Seminarbericht "die Sinne des Hundes" von Heike Westedt

nati

Erfahrener Benutzer
25. Sep. 2005
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Hallo zusammen

Samstag / Sonntag war ich an einem Seminar über die Sinne/Wahrnehmung des Hundes.

Ich hatte meinen Fokus natürlich etwas auf der Nasenfähigkeit wegen des Mantrailings

Ich habe hier ein paar Rosinen rausgepickt

Allgemeines

es ist möglich, dass der Hund bereits reagiert bevor er weiss warum

Wahrnehmung ist immer relativ, sowohl die Sinnesorgane wie auch die

Erfahrungen/Vorstellungen beeinflussen das Wahrgenommene stark, filtern sogar aus

Wenn das Auge beispielsweise mit Druck gereizt wird, kann es nur mit „Farben sehen „ reagieren, weil es dafür gemacht ist

Die Hündische Sinnesreihenfolge

-Auge

-Ohren

-Nase

-Zunge

-Pfoten/Körper /Haare(Tasten)

Augen

Die Nase zu benutzen ist langsamer und energieaufwendiger als mit dem Auge zu suchen

Der Hund kann sehr gut Bewegungen/Kontraste sehen, das Scharfsehen ist horizontal eingestellt und weniger gut als bei uns

Er kann im Dunkeln besser sehen (mehr Stäbchen und Tapetum lucidum)

Der Hund sieht gelb und blau (also wie rot/grün Farbenblindheit beim Menschen. Der Hund hat nur 2 Arten von Zapfen, der Mensch normalerweise 3)

Der Hund kann ein bewegtes Objekt auf 900m Entfernung scharf sehen, ein unbewegtes Objekt auf 500m

Der Hund schaut aus einer anderen Perspektive wie wir. So kann es sein, dass wir schon lange etwas sehen was der Hund noch nicht gesehen haben kann und wir dann erstaunt sind über die Reaktion, wenn es für ihn plötzlich sichtbar wird.

Das Sichtfeld des Hundes ist grösser als unseres (schwachsinniger Hörtest mit Händeklatschen hinter dem Hund... vielleicht kann der Hund das Klatschen sehen und reagiert darauf, sagt nicht über Hörfähigkeit aus!)

Beim Mensch total ca 200° Sichtfeld davon ca 120° Binokulares sehen (Beidäugig)

Beim Hund total bis 270° Sichtfeld Binokular nur ca 60 °

Der Hund kann die Pupille mehr weiten als wir. Je nach Emotion gut zu erkennen. Bei Wut kleine Pupille, bei Angst grosse Pupille

Ohren

Aufgrund der Falten du Wülste der Ohrmuschel, gelangt der Schall fast verlustfrei bis zum Trommelfell

Ein Hundeohr hat 17 Muskeln zur Verfügung um sich der Geräuschquelle optimal zu-/oder abzu wenden. Ein Hund kann auf 1° genau die Schallquelle orten

Nase

Gerüche sind emotional „jemanden nicht riechen können“, direkt mit dem Hypothalamus verbunden.

Riechzellenanzahl und die Verschaltung der Zellen ist bei Hund um ein vielfaches grösser als beim Menschen

Ein Duftmolekül wird nach dem Kontakt mit der Sinneszelle „vernichtet“

Wir haben 350 Geruchsrezeptoren (also auch nicht schlecht, oder ;-) ) wenn wir es als Alphabet uns vorstellen, anstelle der 26 Buchstaben hätten wir 350 zur Verfügung.

Der Hund hat 900- 1000 „Buchstaben“ zur Verfügung

Geschmackssinn

Der Hund kann wie wir salzig, bitter, süss und sauer mit der Zunge schmecken, wir haben 9'000 Geschmacksknospen, der Hund 1'700.

Ideen für ein Training für die Sinne

Verschiedene Kräuter in Tupperware-Dosen abfüllen und den Hund daran riechen lassen

Farbunterscheidungen üben (zwei gleiche Bälle, Sandförmchen etc. in verschiedenen Farben gelb, blau, rot/grün)

Wir wissen nicht wie Hunde trailen!

