Frustrationstoleranz

Dumboline

Erfahrener Benutzer
01. Dez. 2009
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Hallo zusammen
könnt ihr mir vielleicht Tips geben, mit welchen Übungen ich bei meiner Hündin die Frustrationstoleranz trainieren resp. erhöhen kann, ohne sie allzu heftig zu "verarschen"? Die gängigen Übungen, wie
- Futter erst hinstellen wenn sie aufhört zu quietschen und Platz macht
- Ball erst schmeissen wenn sie aufhört zu bellen
- aus dem Auto springen lassen wenn ich ok sage
kenne ich und machen wir auch seit sie ein Welpe war...trotzdem ist ihre Toleranzschwelle da ganz tief. Irgendwie mache ich da zuwenig...

 
Guck mal ich übe zur Zeit Impulskontrolle mit Viva und zwar so:

Viva ist mittlerweilen soweit, dass ich sie auf der Wiese neben der Agilityhalle, auf welcher 20-30 Hunde rennen (Ballspielen), ablegen kann und sie fixiert nur mich und wartet rel. entspannt (!) bis ich sie auslöse! Der nächste Schritt wäre dann, das ganze auf dem Agilityplatz - Startverhalten ist nicht unser Problem, unser Problem ist der Hetztrieb welche durch schnelle Agihunde bei ihr ausgelöst wird... auch hier muss sie lernen sich zu beherrschen, ich möchte ihr einerseits ein Alternativverhalten anbieten (dass musste sie aber erst lernen anzunehmen) und anderseits muss sie lernen es auszuhalten und sich zu beherrschen...

hier wär dann noch die Steigerung

http://www.youtube.com/user/ShapeUpAgility#p/u/4/5M10m284IBM

 
das video ist super! danke! :thanks: das werde ich auch machen.

 
:thanks:
Das ist Hammer! Vielen Dank für den Link! Ist total eindrücklich und die Hunde sehen auch nicht so "gequält" aus dabei...und es ist eine tolle Sache, das kann man auch im Wohnzimmer üben.
Danke!
 
hi

diese futterübungen habe ich auch ganz oft gemacht. an der abschlussprüfung zum assistenzhund musste jill unter einem tisch liegen können (restaurant) und wenn was runterfällt darf sie es nicht nehmen.

wir mussten den hunden im "platz" auch würstli auf die pfoten legen und sie durften sie nicht fressen (bez. erst auf kommando).

allerdings muss man es auch später immer wieder mal üben.. (zumindest mit einem immerhungrigen extremfresser wie jill ;) )

gut finde ich auch, den hund beim spielen, wenn man den ball wirft, hin und wieder mal warten zu lassen bevor er ihn holen darf.

das habe ich so geübt, dass ich den ball anfangs ganz ruhig, quasi nur gerade aus meiner hand hab fallen lassen. und das dann langsam gesteigert habe.

hin und wieder werfe ich auch einen ball und hole ihn selber. (danach spiele ich natürlich mit jill)

 
solche und ähnliche übungen machen wir oft in der HuSchu. solange ich es mit einem hund einzeln machen ist es kein thema... zuhause wenn alle drei anwesend sind... no chance...

 
Original von wunderkind

hin und wieder werfe ich auch einen ball und hole ihn selber. (danach spiele ich natürlich mit jill)
supi, danke für den Tip, so klappts dann auch mit dem Apportieren :irony: XD

 
super Videos Jenny...hat mich gleich inspiriert, solche Uebungen zu machen... :)

 
die junge beaglehündin einer bekannten lernt von mir jetzt auch ein wenig mit frust umzugehen.

die springt einem beim essen fast ins gesicht. 'am platz' hocken klappt gar nicht. es muss immer was gehen... sonst sucht sie sich die aufgaben selber.

viele baustellen, die in mini-mini-mini-mini schritten angegangen werden.
eine schöne herrausforderung :D

bei cara klappts so ja auch =)

 
Wie einige von euch wissen war Kartin am Wochenende bei mir und hat sich meine Hunde angeschaut. Bei Siifaa sind wir beim Thema Frustrationstoleranz hängengeblieben und wir denken das viele seiner Probleme durch seinen "Frust" kommen.

Was ist überhaupt Frustrationstoleranz?

Frustrationstolranz ist die Fähigkeit, Enttäuschungen zu kompensieren oder Bedürfnisse aufzuschieben, ohne dabei in Aggression oder Depression zu verfallen.

Siifaa hat nun das Problem das er sehr schnell frustriert ist weil er ja immer irgend etwas will, etwas kontrolliert oder mit etwas nicht umgehen kann.

