Alternativverhalten vs Abbruchkommando

Jasy

TeamSchule.ch
11. Feb. 2011
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Letzthin bin ich beim Surfen auf einer Seite gelandet, bei der es um Ausbildung unserer Hunde mit positiver Bestärkung ging. Ein Beitrag hat mich dort am meisten zum Nachdenken gebracht.

Und zwar schrieb eine Hundehalterin in einem Beitrag sinngemäss, dass sie ihren Hund nicht mehr mit einem „Nein *“ davon abhalten wolle, etwas zu tun (auch wenn dieses Nein positiv aufgebaut ist) sondern dass sie stattdessen ab sofort immer ein Alternativverhalten von ihm abverlangen werde.

*Ich verwende im Text das Wort „Nein“ selbstverständlich kann es auch ein anderes sein (besser ist es sogar ein anderes)

Ich habe mir dann überlegt, wie es umzusetzen wäre, dass ein Hund immer statt des Abbruchsignals ein Kommando für ein anderes Verhalten bekommt, das mit dem ursprünglich beabsichtigtem nicht vereinbar ist

  • Der Hund möchte eine Person anspringenStatt „Nein“ wird der Befehl zum Sitzen gegeben
  • Der Hund möchte draussen eine Katze jagenStatt „Nein“ wird er zum Besitzer gerufen
  • Der Hund möchte die eigene Katzen durch die Wohnung jagenStatt „Nein“ wird das Signal zum Stehen bleiben gegeben
  • Der Hund möchte etwas vom Boden aufnehmenStatt „Nein“ bekommt er den Befehl zum Weitergehen
  • ....
Es würde also durchaus gehen. Denn sowohl mit dem „Nein“ als auch dem Alternativverhalten soll ja eine bestimmtes Verhaltenskette unterbrochen werden. Aber während ich beim „Nein“ nur sage, was der Hund nicht tun soll, sage ich beim Alternativverhalten, was er stattdessen tun kann.

Meine Überlegungen dazu:

Ist der „Abbruch“ eines Verhaltens nicht auch schon ein Alternativverhalten zum ursprünglich geplanten?

Sowohl beim Alternativverhalten als auch beim Abbruchkommando braucht es anschliessend (fast) immer ein weiteres Kommando. Beim Alternativverhalten, eines, das dieses auflöst und beim Abbruch, eines, das dem Hund sagt, was er nun tun kann.

Ich habe aber z.B, das "Nein“ so aufgebaut, dass der Hund nach dem Abbruch eine Belohnung bei seinem Besitzer abholen darf - wobei der Hund selber entscheidet, ob er die Belohnung möchte oder lieber einer anderen Beschäftigung nachgehen möchte (ausser natürlich der mit „Nein“ belegten). D.h. das Alternativverhalten ist bereits im Abbruchkommando enthalten.

Auch möchte ich meinem Hund nicht permanent sagen, was er zu tun hat. Und das gilt auch für den Unterbruch eines Verhaltens. Mein Ziel des „Neins“ ist es deshalb, ein bestimmtes Verhalten zu unterbrechen (und nicht wieder aufzunehmen), was der Hund danach macht, spielt für mich in sehr vielen Situationen keine Rolle.

Auch ist ein Abbruch in einer angespannten Situation vom Hund oft schneller zu bewerkstelligen als ein Platz oder Sitz.

Wie weiter?

Aufgrund dieser Überlegungen werde ich persönlich nicht auf das Abbruchkommando verzichten, sondern dort einsetzen, wo es nötig ist und das Alternativverhalten, wo dieses richtig ist.

Aber selbstverständlich ist es wichtig, das „Nein“ sehr dosiert einzusetzen. Muss es sehr oft verwendet werden, dann ist der Hund bei diesem Thema noch nicht so weit bzw. die Aufgabenstellung noch zu schwer (als extremes Beispiel: Freilauf in einem Wildgebiet statt an der Schleppleine).

Auch gehört ein „Nein“ für mich in den Bereich der Erziehung und nicht in den der Ausbildung.

Nun freue ich mich auf eure Gedanken zu diesem Thema - wobei es mir nicht um die Fragestellung geht, kann ein Hund nur mit Methoden der positiven Bestärkung ausgebildet werden (dies wäre ein anderes spannendes Thema)

Moni

 
Wenn es schnell gehen muss, dann ist ein "Nein" und danach ein Alternativverhalten für mich unumgänglich. Sieht mein Hund z. Bsp. die Katze vor mir und fängt an zu rennen, dann geht ein "zu mir" nicht. Sehe ich die Katze rechtzeitig, bevor der Hund los gerannt ist, dann kann ich mit einem "zu mir" und Belohnung umlenken.

