Hallo Ihr,
Ich habe eben grade einen jungen Mann notfallmässig Erstversorgt nach einem Suizidversuch und irgentwie kriege ich die Bilder nicht aus meinem Kopf. Ich weiss, nicht sehr professionell. Aber wie kann man als 20jähriger so einen Entschluss fassen. Was muss der junge Mann alles schon erlebt haben...Es macht mich traurig, das es trotz all der Einrichtungen, Therapien etc ihm nicht geholfen werden konnte.
Wir hatten heute eine ganz normale Feuerwehrübung. 2 Stunden lang Pumpen zusammesetzen, bedienen, auseinandernehmen etc. Danach gings im Depot zum Grillieren. Wir stehen alle so um den Grill als ein junger Mann aufs Depot zukommt. Einen Arm in ein Handtuch gewickelt. Er stellt sich zu ein paar Männern von uns und raucht eine. Irgentwann höre ich nur wie jemand meinen Namen ruft und zwar so, das klar war, das was ernsthaftes ist (sie verarschen mich ja sonst gerne mal). Ich gehe also zu der Gruppe und sehe einen recht weiss aussehenden jungen Mann ganz in Schwarz gekleidet mit rotem Handtuch und denke mir nichts dabei. Bis der Kollege sagt "Er behauptet, er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten". Ich dachte ja klar, ihr wieder. Tolle Verarsche. Dann nehm ich also das Handtuch weg und hab schon die erste Ladung auf meinem T-shirt. Und dann Panik um mich rum. Die Männer wissen nicht was tun. Früher hätte ich auch da gestanden und hätte nicht gewusst was tun. Nach 5 Jahren Ausbildung bei der Feuerwehr hat mein Körper und mein Geist automatisch reagiert. Ich habe 2 Männer eingeteilt, die den jungen Mann ins Depot reingebracht haben. Habe beim Gehen dem Materialwart aufgezählt, was ich an Material brauche aus dem Sanifahrzeug, habe mir Handschuhe angezogen ohne darüber nachzudenken und habe dann einfach gemacht. Es ist wahnsinn wie man in so Notsituationen all sein Wissen (was man gar nicht weiss, das man es hat) abspult. Ich habe gleichzeitig den jungen Mann notversorgt (und ich sage Euch so ein Skalpell macht ecklig tiefe Schnitte, er hatte welche im Krankenhaus gestohlen und ich habe so tiefe Schnitte noch nie gesehen), ihn beruhigt, die ersten wichtige Fragen gestellt und notieren lassen und nebenbei noch weitere Feuerwehrkollegen für andere Aufgaben eingeteilt. Und das alles ganz ruhig und völlig relaxed (und das entspricht so gar nicht meinem Naturell). Der Notarzt kam dann, hat meine Verbände kontrolliert und auch gleich so gelassen und den jungen Mann mitgenommen. Was dann passiert ist, weiss ich nicht mehr so genau. Jemand hat mir ein sauberes T-Shirt gegeben, was zu trinken und dann haben sie alle geguckt wie ein Auto. Irgentwann wars dann wieder gut und ich konnte auch wieder denken...Und jetzt 2 Std später bin ich zu Hause und kriege die Bilder nicht mehr aus dem Kopf...
Ich bin dankbar das ich in all den Ãœbungen bei der Feuerwehr gelernt habe im Ernstfall richtig zu reagieren und das ich ohne zu überlegen dieses Wissen auch abspulen kann. Ich bin dankbar das die Kollegen während des Einsatzes mir völlig vertraut haben und genau das gemacht haben, was ich Ihnen gesagt habe.
Ich bin dankbar das der junge Mann sich dann doch entschieden hat, das der Tod nicht der richtige Weg ist und das ihm eingefallen ist, das die Feuerwehr gleich um die Ecke ist. Ich bin dankbar das wir genau an diesem Abend eine Ãœbung hatten und dort waren.
Falls Ihr Euch überlegt, einen Nothelferkurs oder ähnliches zu machen und Euch nicht sicher seid, dann macht es. Ihr seht das es wirklich helfen kann...Und zwar nicht nur einem Unfallopfer, sondern auch Euch. Mir wäre es viel schlechter gegangen wenn ich gewusst hätte, das ich nicht hätte helfen können.
Sorry für den Wirrwarr, aber ich glaube ich bin noch immer nicht ganz da...Wenigstens gehts mir jetzt etwas besser...Auch wenn ich immernoch die tiefen Schnitte sehe und all die alten Narben die der junge Mann am Körper hatte. Wie grausam muss das Leben für diesen jungen Mann sein, das er sich so etwas antut?!
Schlaft gut. Ich muss um 8 Uhr zur Polizeiwache und ein Protokoll aufnehmen...
