Hund - Mensch --> Keine Rangordnung???

Ich sehe es so wie Andrea - Anti funktioniert nicht besser durch Chef-Gehabe. Komme ich ihm im Kommando-Stil, spult er das komplette Programm an Beschwichtigungen ab. Er empfindet es nicht als Führung, sondern als Drohung. Hier kam der 'gemaulte' Befehl von jemand anderem: Zunge an Nase und das 'Sitz!' ging gaaanz langsam:

anti_heiko_013.jpg


Ich gebe den Befehl in dem Wissen, dass Anti Sitz macht, entspannt und ruhig. Dann geht es ganz schnell, denn am Ende des Prozederes steht ja ein Lecker. ;)

Die Couch ist hier vielleicht das beste Beispiel: Selbst wenn ich hier esse, interessiert er sich nicht dafür, oder verliert das Interesse sofort, wenn ich ihn direkt anblicke und die Oberlippe hochziehe. Er weiss, dass ich das Futter verteile und macht sich nicht die Mühe, selbst für die Nahrungsbeschaffung sorgen zu wollen (auuusser draussen gibt es frischen Pferdeapfel :grumpy: ) Habe ich Besuch, versucht er nicht mal, seinen Stammplatz neben mir einzunehmen.

Und ja, draussen im Spiel, wenn er gerade einen Narren gefressen hat, flitzt er explizit dicht vor meinen Beinen vorbei oder wirft sich dort sogar hin. Und zwar immer dann, wenn ich das Spiel beendet habe, um ein Stück weiter zu gehen. Eine Provokation, die ich mir nicht gefallen lasse. Aber ich würde Anti nie aus dem Badezimmergang scheuchen, wenn er dort liegt und ich dort vorbei muss. Es sei ihm gegönnt. Er lag da, lange bevor ich entschieden habe, dass ich dort vorbei muss.

Hunde sind so spannend! :D

Gruss, Frau D.

 
Ich habe mich noch nie als Rudelführer gesehen. Warum auch? Mein Hund und ich sind eine Zweckgemeinschaft, kein Rudel!

Zudem hat der domestizierte Haushund in den vielen Jahrhunderten des Zusammenlebens mit dem Menschen besser gelernt, uns zu lesen als anders rum. Er nimmt mich als Menschen wahr und nicht als "Mithund", mit dem er um irgend eine Position kämpfen muss.

Zudem erwarte ich, gerade von Jasko als Diensthund, eine grosse Eigenständigkeit und Entscheidungsfreudigkeit. Da kann ich ihm zu Hause doch nicht für alles irgendwie Befehle geben und Grenzen setzen.

Mein Hund und ich bilden immer ein Team. Egal ob im Alltag oder im Dienst oder beim Sport. Also behandle ich ihn auch wie ein Team-Partner und nicht wie einen Untergebenen. Grenzen werden auch im Team gesetzt. Ich sage höchstens, wohin wir GEMEINSAM gehen!

Biggy

 
Ich sehe das miteinander von Jade und mir auch eher als Gemeinschaft an statt nach "ich Chef, du nix" immerhin machen wir ja gemeinsam verschiedene Dinge, die uns beiden was nützen und Spass machen und wie überall gibt es auch zwischen uns Regeln, an die man sich halten sollte. Nicht nur für Jade, sondern genau so auch für mich. Es ist alles ein geben und nehmen und wir hatten noch nie irgendwelche Rangordnungsprobleme. Widerum andere haben diese... lustigerweise sinds dann meistens die, die eben nach dem Schema "ich Chef, du nix" leben :ugly:

Ob Zufall oder nicht, ist nur eine Mutmassung

 
Hoi Zusammen!

Ich kann hier den meisten Schreibern uneingeschränkt zustimmen in dem was sie schreiben. Zu Coralis expliziter Frage, bezüglich er gängigen Regeln "zuerst durch die Tür gehen", "übersichtliche Liegeplätze räumen", "keine erhöhten Liegeplätze zulassen" ect. möchte ich aber gerne noch etwas intensiver eingehen:

Als ich mich mit 16 Jahren dem Thema Tierpsychologie zu widmen begann, waren diese Regeln gerade ganz neu im Kommen. Ich hatte sie eine gewisse Zeit als sehr sinnig und notwendig betrachtet. Es war die Rede der indirekten Rangzuweisung und wenn ich mich richtig erinnere hatte auch Bloch zu diesen Regeln damals einiges zu beigetragen.
DAVOR, wurden Hunde in Deutschland noch größtenteils als Wesen gesehen, die mit Härte regelmäßig untergeordnet werden müssen, um sie daran zu hindern die "Weltherrschaft an sich zu reißen". Die Rangordnung wurde einer Hackordnung den Hühnern gleich angesehen.
Auch hierzu gab es viele wissenschaftliche Erkenntnisse, nämlich die Forschungsergebnisse von Erik Ziemen, der das Sozialverhalten von Gehegewölfen und Hunden zu studieren begonnen hatte.
Viele seiner Erkenntnisse wurden durch Bloch und andere Wolfsforscher, die die Tiere in der Natur beobachten konnten wieder relativiert, ein anderes Bild kam bald zustande.

Die neue Idee der Indirekten Rangzuweisung, bei der den Hunden einfach "nur" bestimmte Rechte abgesprochen werden, um die Rangfolge zu klären galt da schon als Soft-Variante. Sie hatte aber durchaus ihre Berechtigung, und auch heute noch nutze ich einige Elemente dieser Regeln, um einem Hund-Mensch-Team zu helfen sich im Leben besser zurecht zu finden.
Aus heutiger Sicht ist es definitiv übertrieben, bei jedem Hund jede dieser Regeln konsequent anzuwenden, neueste Erkenntnisse haben gezeigt das auch das nicht Zweckmäßig ist. In einigen Fällen haben diese Regeln aber schon aus rein praktischer Sicht durchaus ihre Berechtigung.

Es dauerte gar nicht lange, da kam die Lerntheorie und der Klicker in Mode. Alles wurde nur noch mit dem Klicker bearbeitet, Positive Verstärkung heißt das neue Zauberwort und ich bin wirklich froh um diese Entwicklung. Vieles kann man mithilfe der Lerntheorie nochmal ganz anders beleuchten, erklären und komplexe Verhaltensweisen werden hiermit ganz simpel verstanden.
Die Regeln aus der indirekten Rangzuweisung können aber gerade in Kombination mit lerntheoretischen Grundlagen sehr fruchtbar zur Anwendung kommen, ich würde daher die "alten Regeln" deshalb nicht gleich in die Tonne treten.
Nur mit dem Klicker zu arbeiten brachte es manchmal mit sich, dass einige Halter gar nicht mehr mit ihrem Hund "normal" kommunizierten, sie degradierten sich zum reinen Futterautomat, was meines Erachtens dem Sozialen Wesen Hund auch nicht gerecht werden kann.


Die gesamte Entwicklung habe ich nun über die Jahre hinweg verfolgen können und ich habe mir viele Erkenntnisse daraus mit genommen.
Meines Erachtens, und das entspricht so weit ich weiß auch der aktuellsten Meinung von Günther Bloch, kann man das Zusammenleben zwischen Hunden und Menschen mit einer Familie vergleichen. Klar gibt es Regeln, die "Hunde-Eltern" setzen Grenzen im Zusammenleben und bieten auf der anderen Seite auch Freiheiten. Kooperation wird mit Großzügigkeit belohnt, mangelnde Kooperation zieht die Einschränkung der Freiheiten mit sich.
Aus sozialer Sicht entspricht dieses Gefüge also schon auch in gewissem Maße einer Rangordnung, aber man muss es ja bitte nicht übertreiben... :huh: Das hat dann nichts mit Unterdrückung zu tun, sondern mit der führenden Position verantwortungsbewusster Eltern, die ihrem Hund (statt dem Kind) helfen sich in der Welt zurechtzufinden und sich an die dort gestellten Regeln anzupassen.

Die Frage, die sich mir immer wieder stellt ist, WAS kann über soziale Regeln geklärt werden, und WO muss ich die Lerntheoretischen Grundlagen genauer beachten? Im Grunde geht beides miteinander einher und man kann es nicht von einander trennen. Doch kann ich meinem Hund über eine soziale Regel durchaus klären, dass mein Futter "MEIN" ist und ich es mir nicht einfach aus der Hand klauen lasse, in dem ich ihm unfreundlich antworte, wenn er es versucht. Die meisten Hunde werden das ohne Weiteres verstehen und es nicht wieder versuchen.