 
Danke Eva für deinen Input.

Bei einer Katze handhabe ich es wie du. Aber ist die Versuchung weniger gross und habe ich sie rechtzeitig gesehen, dann kommt je nachdem wie ich die Situation einschätze entweder

- Nichts
weil ich davon ausgehe, dass er inzwischen so weit ist, die Ablenkung zu ignorieren bzw. wenn er ihr doch nachgibt, es nicht so schlimm ist. Ich weiss dann aber, dass wir hier noch weiterüben müssen
- Ein Kommando (zu mir oder weiterlaufen) = Alternativverhalten
- Das Kommando "Vergiss es" = Abbruch
damit er weiss, dass ich es auch gesehen habe und er sich gar nicht überlegen muss, der Versuchung nachzugeben

Moni

 
Hoi zäme


Ein spannendes Thema.
Ich finde den Begriff Abbruchsignal einfach etwas schwammig.
Meine Hunde kennen
- ein Umorientierungssignal = sich von einem Auslöser abwenden ( muss nicht zwingend Blickkontakt zu mir sein!), sehr hilfreich bei Hundebegegnungen, dass der Hund das fixieren auflösen kann
- dann kennen sie ein Weiter-Signal = der Hund soll mit mir mitlaufen bsp. Wenn er sich festgeschnüffelt hat, oder stehenbleibt und etwas lange anschaut etc.
- sie kennen ein Stop-Signal = Vorwärtsbewegung ist momentan grad nicht möglich (wird unterbrochen)
- dann kennen sie den Klicker/ Markerwort = bsp nach Sitz auf Distanz dürfen sie nach dem Klick sich eine Belohnung fangen, holen kommen, zusammensuchen, in die Hundewelt eintauchen etc. Ist also so zu sagen auch ein Abbruchkommando im erwähnten Beispiel für das Sitzen

Ich bin der Meinung, dass es sehr sinnvol ist, dass der Hund einen Auslöser als Signal für ein passendes Verhalten kennen gelernt hat, also eher in Richtung Alternativverhalten festigen.

Habe ich jetzt das Thema so aufgegriffen wie Deine Frage war?

Ich denke zu Beginns einer Verhaltensänderung braucht es eventuell eine Art "Abbruchsignal" sobald man aber ein, zwei Mal die Situation üben konnte erachte ich das Festugen des Alternativverhaltens als sinnvoll. D bin ich dann auch flexibel was mir der Hund als brauchbare Alternative anbieten mag.

Liebe Grüsse
Nati

 
.

Auch möchte ich meinem Hund nicht permanent sagen, was er zu tun hat. Und das gilt auch für den Unterbruch eines Verhaltens. Mein Ziel des „Neins“ ist es deshalb, ein bestimmtes Verhalten zu unterbrechen (und nicht wieder aufzunehmen), was der Hund danach macht, spielt für mich in sehr vielen Situationen keine Rolle.

Moni
Das läuft bei uns auch so, wenn es nicht genügen sollte dann folgt dazu ein Kommando. ( Einer von den Vieren kann das immer wieder mal in Frage stellen, da kommt aber ein Kommando mit Namen nur für den "Infragesteller"). Wobei es für die anderen auch kein Laisser-fair gibt. Aber wenn das Abbruchsignal genügt hat, und sie zeigen ein für mich akzeptables Alternativverhalten, gibt es für sie kein weiteres Kommando.

 
Ich habe verschiedene Abbruchkommandos:

- Da gibt es ein "äh", um dem Hund klar zu machen, dass ich in der Nähe bin und auch alles sehe, z.B. die von ihm erblickte Krähe. Oder ihn davon abzuhalten, an einer nicht erlaubten Stelle zu markieren. Das ist unser schwächstes Abbruchkommando.

- Das "nein" brauchen wir, wenn die Krähe schon fixiert wird, also bevor er losrennen würde oder, um beim selben Beispiel wie oben zu bleiben, um ihn von einer zu verlockenden Stelle vom Pinkeln abzuhalten.

- Das Abbruchkommando "fertig" wird im gemeinsamen Spiel als Abbruch gebraucht.