Katrin hat mir einige sehr gute Tips gegeben damit Siifaa sich diese wichtige Kompetenz noch mehr aneignen kann, also erhöhen. Zum Beispiel lege ich Leckerchen in Wohnzimmer auf den Boden. Siifaa wird mit Sicherheit darauf zustürmen. Es ist ja sicher auch für ihn gedacht:grumpy: ABER auf dem Weg zum Leckerchen steht dann die böse Disi und stellt sich vor das Leckerchen. Siifaa muss nun lernen sich zurückzunehmen. Dass er das Leckerchen nciht bekommt ist für ihn ein grosser Frust, welcher von mir aufgehoben wird sobald er sich zurückzieht (wenn am Anfang auch nur einen kleinen Minischritt). Er darf zwar dieses Leckerchen nicht haben (frust) aber wenn er sich zurücknimmt bekommt er ein anderes (frust aufgehoben) Mit der zeit erhähe ich die Zeit!

Das ist eine der übungen die wir nun machen!

Kennt ihr das Problem und was habt ihr bei euren "frustis" gemacht?

Ich hoffe alles korrekt erklärt zu haben, ansonsten darf mich Katrin gerne verbessern!

Bitte keine Diskussionen ob das Training gut oder schlecht ist, ich würde mich sehr über eine tolle Diskussion und viele neue Ideen freuen!

lg disi

 
Kann einer der mads die themen bitte zusammenführen? Danke

 
Hoi Zsamme!

Ja, da muss ich wohl fast was zu schreiben, denn mir ist es extrem wichtig, dass hier keine Missverständnisse entstehen und dass das was Disi hier beschreibt nicht wild einfach mal mit dem eigenen Hund ausprobiert wird.

Nicht, weil ich damit lieber mein Geld verdiene und das Wissen nicht gratis verteilen will sondern deswegen, weil da mehr dazugehört, als es schriftlich dargestellt werden könnte, bzw. um das schriftlich darzustellen bräuchte es mehr, viel mehr Hintergrundwissen, das in einem Forum den Rahmen sprengen würde. Die Übung habe ich mit Disi und Siifaa zusammen so erarbeitet, dass ich mir sicher sein kann dass es für die beiden passt. Bei anderen Hunden und Menschen kann das ganz anders aussehen.

Siifaas Frustrationstoleranz ist in den meisten Fällen eigentlich seehr seehr gut, aber wenn es ums Futter geht und noch eine Winzigkeit hinzukommt wird es schwierig. Genauso kritisch dürfte es sein, wenn er von mehreren Seiten Frustration erlebt und keinen Ausweg findet.

Es gibt mehrere Wege daran zu arbeiten, wir haben den von Disi beschriebenen beschritten, zumindest für den Anfang.

Katrin hat mir einige sehr gute Tips gegeben damit Siifaa sich diese wichtige Kompetenz noch mehr aneignen kann, also erhöhen. Zum Beispiel lege ich Leckerchen in Wohnzimmer auf den Boden. Siifaa wird mit Sicherheit darauf zustürmen. Es ist ja sicher auch für ihn gedacht:grumpy: ABER auf dem Weg zum Leckerchen steht dann die böse Disi und stellt sich vor das Leckerchen. Siifaa muss nun lernen sich zurückzunehmen. Dass er das Leckerchen nciht bekommt ist für ihn ein grosser Frust, welcher von mir aufgehoben wird sobald er sich zurückzieht (wenn am Anfang auch nur einen kleinen Minischritt). Er darf zwar dieses Leckerchen nicht haben (frust) aber wenn er sich zurücknimmt bekommt er ein anderes (frust aufgehoben) Mit der zeit erhähe ich die Zeit!
Naja, gaaanz so stimmt es nicht, das Leckerchen wird zuerst tabuisiert;-)(pingelig bin). Also Disi beansprucht es für sich und legt es dann auf den Boden. Siifaa hat also schon zuvor erfahren, dass es jetzt im Moment nicht für ihn bestimmt ist. Aber, wenn es da so liegt, ist die Verlockung groß und er versucht seinem Gluscht nachzugehen.

Der Frust, das Leckerchen zu bekommen ist noch nicht so groß, als wenn später dann mal die ganze Pizza am Boden liegt:ugly:, aber wir fangen eben klein an.

Einfach ausgedrückt:

Siifaa will zum Leckerchen. Leckerchen ist aber nicht erreichbar, jemand anders beansprucht das für sich. Siifaa ist frustriert und spannt sich an. Würde JETZT ein anderer Hund um die Ecke kommen, hätte der womöglich schlechte Karten.

