Was zu lesen:
QUOTE][h=1]Kryptorchismus beim Hund[/h]
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[h=2]Sexualverhalten und Fruchtbarkeit bei Kryptorchiden[/h]Aus wissenschaftlichen Arbeiten und nicht zuletzt aufgrund von Beobachtungen von erfahrenen Züchtern weiss man, dass kryptorchide Rüden ein ganz normaler Geschlechtstrieb (Libido) aufweisen. Dies liegt daran, dass die Produktion von Androgenen (männliche Geschlechtshormone) uneingeschränkt abläuft – also temperaturunabhängig ist. Dies lässt sich mit einer einfachen Messung des Testosterons (wichtigstes männliches Geschlechtshormon) nachweisen. Die Messung des Testosterons kann auch zum Ausschluss/Bestätigung eines Kryptorchismus bei Rüden ohne Hoden im Hodensack herangezogen werden. Kastrierte Rüden weisen im Blut nur minimale Mengen des Hormons auf, hingegen haben kryptorchide Tiere beinahe vergleichbar Werte wie intakte Rüden. Wie bereits erwähnt, sind Hunde mit inguinalem Kryptorchismus hormonell nicht von unkastrierten gesunden Rüden zu unterscheiden.
Die Fruchtbarkeit ist bei den inguinalen Kryptorchiden keinswegs eingeschränkt. Bei den intraabdominalen Kryptorchiden (ein- oder beidseitig) ist die Produktion von Spermien reduziert (siehe oben) und damit auch die Fruchtbarkeit beeinträchtigt.
[h=2]Auftreten des Kryptorchismus[/h]Die Häufigkeit des Kryptorchismus beim Hund ist, bedingt durch die grosse züchterische Aktivität bei dieser Tierart, deutlich höher als bei anderen Säugetieren. Je nach Quelle beträgt sie zwischen 1 – 15 %. Die tatsächliche Zahl ist eindeutig rasseabhängig. Am häufigsten sind kleine oder Miniaturrassen wie Chihuahua, Miniaturpudel oder Yorkshire Terrier betroffen. Bei grossen Rassen sind häufig Boxer oder deutsche Schäferhunde betroffen. Mischlinge können ebenfalls kryptorchid sein, jedoch deutlich seltener als Rassehunde.
[h=1]Kryptorchismus beim Hund[/h]
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[h=2]Diagnosestellung[/h]Die Diagnose des Kryptorchismus wird in den meisten Fällen durch eine klinische Untersuchung des Tieres festgestellt. Spätestens im Alter von 8 Wochen (je nach Quelle 10 – 12 Wochen) sollten bei einem männlichen Tier beide Hoden im Hodensack auffindbar sein. Das Abtasten des Hodensackes nach Hoden im frühen Alter kann durch die kleine Grösse des Tieres, durch die Grösse der Hoden oder durch das unwillentliche Zurückziehen der Hoden in die Leistenregion erschwert werden. Manchmal können die Hoden in sitzender oder liegender Postition des Rüden besser gefunden werden. Wichtig ist auch, die Leistenregion seitlich des Penis abzusuchen. Die intraabdominalen Hoden sind deutlich schwerer zu finden; eine Ultraschalluntersuchung der Bauchhöhle und der Leistenregion kann hilfreich sein.
Es ist jedoch zu bemerken, dass insbesondere bei erwachsenen Tieren intraabdominale Hoden stark schrumpfen können. Bei Hunden mit Krebsbildung im Hoden, lässt sich häufig die Masse durch die Bauchwand hindurch spüren oder mittels einer Röntgen- oder Ultraschalluntersuchung darstellen. Im Zweifelsfall kann im Blut der Testosteronspiegel gemessen werden (siehe oben).
[h=2]Diagnose Kryptorchismus – was nun?[/h]Aus rein medizinischen sowie aus zuchthygienischen Gründen muss von jeglicher Therapie abgesehen werden. Die betroffenen Rüden sind Träger der verantwortlichen Gene und sollten sammt ihrer Eltern aus der Zucht ausgeschlossen werden. Um so mehr, weil Kryptorchismus oft mit anderen erblichen Erkrankungen einher gehen kann.
Sollte es sich um ein „sehr wertvolles“ Tier handeln, kann nach gründlicher Überlegung eine medikamentelle Therapie ins Auge gefasst werden. Diese sollte beim jungen Hund, also so früh wie möglich, begonnen werden – kryptorchide Tiere, die älter als 16 Wochen sind, können medikamentös nicht mehr beeinflusst werden. Der Therapieerfolg ist zu Beginn schwierig einzuschätzen, da lange nicht alle Hoden absteigen.
Sollte ein kryptorchider Rüde immer kastriert werden? Auch in dieser Frage sind die Meinungen unterschiedlich. Aus strikt medizinischer Sicht – Risiko der Torsion, Gefahr von Hodenkrebs und die mögliche Bildung weiblicher Geschlechtshormone – sollten alle intraabdominalen Hoden vorsorglich chirurgisch entfernt werden. Bei inguinalem Kryptorchismus muss eine Kastration nicht zwingend durchgeführt werden. Von der Verwendung des Tieres in der Zucht sollte dennoch abgeraten werden. Da die Hoden direkt unter der Haut liegen, sind die medizinischen Risiken nur minimal.
Bei gewissen Rassen müssen auch allfälllige Nebenwirkungen der Kastration in Betracht gezogen werden (z. B. Fellqualität).