Die zwei ersten Abbruchkommandos brauche ich recht wenig (ausser um ihn vom Jagen abzuhalten, wenn möglich). Ich verlange häufig ein Alternativverhalten von ihm, weil er in seiner Aufgeregtheit besser darauf reagiert und dann auch weiss, was er tun muss.

Zum Beispiel bei Besuch: Er soll nicht hochspringen, ist aber so aufgeregt, dass er sich nicht ans "nein" halten kann oder nur ein, zwei Sekunden. Da gebe ich ihm lieber den Befehl, sich hinzulegen. Oder wenn wir den Feldern entlang laufen, darf er nur am Grasrand laufen. Zuerst hatte ich ihn mit "nein" davon abgehalten, ins Feld rein zu laufen. Das hat er auch zügig begriffen. Als es nur noch selten vorkam, habe ich begonnen, ihn mit dem Wort "Strasse" wieder an den Rand zu schicken.

Tabasco ist ein Hund, der meistens sehr gerne zusammen arbeitet und deshalb viel lieber ein gefordertes Verhalten zeigt, als mit dem unerlaubten aufzuhören. Er kommt so besser zurecht. Und ich mit ihm.

 
Tabasco ist ein Hund, der meistens sehr gerne zusammen arbeitet und deshalb viel lieber ein gefordertes Verhalten zeigt, als mit dem unerlaubten aufzuhören. Er kommt so besser zurecht. Und ich mit ihm.
das möchte ich gerade mal kurz aufgreifen, da es mir sehr wichtig erscheint.geeignet sind wohl hier besonders hunde welche sehr gut mit ihrem menschen zusammenarbeiten und hierfür gerne eine alternative ausführen, welche ihnen (an)geboten wird.

 
Sehr interessant!


Bei matti gibts beides und ich setze es je nach situation immer anders ein.
Wenn ich z. B. Eben sie katze vor ihm sehe, rufe ich ihn ab und laufe mit ihm an der leine im fuss weiter, fordere so seine aufmerksamkeit ein.

Wenn wir (wie heute) die katze gleichzeitig sehen, gibts nur ein "syy la" und wir laufen *judihui* zusammen normal weiter. In der gleichen situation hab ich schon oft versucht, ihn ins sitz zu nehmen oder seine aufmerksamkeit anders au mich zu lenken. Dies führte jedesmal dazu, dass ich einen quietschenden nervösen hund an der leine hatte.

Wenn er kot frisst, ist das kommando klar "syy la" und "witrloufä" (somit also eine kombination aus abbruch und alternative).

Wenn er in ein frisch angepflanztes feld läuft, bekommt er das kommando "chum usä". Was auch ein abbruh und keine alternative ist. Wenn ich ihn da nur alternativ zu mir rufe oder was anderes von ihm will, rennt er gleich danach wieder ins feld zurück. Ich will in dieser situation ja, dass er begreift, dass das feld tabu ist. Das tut er nicht, wenn er nur eine alternative bekommt.

Ich könnte ihm schlicht und ergreifend nicht immer nur ein alternativkommando geben, sondern muss zwingend erst abbrechen.

***Geschrieben mit der Haustierforum App für iPhone - Für Fehler und mangelnde Grossbuchstaben haftet mein Touchscreen ;) ***

 
Spannendes Thema.

Klar, jedes unvereinbare Alternativverhalten bricht das unerwünschte Verhalten ab, fungiert also auch als Abbruchkommando. Hetzt mein Hund hinter einem Reh her, und reagiert auf Rück- oder Stoppfiff hat er die Hetze abgebrochen. In vielen Situationen halte ich ein Kommando zum Alternativverhalten für sinnvoller als einen "leeren" Abbruch.

Aber nicht immer, und drum finde ich Abbruchsignale doch sinnvoll. Ich persönlich habe verschiedene, nett aufgebaute und unnette. Ich habe recht selbständige Hunde, und ich schätze diese Eigenschaft. Drum will ich ihnen nicht ständig Anweisungen erteilen, wie sie sich zu verhalten haben. Beispielsweise wenn Splash (er hat grad so eine Phase) im Freilauf mal wieder einen Fremden begrüssen möchte. Ihn in Sitz, Platz oder Fuss beordern würde den Freilauf unterbrechen. Ein "vergiss es" sagt ihm, dass ich das Begrüssen nicht für eine gute Idee halte, er kann aber entweder weiterlaufen, oder schnüffeln gehen, oder zu mir kommen - eben alles ausser zum Menschen hingehen. Das funktioniert vor dem Hintergrund, dass er üblicherweise Passanten ignoriert. Wäre er ein eher unselbständiger Hund (angeboren oder dahin erzogen), der immer fragt, was er tun soll, wäre die Situation anders, und er wäre mit einer klaren Handlungsanweisung wie Sitz besser bedient.