Den Kurs fand ich sehr interessant, gerade im Zusammenhang mit Verhaltensfragen

die Referentin ist hier Home im Netz zu finden

Liebe Grüsse

Nati

 
Hallo Nati

Vielen Dank für den interessanten Bericht. Bei der Sinnesreihenfolge habe ich immer geadacht das die Nase vor dem Auge kommt.
Kann ein Hund auch schärfe mit der Zunge schmecken, respektiv spüren?

Gruss, Dani

 
Hoi Dani

ja der Hund kann scharf schmecken. Du weisst ja selber, dass sehr scharf au die Schmerzrezeptoren wirkt und dann als heiss empfunden wird.

Die Nase ist natürlich viel anstrengender zu benutzen als das Auge, darum diese Reihenfolge.
Ich vergleiche es immer damit, wenn wir beispielsweise selber Hunger haben in der Stadt, schauen wir mal umher wo wir einen Imbiss-Stand oder ein Restaurant/Laden sehen. erst in zweiter Linie, suchen wir einen Stadtplan, fragen jemanden oder holen das Handy hervor ;)

Das Auge ist sehr wirtschaftlich im Aufwand/Leistungsverhältnis.

Liebe Grüsse
Nati

 
Hallo Nati

Letztes Wochenende probierte einer von unseren Hunden eine Chili Rocotto, als wir nicht Zuhause waren. Die Chilipflanze befindet sich im Büro zur Überwinterung und da dachte einer er könne ja mal eine probieren.

Zum Glück haben sie eine Rocotto probiert und nicht eine andere, die um einiges schärfer gewesen wären.

Hier noch ein Foto. Anscheinend war sie doch zu scharf und sie haben nur wenige Bisse davon genommen.

rocotto.jpg

Welcher der beiden Hunden es war, kann ich nicht sagen. Es hatte sich keiner anders verhalten oder hatte durchfall.

Gruss, Dani

 
Hallo nati

Vielen Dank für die interessanten und spannenden Ausführungen.

Ich finde, man kann die Funktion der Augen sowie der Nase nicht vergleichen. Wenn die Hunde 900 - 1000 Geruchsrezeptoren haben, ist es logisch, dass die Verarbeitung über die Nase um ein vielfaches komplexer, und somit auch aufwendiger ist, als über die Augen. Für mich hinkt daher dieser Vergleich ziemlich stark (oder ich verstehe nicht, wie es gemeint ist).

Ich finde es schwierig, so zu verallgemeinern. Für mich ist das ein individuelles Ding, welcher Hund lieber was einsetzt (denke an die verschiedenen Jagdsequenzen). Sami ist zum Beispiel ein typischer Augenhund/Sichtsucherin. Während DC schnell mal viel lieber die Nase einsetzt, um z.B. einen versteckten Gegenstand aufzuspüren.
Sami dreht noch lange ihre Kreise, und versucht ihn zu sehen, während DC auf ziemlich direktem Weg "einfach der Nase lang" hinläuft.

 
spannend...

ich würde aber auch nicht behaupten, augen vor nase. ganz einfach weil automatisch reizeinflüsse durch beides fliessen. augen offen -> licht kommt rein. atmen -> geruch kommt rein. und woher soll man wissen, was mehr energie verbraucht? das ist ja nicht messbar und auch wenn der hund nicht aktiv schnüffelt oder mit den augen aktiv sucht, fliessen wie gesagt schon informationen.

ich schliess mich DeeCee auch an mit der meinung, dass einige hunde mehr mit dem geruchssinn und andere mehr mit den augen arbeiten.

windhunde wurden beispielsweise auf sichtjagd gezüchtet, bloodhounds auf extrem gute nase.

 
Hoi zäme

für mich ist die Aussage Auge vor Nase ziemlich schlüssig. Natürlich spielt das Angeborene Verhalten der verschiedenen Rasse mit rein und sicher gibt es auch Unterschiede zwischen den einzelnen Individuen.

