Schäden sind z.B. eine erhebliche Höckerbildung, welche zwar von vielen als süss angeschaut wird, aber die inneren Organe schädigen, einen Papageienschnabel, zu flacher Panzer etc. Solche Schildkröten haben meist eine Lebenserwartung von nur 10 Jahre.
Ernährung
Die Ernährung der Europäischen LSK ist eigentlich sehr einfach und vorallem günstig. Es sollte nämlich nur Unkraut (Löwenzahn, Spitz- und Breitwegericht, Klee, Brenneseln etc.) verfüttert werden. Aber auch über Leckerlis wie Malvenblüten freuen sie sich. Immer zur Verfügung sollten Sepiaschalen sein, damit die Schildkröten bei Bedarf Kalk aufnehmen können. In der Übergangszeit, wenn es noch nicht soooo viele Wildkräuter hat, kann man auch mal Lattich verfüttern.
Also bitte nicht in einem Zoofachgeschäft spezielles Schildkrötenfutter kaufen, dass brauchen sie nicht. Auch auf Früchte, welche mit dem Fruchtzucker den Verdauungstrakt schädigen, und Fleisch muss verzichtet werden.
Gehege
Wie eingangs erwähnt, braucht es ein Aussengehege und zwar nicht nur 1 x 1m. Die Mauren sind sehr lauffreudige Tiere und ausgewachsen sollten sie ca. 10qm an einem sonnigen Plätzchen zur Verfügung haben. Das Gehege sollte gut strukturiert sein, d.h. nicht nur eine grüne Rasenfläche, sondern auch Hügel, Höhlen, Versteckmöglichkeiten, Wasserstelle und andere kreative Sachen müssen vorhanden sein. Wichtig sind auch mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Lavendel, Salbei. Die Tiere brauchen diese zur Panzerpflege und nehmen sie auch gerne als Schattenspender an.
Die Umrandung kann verschieden gestaltet werden. Mit Steinen, Holz, Betonelementen etc. Wichtig ist einfach, dass man beachtet, dass Schildkröten richtige Ausbrecherkönige sein und sie auch klettern können. Eine steile, genug hohe Umrandung ist deshalb sehr wichtig.
Bei kleineren Schildkröten sollte das Gehege noch nicht so gross sein, da man sie sonst fast nicht findet (es sind wahre Versteckkünstler) und bis die Schildkröten ca. 200g wiegen muss das Gehege auch von oben geschützt sein, da sie sonst von Raubvögeln geholt werden. Wichtig ist einfach, dass das Gehege mitwachsen kann.
Winterstarre
Eine Winterstarre (nicht Winterschlaf, da die Tiere nicht schlafen sondern starren) ist vom ersten Jahr an sehr wichtig für die Gesundheit. Oft haben die Halter Angst davor und verzichten darauf. Klar kann immer etwas passieren, aber wenn man sich richtig vorbereitet und einige Regeln einhält, kann man das Risiko minimieren.
Unsere Starren draussen im Frühbeet. Wir haben hierfür eine ca. 1.00m tiefe Grube ausgehoben, diese an den Seiten mit Beton verkleidet, unten eine Schicht Blähton-Kügelchen und ein Gitter draufgetan (Schutz vor Nager im Winter) und diese dann wieder mit lockerer Erde gefüllt. Unsere Tiere bereiten sich im Herbst selbständig auf die Starre vor und Buddeln sich bei kühleren Temperaturen ein. Wir kontrollieren dann nur, ob sie alle dort sind, und legen noch eine Schicht Stroh drauf. Im Frühling ist es immer wieder schön, wenn ein Dreckspatz nach dem anderen an der Oberfläche erscheint. Früher hiess es immer, dass man die Schildkröten vor der Starre baden soll, damit sie den Darm noch entleeren können. Heute weiss man, dass dies nicht zwingend ist, schliesslich sammelt ja in der freien Wildbahn auch niemand die LSK ein um sie zu baden.
Wer keine Möglichkeit einer Grube hat, kann die Schildkröten auch im Kühlschrank oder in einer Kiste im Keller/Garage überwintern. Hier benötigt es einfach eine gute Vorbereitung. Man muss ca. 4 Wochen vorher beginnen, die Temperatur runter zu fahren.
Wichtig ist auch, dass die Temperatur während der Starre immer so zwischen 4 – 6 °C beträgt. Drunter könnte die Schildkröte erfrieren und bei 8°C nimmt der Verdauungstrakt seine Arbeit wieder auf und wenn es länger geht, kann die Schildkröten verhungern.
Geschlechtszusammenstellung
Die Maurischen Männchen sind sehr aufdringliche Kerle und müssen min. 3 Weibchen für sich haben.
Eine Zusammenstellung von 1:1 kann hier tödlich enden für das Weibchen, da es unter ständigem Stress leidet, weil der Herr sie begatten möchte. Aber auch bei mehreren Weibchen kann es sein, dass man das Männchen mal trennen muss, damit die Damen ihre Ruhe haben.
