Zucht/Vermehrung von Kleinnagern

desi

Erfahrener Benutzer
22. Jan. 2009
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Hallo Zusammen

Aus aktuellem Anlass möchte ich hier etwas zur Vermehrung von Kleinnagern sagen.

Wie bei Hunden und Katzen gibt es leider auch bei den Kleinnagern immer mehr unseriöse Vermehrer, die ihre Tiere wahllos zusammensetzten, die Jungtiere zu Schleuderpreisen oder je nach Farbe zu unterschiedlichen oft auch sehr hohen Preisen anbieten.

Zudem ist ihr Interesse am neuen Zuhause ihrer Tiere ziemlich gering bis gar nicht vorhanden und Neuhalter werden mangelhaft oder gar falsch beraten. Dies wirft natürlich ein schlechtes Licht auf die allgemeine Zucht von Tieren.

Aber: Seriöse Züchter gibt es auch bei den Kleinnagern. Nicht viele aber es gibt sie. Man muss sie einfach nur finden.

Das Zusammensetzten von Männchen und Weibchen ist nicht sonderlich schwierig. Junge gibt es noch schnell einmal. Dies kann man aber noch lange nicht Zucht nennen.

Der Unterschied zwischen seriösen Züchtern und Vermehrern ist folgender:

Merkmale seriöser Züchter:

- Sie verfügen über ein breitgefächertes Fachwissen der gezüchteten Tierart

- Sie verfügen über eine grosse Kompetenz in Sachen Genetik und Zucht.

- Sie züchten gezielt und geplant um ein Ziel zu erreichen, die Gesundheit steht immer an erster Stelle

- Sie möchten mit ihrer Zucht kein Geld verdienen, es ist und bleibt ein Hobby mit dem man kaum Gewinn machen kann, sofern man es seriös macht

- Sie geben Jungtiere nicht in zu jungem Alter ab

- Sie stehen auch nach dem Kauf für Beratung und Fragen zur Verfügung

- Sie haben nicht laufend und jederzeit Abgabetiere

- Sie bietet keine Qualzuchten zur Abgabe an

- Sie haben keine höheren Preise für bestimmte Farbschläge

speziell für Farbmäus:

- Sie geben keine unkastrierten Böcke als Liebhabertiere ab

Merkmale die auf unseriöse Vermehrer hinweisen:

- Sie setzen ohne Planung Männchen und Weibchen zusammen mit dem Ziel möglichst viel Nachwuchs zu erhalten

- Sie kennen sich weder mit Genetik aus noch haben sie ein Fachwissen was die Zucht angeht

- Sie haben laufend und jederzeit Abgabetiere

- Sie bieten oft auch Tiere zu unterschiedlichen Preisen an, zb. bei bestimmten Farbschlägen

- Sie möchten mit ihrer „Zucht“ Geld verdienen und möglichst viele Nachzuchten verkaufen

- Sie kennen die offizielle Farbbezeichung ihrer Tiere nicht oder schreiben sie mit Fantasienamen aus (Dalmatiner, Panda, Gold) um sie besser verkaufen zu können

- Sie kommen mit fadenscheinigen Argumenten wieso die Tiere abgegeben werden wie: Sie werden sonst als Schlangenfutter abgegeben, man müsse sie dringend loswerden etc.

speziell für Farbmäus:

- Sie geben unkastrierte Böcke ab

Um einen seriösen Züchter von einem gewöhnlichen Vermehrer unterscheiden zu können empfiehlt es sich, sich vorab schon gut zu informieren und dem Züchter viele Fragen zu stellen. Ausserdem schadet es nie, wenn man verschiedene Zuchten vergleicht.

Auch wenn es vielleicht „nur“ kleine Tiere sind, sind es doch immer noch Lebewesen.

Auch sollte man davon absehen Tiere aus Mitleid freizukaufen, dies unterstützt unseriöse Vermehrer nur und ebnet den Weg für noch mehr solcher zu bemitleidenswerten Jungtieren.

Da wie Anfangs erwähnt immer mehr unseriöse Vermehrer auftauchen, lohnt es sich vor dem Kauf genauer hinzuschauen und sich genau zu überlegen, wo man seine neuen Lieblinge abholt. Es wäre doch schade, wenn man sich bereits nach kurzer Zeit wieder verabschieden müsste, nur weil die Eltern nicht sorgfältig ausgesucht wurden. Musste das leider auch schon durchmachen, als ich es selber noch nicht besser wusste. Deshalb lohnt es sich ein gesundes Tier bei einem Züchter zu kaufen.

Zudem produziert ein Züchter keine Notfälle, weil er die Verantwortung für das neue Leben übernimmt und seine Nachzuchten auch wieder zurück nimmt falls nötig. Da Angebot und Nachfrage den Markt regeln, kann man als Halter auch etwas zum Wohle der nächsten Generation tun. Indem man Züchter unterschützt und Vermehrer nicht. Wo keine Nachfrage, da auch kein Angebot und auf lange Sicht somit weniger Notfälle.