Verlasse ich den Raum und lasse das Futter liegen, ist die Handhabung über die soziale Regel nur noch bedingt möglich. Denn wenn der Sozialpartner nicht da ist um auf sein Futter aufzupassen, dann ist es nunmal Freiwild :p (natürlich gibt es auch Hunde, die sich auch da noch zurückhalten). Zurückzukommen und meinem Hund eine Standpauke zu halten dass er mein Futter hätte nicht anrühren sollen ist aus sozialer Sicht wie aus lerntheoretischer totaler Unsinn. Die Belohnung hat er schließlich schon erhalten, hier muss ich anders vorgehen um das Ziel zu erreichen, dass mein Hund auch in Abwesenheit davon absieht mein Futter zu klauen.


Das Beispiel mit der Tür hat so schon auch seinen Sinn, lerntheoretisch wie auch aus Sicht der sozialen Regeln:

Wenn mein Hund zuerst durch die Tür geht, möglichst noch durch den kleinen Spalt mit Gewalt durchdrängelt, raus rennt und gleich mal die Nachbarskatze durch den Garten jagt, dann hat mein Hund ganz großen Spaß, ich und vor allem die Katze aber weniger :huh: .
Halte ich ihn an der Leine zurück, ist mein Hund frustriert, weil er die Katze nicht jagen kann. Er wird aber auch erst mal nicht ansprechbar sein und so beginnt ein Spaziergang mit einem frustrierten Hund und einem genervten Menschen.
Arbeite ich die Situation aber so aus, dass mein Hund im Haus wartet, bis ich die "Lage gecheckt habe", kann ich zusammen mit meinem Hund in die Situation hinein gehen, ihm eine Alternative zum "Katze jagen" anbieten und sein Verhalten damit kontrollieren.
Zusätzlich gehen wir somit GEMEINSAM aus der Tür, mein Hund ist aufmerksam, ich kann mit ihm "reden" und er wird bei entsprechender Arbeit in entsprechenden Situationen kontollierbarer.

Aus genau diesem Grund habe ich mit Ragnar erarbeitet, dass er sogar JEDE einzelne Treppenstufe LANGSAM mit mir herunter geht (überholen gilt nicht), bei offener Tür stehen bleibt bis ich ein Signal gebe, dass wir GEMEINSAM raus gehen und ich somit einen "kommunikativen" Hund habe, der die Nachbarskatzen inzwischen auch mal stehen lassen kann. :)

Ganz wichtig ist das "Halter geht zuerst durch die Tür", wenn die Haustür direkt an einen Gehweg grenzt.
In München ist mir schon oft das Herz in die Hose gerutscht, wenn sich auf einmal eine Tür auftut und ein Hund aus dem Haus läuft. Zwar ist der angeleint, aber wenn ich meinen Hund nicht so gut bei mir halten würde könnte es im Schreck zu einem Übergriff kommen. Wäre der Halter zu erst aus der Tür gegangen, hätte er die mögliche Gefahr kommen sehen.

Einige Hunde gehen aus der Tür und beginnen erst einmal zu patroullieren. Sie verteidigen möglicherweise das Haus als ihre Ressource, sind besonders territorial! Da kann es schon mal richtig gefährlich werden und es kam diesbezüglich schon mehr als einmal zu Unfällen.
Auch hier macht es durchaus Sinn, dass der Halter zu erst aus der Türe geht, der Hund also lernt sich zurück zu nehmen und die Verantwortung seinem Halter zu überlassen.
Schließlich sind doch auch die Eltern für die Sicherheit ihres Kindes verantwortlich und nicht andersherum?


Ganz unabhängig von Rangordnung und dominantem Verhalten ist diese Regel also durchaus sinnig!

Auch bei den anderen Regeln der indirekten Rangzuweisung kann es Situationen oder einfach Mensch-Hund-Teams geben, wo es Sinn macht diese Regel anzuwenden. Bei anderen ist es dagegen nicht so notwendig.

Mein Hund liegt übrigens auf dem Sofa und er knurrte die ersten Monate sehr heftig, wenn sich ihm dort jemand dazugesellen wollte. Anfassen ging gar nicht, da hätten wir eine deutliche Verwarnung kassiert. Es ging ihm allerdings nicht darum, das Sofa zu verteidigen, und unsere Freiheiten dort zu sitzen einzuschränken, er war schlicht und einfach verunsichert. Vermutlich weil er früher im falschen Hierarchiedenken der Vorbesitzer sehr unfreundlich von seinem Platz gescheucht wurde, er war der Meinung sich verteidigen zu müssen.
Inzwischen genießt er es mit uns auf dem Sofa zu kuscheln, kann sich entspannen und muss nicht mehr knurren.

Die Frage ist also immer WAS zeigt mein Hund für Verhaltensweisen, WO liegen die Herausforderungen für ein reibungsloses Zusammenleben? Und demnach setze ich Regeln der indirekten Rangzuweisung ein, um hier eine bessere Kontrollierbarkeit zu erhalten und meinem Hund zu lehren sich auf mich zu verlassen.
Grundsätzlich notwendig ist das also definitiv nicht bei jedem Hund, vor Pauschalisierungen jeglicher Art rate ich daher Abstand zu nehmen.



Vielleicht ist hiermit etwas mehr Klarheit in dieses Thema gekommen, das würde mich sehr freuen. Wenn Ihr Fragen habt, stehe ich gerne zur Verfügung.

Herzliche Grüße,
Katrin

 
Wow ich habe noch selten bei einem Thema so viele qualifizierte Meinungen gelesen; ich bin hin und weg :love: :thanks:

Ich habe mir diese "erst-ich-dann-du"-Regeln immer im Hinterkopf behalten, falls mit der Rottweilerin oder dem kleinen Stinker ein Problem bezgl. "Rangfolge" entsteht. Und bisher war es noch nie nötig. Im Gegenteil; wie oben beschrieben haben sie alle Freiheiten, solange ich sage dass das ok ist. Wenn ich (warum auch immer) keinen der beiden auf dem Sofa will oder in der Küche oder oder, sage ich das und sie halten sich diskussionslos daran! Der Cocker versucht eher mal die Regeln zu dehnen; aber das gilt dann eben nicht und ich passe bei ihm doppelt auf; meist reicht ein strenger Blick oder ein langgezogenes "Haaaaarleeeey". Der Rotti will nur gefallen :D

Manchmal finde ich es etwas mühsam, wenn jemand mit der "Rangordnung" kommt und derjenige gleich plattgemacht wird. Obwohl wir (wie man an diesem Thread sieht) doch die meisten das Gleiche darunter verstehen und nur die Nomenklatur anders ist :) .

Ob ich mich nun als Chef/Führer/Ranghöchster/Alpha/Leittier/ wasderGugger bezeichne; letztens verstehe ICH mich einfach als Beschützerin meiner Hunde, die ihnen Regeln beibringt, die letztens zu ihrem Besten sind und die die Ressourcen einteilt. das Wort "Vormund" finde ich gut *gg

 
Diese Verhaltensregeln die Katrin als indirekte Rangzuweisung bezeichnet sind vor allem in der Küche von Jane Fennell gekocht worden und schwappten dann aufs Festland über. Ich sehe das etwas weniger wissenschaftlich, sondern eher praktisch. Jane Fennell kam mit ihren Ideen in einer Zeit daher wo Hunde einfach mit Härte und Unterbuttern erzogen wurden. Und alle die damit nicht zurecht kamen oder es nicht umsetzen konnten oder deren Hunde damit nicht "funktionierten" standen an. Jane Fennell schaffte in dieser Zeit mit diesen Regeln eine Art konsequente Leitlinien für die Hundekommunikation. Diese Erziehungswege sind extrem einfach strukturiert, klar und halten fast kochbuchmässig Rezepte parat. Halter die zu Inkonsequenz neigten, schafften es plötzlich auf eine einfache Art und Weise konsequent zu handeln und das noch auf eine Art, die ziemlich viele Hunde verstanden. Später merkte man aber, dass diese Tipps nicht zur Auslastung, Beschäftigung und "Sporttraining" geeignet waren und man dort weiterhin anstand ober Probleme hatte. Dies kam in einer Zeit, wo der Hund immer mehr weg vom Job hin zum Freizeitpartner und "Sportgerät" wurde. Da kam dann der Trend positives Bestärken zum tragen, das man sich aus dem Wildtier-Training (Delphine) abschaute.

Dies eine andere Sicht der Erziehungstrends.

