Auch im Buch Hundepsychologie von Feddersen-Petersen hat es eine grosse Abhandlung über die Kreuzungen zwischen Wolf-Pudel, Kojote-Pudel und Schakal-Pudel. Ich mag mich nur noch erinnern, dass ein Fazit war, dass die Schakal-Pudel-Mischlinge etwas aus dem "Rahmen" fielen in Sachen Verhalten und Kommunikation und damit der Bildung einer stabilen Gruppe, da sie ein sehr unterschiedliches Verhalten zeigten. Somit kam man zum Schluss, dass sich der Schakal am stärksten unterscheidet.
Ich finde diese Aussage dieser Abhandlung noch schwierig, weil sie bei mir folgende Denkansätze und Fragen aufwirft:
- Mit was für Hunden wurde da gearbeitet? Mit Hunden die in Rudel lebten, genau gleich gehalten wie Wölfe, also mit kaum menschlichem Kontakt?
- Die Gruppen wurden sicher erzwungen zusammen geführt, was bei Wölfen in der freien Wildbahn nicht geschieht, da können sich Mitglieder entfernen und das Rudel verlassen od. dazu gezwungen werden. Die Unterschiede zwischen Gehegewölfen und Rudeln in der freien Wildbahn sind ja auch genügend erforscht und dokumentiert worden und auch diese sind extrem unterschiedlich.
- Wie sahen z.B. die Pudel aus? Meine Hündin hat ja sehr kurzes Fell und ihre Mimik ist sicher besser leserlich als bei einem Pudel mit langem Fell.
- Dass Labradore gerne mal zusammentütschen mit anderen Hunden ist ja auch bekannt. Nur glaube ich kaum, dass es mit ihrer Mimik zusammenhängt, sondern viel mehr mit ihrer distanzunterschreitenden Art.
- Ich habe ja, gemäss dieser Analyse gerade zwei rudelunfähige Hunde. Komisch, ich habe eine extrem harmonisches Rudel - wir hatten überhaupt NIE - eine heftigere Auseinandersetzung oder eine grössere Infragestellung der Rangordnung. Vielleicht kommt es auch einfach sehr stark auf die Rolle des Halters an und wie er mit der Rudelthematik umgeht, wieviel Führung er beansprucht oder wieviel er durch Fehlverhalten Fragen unter den Hunden aufwirft.
- Ist es denn schlecht, dass sich ein Pudel auf den Menschen bezieht? Für was wurden denn Hunde domestiziert? Doch um mit dem Mensch zusammen zu arbeiten und zusammen zu leben. Sonst hätten wir ja Wölfe zu Hause, oder? Wieso wurden die Rassen so unterschiedlich gezüchtet? Um eine Aufgabe möglichst optimal zu erfüllen. Nicht umsonst sieht man sehr viele Labradore oder Pudel gerade in Blindenführschulen. Weil dies ein Vorteil ist.
- Ich persönlich finde auch die verschiedenen Pudel extrem unterschiedlich. Einen Zwerg- oder Toypudel und ein Königspudel sind für mich total unterschiedliche Hunde. So sehe ich bei Zwergpudel sehr viele unsichere, nervöse Hunde und bei Königspudeln sehr viele dominante oder zu aggressivem Verhalten neigende Vertreter. Aber schaut man mal wie sie früher gehalten wurden, wundert es einem nicht. Ein Königspudel der bei Hofe mit eingezogener Rute und geduckter Haltung auftrat, war wohl kaum das, was man sehen wollte, sondern einen representierenden, stolzen Vertreter. Ein Zwergpudel der nicht auf Madames Schoss lag und verspielt herumtollte, sondern seine Herrin versuchte in die Schranken zu weisen, war wohl auch nicht das, was sich die edlen Damen wünschten.
Fazit: Der Wolf hat die Natur geschaffen und die Natur ist auch diejenige, die ihm immer wieder die Möglichkeit gibt sich zu formen und verändern, was ihm auch die Lebensumstände durch den Menschen aufdoktrinieren. Der Hund wurde durch den Menschen geformt. Wieso erwartet man da, dass diese zwei Geschöpfe noch viel gemeinsam haben sollen? Das sollen sie ja eigentlich auch gar nicht. Das war nie das Ziel des Lebewesen Hund.