Also bitte seit euch nicht zu schade genauer hinzuschauen und halt auch einmal ein Tier nicht zu kaufen. Es kommt den zukünftigen Generationen nur zu Gute.

Liebe Grüsse Dési

 
Hallo Desi

Danke für deine Ausführungen!
Ich kann dir nur zustimmen!

 
Danke Andromeda

Finde einfach, dass man sowas immer mal wieder erwähnen sollte. Und wenn man nur 1 - 2 Personen überzeugen kann, hat man schon gewonnen.

LG Dési

 
Hallo Dési

Vielen Dank für die Zeit und Mühe, die du investiert hast für diesen tollen Bericht.

Gruss, Dani

 
Danke Dani

Das war doch keine Mühe, sowas mache ich gerne.
Zudem haben mir meine Kolleginen vom SKZ geholfen und Korrekturgelesen.

Hoffe nur, dass es jetzt auch noch ein wenig hilft...

LG Dési

 
Hallo :)
Danke für die Informationen.
Ich möchte mir auch bald ein paar Farbmäuse zulegen, weisst du villeicht wo ich am besten so eine seriösen Züchter finden kann? Ich habe schon einen in Ausssicht, jedoch weiss ich im Moment noch nicht, was für Merkmale er hat und ob er sich gut auskennt u.s.w.

Liebe Grüsse Jasii

 
Huhu.

Bei der Zucht würde ich persönlich insbesondere auch auf folgende Kriterien achten:
- Ist die Zucht nachhaltig und langfristig angelegt? Denkt der Züchter in langen Zeitabschnitten vielleicht von 5-10 Jahren oder noch länger oder folgt die Zucht lediglich aktuellen Trends und ist morgen vielleicht schon vor dem Aus?
- Bei Tieren, bei denen es Tradition ist, Farbschläge zu züchten (Kaninchen, Chinchillas, Meerschweinchen, Mäuse, Ratten), liegt der Fokus auf ein paar wenige Farbschläge, selbst bei grossen Zuchten sollten mehr als 5 verschiedene Farbschläge stutzig machen, denn solche Linien kann man nicht seriös pflegen, wenn nicht genug Tiere von einem Farbschlag zur Verfügung stehen (Liebhabertiere sind davon natürlich nicht betroffen, nur Tiere in der Zucht). Bei Tierarten, die erst seit Kurzem in Farbschlägen gezüchtet werden, darunter zahlreiche Exoten, ist es sinnvoll von Farbmutationan abzusehen und besser die Tiere in Wildfarbe/Agouti anzuschaffen. Ein seriöser Züchter wird bei diesen Tieren auch den Schwerpunkt auf wildfarbene Tiere legen, da bei diesen in erster Linie darum geht, einen grossen Genpool bei den in Menschenobhut gepflegten Tieren zu bewahren. Extreme Farbzuchten, können zu starker Verarmung im Genpool führen und kann unter Umständen längerfristig Erkrankungen stark begünstigen, die sich, bei fehlendem Backup-Genpool von Tieren in Wildfarbe wegfallen. Die Folgen davon kann man sich sicher unschwer vorstellen.
- Gerade bei Zwerghamster ist eines der grossen Probleme die Hybridisierung der Phodopus-Arten. Ein guter Züchter dieser Tiere sollte sich dessen Problem bewusst sein und sich bemühen, reine Linien ohne Art-Bastarde zu züchten.
- Ein guter Züchter nimmt sich viel Zeit für eine gute Beratung und drängt die Kunden nicht zum Kauf, sondern gibt ihnen Zeit, dass sie sich intensiv mit der Anschaffung auseinandersetzen können und sie die nötigen Informationen haben zur Pflege der Tiere, wenn sie diese dann anschaffen.


Zur Ergänzung wäre es aber auch sinnvoll hinzuweisen, dass wir gerade bei den Kleinsäugern leider häufig auch Tiere haben, die in Tierheimen oder bei privaten Vermittlungsstationen landen, die oft auch dringend ein Zuhause suchen. Gerade bei den Degus, bei denen ich die Situation sehr gut kenne, gibt es immer wieder periodisch grosse Notfälle, zwar häufig in Deutschland (ab und an auch im kleineren Ausmasse in der Schweiz, wir hatten schon grössere Notfälle mit mehr als 10 Tieren u.a. in Bern, am Bodensee und in Biel), von denen dann Tiere bis in die Schweiz vermittelt werden. Und auch bei den Chinchillas wird immer wieder mal händeringend nach zuverlässigen Haltern gesucht.

 
Hallo Octodons

Vielen Danke für deine Ergänzungen.
Man denkt nicht immer an alles.

LG Dési