Waschbär im Baselbiet entdeckt

Bebbina

Erfahrener Benutzer
22. März 2011
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Heute in der Basellanschaftlichen Zeitung:

Der Waschbär ist zum Baselbieter geworden

Liesberg · Erstmals ist im Kanton Baselland der Kleinbär in eine Fotofalle getappt. Doch seine Anwesenheit freut nicht alle

Andreas Hirsbrunner

Damit hatte niemand gerechnet: In die von Jagdaufseher Meinrad Orlandi neben einer Lockfutterstelle für Wildschweine in Liesberg aufgestellte Fotofalle tappte nicht eine Sau – sondern ein Waschbär. Zwar habe es schon vereinzelte Sichtmeldungen von Waschbären im Baselbiet gegeben, sagt der kantonale Jagdverwalter Ignaz Bloch, doch das sei nun der erste bildliche Nachweis, dass das Tier hier lebt.

Kein Schutz für den Waschbären

Und Bloch ist nicht eben erfreut über die Anwesenheit des Kleinbären im Kanton. Denn der ursprünglich aus Nordamerika stammende Waschbär zählt zu den Neozoen, zu jenen Tieren also, die gebietsfremd sind und je nach Art ein Ökosystem durcheinanderbringen können. Der Waschbär fällt zwar nicht unter die besonders schädlichen Eindringlinge, die so genannten invasiven Neozoen. Trotzdem sieht Bloch einiges Schadenspotenzial: «Der Waschbär besetzt die gleichen Lebensräume wie Eichhörnchen und Marder und macht sie ihnen streitig. Als Allesfresser nimmt er auch bodenbrütende Vögel, Kleinsäugetiere und Fische.»

Deshalb nützt dem Kleinbären sein ausgesprochen putziges Aussehen mit der schwarzen Gesichtsmaske, den herzigen Knopfaugen und dem schönen Pelz nichts; er geniesst als Neozoon keinen Schutzstatus und darf jederzeit erlegt werden. Allerdings sei das gar nicht so einfach, sagt Bloch, weil den hiesigen Jägern die Erfahrung fehle. Es ist denn im Baselbiet auch noch nie ein Waschbär geschossen worden.

In Deutschland ausgebrochen

Doch das dürfte bald ändern, denn Bloch sieht einen Expansionsdruck von Deutschland her. Dort habe sich das aus Pelzfarmen entwichene oder mutwillig ausgesetzte Tier kontinuierlich von Nordosten Richtung Südwesten ausgebreitet. Und der Rhein ist für den guten Schwimmer kein Hindernis. Eine Verbreitungskarte der Eidgenössischen Forschungsanstalt für Wald, Schnee und Landschaft zeigt, dass «der Spitzbube mit Zerstörungspotenzial», wie ihn die Forschungsanstalt nennt, inzwischen in der ganzen Schweiz nördlich der Alpen vorkommt, allerdings in noch geringer Zahl von «wenigen hundert Tieren».

Der Waschbär steht aber nicht zuoberst auf Blochs Sorgenliste mit fremden Säugetieren. Dort figuriert der Marderhund, der vom Aussehen her Ähnlichkeiten mit dem Waschbären aufweist, jedoch bedeutend hochbeiniger ist.

Auch der aus Nordostasien stammende Marderhund wurde als Pelztier nach Europa eingeführt und stösst nun von Deutschland her in die Schweiz vor. Zum Marderhund sagt Bloch: «Er besetzt die gleiche Nische wie Marder und Fuchs und hat auch das gleiche Beutespektrum.» Vom Marderhund gibt es im Baselbiet erst eine Sichtmeldung aus Pfeffingen. Kein Problem stellen hingegen in der Region jene eingeschleppten Säugetierarten dar, die von Forschern der Universitäten Bern und Freiburg in einer Untersuchung als die schädlichsten in Europa bezeichnet wurden: Wanderratte, Bisamratte und Sikahirsch.

Die Wanderrate komme hier nicht vor, ein Sikahirsch sei einmal vor zwei Jahren aufgetaucht und erlegt worden und die Bisamratte lebe an Birs und Rhein, ohne aber Schäden zu verursachen, sagt Bloch.