Ich nutze Abbruchsignale, um Verhalten im Ansatz abzubrechen, bevor der Hund es wirklich tut. Etwas nicht fressen, hier nicht ins Wasser. Oft sind es kleine Alltagsdinge, für die ich den Hund nicht unnötig gängeln möchte. Selten setze ich die massiven ein, für Dinge, die einfach tabu sind. Da kommt dann aber oft auch eine Verhaltensanweisung dazu, um doppelt zu nähen in hoher Erregungslage.

Wichtig finde ich die Anmerkung zur ständigen Verwendung. Muss ich ständig (und dann meist aversiv) abbrechen, ist der Hund noch nicht soweit. Ich hab's nicht mit diesen Erziehungsphilosophien, die dauerhaft abbrechen, beispielsweise, um den Hund in einem ganz engen Radius zu halten. Bei Splash hätte es auch einen Dauerabbruch gebraucht, sowohl für einen 10 m Radius wie für ein Weggebot. Da habe ich ihm mittels positiver Bestärkung und Verhinderung von Selbstbelohnung abseits des Weges das Weg-Kommando beigebracht, bzw. arbeite noch dran. In vielen Situationen reicht inzwischen ein gelegentliches Nein, um unerlaubte Ausflüge ins Unterholz zu verhindern.

 
Vielen Dank für eure Antworten

@Nati: Bei mir gehören zu den Abbruchsignalen je nach Situation: He, Vergiss es , Sii loo, No, Aus, Kehre oder Schluss. D.h. alles, was Jason sagt, dass er ein bestimmtes Verhalten unterbrechen soll, ohne dass ich ihm damit sage, was er im Anschluss daran machen muss.

Zu einem Alternativverhalten zähle ich alles, bei dem ich erwarte, dass der Hund genau dieses und nichts anderes macht - mich anschauen, eine bestimmte Position einnehmen, die Wegseite wechseln - und auch erst wieder damit aufhört, wenn ich es ihm sage (auflöse).

Deshalb ist das, was du beim Clicker beschreibst, für mich ein Auflösekommando zu einem verlangten Verhalten.

Aber natürlich müssen sowohl das Abbruchkommando als auch das Alternativverhalten erst richtig aufgebaut werden, bevor man sie anwenden kann.

Ich bin der Meinung, dass es sehr sinnvol ist, dass der Hund einen Auslöser als Signal für ein passendes Verhalten kennen gelernt hat, also eher in Richtung Alternativverhalten festigen.
Da stimme ich mit dir überein.

Dies schliesst damit aber meine Aussage nicht aus, dass auch ein "Nein" ein Signal für ein bestimmtes Verhalten sein kann.

Auch muss für mich ein Signal nicht zwingend vom Besitzer kommen, der Hund soll auch lernen, dass die Umwelt selbst der Auslöser für ein Verhalten ist: Sieht er einen Jogger kommen, dann geht er zu seinem Besitzer, sieht er einen Vogel, dann wendet er sich seinem Besitzer zu, begrüsst der Besitzer jemanden, dann soll sich der Hund ruhig verhalten....

Habe ich jetzt das Thema so aufgegriffen wie Deine Frage war?
Ja klar. So wie du es beschreibst, arbeitest du nur mit Alternativverhalten, sei es über ein Umlenkungssignal oder ein Signal, auf das der Hund etwas Bestimmtes machen muss.

Ich denke zu Beginns einer Verhaltensänderung braucht es eventuell eine Art "Abbruchsignal" ...
Für mich ist es eher umgekehrt. Denn für mich ist es fairer, mit einem Abbruchsignal (Nein) zu arbeiten, wenn der Hund eigentlich wüsste, was er tun soll und dieses nach dem Nein auch gleich anbieten kann, als ihn bei etwas völlig Neuem mit einem "Nein" zu konfrontieren.

