Anmerkungen über Pudel

Dorit Feddersen-Petersen, Hundepsychologie, Wesen und Sozialverhalten mit einem Vorwort von Prof. Dr. Konrad Lorenz
Ein tolles Buch.

 
Es gibt ja nicht ohne Grund soviele Hunde die Probleme mit Boxer, Bulli und co. haben.
Vielleicht müsste man da den Einfluss der Hundehalter auch noch in Betracht ziehen, es gibt nicht wenige HALTER, die Probleme mit Boxer und Co. haben, die dann auch auf deren Hund abfärben.

Mir fällt nämlich immer wieder auf, dass meine Hunde gewisse Rassen nicht mögen, die auch bei mir nicht so gut ankommen (ich weiss, dass Vorurteile gegen bestimmte Rassen ziemlich doof sind, aber wir Menschen sind nun mal nicht so rationell wie wir das gerne hätten...)

 
Auch im Buch Hundepsychologie von Feddersen-Petersen hat es eine grosse Abhandlung über die Kreuzungen zwischen Wolf-Pudel, Kojote-Pudel und Schakal-Pudel. Ich mag mich nur noch erinnern, dass ein Fazit war, dass die Schakal-Pudel-Mischlinge etwas aus dem "Rahmen" fielen in Sachen Verhalten und Kommunikation und damit der Bildung einer stabilen Gruppe, da sie ein sehr unterschiedliches Verhalten zeigten. Somit kam man zum Schluss, dass sich der Schakal am stärksten unterscheidet.

Ich finde diese Aussage dieser Abhandlung noch schwierig, weil sie bei mir folgende Denkansätze und Fragen aufwirft:

- Mit was für Hunden wurde da gearbeitet? Mit Hunden die in Rudel lebten, genau gleich gehalten wie Wölfe, also mit kaum menschlichem Kontakt?
- Die Gruppen wurden sicher erzwungen zusammen geführt, was bei Wölfen in der freien Wildbahn nicht geschieht, da können sich Mitglieder entfernen und das Rudel verlassen od. dazu gezwungen werden. Die Unterschiede zwischen Gehegewölfen und Rudeln in der freien Wildbahn sind ja auch genügend erforscht und dokumentiert worden und auch diese sind extrem unterschiedlich.
- Wie sahen z.B. die Pudel aus? Meine Hündin hat ja sehr kurzes Fell und ihre Mimik ist sicher besser leserlich als bei einem Pudel mit langem Fell.
- Dass Labradore gerne mal zusammentütschen mit anderen Hunden ist ja auch bekannt. Nur glaube ich kaum, dass es mit ihrer Mimik zusammenhängt, sondern viel mehr mit ihrer distanzunterschreitenden Art.
- Ich habe ja, gemäss dieser Analyse gerade zwei rudelunfähige Hunde. Komisch, ich habe eine extrem harmonisches Rudel - wir hatten überhaupt NIE - eine heftigere Auseinandersetzung oder eine grössere Infragestellung der Rangordnung. Vielleicht kommt es auch einfach sehr stark auf die Rolle des Halters an und wie er mit der Rudelthematik umgeht, wieviel Führung er beansprucht oder wieviel er durch Fehlverhalten Fragen unter den Hunden aufwirft.
- Ist es denn schlecht, dass sich ein Pudel auf den Menschen bezieht? Für was wurden denn Hunde domestiziert? Doch um mit dem Mensch zusammen zu arbeiten und zusammen zu leben. Sonst hätten wir ja Wölfe zu Hause, oder? Wieso wurden die Rassen so unterschiedlich gezüchtet? Um eine Aufgabe möglichst optimal zu erfüllen. Nicht umsonst sieht man sehr viele Labradore oder Pudel gerade in Blindenführschulen. Weil dies ein Vorteil ist.
- Ich persönlich finde auch die verschiedenen Pudel extrem unterschiedlich. Einen Zwerg- oder Toypudel und ein Königspudel sind für mich total unterschiedliche Hunde. So sehe ich bei Zwergpudel sehr viele unsichere, nervöse Hunde und bei Königspudeln sehr viele dominante oder zu aggressivem Verhalten neigende Vertreter. Aber schaut man mal wie sie früher gehalten wurden, wundert es einem nicht. Ein Königspudel der bei Hofe mit eingezogener Rute und geduckter Haltung auftrat, war wohl kaum das, was man sehen wollte, sondern einen representierenden, stolzen Vertreter. Ein Zwergpudel der nicht auf Madames Schoss lag und verspielt herumtollte, sondern seine Herrin versuchte in die Schranken zu weisen, war wohl auch nicht das, was sich die edlen Damen wünschten.

Fazit: Der Wolf hat die Natur geschaffen und die Natur ist auch diejenige, die ihm immer wieder die Möglichkeit gibt sich zu formen und verändern, was ihm auch die Lebensumstände durch den Menschen aufdoktrinieren. Der Hund wurde durch den Menschen geformt. Wieso erwartet man da, dass diese zwei Geschöpfe noch viel gemeinsam haben sollen? Das sollen sie ja eigentlich auch gar nicht. Das war nie das Ziel des Lebewesen Hund.

 
@saraf: Oder Hund und Mensch haben das gleiche Problem mit Boxer & Co. ;)

 
@saraf: Oder Hund und Mensch haben das gleiche Problem mit Boxer & Co. ;)
Könnte auch sein. Wobei ich betonen möchte, dass ich persönlich kein Problem mit Boxer und Bullies habe, aber natürlich habe auch ich Rassen, bei denen ich irgendwie weniger unbefangen bin als sagen wir mal bei Mops und Chihuahua...
 
Ich habe ja, gemäss dieser Analyse gerade zwei rudelunfähige Hunde. Komisch, ich habe eine extrem harmonisches Rudel - wir hatten überhaupt NIE - eine heftigere Auseinandersetzung oder eine grössere Infragestellung der Rangordnung. Vielleicht kommt es auch einfach sehr stark auf die Rolle des Halters an und wie er mit der Rudelthematik umgeht, wieviel Führung er beansprucht oder wieviel er durch Fehlverhalten Fragen unter den Hunden aufwirft.
Eine interessante Diskussion, und was Disthen schreibt, dem kann ich zustimmen.

Mein Zwergpudel hat auch keine Probleme mit der Harmonie und dem Einfügen im Rudel, jedenfalls bemerke ich keinerlei Unterschiede zu den anderen Rudeln, die in unserem Haushalt lebten, zuweilen ein Rudel von 4 Hunden.

Allerdings erkenne ich beim Zwergpudel, trotz geschorenem schwarzen Kopf, auch weniger Mimik als beim Kromfohrländer, dafür aber eindeutiger Unterschied in der "Sprache" des Pudels, diese beim Kromfohrländer eher schwach entwickelt ist, stumm bleibt.

 
Lustig ist, unser Pudel hat bis 2 Jahre NIE gebellt. Schon der Vorbesitzer sagte, er habe diesen Hund kein einziges Mal bellen gehört und auch heute ist sie weit weg von einem Kläffer und wenn kommuniziert sie nur fremden Hunden gegenüber mit bellen. Gegenüber unserem Labi bellt sie nie. Sie kommuniziert aber ganz stark mit dem Körper und zieht in Sachen beschwichtigen extrem viele Register. Auch der Labi ist extrem in Sachen Beschwichtigungssignale. Bei Kindern die Angst oder grosser Unsicherheit vor ihr zeigen, geht sie bis hin zum Urin tröpfeln als Signal, ich tu dir wirklich nichts.

 
@disthen
Genau so ist meine auch. Die bellt praktisch nicht. Nur wenn sie im dunkeln etwas bewacht. Sonst nie. Im Spiel auch nicht. Aber sie signalisiert auch sehr viel mit der Körpersprache, eben ähnlich wie der Wolf dies macht.