Zwei Männchen bei einer Weibchengruppe ist fast unmöglich. Die Herren bekämpfen sich so lange, bis Blut fliesst, was auch zum Tode führen kann.
Eine reine Männergruppe kann funktionieren, ist aber eher selten der Fall. Es kann auch sein, dass es 15 Jahre gut geht und dann im 16 Jahr die Kämpfe beginnen.
Deshalb sind sichere Weibchen auch recht teuer. Diese werden so zwischen Fr. 500.00 – 1‘000.00 verkauft. Männchen hingegen erhält man bereits ab Fr. 100.00 oder werden sogar verschenkt.
Sichere Weibchen habe ich geschrieben, weil bei den Mauren eine sichere Geschlechtsbestimmung erst ab ca. 6-8 Jahren möglich ist. Deshalb ist es auch immer schwierig, junge Schildkröten auszusuchen, da man noch nicht weiss, welches Geschlecht sie haben.
Das Geschlecht wird aber mit der Bruttemperatur bestimmt. Bei den Mauren ist der Scheitelpunkt 32.5°C. Ist die Temperatur darunter, gibt es vorallem Männchen, ist sie darüber, kann man mit mehrheitlich Weibchen rechnen. Aus diesem Grund brüten wir bei 34-35°C. Höher gehen wir nicht, da sonst Anomalien entstehen könnten oder es gar nicht zum Schlupf kommt.
Nun ist der Bericht doch länger geworden als geplant und doch ist alles nur oberflächig ohne ins Detail zu gehen geschrieben. Es sind einfach nur die wichtigsten Punkte erwähnt.
Sicher werde ich noch Ergänzungen vornehmen und auch die anderen Schildkrötenhalter hier dürfen sehr gerne ihre Erfahrungen einbringen.
Die Maurische Landschildkröten (Testudo graeca) gehört wie die Griechische (Testudo hermani), die Breitrand (Testudo marginata) und die Vierzehn – auch Steppen- oder Russische Schildkröte genannt - (Testudo horsfieldii) zu den Europäischen Landschildkröten. Die Haltung dieser Arten ist mit kleinen Abweichungen fast identisch. Auf eine gemeinsame Haltung der verschiedenen Arten sollte jedoch verzichtet werden.
Für eine Europäische Landschildkröte (LSK) ist eine Aussenhaltung zwingend erforderlich und dies bereits ab dem Schlupfjahr. Gerne wird in einem Zoofachgeschäft oder von verkaufsgeilen „Züchtern“ gesagt, dass eine reine Innenhaltung in den ersten Jahren genügt, aber dies ist falsch!
Zusammen mit einer falschen Ernährung wie auch der fehlenden Winterstarre kann dies zu sogenannten „Dampfaufzuchten“ (zu schneller Wachstum) führen, welche gesundheitliche Schäden mit sich bringt. Gesundheitliche Schäden sind z.B. eine erhebliche Höckerbildung, welche zwar von vielen als süss angeschaut wird, aber die inneren Organe schädigen, einen Papageienschnabel, zu flacher Panzer etc. Solche Schildkröten haben meist eine Lebenserwartung von nur 10 Jahre.
Ernährung
Die Ernährung der Europäischen LSK ist eigentlich sehr einfach und vorallem günstig. Es sollte nämlich nur Unkraut (Löwenzahn, Spitz- und Breitwegericht, Klee, Brenneseln etc.) verfüttert werden. Aber auch über Leckerlis wie Malvenblüten freuen sie sich. Immer zur Verfügung sollten Sepiaschalen sein, damit die Schildkröten bei Bedarf Kalk aufnehmen können. In der Übergangszeit, wenn es noch nicht soooo viele Wildkräuter hat, kann man auch mal Lattich verfüttern.
Also bitte nicht in einem Zoofachgeschäft spezielles Schildkrötenfutter kaufen, dass brauchen sie nicht. Auch auf Früchte, welche mit dem Fruchtzucker den Verdauungstrakt schädigen, und Fleisch muss verzichtet werden.
Gehege
Wie eingangs erwähnt, braucht es ein Aussengehege und zwar nicht nur 1 x 1m. Die Mauren sind sehr lauffreudige Tiere und ausgewachsen sollten sie ca. 10qm an einem sonnigen Plätzchen zur Verfügung haben. Das Gehege sollte gut strukturiert sein, d.h. nicht nur eine grüne Rasenfläche, sondern auch Hügel, Höhlen, Versteckmöglichkeiten, Wasserstelle und andere kreative Sachen müssen vorhanden sein. Wichtig sind auch mediterrane Kräuter wie Rosmarin, Thymian, Lavendel, Salbei. Die Tiere brauchen diese zur Panzerpflege und nehmen sie auch gerne als Schattenspender an.