... sobald man aber ein, zwei Mal die Situation üben konnte erachte ich das Festugen des Alternativverhaltens als sinnvoll. D bin ich dann auch flexibel was mir der Hund als brauchbare Alternative anbieten mag.
Hier habe ich mich wahrscheinlich zu wenig klar ausgedrückt. Es ging mir um den Moment, in dem der (ausgebildete) Hund dabei ist, etwas zu tun, was er nicht sollte (wie z.B. dass er einen gefundenen Knochen frisst oder eine Katze jagen will...) und nicht darum, dem Hund auszubilden.
Das Lernen und der Aufbau eines Verhaltens ist für mich wieder etwas ganz anderes. Denn auch für mich ist wichtig, dass der Hund lernt, wie er sich in bestimmten Situationen verhalten kann. Dazu gehört auch das vorhin erwähnte lernen von Signalgebern aus der Umwelt dazu.

@Tabasco: Ich habe bei Jason festgestellt, dass es für ihn z.B. beim Jagen oft einfacher ist, ein Abbruchkommando anzunehmen, als ein gelerntes Alternativverhalten auszuführen (wie Sitz, Stopp oder Platz). Nach dem Abbruch ist er für diese Signale dann wieder viel empfänglicher.

Moni

 
Ich habe nebem Abbruchkommando und vielen Alternativen das Kommando, dass etwas mir gehört. Die Krähe ist zB "meins"! Und was "meins" ist darf er nicht haben. Nach meins gibt es meist ne Belohnung oder Alternative, wobei Alternative auch gleich wieder belohnt wird. In hoher Erregungslage nehme ich ihn raus, unterbreche mit Abbruchkommando und verlange eine Alternative! Sollte das Abbruchkommando nicht klappen, dränge ich ihn ab mit meinem Körper, belohne das zurücknehmen und gehe die gleiche Situation noch mal ein, belohne richtige Interaktionen von ihm!
Abbruchkommandos gibt es:
Räusper (Hey ich bin da)
Siiloh
Nein!!
Zusätzlich habe ich das Kommando "JETZT"! Das ist das Ende vom Lied! Danach handle ich!
Alternativen lerne ich ihm. Sitzen, zurücknehmen, Platz, warten! Wenn er ne Situation gut selber meistern kann, gebe ich nur kurze Inputs.

Lg Ti

 
Wenn er in ein frisch angepflanztes feld läuft, bekommt er das kommando "chum usä". Was auch ein abbruh und keine alternative ist. Wenn ich ihn da nur alternativ zu mir rufe oder was anderes von ihm will, rennt er gleich danach wieder ins feld zurück. Ich will in dieser situation ja, dass er begreift, dass das feld tabu ist. Das tut er nicht, wenn er nur eine alternative bekommt.
Danke für diesen Input
Moni

 
@Tabasco: Ich habe bei Jason festgestellt, dass es für ihn z.B. beim Jagen oft einfacher ist, ein Abbruchkommando anzunehmen, als ein gelerntes Alternativverhalten auszuführen (wie Sitz, Stopp oder Platz). Nach dem Abbruch ist er für diese Signale dann wieder viel empfänglicher.
Dass ist bei Tabasco auch so. Bei Katzen- oder Wildsichtung kann ich von ihm kein Alternativverhalten erwarten, das ihn vom Objekt "wegnimmt". Ich bin dann schon froh, wenn ich mit dem Abbruchkommando bei ihm durchkomme, so dass er stehen bleibt und ich ihn anleinen kann.

Ultimativ habe ich dann noch ein Signal "spielen", worauf er meistens gar noch in der Hetze umkehrt (aber nicht immer und bei jedem Tier). Das ist das Superlotto-Wort für meinen spielsüchtigen Aussie. Worauf dann natürlich ein Spiel folgt. Somit wäre dies jedoch kein reines Abbruchkommando, weil ja danach ein alternatives Verhalten - das Spielen - folgt.

PS: Sehr interessante Diskussion!

 
Ach ja die Alternative "mit mir spielen" ist bei Siifaa eh die beste. Ich muss ihn aber genug aus der Situation geholt haben! Spiel ist auch oft Belohnung für zurücknehmen ohne mein einwirken!

