Angespanntheit und Unsicherheit an neuen Orten/ in neuen Situationen

lorileu

Erfahrener Benutzer
19. Aug. 2011
1.574
588
0
37
Hallo zusammen

Ich habe mal eine Frage an euch bezüglich Diandras Verhalten.

Diandra ist in neuen Situationen bzw. an neuen Orten anfangs oft angespannt, unsicher und stellt ihren Kamm (gut, den stellt sie auch sonst häufig).

Beim Verhaltensbeobachtungsseminar vor rund einer Woche hab ich diesen Punkt bereits kurz gegenüber Andrea Schweizer angesprochen, da Diandra dieses Verhalten auch im Seminar zeigte.

Hier kurz ein Auszug meiner Beschreibung von damals, aus Diandras Thread rauskopiert:

Diandra's Verhalten an fremden Orten: Wenn sie irgendwo ist (meist wenn es ein neuer Platz/ Weg o.ä.ist), scannt sie alles. Sie schnüffelt sehr viel (sie ist extern orientiert, riecht an ziemlich gezielten Stellen, nicht oberflächlich über alles hinweg schnüffeln) und scannt dabei aber gleichzeitig mit ihren Augen die Gegend rundherum, sie möchte alles im Blick haben und alles was rundherum passiert mitbekommen. Sie ist also Multitasking-fähig :wink: , hat aber quasi etwas Schiss davor, etwas rundherum zu verpassen, d.h. sie ist dabei angespannt und unsicher. Deshalb stellt sie auch (fast) immer ihren Kamm, wenn wir an einem neuen Ort sind. Sie läuft auch im Zick-Zack mal links und wieder rechts, um alles auf-und wahrzunehmen. Diandra ist an neuen Orten laut Andrea wie eine Reiseführerin, die einem die Stadt zeigen will, den Weg aber nicht kennt und nicht weiss wo durch (was sie dann eben verunsichert und weswegen sie angespannt ist).

Ich habe dann von Andrea einen Tipp bekommen, wie ich das angehen könnte: Ich werde nun versuchen, in neuen Gegenden zuerst mal vor dem Auto mit ihr zu warten (nach dem Aussteigen aus dem Kofferraum), dort etwas zu spielen und sie etwas "ankommen" zu lassen und nicht das Gefühl und die Möglichkeit zu geben, gleich alles zu "untersuchen". So können wir dann langsam (solange der Kamm unten bleibt) die Distanz zum Auto in Richtung neues Terrain vergrössern.

Heute hat Diandra dieses Verhalten aber wieder ziemlich stark gezeigt. Wir waren heute zum ersten Mal beim neuen Tierarzt (zum impfen) und Diandra hat schon, kaum war sie aus dem Auto raus, alles unter die Lupe genommen, ist eine Runde quer über den Parkplatz gerannt (mit Kamm oben, so wie sies sonst an neuen Orten auch macht) und hat dann, nachdem ich sie an die Leine genommen habe, extrem stark an der Leine gezogen und überall geschnüffelt (da ist sie dann auch kaum mehr ansprechbar). Drinnen am "Empfang" genau das gleiche,sie hat mich mal links mal rechts mit der Leine umkreist und eingewickelt. Im Untersuchungszimmer dann wieder überall schnüffeln, Schwanz ziemlich unten (erstaunlicherweise kein Kamm gestellt), sie war sehr unsicher und hibbelig (in unsicheren Situationen ist sie oft ziemlich hibbelig und "überdreht"). Gezogen hat sie wie Sau in Richtung Ausgang, alle viere rutschten auf dem Linoleumboden und sie spulte schon fast (ein kleiner 4x4, nach Udi's Worten ;) ). Angst vor dem TA hatte sie aber nicht, sie hat sich streicheln lassen, ist zu ihm schnüffeln gegangen als er am Computer sass etc....Es war wohl mehr die Umgebung, die Gerüche u.ä.

Der TA hat mich nach der Untersuchung auf Diandras Angespanntheit und Unsicherheit angesprochen (gleichzeitig aber auch gesagt, dass sie schön anständig, lieb und freundlich war) und meinte, ob ich Zylkene kenne...ich verneinte dann. Er meinte irgendwie, dass ihr das wohl helfen würde, in solchen Situationen ruhiger und entspannter zu werden. Weiter ist er dann aber nicht mehr darauf eingegangen und ich habe in dem Moment auch nicht weiter nachgefragt, weil ich mit dem an der Leine ziehenden Hund beschäftigt war :ugly: (sie ist nicht ein immer-in-jeder-Situation-an-der-Leine-ziehender Hund, es ist hauptsächlich in solchen neuen Situationen und Orten).

