Danke für den Link Jasy! Auch dieser Blog bestätigt meine Feststellung wieder, dass wir hier einer Trendwende entgegenlaufen und in ein paar Jahren wird der Trend dann wieder wenden. Das ist immer und überall so, denn das ist die Gesetzmässigkeit im Leben. Wen interessiert eine Studie, die nur bestätigt, was frühere Studien bereits belegten? Niemanden! Deshalb wird man ja den Teufel daran setzen, wenn man sich die Mühe schon macht und das Geld investiert (sofern man Finanzgeber findet, die meist ja auch bestimmte Interessen vertreten), einfach beiläufig mal mit den ähnlichen Resultaten aufzutauchen, die schon vorhanden waren?
Schauen wir doch mal auf die Wirtschaft, da wird seit Jahren umstrukturiert und ein paar Jahre später kommt ein neues Unternehmensberater-Team und strukturiert mit kleinen Mutationen wieder in den letzten Zustand zurück. Schauen wir auf die Humanmedizin und nehmen wir das Beispiel Bandscheibenvorfall. Früher wurde da einfach mal drauf los operiert. Jetzt herrscht gerade eher der Trend zuerst einmal mit Physio und Schmerztherapie zu arbeiten, mit dem Resultat, dass viele dann doch früher oder später unter dem Messer landen. Solche Beispiele der Trends gibt es auch in der Humanmedizin mehr als genug.
Auch die in diesem Blog erwähnten Faktoren, regen bei mir ein differenziertes Denken an und ich schlucke nicht einfach alles unreflektiert, was bei mir folgende Fragen und Gedanken aufwirft:
- Wo ist die psychische Belastung thematisiert oder erforscht, die eine Hündin bei der Scheinträchtigkeit mitunter hat? Wäre für mich ein sehr wertvoller Zusatzfaktor.
- Diese ganze Krebsthematik, von wegen anderen Krebsarten auslösen: Man weiss ja mittlerweile, dass jeder Krebszellen hat, nur bricht die Krankheit nicht bei jedem aus. Ist es da nicht logisch, dass wenn Krebs ausbricht, er an einem anderen Ort ausbricht? Bei Menschen bricht der Krebs ja auch in unterschiedlichen Bereichen aus und "kastriert" sind ja nicht so viele von uns und trotzdem sind sehr viele von Krebs betroffen.
- Diese Schilddrüsengeschichte: Also ich kenne einige Hunde die intakt sind und dieses Problem haben. Vielleicht trifft man als Tierarzt einfach auch häufiger bei kastrierten Tieren auf diese Krankheit, weil es im Moment noch so ist, dass es mehr kastrierte Hunde, als intakte Hunde gibt.
- Diese Viszla-Studie, finde ich jetzt ehrlich gesagt etwas speziell. Ich habe mich aufgrund eines Patienten sehr eingehend mit dieser Rasse und vor allem den gesundheitlichen Problemen in den Zuchtlinien beschäftigt. Viszlas haben extreme Probleme diesbezüglich in den Zuchtlinien und leider wird von den Verantwortlichen da auch gerne ein bisschen drüber hinweggeschaut und nicht wirklich eingegriffen. Jetzt schliesst man von einer Rasse auf alle Hunde, dabei wissen wir alle, wie unterschiedlich die Gesundheitsthemen bei verschiedenen Rassen sind. Wie unterschiedlich gesundheitliche Probleme bei grösseren und kleineren Hunderassen von der Veranlagung her sind. Daraus jetzt einen Rundumschlag herleiten?
- Dann finde ich noch einen ganz wichtigen Aspekt, dass man sich auch mal überlegt, wie sich das Leben unserer Hunde verändert hat. Es wird erwähnt, dass viele Studien alt seien und so nicht mehr repräsentativ. Ja, ist sicher so. Nur wird in diesen neuen Studien auch mal mit einbezogen, wie sich die Anforderungen, das Lebensumfeld geändert hat? Nehme jetzt mal an eher nicht. Kann es nicht sein, dass gerade bei Krebsausbruch, Schilddrüsenunterfunktionen, Verhaltensproblemen (und nein, ich empfehle nicht einen Hund zu kastrieren, damit er leichter erziehbar ist) etc. auch der Faktor mitspielt, dass unsere Hunde heute unter mehr Stress leiden, viel mehr Umwelteinflüssen ausgesetzt sind, die Zeit schnelllebiger ist, der Raum enger, sie perfekt funktionieren müssen in der Gesellschaft, wie als "Sportgerät"? Wir haben auch beim Menschen Zunahmen bei gewissen Erkrankungen, typisches Beispiel "Burnout". In Pferdesportkreisen werden mittlerweile ganz klar Diagnosen gestellt, die wie ein Burnout sind. Da kommt irgendwie keiner auf die Idee dies auf eine Kastration zu schieben bei einem Wallach.
Bin gespannt wie sich diese Geschichte über die nächsten 20 Jahre weiterentwickeln wird und hoffe, mit den oben aufgeführten Punkten Hundehalter anzuregen, reflektiert nachzudenken und individuell für ihren Hund und ihre Lebenssituation zu entscheiden! Denn ganz ehrlich, ich erlebe im Moment gerade einen Fall von einem Hundetrainer, der ein militanter Kastrationsgegner ist und mit einem intakten Rüden und zwei intakten Hündinnen lebt. Was ich da gerade sehe lässt mir die Haare zu Berge stehen, denn die Hunde sind seit 5 Wochen unter Dauerstress. Die jüngere Hündin ist zum zweiten Mal läufig und die zwei Weibchen gehen nur noch aufeinander los und das so, dass es wirklich ans eingemachte geht. Dass der Rüde Stress hat, brauch ich wohl nicht zu erläutern. Weiss nicht, ob jetzt solche Lebensphasen auf die Dauer den Hunden gut tun oder ob man in einer solchen Situation nicht mal ein differenziertes und ganzheitliches Denken zulassen sollte...