 
Heute haben wir in der Küche eine Situation gehabt, bei dem ich nicht wüsste, wie ich mit einem Alternativverhalten das Gleiche bewirkt hätte:

Der volle Abfallsack musste bereits dem Neuen Platz machen. Er stand aber noch offen in der Küche herum, damit wir ihn mit den restlichen Abfällen vom heutigen Kochen auffüllen konnten, darunter auch mit dem blutigen Fleischpapier.

Natürlich hätte Jason sich dieses gerne wieder herausgeangelt. Aber nach einem Sii loo akzeptierte er, dass es nicht für ihn gedacht war und liess den Abfallsack danach in Ruhe. Er durfte sich aber weiterhin frei in der Küche bewegen, obwohl er dabei mehrmals (unbeobachtet) daran vorbei laufen musste.

Mit dem Abbruchkommando konnte ich ihm hier klar signalisieren, dass der Inhalt nicht für ihn bestimmt war, was er aber sonst während der Zeit in der Küche macht, war für mich nicht relevant.

Moni

 
@ Jasy: In dem Fall mit offenem Kehrichtsack wäre es bei uns genau gleich gelaufen. Da hätte bei Tabasco - wenn überhaupt nötig - ein leises Räuspern oder ein "äh" völlig gereicht. Ein Alternativverhalten wäre absolut unnötig gewesen.

Ich kann mir jedoch vorstellen, dass bei einem total futtergeilen Hund das Abbruchsignal nicht gereicht hätte, weil sein ganzes Gehirn, bzw. sein ganzes hier und jetzt auf dieses essbare Papier gerichtet gewesen wäre. Da wäre ein Alternativverhalten ("auf Deinen Platz" z.B.) für den Hund einfacher zu befolgen gewesen, weil man ihn so aus einer für ihn nicht zu widerstehenden Situation genommen hätte.

Deshalb denke ich, dass es ganz auf den Typ Hund ankommt, wann ein reines Abbruch- und wann ein Alternativkommando besser zum angenehmen Miteinander führt.

 
Das stimmt schon. Dann wäre der Sack aber bestimmt auch nicht 4-5 Stunden rum gestanden :) Das war nur dank des Abbruchkommandos möglich.

Moni

 
Das stimmt schon. Dann wäre der Sack aber bestimmt auch nicht 4-5 Stunden rum gestanden :) Das war nur dank des Abbruchkommandos möglich.

Moni
Das funzt aber nicht bei jedem Hund, ebensowenig wie das ewig ausgedehnte Alternativverhalten wie Platz oder so. Meine Hunde würden auf ein Abbruchsignal sofort die Nase aus dem Sack nehmen. Sie würden jedoch auf eine günstige Gelegenheit warten, sich trotzdem zu bedienen - besonders Rhian. Für die ist ein Abbruch immer nur zeitlich begrenzt, und nie generalisiert. Dasselbe gilt für Tabus. die ist da erstaunlich unbefangen, wenn sie sich Chancen ausrechnet. Sowas kannte ich bei den Flats gar nicht.

 
Ja, da haben wir mit Jason wirklich Glück.

Dafür hat er uns heute Abend den Guggelhopf geklaut, der, wie er fand, eindeutig auf seiner Seite der Küchenkombi stand. Keine Ahnung, wie er auf die Idee gekommen ist, dass diese ihm gehört, aber nun ist es halt einfach so :D

Moni

 
Sehr spannendes Tehma!

Also ich sehe es ähnlich wie Du. Meine Idee dazu ist die, dass ich meinen Hund gerne so weit wie möglich zur Selbständigkeit erziehen möchte. Dass er selbst bei bestem Training zuverlässig lernt, dass er einen Menschen statt ihn anzuspringen, selbstständig mit Hinsetzen begrüsst ist doch recht unwahrscheinlich. Daher machen solche auftrainierte Alternativen einen Hund meiner Meinung nach unselbstständig. Es gibt schliesslich nur diese eine Alternative, die er lernt, und nur diese könnte ich ja dann auch belohnen, wenn ich es konsequent durchziehen möchte.

Persönlich baue ich auch IMMER erst Alternativen ein, diese können aber sehr vielfältig sein und sind nicht auf ein Signal begrenzt. Beim Aufbau nutze ich meist Leckerlie-Spiele und fördere damit das Schnuppern. Das kommt den meisten Hunden ohnehin sehr entgegen und hilft gleich dabei die Erregungslage zu senken. Bei Alternativen zum Jagdverhalten biete ich die Möglichkeit zu alternativen Beutespielen und verhindere die echte Jagd einfach erst mal nur mit der Leine.
Will mein Hund unbedingt Sozialkontakt zu anderen Hunden, biete ich ihm erst mal Spass mit mir an und festige diese Alternative. Und so weiter...