Wenn ich mir aber die Physiologie des Auges ansehe (kleine Muskeln, nahe beim Hirn, Nerv läuft direkt zum Hirn) sind die Wege einfach kürzer und darum kann ich mir auch vorstellen, dass dies mir weniger Energie geht.
Beim Riechen hängt ja der ganze Brustkorb mit seiner gesamten Muskulatur mit dran was alleine schon mehr Energie verbraucht, einfach bis der Geruch mal an dem Ort des Rezeptors ist. Dann geht der Impuls der Riechrezeptoren nicht direkt ins Hirn sondern zum Hypothalamus (Emotionen), wo der Reiz dann weitergeleitet wird zu "denkenden Hirn". Das dauert einfach schon mal länger, weil es ein weiterer Weg ist und kostet dadurch auch mehr Energie.

Auch wenn ich Hunde beim Mantrailing beobachte kann ich deutlich erkennen, wenn sie die Nähe zum Runner wittern beginnen sie oft mit den Augen zu suchen auch wenn sie vorher tip top "der Nase nach" gingen. Und erst wenn nach einiger Zeit dieses Verhalten nicht zum Erfolg geführt hat, beginnt der Hund wieder mit der Nase zu suchen.

Liebe Grüsse
Nati

 
Hallo nati

Wenn der Hund die Gerüche quasi mit der Zunge "reinschaufelt" (Nase am Boden, Hund intensiv am Schnüffeln, merkwürdige Geräusche und mit dem Maul wie wenn er nach Luft schnappen würde), gehen diese direkt in das Limbische System. Nicht nur für die Emotionen ist das Zuständig, sondern auch für das Triebverhalten und die Hormone.

Da stimme ich dir zu.

Aber: es ist heute veraltet, die Sinne einzeln zu betrachten, weil eben nicht nur das Limbische System dafür verantwortlich ist, sondern ein sehr viel komplexeres Zusammenspiel im Gehirn stattfindet.

Du beschreibst es sehr treffend, dass selbst Nasenhunde am Schluss auch auf die Augen umschalten. Also, das ist das, was wir Menschen sehen. Im Gehirn findet aber genau dann das Zusammenspiel von beidem statt.

Darum ist für mich eben die Reihenfolge irrelevant und nicht massgebend.

Limbisches System

 
Hoi DeeCee

Du spricht das Vomeronasalorgan an, dieses wird auch als als eine Art Detektor für arteigene Botenstoffe beschrieben. Die Pheromone sind schwerlöslich, weshalb es bei den Tieren häufig sichtbar/hörbar ist, wie sie das mit Speichel vermengen um es besser wahr zu nehmen. Auch wenn ein Pferd, eine Katze oder eine Ziege beispielsweise flämmen geht man davon aus, dass sie gerade etwas Pheromonhaltiges wahrgenommen haben.
Die Rezeptoren liegen auch an einem anderen Ort als die Riechzellen.
Hier geht die Information aber "nur" in den Riechkolben und dann zum Hypothalamus, es gibt KEINE Verbindung zum Grosshirn!

Natürlich wird ein Hund eine Aufgabe immer mit all seinen Sinnen lösen. Es lohnt sich aber sich bewusst zu sein, dass wenn ich einem Hund eine "reine" Nasenaufgabe stellen möchte, ich darauf achte, dass er auch die Chance bekommt vor allem die Nase ein zu setzten. Es sollte also nichts seh- oder hörbar sein für den Hund.

Mir geht es auch weniger um die Reihenfolge, als um das Bewusst sein wie ich eine Übung gestalte, und um das Wissen, dass der Hund vom einen zum anderen springt. Auch spielt natürlich das Lernen an sich eine grosse rolle. Wenn ein Hund beispielsweise auf dem Trail eine Schwierigkeit hat, unsicher ist und genau zu dieser Zeit muss der Runner niesen und der Hund wird darauf aufmerksam, ist es gut möglich, dass der Hund bei der nächsten Schwierigkeit während der Nasenarbeit inne hält und sich Zeit nimmt zu horchen, weil das ja letztes Mal zum Erfolg geführt hat....

Ja die sind Clever unsere Hundis

Liebe Grüsse
Nati

 
Huhu Nati

Mir geht es (...) um das Bewusst sein wie ich eine Übung gestalte, und um das Wissen, dass der Hund vom einen zum anderen springt. Auch spielt natürlich das Lernen an sich eine grosse rolle.
Ja, das auf jeden Fall.

Ja die sind Clever unsere Hundis

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Definitiv. Und um so einiges mehr, als Mensch ihnen immer wieder zutraut.