Neugieriger Hund. Gut oder schlecht?

Yasodhara

Erfahrener Benutzer
30. Juli 2011
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Wir mal wieder.
Kimahri ist ja jetzt ziemlich genau 8 Monate alt und dieses Verhalten hat er sicher nicht erst seit kurzem, aber ich kann gar nicht sagen, wann es so extrem wurde. Er ist einfach unglaublich neugierig. Bei Spaziergängen, wen irgendwo irgendwas passiert, sei das auch nur Menschen die auf der Strasse laufen und reden, oder jemand abeitet im Garten, natürlich andere Tiere, egal welche , irgendwas eben, dann muss er stehenbleiben uns schauen. Das macht er dann absolut unaufgeregt und ohne jede Angst oder Unsicherheit. Er schaut einfach und das würde er ewig. Wir ziehen ihn dann meisst einfach weiter, möglichst ohne Kommentar. Sicher lasse ich ihn eine ungewohnte Situation kurz betrachten und einschätzen, aber wir wollen ja auch vorwärtskommen.
Am schlimmsten ist es wenn jemand hinter uns läuft. Er dreht sich dann immer und immer wieder um und schaut. Das macht er auch noch 30-40 m weiter vorne. Einfach weiterziehen ist übrigens leicht gesagt. Dieser Hund hat schon eine unglaubliche Kraft, wenn er sich mit allen 4en in den Boden stemmt.
Früher haben wir ihn mit Leckerli weitergelockt und gelobt, aber das Resultat ist inzwischen so, dass er dieses abstaubt und sofort wieder nach hinten schaut, das ist schon fast konditioniert. Er könnte bereits schon mit allem nach vorne gerichtet sein und nach Gudigabe springt alles in ihm wieder auf Hinten.
Irgendwie fand ich es am Anfang gut, das er neugierig ist und halte es für einen Ausdruck von Intelligenz, aber inzwischen nervt es schon ab und zu gewaltig, vorallem das Umdrehen nach hinten.
wie soll ich da vorgehen? Ihm die Zeit lassen um alles anzuschauen oder einfach konsequent weiterzerren. Und es ist wirklich ein Zerren, dieser Hund ist sagenhaft stur, wenn er denn was betrachten will.

 
Hallo yasodhara...hat er denn mal eine schlechte erfahrung gemacht , weil er was nicht früh genug bemerkt hat? oder wurde er mal von hinten angegriffen (erschreckt) ??

 
Nein, nichts. Und er hat dies in alle Richtungen. Auch wenn vor uns oder 20m neben uns jemand etwas macht, zum Briefkasten läuft, etwas aus dem Auto nimmt, Bäume schneidet, egal was. Er will einfach schauen. Wenn wir ihn lassen geht er dann auch hin und untersucht das Ganze. Das geht aber natürlich nur ganz selten. Aber Angst zeigt er wirklich nicht. Nur grosse Aufmerksamkeit. Nicht angespannte Aufmerksamkeit, eher freudig fröhlich, ohne dabei Aufgeregt zu sein.

 
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Zerr den Hund nicht einfach so weiter. Lass ihn einfach mal eine weile gucken. Ich persönlich würde ja echt mal abwarten wie lange die guckerei geht und wie lange es dauert bis er sich von sich aus lösen kann. Find sowas total spannend :) Wenn du meinst dass er genug geguckt hat, tippe ihn mal leicht an oder sprech ihn an. Wenn er nicht reagiert, nimm ihn ganz eng und löse die Situation auf indem du um ihn rum gehst und ihn einfach mitnimmst. Du kannst aber auch auf andere Art die Aufmerksamkeit auf dich lenken. Tu einfach mal so als hättest du selber grad was ganz spannendes entdeckt, auch wenns nur ein paar poplige Kieselsteine sind. Irgendwann wird er gucken kommen was du da machst ;)

Andere Frage. wenn du ihn einfach gucken lässt bei jemandem der sich von hiunten nähert, wie reagiert er wenn diese Person dann an auch vorbeigeht?

Was ich übrigens auch lernren musste, ich geh für den Hund spazieren und nicht der Hund für mich. Also gib ihm wirklich mal die Zeit sich alles ganz genau anzugucken. Sowas find ich ja total spannend, auch wenns für andere stinklaingweilig ist :D

 
Hihi, du hast halt doch einen Spitzartigen... die sind die pure Neugierde!
Meine beiden würden ungefragt in jedes Haus rennen um zu schauen, was da drinnen ist.