Grundsätzlich zeige ich meinem Hund also erst mal auf, was er neben dem von ihm erstrebten Verhalten bei einem Reiz noch alles tun kann.

Wenn der Hund sich darauf einlässt und gut mit macht, gibt es aber immer mal wieder Grenzen, in denen die Hunde trotzdem dem Reiz nachgehen wollen und die Alternative noch nicht gut genug finden. Ich halte es auch nicht für machbar IMMER so viel interessanter und besser zu sein als genau diese Reize, schaffe es auch nicht, immer andere bessere Alternativen anzubieten.
Somit baue ich dann das Abbruchsignal auf, um in solchen Fällen eben auch mal sagen zu können, dass die geplante Strategie nicht ausführbar sein wird und er sich das besser nochmal überlegt.
Beim Abbruchsignal wähle ich in der Regel den sozialen Konflikt. Ich möchte nicht, dass er das tut und sage es ihm so deutlich, dass er das auch nachvolllziehen kann. Bei einigen Hunden ist das nur ein starrer Blick und ein etwas angedeuteter vorgebeugter Körper mit dem ruhig gesprochenen Signal, bei einem anderen kann es auch ein wegschubsen sein.

Wenn er dann mittels Abbruchsignal nochmal überlegt und kurz innehält, bin ich sofort wieder freundlich und nehme also den Druck wieder raus.
Anschliessend biete ich ihm entweder Alternativen an, sofern ich das Gefühl habe, dass ihm auf die Schnelle nichts adäquates einfällt oder ich belohne die Alternative, die er selber wählt. Zum Beispiel schnuppern gehen oder sich für andere Dinge interessieren. Dabei ist die Belohnung dann oft auch das ermöglichen dieser selbst gewählten Alternative und meine freundliche Bestätigung dazu.


Im Grossen und Ganzen gibt es bei der Strategie die ich hier wähle nur ein Verhalten, dass ich tabuisiere und dafür zig andere Verhaltensstrategien, die ich belohnen kann!
Zum Beispiel bei Siifaa (kommt mir grad so in den Sinn...):
Siifaa hat gelernt, sich beim Anblick eines Hundes auf Leckerchenspiele einzulassen, die Hunde anzusehen, ruhig zu bleiben, dafür Belohnungen einzuheimsen und auch mal schnuppern gehen zu können ohne den Hund zu fressen :D . Es gab also nur ein Verhalten, das tabuisiert wurde, nämlich das, den Hund zu fressen... Ein einziges Alternatives Signalverhalten hätte ihn hier komplett unselbständig gemacht. Wenn er sitzt, kann er zwar den Hund nicht beissen, aber er kann sich auch nicht aktiv mit der Situation auseinander setzen. Er kann kein Sozialverhalten aufbauen ect...

Wenn er jetzt einen Hund sieht, den er wirklich nicht leiden kann und den er von weitem schon anschreit und in der Leine hängt, dann gibt es erst mal ganz klar ein Abbruch für sein Getue. Nimmt er sich nun zurück, hängt er also nicht mehr in der Leine, schreit aber weiter, dann kann ich das schon belohnen, schliesslich bemüht er sich! Ich respektiere, dass er den Hund scheisse findet und das auch ausdrücken will, verlange aber von ihm, dass er sich trotzdem zurücknehmen kann. Klappt das, darf er gerne weiter schreien und sich dafür Leckerlis verdienen (ganz neben bei sinkt dadurch gleich wiederum die Erregungslage und das Schreien wird weniger).
Würde ich da jetzt das Sitz verlangen, müsste ich komplett aus der Situation raus und in eine viel grössere Distanz gehen, dass er das überhaupt schafft, denn seine Erregungslage wäre für ein Sitz viel zu hoch...

Durch das Abbruchsignal kann ich mich den momentanen Situationen besser stellen und jeweils das beste draus machen. Das finde ich persönlich sinnvoller, da es dem Alltag deutlich mehr entspricht.


Ich hoffe, ich hab veständlich geschrieben, war nicht ganz bei der Sache und hab mehrere Anläufe gebraucht. Finde das Thema aber eben spannend und wollte mich gerne beteiligen;-).


Grüsse,
katrin