Nun meine Frage an euch, die Zylkene kennen (habe ein wenig gegooglet), könnte das Diandra in solchen Situationen wirklich helfen, entspannter zu sein? Oder hättet ihr mir einen Rat, was ich machen könnte, um Diandra in solchen Situationen mehr Ruhe und v.a. auch Sicherheit zu geben? (eigentlich ist sie ein sehr auf mich bezogener Hund, unsere Bindung ist toll, an der Beziehung zu mir kann es also irgendwie nicht liegen...)

Freue mich auf eure Antworten :thumbsup:

Liebe Grüsse,

lorileu

 
Ach ja, genau, was ich beim TA neben den Feliway-Steckern noch stehen gesehen habe waren D.A.P.-Stecker (o.ä.), ich glaube davon gibts ja auch Halsbänder, Sprays etc..ist das vergleichbar mit dem Feliway für Katzen? Hat jemand von euch Erfahrungen damit? Könnte das für die entsprechende Situation hilfreich das?

 
Hallo Lorileu!

Meine Hundetrainerin empfiehlt Zylkene, sie macht damit gute Erfahrungen, gerade bei den Themen die du ansprichst.
Im Internet gibts es leider wirklich nicht viele Informationen.
Ich bin mit Xulayo gerade umgezogen. Da er sehr sensibel ist, habe ich ihm nun eine Weile Zylkene verabreicht. Umzug und alles hat er prima überstanden und auch allgemein hat er momentan eine gute Phase bezüglich Ängstlichkeit wie auch bezüglich Erregbarkeit. Ob dies nun aber am Zylkene liegt, weiss ich nicht. Ich werde es herausfinden wenn ich es absetze und dir gerne nochmals berichten (in ca 1 Woche).
Wenn man Zylkene verabreicht riskiert man nicht viel, es sind soweit keine Nebenwirkungen bekannt. Was mich daran stört ist aber, dass es synthetisch hergestellt wir. Ausserdem finde ich es recht teuer. Aus diesen Gründen werde ich es so oder so nicht wieder verwenden sondern es falls notwendig mit Bachblüten oder Homöopathie probieren.
Mit D.A.P. steckern etc habe ich keine Erfahrung.

Was uns in neuen Situationen sehr hilft sind ritualisierte Spiele z.B. zähle ich auf 10 und nehm bei jeder Zahl ein Leckerli in die hohle Hand. Dann werf ich ihm jedesmal eins wenn er mich anschaut. Das entspannt ihn total und bringt seine Konzentration zu mir und zu sich selbst. Oder ich lasse ihn eine Weile an der Leparfait-Tube lecken, beruhigt auch. Oder aber Guetzli suchen lassen.

Liebe Grüsse, Lea

 
Kurze Zwischenfrage: Wieso hast du Diandra auf dem Parkplatz direkt von der Leine gelassen?

 
Salü

D.A.P. Ist mit Feliway zu Vergleichen der eine für den Hund den anderen für Katzen.

Zyklene kenne ich in der Anwendung nicht.

Bevor ich aber zu so einem Mittel greifen würde, wäre es mir wichtig einen Check up beim TA zu machen mit grossem Blutbild und Schilddrüsenwerten

Gute Infos findest Du hier

http://herrchenundfrauchen.de/wissenswertes/

Ebenso würde ich grundsätzlich an der Entspannung arbeiten( ich glaube auf dem Link von oben findest Du auch Infos zur Entspannung), damit diese dann wenigsten etwas aberufen werden kann in solchen Situationen.

Das Ritual mit den Leckerlis/Rituale allgemein und schnüffeln lassen finde ich ebenfalls gute Vorschläge

Gruess

Nati

 
Danke schon mal für eure Antworten. Muss leider gleich arbeiten und hoffe am Abend mehr Zeit zum Antworten zu haben.