Ich würde mich eher freuen, dass dein Hund so offen und interessiert in die Welt geht! Dass sich das Verhalten zurzeit etwas übersteigert zeigt würde ich vielleicht teilweise aufs Alter schieben, dass er dich ein wenig austesten will.
Ich würde da auch so vorgehen wie jade es beschreibt!

 
läufst du immer den selben spazierweg?...vielleicht ist der für ihn langweilig geworden und er sucht abwechslung?....lässt er sich durch ein spielzeug oder rumalbern mit ihm davon ablenken?

 
Ich glaube ja eher nicht, dass das was mit Langeweile zu tun hat - das ist imo eine Vermenschlichung.

Yasodhara: Das ist eine priiima Möglichkeit, mit Kimahri Aufmerksamkeit-für-dich zu üben. Mach ich mit Anti auch... seit anderthalb Jahren. :evil: Und ja, es hilft... Wir nutzen die Jade-Methode, wobei ich nicht in Kieseln buddeln muss - Anti schaut erst, wenn er schauen will. Egal, ob auf Kiesel oder mich. :)

Bei Ixy ist es schwieriger - läuft eine einzelne Person hinter uns, fühlt sie sich verfolgt. Ist irgendwie schwer, einer älteren Dame am Spazierstock in wenigen Worten zu verdeutlichen, dass und warum mein Hund sie gerade für einen Mörder hält. :D

 
Irgendwie kommt mir Ixys Verhalten bekannt vor...
Ich habe mir echt schon überlegt mit "Nun ja, mein Hund geht davon aus, dass Sie ein Psychopath sind" auf "Warum bellt denn das liebe Hunderl so wild?" zu argumentieren.

 
Danke schon mal für eure Antworten. Langeweile denke ich auch, kann man ausschliessen. Wir haben hier wirklich sehr viele Spaziermöglichkeiten und nutzen diese auch indem wir immer mal wieder andere Wege gehen.

Ich find es super, dass ich mich weiter freuen darf über seine aufgeweckte neugierige Art, auch wenn sie manchmal, gerade seit sie stärker geworden ist nervt. Ich bzw. wir werden uns Mühe geben und ihm mehr Zeit lassen. Bin auch gespannt wie lange er wirklich schauen würde, wenn man ihn lässt. Leider geht das halt nicht immer, manchmal muss man ja auch Termine einhalten oder noch rasch einkaufen vor Ladenschluss, aber meistens sollte das machbar sein.
Wenn jemand von hinten aufhohlt und überhohlt, dann will er zu den Leuten hin und schnuppern. Dabei springt er sie nicht an und lässt sich zum Leidwesen der meisten auch nicht streicheln. Das mochte er noch nie, er duckt sich dann weg und schnüffelt weiter und geht dann bald seines Weges. Er ist sehr freundlich und zurückhaltend aber er will halt hin.
Soll ich dann wirklich jeweils mit ihm stehenbleiben und warten, bis die Leute vorbei sind? Lernt er dann nicht, dass er bestimmt, wenn's weitergeht?
Ablenken mit was spannendem oder so, das funktioniert genau so lange, wie er geguckt hat, was wir denn da haben. Es funktioniert eigentlich immer, seine Aufmerksamkeit zu kriegen, das üben wir ja schon seit fast dem ersten Tag und er ist wirklich sehr stark an uns gebunden. Aber kaum hatten wir die kurz, dann richtet er sofort wieder auf die Anderen aus.
Ich habe mir auch schon gedacht, dass es bei ihm das Alter sein könnte, eben die Phase wo so viele Hunde wieder ängstlich auf alle Möglichen Sachen reagieren. Bei ihm scheint dass einfach "übersteigerte" Neugierde zu sein.

