@mixlove
ich staune auch immer wieder, was die Sehbehinderten mit ihren Hunden alles machen können
Zu Deinen Fragen:
Die Junghunde werden im Alter von 5 Monaten ans Trainigsführgeschirr gewöhnt.
Also wenn man es ganz genau nimmt, haben sie ihren ersten Kontakt mit einem Führgeschirr bereits im Welpenalter noch an der Schule. Sie haben so ein ganz kleines Ledergeschirr mit Minibügel, welches die Welpen manchmal bei der Einzelförderung tragen. Immer im Zusammenhang mit etwas ganz Tollem, dass es zu erleben gibt
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Aber so richtig los gehts eben mit 5 Monaten. Die ersten Trainings finden jeweils im Wohnquartier statt. Nach einer kleinen Versäuberungsrunde wird für das letzte Stück des Heimwegs (ca. 100 m) das Geschirr angezogen. Da die meisten Hunde ja gerne nach Hause laufen, geht das mit dem Führen (nachvorne ziehen) fast von selbst
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Für die Verknüpfung das Führen im Geschirr etwas super super mega lässiges ist, bekommen die Hunde im Anschluss die ersten drei- bis viermal eine Futterbelohnung (einen Teil ihrer regulären Malzeit). Später wird dann "nur" noch mit Spielen belohnt.
In die Läden gehe ich eigentlich sobald die Hunde sicher Stubenrein sind ... ich möchte ja kein Seelein aufwischen müssen
. Einmal wäre zwar trotzdem fast ein Unglück passiert mit Aiko ... im Coop Bau & Hobby in der Halle mit den Steinen und Aussenpflanzen. Dort ist der Boden mit Verbundsteinen gelegt und irgendwie erinnerte das Ganze Aiko wohl an seinen Strassengraben
... ich war aber schnell genug, packte ihn auf meine Arme und düste nach draussen
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Links liegen lassen der anderen Hunde ist ja vorallem im Geschirr nötig. Sollte sich ein Hund im Einsatz ablenken lassen, kommt es sicher auf den Schweregrad an. Eine Ablenkung kann ja immer mal vorkommen, solange er trotzdem sicher und fehlerfrei führt ist es nicht so schlimm. Bei gravierenderen Fällen wird evtl. eine Nachschulung nötig ... ganz genau kann ich Dir das aber auch nicht sagen. Ich denke aber, solange die anderen Hundehalter das Gespann möglichst zügig und mit Abstand umgehen, wird sich ein Führhund an der Arbeit wohl nicht allzu sehr ablenken lassen.
Die Halter-Hunde-Gespanne werden regelmässig betreut und weitergebildet. Der Ausbilder des Hundes bleibt im Kontakt mit dem Gespann und besucht es regelmässig. Es gibt auch obligarotische Wiederholungskurse für Hund und Halter. Dort wird geschaut, ob sich Fehler eingeschlichen haben, sich der Hund (oder auch der Halter) Mödeli angewöhnt hat, die für die Führarbeit oder den Alltag störend sind.
Ich denke es kann sicher vorkommen, dass ein Führhund gewisse Hörzeichen, die er nie braucht wieder vergisst. Deshalb kommt bei einem Umzug oder einem Wechsel der Arbeitsstelle, der Ausbilder des Hundes beim Sehbehinderten vorbei. Sie gehen dann zusammen die neuen Wege ab, erkunden die Schwierigkeiten und üben mit dem Hund allfällige schwierige Stellen.
Fehler schleichen sich wohl immer wieder mal ein. Auch die Führhunde haben mal einen schlechten Tag. Vielleicht gibts dann mal eine Beule oder einen blauen Mosen beim Sehbehinderten, weil der Hund ein Höhenhindernis übersehen hat oder einen Absatz vergisst an zu zeigen. Je routinierter ein Führhund aber ist, je weniger Fehler passieren.
Ich sehe das teilweise schon bei meinen Patenhunden. Die Wege die wir hier in Wohlen im Geschirr laufen, kennen sie irgendwann so gut, dass sie richtig laufen auch wenn ich mal "sini" statt "destra" sage bzw. es manchmal etwas dauert, bis das Hörzeichen angekommen ist, wenn ich mal wirklich "sini" will, wo wir sonst immer "destra" laufen
Häufen sich die Fehler ist eine Nachbetreuung fällig und der Ausbilder schaut zusammen mit dem Sehbehinderten was für Lösungen es gibt bzw. wie die Fehler wieder ausgemerzt werden können.