Alternativverhalten vs Abbruchkommando

Danke Katrin für deinen Beitrag. Er spricht genau diese Punkte an, welche mir bei meinen Überlegungen auch wichtig waren.

Wie du möchte ich einen Hund, dem ich nicht den ganzen Tag sagen muss, was er zu tun hat, sondern einen, der in sehr vielen Situationen weiss, was er machen darf und was nicht - auch wenn dieser dann durchaus auch eine grössere Herausforderung darstellen kann, als ein Hund, der unselbständiger agiert.

Natürlich zeige ich einem jungen Hund, der noch nicht so viele Strategien hat, erst einmal welche Alternativen es gibt. Welche er dann später wählt, darf er dann sehr oft selbst entscheiden.

Als einfaches Beispiel: Ich möchte meinem Hund nicht jedesmal ein Sitz geben, wenn ich jemanden begrüsse. Denn für mich spielt es in dem Moment keine Rolle, ob der Hund dabei stehen bleibt, sich hinlegt oder hinsetzt - Hauptsache, er bleibt ruhig und die Person wird nicht angesprungen.

Und genau deshalb finde ich es toll, wenn ein Hund verschiedene Verhalten kennt, auf die er zurückgreifen kann. Denn dann kann er auch selbst entscheiden, mit welchem er sich in dem Moment am wohlsten fühlt.

Deshalb ist mein Ansatz in sehr vielen Situationen auch, ich belohne alles, was nicht falsch ist, egal was der Hund sonst macht. Und ein falsches Verhalten wird gleich im Ansatz verhindert/unterbrochen. Wobei natürlich auch hier der Ausbildungsstand des Teams darüber entscheidet, was falsch ist und was belohnt wird (da kommt meist eine ganze Menge mehr zusammen, als wenn ich sage, ich belohne den Hund, wenn er das und das macht. Und mir selbst geht es dabei erst noch besser, weil ich viele kleine Erfolgserlebnisse habe ).

Und genau so beschreibst du ja auch das Training von Siifaa. Denn auch er darf hier selbst entscheiden, ob er den Hund anschauen oder sich doch lieber aus der Situationen nehmen will, indem er z.B. am Boden schnüffelt, sich abwendet oder Unterstützung bei Ti sucht. Würde ihm stattdessen ein Alternativverhalten von ihr vorgegeben, dann kann es sein, dass dieses genau dem zuwiderläuft, was er selbst gerne machen würde, er es aber aufgrund des Gehorsams ausführt – emotional geht es ihm dabei aber schlecht.

Moni

 
Ja aber um dass zu erreichen musste ich seine selbständige und selbst gewählte Handlung (in die Leine springen und versuchen anzugreifen) zuerst "austricksen"! Ich habe leckerli gestreut, ich habe ihn abgedrängt usw um ihm später wieder mehr Selbstständigkeit zu geben.
Mit ihm eine Alternative "befehlen", habe ich ganz schlechte Erfahrungen gemacht. Er ist hochgradig angespannt und erstarrt und blendet aus. Hingegen wenn unterstützend Leckerli kam, da er selber keine Strategie hatte, dann konnte er das viel besser annehmen.

 
Disi,
in den Trainings, wo ein Alternativverhalten wie Sitz aufgebaut wird, lernen die Hunde das so positiv, dass das auch mit Siifaa gegangen wäre.
Der Unterschied ist, man müsste erst das Sitz (ist jetzt nur ein Beispiel) perfekt aufbauen, so dass er das schon in allen möglichen Situationen selbstständig anbietet, weil er dafür immer gebührend belohnt würde. Dann würde man beginnen mit ihm in einer grossen Distanz zu einem anderen Hund eben dieses Alternativverhalten vorzuschlagen und die Wahrscheinlichkeit wäre sehr gross, dass er das dann auch umsetzt.
So könnte man sich dann nach und nach immer näher an den Reiz heranarbeiten.

Das ist aber immer dann problematisch, wenn der Reiz nicht kontrollierbar ist. Wenn Siifaa gelernt hätte sich zu setzen sobald er andere Hunde sieht, wäre es also etwas ungeschickt wenn dann auf einmal einer zu ihm kommen will... Den dann hätte er keine Handlungsalternativen mehr...

Ich sehe das genau gleich wie Jasy und bin deswegen nicht so sehr Anhänger von diesen Varianten.
Aber auch ich nutze das teilweise!
Zum Beispiel das Rückwärtsrichten, das wir von Siifaa verlangen, wenn er sich aufregt ist so ein antrainiertes Alternativverhalten, dass genau dann zum Vorschein kommt, wenn er sich nicht mehr selbstständig für alternative Handlungen entscheiden kann.


Es ist gut davon zu wissen, man kann auch das super nutzen, aber als alleiniges Werkzeug schränkt es doch zu sehr ein.

Liebe Grüsse und eine gute Nacht,
Katrin