Ich habe Diandra auf dem Parkplatz nicht von der Leine gelassen, sie ist, bevor ich die Leine befestigen konnte, bereits aus dem Auto gesprungen und über den Parkplatz gerannt. Hab sie dann zu mir gerufen und angeleint.
Entspannungsübungen bin ich gerade in der HuSchu am aufbauen, werde mir den Link nachher gerne anschauen :)
Bei Schnüffelspielen an neuen Orten muss ich etwas schauen, da sie so schon ziemlich Nasen-orientiert ist und sie an neuen Orten immer alles glz.beschnüffeln will, ich glaube das trägt zu ihrer Erregtheit bei.

 
Google mal nach konditionierter Entspannung. Dies in Verbindung zB mit einem Halstuch/Markerwort könnte Euch auch helfen. Ich habe damit super Erfahrungen mit Breeze gemacht. Das Seminar habe ich bei Daniela Gassmann gemacht und kann sie nur empfehlen.

 
Habe das Problem mit Jaro auch: An neuen spannenden Orten ist er völlig überdreht. Er schnüffelt wie wild, zerrt an der Leine und ist 0 ansprechbar. Das hat er aber nur an neuen Orten die er toll und besonders spannend findet. Wenn wir einfach einen neuen Weg im Wald oder übers Feld gehen, schnüffelt er einfach etwas mehr, bleibt aber völlig ruhig. Aber in der Stadt (juppiee viele nette Menschen...) oder zB am Wasser (Jaro liebt die Enten...) dreht er richtig ab :-(

Bin also auch froh um Tipps und Erfahrungsberichte.

 
Diandra ist noch sehr jung und steckt oder kommt jetzt in eine weitere pubertäre Phase vor dem endgültigen Erwachsen werden. Ich habe die Zeit von 11/2 - 2 jährig immer als die happigste bei meinen Hündinnen empfunden, gerade auch wegen der Unsicherheit. Das Abscannen visuelle und v.a. auch mit der Nase, das Hin- und Herlaufen ist typisch Labi, denn genau für das wurden sie ursprünglich gezüchtet = Freiverloren Suche. Viele Labis stellen auch in erregtem Zustand den Kamm, viel schneller als andere Hunde.

Dass ein TA gleich ein Mittel empfiehlt ist naheliegend, das ist sein Fachgebiet und sein Weg Probleme anzugehen. Aber man kann es auch von der anderen Seite ansehen, nämlich von der Verhaltenspsychologischen. Ich würde zuerst einmal anschauen, weshalb tut der Hund dies, was für Anlagen bringt er mit (wie oben) und was für einen Charakter hat er. Dann würde ich mal den Besitzer und dessen Umgang anschauen und die Lebensumstände und den Tagesablauf. Oft liegt dieses Problem darin zugrunde, dass der Hund sich dem Besitzer nicht anschliesst. Er das Gefühl hat, er müsse jetzt, um das Wort der Trainerin zu benutzen, Reiseleiter sein. Eigentlich sollte diese Rolle aber dem Besitzer zukommen. Weiss und akzeptiert der Hund, dass der Besitzer die Führung übernimmt, das Gebiet kontrolliert und hat er seinen Job auf dem Spaziergang - nicht vergessen, Hunde gehen nicht einfach so spazieren, sondern erledigen damit "lebenswichtige" Aufgaben - dann ist er automatisch sicherer. Der Hund weiss dann genau, was von ihm erwartet wird.

Bei Diandra ist es ja so, dass sie einen Job hat, in der Schule, da weiss sie genau, was von ihr erwartet wird, was sie zu tun hat. Was hat sie auf dem Spaziergang zu tun? Was ist da ihre Rolle? Und zwar hundegerecht und -verständlich. Hast du dir das mal überlegt? Je unsicherer ein Hund vom Grundcharakter her ist, umso wichtiger ist dieser Punkt.

Noch zu Zyklene. Zyklene wirkt gemäss Erklärung ja wie Valium und löst ähnliche Botenstoffe im Körper aus. Es bassiert auf einem körpereigenen Beruhigungsstoff der bei Welpen entsteht durch die Milch. Dieser Stoff wird aber nicht mehr produziert sobald die Verdauung umstellt. (dies ganz vereinfacht ausgedrückt) Ich frage mich einfach, es hat ja einen Grund, wieso dieser Stoff nicht mehr hergestellt wird, denn eigentlich sind unsere Körperfunktionen ja ein perfektes Wunderwerk der Natur. Keine Nebenwirkungen bekannt: Nicht zu vergessen ist, dass Zyklene unter Nahrungsmittelergänzung fällt, also sind die Studienauflagen, Forschung, Zulassungsverfahren extrem schlichter gehalten als bei einem Medikament und somit diese Deklaration auch nur bedingt aussagekräftig. Ich finde es gut, gezielt über einen kurzen Zeitraum einzusetzen, wenn man eben einen klaren begrenzten Einfluss hat, der das Tier extrem belastet (Renovation, 1. August etc.). Aber bei grundlegenden Verhaltensmustern, denke ich persönlich nicht, dass es die Lösung ist, sondern einfach eine Symptombekämpfung.

 
dawn zeigt das auch, allerdings nur draussen. wenn ich an einen neuen ort reinkomme (zb. grosses gebäude etc) dann zeigt sie es nicht. lasse ich sie an einem neuen ort von der leine, dann rennt sie wie aus der kanone geschossen los, sinnbefreit und geht erst mal gucken. auch hernach scannt sie wie eine wilde... bei ihr ist aber der fall klar... JAGDTRIEB. sie will auskundschaften ob da was ist, das man jagen könnte. nach dem ersten sinnbefreiten losdüsen, ist sie schon wesentlich gelassener, aber immer noch viel aufmerksamer als an den orten wo sie sehr oft ist. neue orte müssen von ihr einfach abgecheckt werden.
ich lasse sie daher an neuen orten erstmal an der flex oder schlepp. hab ich dann eine grössere fläche, die ich wirklich gut überblicken kann, darf sie mal los. aber grundsätzlich werden neue orte erstmal per leine begangen, dabei gebe ich mich betont gelassen, völlig gelangweilt. ich bin dagegen, gleich mit irgend einem mittel aufzufahren, wenn ich es auch selber mit meinem hund zusammen angehen kann.

 
@ Disthen. Sorry wenn ich dich korrigiere. Ich denke man darf Zylkene auf keinen Fall mit einem Medikament wie Valium vergleichen. Dieses würde ich, wenn überhaupt, nur mit grosser Vorsicht bei meinem Hund einsetzen da es zahlreiche Nebenwirkungen haben kann und zig mal stärker wirkt.

Liebe Grüsse, Lea

 
Ich habe geschrieben "ähnlich" und löst "ähnliche Botenstoffe" aus. Nachstehend die genaue Erklärung und dass der Vergleich nicht auf meinem Mist gewachsen ist. Aber hier die genaue Erläuterung.

Zitat aus dem Pharmabeschrieb:

Beruhigung ohne NebenwirkungenAlpha-Casozepin wirkt entspannend und steigert das Wohlbefinden, indem es die Wirkung des beruhigenden Neurotransmitters GABA (Gamma-Aminobuttersäure) im Gehirn verstärkt. Damit wirkt es auf ähnliche Weise beruhigend, angstlösend und krampflösend wie Tranquilizer (Benzodiazepine), deren bekanntester Vertreter das Diazepam (Handelsname z.B. Valium) ist. Alpha-Casozepin hat jedoch nicht deren Nebenwirkungen (wie Schläfrigkeit oder Aggressionen) und ist nicht suchtauslösend.

 
Also ich bin da auf einer ähnlichen Schiene wie die Seminarleiterin und Disthen. Diandra hat die Reiseleitung inne, hat aber keine Ahnung, wo die Reise hingehen soll und was auf der Reise genau anzuschauen ist. Somit ist für sie alles spannend und deshalb ist sie auch mit der Situation überfordert. Wichtig wäre es nun, dass du die Führung wieder übernimmst und ihr glaubhaft vermitteln kannst, dass du genau weisst, wohin es gehen soll und was auf dem Weg dorthin unternommen werden muss.
Soweit die Theorie - für mich logisch und schlüssig. Wie das in der Praxis jedoch konkret aussieht, bin ich immer noch selber am herausfinden. Z.B. frage ich mich auch, was wäre denn der sinnvolle Job eines Treibhundes auf einem ganz normalen Spaziergang. Und wie genau mache ich meinem Hund unmissverständlich klar, dass ich, und nur ich, die Führung innehabe und bestimme, wie und wohin es geht?
Gibt es ev. Bücher, die sich mit dem Thema des richtigen Führens konkret auseinandersetzen, die ihr empfehlen könnt?

lg, Ces

 
@ Disthen: Wie schon oft, hast Du mir auch hier einen Gedankenanstoss gegeben.

Bei Tabasco ist es umgekehrt: In seinem bekannten Spaziergebiet ist er eher nervöser und viel schneller gestresst (Erinnerungen an schlechte Hundebegegnungen vielleicht?), als wenn wir neue Gebiete erkunden. Auch bei Reisen in fremde Länder ist er auf Spaziergängen eigentlich nie angespannt.
Das kommt wahrscheinlich davon, dass er uns dort als "Fremdenführer" anerkennt, sich so an uns orientiert und sich dabei sicher fühlt. Hingegen zuhause fühlt wohl er sich zuständig.

 
Und nun die grosse Frage: wie zeigt man seinem Hund, dass man die Führung übernimmt und er sich nicht kümmern muss?

 
Naheliegend, dass jetzt die Frage aufkommt, was Führung wirklich bedeutet. Habe nun endlich Zeit zu antworten. :) Das ist etwas, das man auch nicht kurz und knapp beantworten kann. Es ist auch von Hund zu Hund verschieden, so bedeutet Führung für einen Beagle etwas anderes als für einen DSH (frei gewählter Vergleich), es ist also schon mal rasseabhängig, für was er gezüchtet wurde. Dann kommt es auf den Charakter des Hundes an, auf die Lebensbedingungen, die Strukturen in denen er lebt sowie das Umfeld.

Mir hat auf meinem Weg sehr geholfen, mir zu überlegen, was ein Leithund/Wolf macht. Wie ist er, um was kümmert er sich, welche Verantwortungen übernimmt er und was lässt er seine "Familie" selber wursteln, entscheiden. Wie ist ein solches Tier vom Charakter her, wie tritt er auf? Dabei kam ich auf folgende Punkte:

- er ist vom Wesen her ein souveräner, innerlich ruhiger, cleverer Hund/Wolf, der nicht aggressiv ist, sich aber in notwendigen Situationen auch mit Härte durchsetzt
- er ist immer um das Wohl seiner Familie besorgt
- er trifft Entscheidungen aber ist NICHT diktatorisch, lässt die anderen Mitglieder ebenfalls ihre Erfahrungen machen
- fordert aber immer einen gewissen Respekt der Anderen ihm gegenüber ein

Dies sollte man sich als Hundeführer immer verinnerlichen und als Ziel setzen. Wir Menschen haben zwar einerseits das Handicap der andersartigen Kommunikation, andererseits aber den Vorteil verknüpfter und weitreichender Denken zu können. Somit können wir gewisse Situationen manipulieren oder auch herbeiführen oder erkennen eine Lösung, auf die der Hund selber nicht kommt.

Der absolut wichtiges Grundsatz, den man sich permanent vor Augen halten sollte: ICH MENSCH AGIERE UND HUND REAGIERT. Genau da liegt nämlich bei den meisten Hundebesitzern der "Hund begraben". Die reagieren, weil der Hund agiert!

Ein Hund schliesst sich dem Menschen nicht vertrauensvoll an, weil der ihm 20 Kommandos beigebracht hat und 10 Kunststücke, sondern wenn er ihm vertraut und einen Vorteil erkennt, sich dem Menschen anzuschliessen, weil sein Leben damit einfacher, stressfreie und besser wird und zwar aus Hundesicht.

 
Ich weiss nicht, ob folgender Tipp für anderen Hunden hilft, aber bei uns klappt das meist gut:
Luna hat gelernt, dass sie hinter mir gehen muss, wenn sie unsicher ist (unbekannter Hund naht, Menschenmenge mit Wanderstöcken...).

 
Oft liegt dieses Problem darin zugrunde, dass der Hund sich dem Besitzer nicht anschliesst. Er das Gefühl hat, er müsse jetzt, um das Wort der Trainerin zu benutzen, Reiseleiter sein. Eigentlich sollte diese Rolle aber dem Besitzer zukommen. Weiss und akzeptiert der Hund, dass der Besitzer die Führung übernimmt, das Gebiet kontrolliert und hat er seinen Job auf dem Spaziergang - nicht vergessen, Hunde gehen nicht einfach so spazieren, sondern erledigen damit "lebenswichtige" Aufgaben - dann ist er automatisch sicherer. Der Hund weiss dann genau, was von ihm erwartet wird.

(...)

Noch zu Zyklene. Zyklene wirkt gemäss Erklärung ja wie Valium und löst ähnliche Botenstoffe im Körper aus. Es bassiert auf einem körpereigenen Beruhigungsstoff der bei Welpen entsteht durch die Milch. Dieser Stoff wird aber nicht mehr produziert sobald die Verdauung umstellt. (dies ganz vereinfacht ausgedrückt) Ich frage mich einfach, es hat ja einen Grund, wieso dieser Stoff nicht mehr hergestellt wird, denn eigentlich sind unsere Körperfunktionen ja ein perfektes Wunderwerk der Natur. Keine Nebenwirkungen bekannt: Nicht zu vergessen ist, dass Zyklene unter Nahrungsmittelergänzung fällt, also sind die Studienauflagen, Forschung, Zulassungsverfahren extrem schlichter gehalten als bei einem Medikament und somit diese Deklaration auch nur bedingt aussagekräftig. Ich finde es gut, gezielt über einen kurzen Zeitraum einzusetzen, wenn man eben einen klaren begrenzten Einfluss hat, der das Tier extrem belastet (Renovation, 1. August etc.). Aber bei grundlegenden Verhaltensmustern, denke ich persönlich nicht, dass es die Lösung ist, sondern einfach eine Symptombekämpfung.
Danke vielmals euch allen für eure Antworten.

Ich habe das Thema gestern mal noch in der Hundeschule angesprochen. Die Trainerin meinte, so wie sie Diandra bisher kennengelernt hat und so wie sie sie einschätzt, denkt sie nicht, dass es bei Diandra ein Führungs-Problem ist. Sie meinte, dass es bei uns wohl weniger ein Macht-Problem ist und nicht darum geht, wer die Führung übernimmt, sondern dass es mehr das enorme Interesse von Diandra an neuen Orten ist, dass es so ist (und das haben wir im Beobachtungsseminar im Bezug auf Leinenführigkeit auch besprochen), dass der Hund (in diesem Fall Diandra) das Interesse und der Wunsch zu schnüffeln und scannen in dem Moment als wichtiger/ dringender empfindet, als das schön an der Leine laufen o.ä. :idontknow:

Danke auch für eure Hinweise bezüglich Zylkene. Was mich noch Wunder nehmen würde, Diandra und ich haben anfangs November eine wichtige Prüfung an einem für uns fremden Ort, wo fremde Hunde und Menschen und vermutlich auch viele neue Gerüche sein werden. Ich habe etwas Schiss davor, dass wir da ankommen werden und Diandra ziemlich hibbelig, aufgedreht, unruhig und angespannt sein wird und in der Leine hängen wird. Dadurch würden wir natürlich keinen guten ersten Eindruck hinterlassen und dies könnte zum späteren Entscheid, ob wir die Prüfung bestehen oder nicht (auch wenn es an und für sich nicht Bestandteil der Prüfung ist), beitragen (da das Augenmerk wohl (auch) auf ihr Verhalten und Auftreten grundsätzlich gerichtet sein wird, auch falls sie die Prüfungsteile gut meistern sollte)...Könnte Zylkene oder eventuelle eine Alternative ihr (uns :ugly: ) in dieser Situation zu etwas mehr Ruhe verhelfen, so dass wir dorthin kommen und sie vielleicht ruhig(er) bleibt? Ich werde natürlich selber auch versuchen, ruhig zu bleiben, weil Diandra meine Gefühlslage oft extrem gut spürt und es sich erstaunlich fest und schnell auf sie überträgt (auch mein TA meinte, dass es vor der Prüfung wohl fast am wichtigsten ist, dass ich selber ruhig bleibe, ist aber einfacher gesagt als getan :ugly: )

 
Führung und Macht hat bei Hunden überhaupt keinen Zusammenhang. Da krieg ich ehrlich geschrieben fast die Krise, wenn ich soetwas lese - Sorry lorileu, nicht persönlich gemeint - hoffe einfach, deine Trainerin hat dies nicht so verwendet, sonst sollte man sie an eine Wand klatschen. Einem Leittier geht es niemals um Macht. Typische menschliche Anschauungsweise. :grumpy: