Trennungsangst oder Kontrolle?

nati

Erfahrener Benutzer
25. Sep. 2005
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Hallo zusammen

Weil Belinda hier das Thema "Alleine bleiben" aufgegriffen hat, poste ich hier nun noch eine weiter Frage, was für mich in die ähnliche Kategorie gehört.

Wenn der Hund einem im Haus/Wohnung ständig nachgeht, was könnte das für Gründe haben?

Ist es auch vielleicht rassespezifisch, also dass Hütehunde uns eher "beobachten/hüten"?

Oder leidet der Hund unter Trennungsangst und möchte nicht, dass wir irgendwo weggehen?

Muss man das unterscheiden, oder spielt es keine Rolle aus welchem Grund der Hund das tut und unser Verhalten ist in beiden Fällen gleich?

Jimmy war ja an seinem vorherigen Platz regelmässig alleine (Seine Besitzerin hat 50% gearbeitet). Alleine bleiben sei kein Problem, wurde mir gesagt.
Doch auch bei ihm sehe ich Anzeichen von Unwohlsein, wenn ich weg gehe oder spätestens wenn ich zurückkomme. Er hat dann immer hinter der Haustüre Posten bezogen, scheint da zwar auch auf der Fussmatte zu schlafen, aber liegt nicht wie sonst ganz entspannt in seinem Körbchen.

Er möchte auch immer mit, wo Ivy hingegen genau weiss, wenn wir zum Einkaufen gehen und bleibt dann im Körbchen liegen, weil sie weiss, dass sie dann sonst einfach im Auto warten müsste. Sie verlässt dann auch ihren Schlafplatz erst, wenn ich im Haus stehe und kommt kurz zur Begrüssung.

Sehr eindrücklich war das Verhalten von Jimmy am ersten August. Er scheint die Knallerei viel weniger zu schätzen als Ivy, aber am ersten August ist er mir sogar bis vor die Dusche gefolgt, das macht er sonst nicht, wurde mir aber von der Vorbesitzerin geschildert, dass er sogar vor der Duschentür jammert, weil er nicht mit in die Dusche darf. Also bis zum 1. August hat er dieses verhalten nie gezeigt und auch dann hat er sich auf der Fussmatte zusammengerollt und gedöst bis ich fertig war. Dann folgte er mir aber auf Schritt und Tritt und ich habe es erst auf die Knallerei zurück geführt.

Als ich dann aber begonnen habe das Nachtessen vor zu bereiten und für ihn klar war, dass niemand weggeht zog er sich zurück in sein Bettchen und schlief.
Das erweckte bei mir den Eindruck, dass er vielleicht annahm, dass wenn es beginnt mit der Knallerei, dann gleich alle weggehen ohne ihn, und er sich etwas entspannen konnte sobald er merkte dass niemand weggeht.

Vielleicht hat die Vorbesitzerin immer vor dem weggehen geduscht? und Jimmy wusste genau was dann folgt?

Ansonsten lasse ich die Hunde wirklich kaum alleine. Entweder ist jemand anderes zu Hause oder sie kommen im Auto mit, oder wenn ich weiss, dass es länger dauert, werden sie an einen Hüteplatz gebracht.

Liebe Grüsse
Nati

 
Hallo Nati,

unsere Lucy verfolgt mich auch den ganzen Tag. :D

Aber nur mich,wenn ich zuhause bin und die ganze Familie auch ,ist sie da wo ich bin.

Wenn wir essen geht sie von alleine an ihren Platz unter der Treppe.
Wenn sie die Teller abräumen hört,kommt sie wieder 8)

Wenn ich zum Posten gehe schaue ich das jemand zuhause ist,
dann ist diese Person ihr Obiekt zum nachlaufen.

Wenn ich sie allein lasse,heult sie dem Nachbarn die Ohren voll.
Dieser kann sie aber auch ruhig stellen indem er ihren Namen ruft.
Dann ist sie ruhig,ich schaue dann einfach dass ich nur kurz weg gehe.

Wenn ich sie draussen lasse,in ihrem Auslauf,
macht sie keinen laut :D

Ist halt wetterabhängig !
Ich halte sie nur draussen wenn es nicht regnet.

Weil wir 5 Personen sind gibt es immer eine Möglichkeit,
das sie nicht alleine ist.
Das wird aber immer schwieriger,da auch die Kinder flügge werden ,
oder länger Schule haben:lol:

Irgendwie klappt es auch so,bringe dem Nachbar halt ab und zu mal
ein Schöggeli mit oder frag ihn ob er etwas braucht vom Laden. :D

Zum Glück ist er recht verständnisvoll.

Grüessli Lise

 
Hallo Nati

Ich kann dir von meinen Beobachtungen meiner Hunde schildern und zu was für Schlüssen ich gekommen bin. Ob die stimmen oder nicht, vermag ich allerdings nicht zu beurteilen.

Bandit, Labrador, kam mit 2 jährig zu mir. Vorher wurde er oft rumgereicht.
Er verfolgte mich auf Schritt und Tritt. Er legte sich zwar dann auch sofort hin, einfach im gleichen Raum, in dem ich mich befand. Wechselte ich Raum, wurde ich sofort wieder verfolgt und im neuen Raum legte er sich wieder hin.
Bei ihm bekam ich den Eindruck, dass es mit Verlustangst zusammenhängt. Er fühlte sich offensichtlich wohl, aber wie wenn er mich immer im Auge behalten wollte, damit ich ja nicht ohne ihn weggehe.
Wenn er müde war und schlafen wollte, tat er dies quer vor der Haustüre, damit ich ja nicht ohne ihn weggehe.
Das alleine bleiben war aber bei ihm nie ein Thema. Das konnte er wirklich gut. (Kam aber nur selten vor).

DC, Labrador, kam mit 9 Wochen zu uns. Wurde nie rumgereicht.
Anfangs hat er mich auch stetig verfolgt. Ist aber normales Welpenverhalten: Welpenfolgetrieb. Später begann er sehr bald zu kapieren, dass er einem nicht auf Schritt und Tritt verfolgen muss. Er bleibt ruhig liegen, wenn man Räume wechselt/Dinge hin und her trägt.
Hält man sich länger ein einem anderen Raum auf, kommt er dann irgendwann ruhig rüber, legt sich hin und schläft weiter. Er möchte einfach gern bei einem sein. Bei ihm geschieht das auf eine sehr ruhige Art, ohne hibbeln, ohne Hektik.
DC kennt absolut keine Verlust- oder Verlassensängste.
Die ersten Tage liess er sich bisschen von Sami anstecken. Merkte aber bald, dass da nichts weltbewegendes passiert und guckt Sami heute nur erstaunt an.


Samira, Border Collie, kam mit 3 jährig zu uns aus einer mehr als be...scheidenen Haltung. Sie wurde am Vorort oft rumgereicht.
Bei ihr kann ich zu wenig einschätzen (dafür kenne ich sie einfach noch zu wenig gut) wieviel Verlustangst ist und wieviel allenfalls der Hütehund ausmachen könnte. Sie verfolgt mich (und nur mich) auf Schritt und Tritt. Auf eine sehr nervöse, hektische Art. Sie twistet dann vor mir um, versperrt mir den Weg, tänzelt wie ein wildgewordenes Pferd.
Bei ihr reicht es, dass ich z.B. nur denke, ich will schnell in den und den Raum, schon springt sie auf und steht in den Startlöchern. Gleiches, wenn ich tief durchatme oder bisschen meine Sitzposition ändere (das mit Sitzposi ändern hatte Bandit anfangs übrigens auch. Bei ihm verlor es sich mit der Zeit, als er mir genug vertraute), da springt sie sofort hoch und steht in den Startlöchern.
Ihr kann man sagen, dass sie warten soll, dann tut sie das auch. Aber unter einer mords Anspannung und Anstrengung. Wenn ich das Warten aufhebe, springt sie mich dann zum Spannungsabbau manchmal stürmisch wedelnd an.
Hab oft das Gefühl, dass es bei ihr eine Mischung aus beidem ist (Verlustangst, dieser Anteil scheint zu überwiegen, sowie bisschen halt auch der Hütetrieb).

Habe daher angefangen, bei ihr ein neues Wort aufzubauen, damit das Warten nicht abstumpft. Bedeutung: sie muss dann auch warten, damit ich ihn Ruhe Raum wechseln kann, darf aber, sobald ich das gemacht habe, dieses "Warten" alleine aufheben.
Mir fällt erst mit Sami auf, wie oft am Tag man in seiner Bude "rumrennt" :lol:


P.S: In meinem Hündeler-Umfeld habe ich ebenfalls gleiches beobachtet: Hunde, die als Welpe zu einem kamen, nie rumgereicht wurden, schafften es besser, ruhig liegen zu bleiben. Hunde, die später zu einem kamen/oft rumgereicht wurden, hatten damit viel mehr Mühe und neigten zum "Verfolgungswahn".
Ich bin daher zum Schluss gekommen, dass es mit dem Vertrauen zusammenhängen könnte. Oft rumgereichte Hunden brauchen ewig und zurück, Vertrauen aufzubauen. Da machen sich Verlustängste auch viel eher bemerkbar. Habe bei Bandit die Erfahrung gemacht, dass man denen grad mit viel Vertrauen recht gut begegnen kann (viel Vertrauensarbeiten mit Bandit gemacht und es wurde immer besser, je mehr er lernte, mir vertrauen zu können).

 
Hi!

Henry kam mit 14 Wochen zu uns von einem schrecklichen Bauernhof - die Umstände waren alles andere als ideal. Er hat mich aber eigentlich nie so wirklich verfolgt, er kommt immer erst dann zu mir, wenn er merkt dass ich länger in einem Raum bin und legt sich dann einfach bei mir nieder.

Randy der Rotti lief meinem Mann auf Schritt und Tritt nach, sogar wenn mein Mann nachts gearbeitet hat und am Tag schlief lag sie anfangs immer vor seiner Türe. Erst als sie begriff, dass er da nicht aus dem Haus kann ohne dass sie es mitkriegt kam sie zu mir (wir waren der 3. Platz für sie, mein Mann von Anfang an ihr Liebling, da sie in sein Mietshaus kam, dann zu seiner Mutter wechselte und dann zu uns kam weil sie eben so an meinem Mann hing). Aber spätestens ab 14 Uhr lag sie wieder vor seiner Tür. Sie lief ihm auch auf Schritt und Tritt nach und wehe er nahm einmal mich oder unseren Sohn in die Arme - da wurde geheult vor Eifersucht!

Rusty ist bei uns seit er 12 Wochen alt war und kommt von einem guten Ort. Bei ihm ist klar auch mein Mann der Rudelleiter und er läuft ihm wirklich auf Schritt und Tritt nach, dass man dauernd über ihn fällt. Ausser man nimmt den Autoschlüssel in die Hand, dann rennt er weit, weit weg! Bei mir ist er angenehmer, er ist zwar gerne da, wo ich bin, aber unaufdringlich, während das Verhalten bei meinem Mann schon fast lästig ist. Ob das Hütehundtribe ist kann ich aber nicht beurteilen, da kenne ich mich zuwenig aus - er ist der erste Hütehund in dem Sinn.

Das alleine sein ist bei allen drei Hunden nie ein Problem gewesen, das nehmen sie ruhig hin. Sie sind aber auch eher selten alleine, denn wenn ich weg bin schläft ja mein Mann oben und das wissen sie genau und legen sich dann einfach vor seine Tür und sind zufrieden.

 
Hallo

Sehr interessantes Thema :wink: .

Meine beiden Border Collies unterscheiden sich nur leicht. Beide verfolgen mich, nur mich, bei jedem Raumwechsel. Patch, der ältere, ist aber bedeutend ruhiger. Er kommt mit, legt sich aber sogleich wieder hin während Lloyd partout noch ein paar Streicheleinheiten sucht (jede freie Hand wird generell und immer als potenzielle Streichelmaschine angeschaut).

Opahl, unser Rotti, war absolut anders. Der blieb liegen, kam praktisch nie mit oder erst nach einiger Zeit, wenn man länger in einem anderen Raum war.

Alle Border Collies und Bordermischlinge die ich schon hatte, haben mich immer "verfolgt". Sie waren alle auch äusserst menschenbezogen, beinahe abhängig könnte man sagen. Die anderen Hunde (Rottweiler, Schäfer etc.) waren aber generell viel "in sich ruhender".

Das selbe Verhalten habe ich übrigens auch auf Spaziergängen festgestellt, dass all unsere Rottweiler und Schäferhunde auf Spaziergängen viel mehr Distanz hatten, als die Borders, die immer wieder die Nähe suchen, viel achtsamer sind, wo denn die Leute sind etc..

 
Hallo zusammen

wenn ich das so lese, ist es doch recht rassenabhängig, aber auch wie alt, sicher, gelassen der Hund ist.

Ich hatte mal einen Hütehund der sofort wusste ob ich ihn einen Raum gehe, wo ich eventuell das Haus verlassen könnte oder ob es da nicht nach draussen geht.

Das hat mich sehr erstaunt. Der HUnd kam bei einem potenziellen raus-können-Raum schnell bis zum Türrahmen um zu gucken was ich tue, wenn es klar war, dass ich nicht nach draussen gehe, ging sie wieder zurück an ihren Schlafplatz.

Grüsse
Nati

 
Hoi Zäme,

bei uns ist es so.
Aemy engl.Cocker Spaniel, kann ohne Probleme 5 Stunden alleine sein, sie verschläft diese Zeit. (Morgens) von klein her wurde sie langsam darauf vorbereitet.
Wenn ich nach Hause komme ist dann die Freude gross und es gibt das sogenannte "Begrüssungsritual" was die Einten befürworten und andere nicht.....
Danach möchte sie "ihre" Zeit und die gönne ich ihr auch, wie gehen nach Draussen laufen.
Auch sonst kann sie wenn wir nicht gerade in den Lebensmittelladen gehen, fast überall mitkommen.
Von Raum zu Raum, läuft sie mir zeitweise nach. Sie ist gerne dort wo sich "ihre" Menschen aufhalten und kann dann ruhig im Korb liegen, wobei ich zugeben muss, dass es in jedem Raum einen Liegeplatz für den Hund hat :wink:
Seltener kommt es vor, dass ich später nach Hause komme ( Dann ist aber noch jemand anderes im Haus)
Da liegt sie wirklich bei der Haustüre und wartet.