Die Umrandung kann verschieden gestaltet werden. Mit Steinen, Holz, Betonelementen etc. Wichtig ist einfach, dass man beachtet, dass Schildkröten richtige Ausbrecherkönige sein und sie auch klettern können. Eine steile, genug hohe Umrandung ist deshalb sehr wichtig.
Bei kleineren Schildkröten sollte das Gehege noch nicht so gross sein, da man sie sonst fast nicht findet (es sind wahre Versteckkünstler) und bis die Schildkröten ca. 200g wiegen muss das Gehege auch von oben geschützt sein, da sie sonst von Raubvögeln geholt werden. Wichtig ist einfach, dass das Gehege mitwachsen kann.
Winterstarre
Eine Winterstarre (nicht Winterschlaf, da die Tiere nicht schlafen sondern starren) ist vom ersten Jahr an sehr wichtig für die Gesundheit. Oft haben die Halter Angst davor und verzichten darauf. Klar kann immer etwas passieren, aber wenn man sich richtig vorbereitet und einige Regeln einhält, kann man das Risiko minimieren.
Unsere Starren draussen im Frühbeet. Wir haben hierfür eine ca. 1.00m tiefe Grube ausgehoben, diese an den Seiten mit Beton verkleidet, unten eine Schicht Blähton-Kügelchen und ein Gitter draufgetan (Schutz vor Nager im Winter) und diese dann wieder mit lockerer Erde gefüllt. Unsere Tiere bereiten sich im Herbst selbständig auf die Starre vor und Buddeln sich bei kühleren Temperaturen ein. Wir kontrollieren dann nur, ob sie alle dort sind, und legen noch eine Schicht Stroh drauf. Im Frühling ist es immer wieder schön, wenn ein Dreckspatz nach dem anderen an der Oberfläche erscheint. Früher hiess es immer, dass man die Schildkröten vor der Starre baden soll, damit sie den Darm noch entleeren können. Heute weiss man, dass dies nicht zwingend ist, schliesslich sammelt ja in der freien Wildbahn auch niemand die LSK ein um sie zu baden.
Wer keine Möglichkeit einer Grube hat, kann die Schildkröten auch im Kühlschrank oder in einer Kiste im Keller/Garage überwintern. Hier benötigt es einfach eine gute Vorbereitung. Man muss ca. 4 Wochen vorher beginnen, die Temperatur runter zu fahren.
Wichtig ist auch, dass die Temperatur während der Starre immer so zwischen 4 – 6 °C beträgt. Drunter könnte die Schildkröte erfrieren und bei 8°C nimmt der Verdauungstrakt seine Arbeit wieder auf und wenn es länger geht, kann die Schildkröten verhungern.
Geschlechtszusammenstellung
Die Maurischen Männchen sind sehr aufdringliche Kerle und müssen min. 3 Weibchen für sich haben.
Eine Zusammenstellung von 1:1 kann hier tödlich enden für das Weibchen, da es unter ständigem Stress leidet, weil der Herr sie begatten möchte. Aber auch bei mehreren Weibchen kann es sein, dass man das Männchen mal trennen muss, damit die Damen ihre Ruhe haben.
Zwei Männchen bei einer Weibchengruppe ist fast unmöglich. Die Herren bekämpfen sich so lange, bis Blut fliesst, was auch zum Tode führen kann.
Eine reine Männergruppe kann funktionieren, ist aber eher selten der Fall. Es kann auch sein, dass es 15 Jahre gut geht und dann im 16 Jahr die Kämpfe beginnen.
Deshalb sind sichere Weibchen auch recht teuer. Diese werden so zwischen Fr. 500.00 – 1‘000.00 verkauft. Männchen hingegen erhält man bereits ab Fr. 100.00 oder werden sogar verschenkt.
Sichere Weibchen habe ich geschrieben, weil bei den Mauren eine sichere Geschlechtsbestimmung erst ab ca. 6-8 Jahren möglich ist. Deshalb ist es auch immer schwierig, junge Schildkröten auszusuchen, da man noch nicht weiss, welches Geschlecht sie haben.
Das Geschlecht wird aber mit der Bruttemperatur bestimmt. Bei den Mauren ist der Scheitelpunkt 32.5°C. Ist die Temperatur darunter, gibt es vorallem Männchen, ist sie darüber, kann man mit mehrheitlich Weibchen rechnen. Aus diesem Grund brüten wir bei 34-35°C. Höher gehen wir nicht, da sonst Anomalien entstehen könnten oder es gar nicht zum Schlupf kommt.
Nun ist der Bericht doch länger geworden als geplant und doch ist alles nur oberflächig ohne ins Detail zu gehen geschrieben. Es sind einfach nur die wichtigsten Punkte erwähnt.
Sicher werde ich noch Ergänzungen vornehmen und auch die anderen Schildkrötenhalter hier dürfen sehr gerne ihre Erfahrungen einbringen.