Gruss Wendy
Ich habe eben grade einen jungen Mann notfallmässig Erstversorgt nach einem Suizidversuch und irgentwie kriege ich die Bilder nicht aus meinem Kopf. Ich weiss, nicht sehr professionell. Aber wie kann man als 20jähriger so einen Entschluss fassen. Was muss der junge Mann alles schon erlebt haben...Es macht mich traurig, das es trotz all der Einrichtungen, Therapien etc ihm nicht geholfen werden konnte.
Wir hatten heute eine ganz normale Feuerwehrübung. 2 Stunden lang Pumpen zusammesetzen, bedienen, auseinandernehmen etc. Danach gings im Depot zum Grillieren. Wir stehen alle so um den Grill als ein junger Mann aufs Depot zukommt. Einen Arm in ein Handtuch gewickelt. Er stellt sich zu ein paar Männern von uns und raucht eine. Irgentwann höre ich nur wie jemand meinen Namen ruft und zwar so, das klar war, das was ernsthaftes ist (sie verarschen mich ja sonst gerne mal). Ich gehe also zu der Gruppe und sehe einen recht weiss aussehenden jungen Mann ganz in Schwarz gekleidet mit rotem Handtuch und denke mir nichts dabei. Bis der Kollege sagt "Er behauptet, er hat sich die Pulsadern aufgeschnitten". Ich dachte ja klar, ihr wieder. Tolle Verarsche. Dann nehm ich also das Handtuch weg und hab schon die erste Ladung auf meinem T-shirt. Und dann Panik um mich rum. Die Männer wissen nicht was tun. Früher hätte ich auch da gestanden und hätte nicht gewusst was tun. Nach 5 Jahren Ausbildung bei der Feuerwehr hat mein Körper und mein Geist automatisch reagiert. Ich habe 2 Männer eingeteilt, die den jungen Mann ins Depot reingebracht haben. Habe beim Gehen dem Materialwart aufgezählt, was ich an Material brauche aus dem Sanifahrzeug, habe mir Handschuhe angezogen ohne darüber nachzudenken und habe dann einfach gemacht. Es ist wahnsinn wie man in so Notsituationen all sein Wissen (was man gar nicht weiss, das man es hat) abspult. Ich habe gleichzeitig den jungen Mann notversorgt (und ich sage Euch so ein Skalpell macht ecklig tiefe Schnitte, er hatte welche im Krankenhaus gestohlen und ich habe so tiefe Schnitte noch nie gesehen), ihn beruhigt, die ersten wichtige Fragen gestellt und notieren lassen und nebenbei noch weitere Feuerwehrkollegen für andere Aufgaben eingeteilt. Und das alles ganz ruhig und völlig relaxed (und das entspricht so gar nicht meinem Naturell). Der Notarzt kam dann, hat meine Verbände kontrolliert und auch gleich so gelassen und den jungen Mann mitgenommen. Was dann passiert ist, weiss ich nicht mehr so genau. Jemand hat mir ein sauberes T-Shirt gegeben, was zu trinken und dann haben sie alle geguckt wie ein Auto. Irgentwann wars dann wieder gut und ich konnte auch wieder denken...Und jetzt 2 Std später bin ich zu Hause und kriege die Bilder nicht mehr aus dem Kopf...
Ich bin dankbar das ich in all den Ãœbungen bei der Feuerwehr gelernt habe im Ernstfall richtig zu reagieren und das ich ohne zu überlegen dieses Wissen auch abspulen kann. Ich bin dankbar das die Kollegen während des Einsatzes mir völlig vertraut haben und genau das gemacht haben, was ich Ihnen gesagt habe.
Ich bin dankbar das der junge Mann sich dann doch entschieden hat, das der Tod nicht der richtige Weg ist und das ihm eingefallen ist, das die Feuerwehr gleich um die Ecke ist. Ich bin dankbar das wir genau an diesem Abend eine Ãœbung hatten und dort waren.
Falls Ihr Euch überlegt, einen Nothelferkurs oder ähnliches zu machen und Euch nicht sicher seid, dann macht es. Ihr seht das es wirklich helfen kann...Und zwar nicht nur einem Unfallopfer, sondern auch Euch. Mir wäre es viel schlechter gegangen wenn ich gewusst hätte, das ich nicht hätte helfen können.
Sorry für den Wirrwarr, aber ich glaube ich bin noch immer nicht ganz da...Wenigstens gehts mir jetzt etwas besser...Auch wenn ich immernoch die tiefen Schnitte sehe und all die alten Narben die der junge Mann am Körper hatte. Wie grausam muss das Leben für diesen jungen Mann sein, das er sich so etwas antut?!
Schlaft gut. Ich muss um 8 Uhr zur Polizeiwache und ein Protokoll aufnehmen...
Gruss Wendy