Gruess Brigitte

 
Hallo zusammen!

Also ich denke es ist etwas von beidem. Sicher hängt sehr viel von der Rasse ab. Muss ja auch so sein, denn die einen Hunde wurden ja dafür gezüchtet, dass sie sich direkt beim Menschen als "Helferli" aufhalten und die anderen, dafür, dass sie auf Hab und Gut aufpassen.

Dann spielen sicher auch Vorgeschichten eine Rolle. Aber auch dort ist es sicher wieder individuell. Unser Secondhand Pudeli kann sich z.B. auch gerne einfach mal verziehen, wenn sie ihre Ruhe will.

Ich denke zudem kein Hund ist wirklich gerne alleine - ausser vielleicht ein Hofhund, der geht dafür oft nicht wirklich gerne länger von zu Hause weg. Dies liegt einfach nicht in der Natur des Hundes, aber trotzdem sollte er es, für ihn stimmig, lernen.

Manchmal ist es auch gut wenn ein Hund einem auf Schritt und Tritt nachläuft. Ich habe dies zum Beispiel meinem Zwerg beigebracht, dass wenn Kinder im Hause sind zum spielen, sie sich im gleichen Zimmer aufhalten MUSS wie ich. Ergo, musste sie mir ständig nachlaufen. So hatte ich den Hund immer unter Kontrolle - nicht wegen dem Hund, sondern weil man nie wusste auf was für Ideen die Kids kamen. :wink:

Wünsche euch einen schönen Tag.
Unakit

 
Hallo Zusammen

Nur kurz - habe eigentlich gar keine Zeit zum Mitschreiben :roll:

Was hier meiner Meinung nach vergessen wurde, und aus meiner Erfahrung ein grosser Teil dieses "Problems" ausmacht, ist das angelernte Verhalten.

Viele Hunde kriegen ständig Aufmerksamkeit. Da ein Leckerli, da ein liebes Wort, noch ein Blickkontakt, da ein Knuddel - so dass es sich ja lohnt ständig hinterher zu trotten!

Dann gibt es wieder um viele Hundeschulen, die nach wie vor bereits in den Welpenkursen das Abrufen üben, in dem die Trainer die Hunde halten und die Besitzer wegrennen - sich womöglich noch verstecken müssen. Kann ebenfalls der Grundstein für dieses Verhalten (Trennungsangst) sein. Wer mal Welpen beobachtet, die gehalten werden, was die für Stress haben..... wir haben diese Uebung schon lange "verbannt".

Dann wird vielen Leuten empfohlen, wenn der kleine Knirps nicht hört auf dem Spaziergang, sich zu verstecken - ebenfalls eine gute Uebung um Trennungsangst zu fördern. Dies kann in Hunden regelrecht Panik auslösen.

Und dann last but not least: viele Hunde werden über Kontrolle ausgebildet und geführt. Sie lernen von klein an nur zu handeln wenn es ihnen gesagt wird - keine eigene "Meinung" zu haben, keine Eigeninitiative zu zeigen. Und wenn diese Hunde von ihrem "Kontrolloberhaupt" alleine gelassen werden kriegen sie regelrecht Stress und Angst, weil niemand mehr da ist der ihnen sagt was sie zu tun haben. Sieht man ja auch bei Menschen die "klein gehalten" werden!

 
Hallo fujolelo

Ich war ja mit DC in einer Welpengruppe, die diese Dinge, die du "ankreidest", noch so gehandhabt hat. ABER: es wurde immer klar differenziert, mit welchem Hund das geht und wenn einer Stress hatte, wurde von solchen Übungen abgeraten, bis er mehr Vertrauen hat. Es wurde nicht über die Angst gearbeitet.
Und DC ist der, der trotzdem er von mir recht viel Aufmerksamkeit bekommt, ruhig liegen bleibt.

Sami, die regelrecht unter einem Verfoltungswahn leidet,hat niemals nie eine Hundeschule, einen Hundetrainer oder sonst was in der Art kennengelernt, bevor sie zu uns kam.

Also bei meinen beiden Hunden trifft das, was du sagst, nicht zu.
Will damit sagen, dass es bestimmt eine grosse Rolle spielen kann, aber ich "wehre" mich gegen die Verallgemeinerung.

 
Hallo DeeCee

Ich wollte nicht verallgemeinern. Ich habe nur weitere mögliche Gründe aufgeführt! :roll: