Habe jetzt nicht alle Texte genau gelesen. Diese Aussage der Kollegin ist typisch für die heutige Zeit: Hunde brauchen Abwechslung, müssen gefördert werden und ausgelastet werden, sonst machen sie Probleme. Hunde sind in der heutigen Gesellschaft nicht mehr in erster Linie Arbeitshunde (sprich Helfer des Menschen) und Familienbegleiter, sondern Freizeitpartner und "Sportgerät". Nur dieser Annahme der genügenden Auslastung und Abwechslung trifft halt so standardisiert überhaupt nicht zu. Es gibt 2 Faktoren, welche die entscheidende Rolle spielen.
Faktor 1:
Was für eine Hunderasse habe ich, für was wurde sie gezüchtet? Ein Hund mit Lagerhundqualitäten ist Territorial veranlagt. D.h. der ist gezüchtet worden sich auf ein Territorium zu beschränken, dieses zu bewachen und für Ordnung zu sorgen. Ein solcher Hund braucht diese feste Zugehörigkeit, damit es ihm wohl ist. Ein solcher Hund bewegt sich um sein Territorium zu kontrollieren und abzuschreiten. Ein solcher Hund bringt nicht die Anlage mit, dass er nonstop neue Wege geht. Im Gegenteil, es kann ihn extrem überfordern oder ihm dabei unwohl sein (hier ist Faktor 2 entscheidend). Ein solcher Hund "fragt sich" auf neuen Wegen die ganze Zeit, was machen wir hier? Gehört dieses Territorium nicht einem Anderen? Wieso dringen wir hier ein? Wem ist dieses Territorium? Ein Jagdhund interessiert das Territorium nicht. Der bewegt sich weil er seiner Jagdaufgabe nachgehen will. Der ist damit beschäftigt zu schnüffeln oder zu scannen, je nachdem auf was seine Rasse gezüchtet wurde. Da darf man nicht vergessen, dass während der zeitlichen Abstände wieder neue Spuren da sind, Katze durchgelaufen, Maus rumgerannt, Hase etc. Für den kann ein und der selbe Weg je nachdem wie spannend er für seine Nase ist, durchaus auch genügend. Mit dem kann man aber auch dauernd neue Wege gehen, die ihn aber weniger interessieren, weil sie für ihn und seine Uranlage einfach nicht so interessant sind. Ein Hütehund interessiert das Territorium auch nicht, der will hüten, der will Arbeit. Ob er die bei Weg 1 findet oder bei Weg 10, ist dem egal, Hauptsache was zu tun. Und so weiter...
Faktor 2: Der Charakter des einzelnen Hundes. Es gibt Hunde, die einfach neugieriger sind. Mehr Neues und Abwechslung suchen. Dies sind meist vom Charakter her stabile Hunde mit Selbstvertrauen und einer gewissen Intelligenz. Eher unsichere, zurückhaltende Hunde kann man mit dauernd neuen Wegen total überfordern, vorallem, wenn sie noch Lagerhundqualitäten haben, weil es doppelt gegen ihre Urbedürfnisse geht. Ein Lagerhund, der aber zur Selbstständigkeit gepaart mit einem enormen Selbstvertrauen bis Grössenwahn neigt, für den wäre es wiederum fatal immer die selben zwei Wege zu gehen, weil er dies sofort als SEIN Territorium adaptiert und mitunter "Eindringlinge" seine Ansprüche auf dieses Gebiet heftigst vermittelt.
Fazit: Es gibt dafür keine generelle Regel oder Empfehlung, sondern es kommt in erster Linie auf den Hund an!