Siifaa zur Belohnung einfach zum Leckerchen zu lassen würde seine "Fixierung" auf diese eine einzige Belohnung noch verstärken. Das möchte ich nicht, denn damit steigt nur die Erwartungshaltung und Anspannung. Statt dessen zeige ich ihm alternative Belohnungen auf, zeige ihm andere Wege aus dem Frust.

Hat er das nach einigem Training verinnerlicht, dann kann ein Hund kommen, das am Boden liegende Leckerchen fressen und Siifaa wartet auf die alternative Belohnung. Denn er ist nicht mehr so pessimistisch veranlagt und denkt, die ganze Welt besteht nur aus EINEM Leckerchen. Nein, Siifaa weiß, ich muss nur warten, dann taucht irgendwo ein neues auf. :)

Alles klar?

LG,

Katrin

 
Gerade sitze ich an Disis Trainingsplan und da fällt mir noch eine Ergänzung hierzu ein:

Die genannte Übung könnte einigen bekannt vorkommen, die schon mit mir gearbeitet haben. Ich nutze sie angepasst für viele andere Zwecke auch.
Sie ist der Beginn davon, verschiedenes Tabuisieren zu können, Verhalten zu unterbrechen, ohne den Hund dabei voll auflaufen zu lassen. Sie dient auch dazu, die Kommunikation des Menschen dem Hund gegenüber zu verfeinern um Missverständnissen vor zu beugen.

Nur falls sich einige wundern, dass ich ein und die selbe Übung für verschiedene Zwecke verwende. ;-)

Je nach Mensch-Hund-Team lege ich die Schwerpunkte einfach anders und arbeite den Aufbau individuell aus.

Grüssle,
Katrin

 
Ich les das mit Interesse, denn ich habe auch einen Frusti hier sitzen. Es ist mir schon kurz nach der Abholung aufgefallen, dass Splash weit weniger Frustrationstoleranz und Selbstkontrolle (die beiden gehen doch oft Hand in Hand) besitzt, als Rhian. Nun war sie schon zwei Monate älter, als sie zu mir gekommen ist, aber Splash hat ein anderes Temperament. Frustration führt bei ihm zu Übersprunghandlungen, manchmal auch Zerstörungsaktionen. Sehr ausgeprägt ist bei ihm ein Barrierefrust. Einsperren, anbinden ist in manchen Situationen ganz schrecklich.

Natürlich arbeite ich dran, seit ich es bemerkt habe - sich zurücknehmen angesichts des Leckerlis haben wir schon früh geübt. Er hat auch schon grosse Fortschritte gemacht. Er spricht gut darauf an, wenn ihm die Übung sinnvoll erscheint, und er ist im Grunde sehr kooperativ. Leider gibt es viele Situationen, in denen es mir nicht gelingt, ihm den Verzicht oder die Barriere als sinnvoll zu erklären. ;-) Da bleibt nur der lange Weg über Konditionierung und Gewöhnung in Minischrittchen.

Der Umgang mit so einem Frusti hat mich enorm viel darüber gelehrt, wann es völlig sinnlos ist, irgendwas massregelnd durchsetzen zu wollen. Ich habe mir inzwischen eine dicke Haut zugelegt bezüglich Ratschlägen wie "zeig ihm einfach mal, dass du das Verhalten nicht duldest". :grumpy: Es bringt nix....

Die wirklich üblen Frustsituationen sind inzwischen deutlich weniger geworden. Es sind eigentlich fast nur noch solche, in denen ich mit Rhian arbeite und Splash warten muss. Da fehlt mir noch der zündende Einfall, wie ich das angehe.

 
Klingt spannend.
was ist der Grund, dass die Leckerlis auf den Boden gelegt werden und nicht beispielsweise aus der Leckerli-Dose wie "rausgezählt"werden?

Ich selber mach immer etwas ein Gnusch mit Impulskontrolle und Frustrationstoleranz... Denke aber auch, dass die beiden Themen oft eng zusammen hängen....

Wird der Hund irgendwie noch verbal "informiert"? Also sagst Du nein" oder "siilah", beim hinlegen des Leckerlis?
oder sagst Du was beim "falschen Verhalten".

 
Der Umgang mit so einem Frusti hat mich enorm viel darüber gelehrt, wann es völlig sinnlos ist, irgendwas massregelnd durchsetzen zu wollen. Ich habe mir inzwischen eine dicke Haut zugelegt bezüglich Ratschlägen wie "zeig ihm einfach mal, dass du das Verhalten nicht duldest". :grumpy: Es bringt nix....
Das sehe ich mittlerweile genau so!

Nur, dass meine Haut leider häufig noch zuwenig dick ist, und entsprechende Anmerkungen nicht einfach an mir abprallen.