Na dann will ich auch mal:
Seit ich in Deutschland in der Schule (5. Klasse) erfahren habe, dass man die Kuh oder das Schwein in die schmackhaftensten Fleischstücke einteilen kann, sie mehr oder weniger nur noch als Produkt angesehen wird, habe ich es für lange Zeit nicht mehr über mich gebracht Fleisch zu essen.
Nicht, weil ich es schrecklich finde, dass Tiere gegessen und dafür (BITTE) auch getötet werden, sondern weil ich es respektlos den Tieren gegenüber finde, wie sie angesehen und entsprechend auch behandelt werden. Da ging es vielfach nicht mehr um das Tier, sondern eben nur noch um das Produkt. Vor einem Produkt muss man aber keinen Respekt haben...
Ich wurde daraufhin zum konsequenten Vegetarier und versuchte auch Lederprodukte auf ein absolutes Minimum zu beschränken, fand es teilweise schon eklig.
Mit 13 bis 14 Jahren war ich teils sehr extrem in meiner Meinung hab mich damit zum Außensteher deklariert, weil ich mich dermaßen rein gesteigert habe. Nur, damit konnte ich überhaupt nichts bewirken...
Im Laufe der Jahre habe ich mich immer gezielter mit dem Thema auseinander gesetzt und begonnen das ganze relativ zu sehen.
In Deutschland bin ich Vegetarier geblieben. Bei Käse und Milchprodukten kam mein Bewusstsein erst später dazu, als ich mich auch mit dem Verhalten von Tieren immer mehr auseinandersetzte. In meiner veterinärmedizinischen Ausbildung erfuhr ich mehr und mehr von den Haltungssystemen und achtete dann darauf, Produkte zu wählen, die zumindest tierfreundlichere Haltungssysteme beinhalten. Das war in Deutschland leider nicht so einfach, denn das Bewusstsein war da noch lange nicht vorhanden.
Und ja, ich kaufe auch Lederhosen, weil sie ungefähr 10 Jahr lang halten und ich mit dem Kauf einer Lederhose in 10 Jahren sicherlich nicht massiv zur Fleischproduktion beitrage. Das fällt meines Erachtens wenig ins Gewicht, und das Leder weg zu schmeißen weil es keiner mehr nutzen möchte kann ja auch nicht Sinn und Zweck der Sache sein.
Heute esse ich Fleisch, aber in Deutschland nur, wenn ohne suchen zu müssen, Fleisch aus tiergerechter Haltung zur Verfügung steht (dazu gehört auch und vor allem das geschossene Reh meiner Kollegin z.B., nicht aber EU-Bio-Fleisch, denn das sagt wenig über die Haltung aus...).
In der Schweiz habe ich eigentlich erst wieder begonnen Fleisch zu essen, da mit Naturafarm die Möglichkeit gegeben ist den Markt in diese Richtung aktiv mit zu steuern. Das ist vielleicht noch nicht das "gelbe vom Ei", aber es geht in eine Richtung, die ich gerne unterstützen möchte. Es geht dahin, das Tier wieder als Lebewesen und weniger als Produkt zu achten, und hier kann ich als Verbraucher meines Erachtens doch tatsächlich eine lenkende Funktion einnehmen.
Trotzdem esse ich sicherlich nicht übermäßig viel Fleisch und in Restaurantes halte ich mich in der Regel weiterhin komplett zurück. Hab wenig Lust ständig nach zu fragen, woher das Fleisch kommt, entweder es ist entsprechend deklariert, oder ich lasse es sein.
Was die Schlachtung der Tiere angeht, auch damit habe ich mich dank meiner Ausbildung und dem Institut in dem ich arbeite schon sehr intensiv auseinandergesetzt. Dank dessen weiß ich, dass es viele Schlachthöfe gibt, die auf Masse zählen, da dann aber die Betäubung in der Regel nicht so zuverlässig überprüft wird. Das ist in Deutschland noch sehr häufig der Fall und ich war nun schon bei einigen Schlachtungen im Schlachthof dabei... Das ist definitiv nicht lustig...
Aber ganz ehrlich, würde ich das noch eher verzeihen können, als wenn das Tier über sein ganzes Leben hinweg in einem Haltungssystem verbringt, dass kein natürliches Verhalten (außer fressen und scheißen) ermöglicht! Die Tötung kann Schmerzen verursachen, wenn es nicht korrekt gemacht wird, aber das Leiden davor ist aus meiner Sicht sehr viel erheblicher weil dauerhaft. Der Schmerz, der möglicherweise bei der Tötung zustande kommt, dauert wenige Minuten an, dann ist das Tier erlöst...
Was ich gerne sehen würde, ist dass Menschen beginnen BEWUSSTER Fleisch zu essen. Wie Frau D sagt, eben nicht das billige Fleisch zu kaufen, denn die Tierhaltung (wenn billig) kann dann wohl kaum tiergerecht sein. Wenig Fleisch zu essen macht auch Sinn, auch für all diejenigen, die nicht verzichten wollen. Denn tiergerechte Haltung braucht mehr Platz, somit kann nicht mehr in Massen produziert werden.
Im Großen und Ganzen bin ich zuversichtlich, dass sich da noch vieles in diese Richtung hin ändern wird, weil das Bewusstsein der Menschen in den letzten Jahren erheblich verändert hat.
Und konsequenter Weise füttere ich meine Tiere auch hauptsächlich mit Futter, welches aus tiergerechter Haltung stammt. Denn ich möchte meine Tiere nicht artgerechter füttern, als die Tiere die sie fressen
.
Ich könnte hier noch ewig weiter schreiben, aber nun ist erst mal genug :lalala: . Hoffe, meine Gedanken kamen verständlich rüber, ansonsten einfach nochmal nachfragen.
Herzliche Grüße,
Katrin