 
Das hatte Zelda auch ziemlich lange, bei Menschen legte sich aber von alleine wieder. Wenn ich Zeit hatte was der Regelfall war liess ich sie schauen, manchmal gingen wir auch danach zu den Objekten hin, z.b. Briefkasten. Wenn nicht, machte ich was Jade schrieb oder übte Aufmerksamkeit. "luege" "hier (handtouch)" usw

 
@Frau_D und ylaika: Er scheint mir nicht argwönisch oder ängstlich. Aber eine Frau hier im Quartier gibt es, auf die reagiert er mit Ablehnung, er zeigt ganz deutlich, dass er die nicht mag. Ich habe schon alles versucht. Habe ihr die Hand geschüttelt und freundlich mit ihr geplaudert, schon mehrmals. Sie durfte ihm Gudis füttern, die er dann mit laaaangem Hals und Beinen nimmt, aber er bleibt weiterhin ablehnend und das seit Welpe an.
Die Frau hat mir auch gesagt, dass es einen anderen jungen Hund hier gibt, der sie sogar anknurrt und verbellt (ich glaube Kimahri hat am Anfang sogar auch 1-2 mal geknurrt) und sie weiss einfach nicht wieso. Der wäre sonst auch zu Fremden freundlich.
Schon komisch, oder? Das ist eine nette ältere Dame, die aber nicht am Stock geht, oder komisch redet oder sonstwas.

 
Etvl. ist sie krank? Gibt ja Hunde die reagieren echt extrem darauf (Hunde können ja sogar Krebserkrankungen erschnüffeln, ist leider noch nicht zugelassen) aber das ist reine spekulation und geh nun um Himmels willen nicht hin und sag dass sie vielleicht krank sei :ugly:

Ich denke die guckerei legt sich irgendwann von sich, Es wird momentan nur ne Phase sein in der er alles 100 mal genauer angucken muss. Solange er nicht wie verrückt irgendwo hinzerrt und sich aufspielt wie ein Wald voll Affen würd ich das ganze mal etwas abwarten. Bei den Leuten würde ich jetzt nicht stehen bleiben. Nimm ihn bestimmend mit aber zerr ihn nicht einfach mit. Würde aber auch darauf schauen dass die Leute nicht zu ihm hingehen nur weil er sie anguckt. Würe da einfach sagen dass er gerade in Aubildung sei und sie ihm sehr helfen würden wenn sie den Hund einfach ignorieren würden

 
Hoi!
Finde Jades Beiträge super und kann dem erst mal nichts hinzufügen. Nur noch eine klitzekleine Ergänzung: Es gibt ja so nette Geschirre wo eine Schrift draufgesetzt werden kann. "Azubi" ist da ganz hilfreich;-).

Grüssle,
Katrin

 
Ja, ich tu mich ein wenig schwer mit Leute abweisen. Meist ist es ja auch auf unseren Spazierwegen hier so eng, die Leute müssen ja nicht extra hinkommen, nur die Hand ausstrecken...und das machen fast alle. :ugly:
Nein nein ich gehe jetzt nicht hin und sage der guten Frau sie solle schon mal ihr Testament schreiben. :laughingmyassoff:
Und diese Geschirre mit dem Sattel mag ich gar nicht, da hätte er auch viel zu heiss darunter, wir haben ja das Feltmann. Bei seinem Fell würde man den Schriftzug eh nicht lesen können obwohl ich früher manchmal gerne eins gehabt hätte mit dem Hinweis "WauWau, ja. ChowChow, nein" :grumpy:

 
@ylaika: bin ich direkt froh, dass meine nicht die einzigen neugierigen sind. meine würden auch wedelnd in jedes haus latschen... sie haben niemals schlechte erfahrungen mit menschen gemacht und sind an allen sehr interessiert, die grosse am meisten.

@yasodhara: ich find neugierige hunde kein nachteil, sondern ein vorteil, jedenfalls fürs arbeiten. lass deinem kleinen zeit zum schauen und staunen. ich nehme meine hunde bei passanten zu mir (wird jeder welpe lernen können denke ich), sonst würden sie bis heute alle leute begrüssen. wenn dann jemand die hand ausstreckt nach ihnen ok, dann sollen sie, ist mir auch recht. solange sie welpen waren, war das was anderes. da liess ich nicht hinz und kunz meine babies antatschen. mit etwas freundlichkeit (entschuldigen Sie, es isch schön, dass ihnen mein welpe gefällt, aber es ist wichtig, dass er gewisse dinge lernt und darum muss ich jetzt so und so vorgehen...) sehen die meisten leute es ein und viele freuen sich auch, dass aus dem süssen welpen dann mal kein erwachsener "unerzogener köter" wird... :)

 
Mairin hatte ziemlich genau in dem Alter auch die "Huchwasistdasdenn" Phase. Leider oft auch verbunden mit "HmmmdasmachtmirAngst".

Ich bin da quasi zurück zum Welpen-ABC, hab ihr Zeit gelassen, Sachen anzukucken und bin hin zu den Dingen, die ihr Angst machten (Abgebrochener Baumstann in der Wiese, Stein am Wegrand, die weissen, runden Dinger der Bauern auf den Feldern (WIE HEISSEN DIE NOCHMAL?! :D ).. Ich habe sie nie mitgezwungen und auch nicht mit Gudis dazu gebracht, "über ihren Schatten" zu springen, weil ich das sehr oft für eher kontraproduktiv halte, besonders bei einem jungen Hund. Ich hab die Dinge aber angefasst, mich draufgesetzt oder drunter, drangelehnt.. und möglichst entspannt in die Welt gekuckt das (macht das mal an einem Scheiss*regentag im November..). Diese Zeit war eigentlich auch der Grund, weshalb ich das BH Training wieder abbrach. Ich merkte einfach, dass Mairin grad andere Dinge lernen musste, die sie überforderten, und da Hundesport jetzt grad gar nicht im Vordergrund stand. Ungeachtet ihres Lerntempos.

Die Phase dauerte bis gut jährig, dann war sie vorüber. Sie ist zwar jetzt bei gewissen Sachen noch eher unsicher, lässt sich aber schnell überzeugen, dass das halb so wild ist. Führe ich auch darauf zurück, dass ich sehr lange mit ihr einmal die Woche ein Alltagstraining besuchte, wo der Hund kontrolliert schwierige Situationen kennenlernen, Vertrauen zum Menschen festigen und Grundgehorsam generalisieren konnte.

Ich würde also raten: Lasst ihm Zeit :)

 
ich habe auch "glotzende" hunde und lasse sie auch genau schauen. gerade bei herdis ist das elementär, damit sie eine unvorhersehbare situation als harmlos einschätzen können und diese auch so für sich beurteilen.
stehen bleiben brauchen wir jedoch dazu nicht.
läuft allerdings jemand direkt hinter uns..und die hunde glotzen nach hinten, lasse ich so jemanden in der regel vorbei. geht auch eigentlich problemlos, da wir nicht in beengten gegenden laufen gehen.
in der stadt ist es wieder anderst. da hat es zuviele menschen, als dass man sich auf jemanden speziell konzentriert und da laufen wir immer zügig durch.

 
Jason hatte und hat auch Dinge, der unbedingt in Augenschein nehmen muss. Er will zwar nicht zwingend hin, aber zumindest einschätzen können. Heute bleibt er dabei auch kaum mehr stehen, früher hat er sich dafür noch auf die Hinterbeine gestellt, um ja nichts zu zu übersehen (unabhängig davon, ob Leine dran war oder nicht).

Ich lasse ihn dann auch schauen. Mit einem ist "isch guet", konnte und kann ich ihm dann aber signalisieren, dass er nun genug geschaut hat und alles in Ordnung ist, so dass er sich wieder abwenden und auf anderes konzentrieren kann.

Und in den wenigen Situationen, in denen das heute noch nicht funktioniert, mache ich es wie Jade und nehme ihn ohne zu drohen über die Körpersprache mit bzw. auf Distanz.

Moni

 
Super, danke für die vielen Inputs.
Ich bin erstmal beruhigt, dass es nichts ist was wir "unbedingt, schnell wegkriegen" müssen.
Ich nehme es auch lieber gemütlich und finde es spannend zu sehen, was er alles so als interessant einstuft und wie lange er glaubt es beobachten zu müssen. Mit einem "chum jetzt, isch guet" geht es dann auch schon viel einfacher weiter, wenn er erstmal eine Weile schauen durfte, auch wenn er sich dann doch noch ein paarmal umdrehen muss um sich zu versichern, dass alles noch da ist wo es hingehört und es auch noch das tut was sich gehört.
Und "glotzende Hunde" trifft es vorzüglich. Mein Hund glotzt wirklich richtig..:laughingmyassoff:

 
Mein Rüde macht das auch und zwar teils recht extrem, trotz vielen Trainings. Bei ihm ist es Rassebedingt. Ein Urhund und selbstständiger Naturbursche, welcher die Umgebung immer im Auge behält. Was ist Gefahr, was Beute, was harmlos und wo sind Artgenossen oder Rivalen. Davon kann das Überleben abhängen. Manchmal können es einfach auch Instinkte sein und man muss etwas weiter zurück, bei den Wurzeln, suchen.

LG