 
[QUOTE='Romaine und Harley]Der Cocker versucht eher mal die Regeln zu dehnen; aber das gilt dann eben nicht und ich passe bei ihm doppelt auf; meist reicht ein strenger Blick oder ein langgezogenes "Haaaaarleeeey". Der Rotti will nur gefallen :D
[/QUOTE]Na klar doch, das ist ja ein Spaniel, denen kann man nicht einfach was verbieten oder vorschreiben und erwarten, dass sie es auf ewig glauben..... :lalala: ;)
 
Super Beiträge hier :thumbsup: :thanks:

Ich sehe es für mich und meine Hunde so, dass wir klare Regeln haben, sie jedoch ihren Freiraum haben. Ich erwarte gegenseitigen Respekt. Diese Rangordnungs-Dinge sehe ich nicht so eng, wobei ich Jan Fennell auch gelesen habe. Da kann ich mich mit Bloch schon eher einverstanden erklären, was meine Hunde betrifft :D

 
ich sehe meinen hund und mich (uns) sehrwohl als rudel.. nur finde ich das wort rudelführer ist zu oft falsch eingesetzt worden..

ein rudel ist doch nichts anderes als ein verband, auch eine familie mir kindern ist doch ein rudel und alle sind auf einander angewiesen.. das wir nie ein rudel wie die wölfe bilden können mit hirarchie und regeln ist wohl naheliegend denn sonst müssten wir uns am hintenr riechen zum begrüssen und adere ûnannehmlichkeiten.

genause sehe ich das wort rudelführer durchaus positiv, es ist einfach nur jemand der das ganze zusammenhält eben führt. ebenso besteht doch eine gewisse hirarchie wenn der hund ohne widerrede die coach freihgibt..oder eben der nötige respekt den es eigentlich auch von mensch z mensch geben sollte.

das heisst für mich nicht das mein hund nicht auf meine coach oder das bett darf sondern eben den platz räumt wenn ich dass will.. das sind ja regeln was wollen wir den noch mehr, der hund bringt uns gegenüber in solchen situationen den vollen respekt. ich gehe dafür mit ihm raus ect. und so bilden wir doch ein rudel.. und ich führe es an rudelführer. es ist schade das dieser ausdruck so in veruf geraten ist.

man kann das auch team nenne, für mich ist es das selbe, das team ist auf einander angewiesen und einer muss es zusammenhalten.

kurz ob mensch-hund hund-hund oder mensch-kind es müssen spielregeln eingehalten werden und diese müssen konsequent sein.

 
Vielen Dank! Ist wirklich sehr spannend!!!

Ich war in letzter Zeit etwas verwirrt, da ich aus meiner Umgebung / versch. Hundetrainern halt viele Meinungen erhalten habe und jeder Trainiert anders.

Ich habe mit Kiro das Klickern erlernt halt die reine positive Verstärkung. Hatte eine Zeitlang gedacht, dass dass für meinen Hund "zu nett" ist... und er ja trotzdem macht was er will in brenzligen Situationen. Er hat auch viel gelernt ja... aber was mach ich wenn ich mal den klicker vergesse? oder das täschli mit den Guddies drin....

Ich bin nun noch eine andere Hundeschule anschauen gegangen, der arbeitet halt anders mit mehr Druck würde ich mal sagen, aber bestimmten druck...

Hier ein Text aus seiner HP: Was haltet Ihr davon?

Gewalt, Zwang und Druck in der Hundeerziehung WIE Sie aus folgenden Beispielen sehen, geht die Hundeerziehung nicht ohne Gewalt, Zwang und Druck, wobei diese drei Punkte natürlich verschieden definiert werden können:

WENN Sie zum Tierarzt gehen, und der Hund oder Welpe den Microchip oder eine Spritze bekommt, üben Sie schon beim Festhalten Zwang und Druck auf den Hund aus. Der Einstich ist Gewalt, weil er dem Tier Schmerzen zufügt.

WENN Sie dem Hund mit Futter Gehorsamkeit beibringen, üben Sie psychischen Druck aus, weil der Hund es erst bekommt, wenn er das Kommando ausgeführt hat.

WENN der Hund bellt, weil er den Ball will, Sie aber den Ball nicht werfen, weil Sie ihm das Bellen abgewöhnen wollen, üben Sie Zwang und Druck aus.

WARUM spricht man wohl von Leinenzwang, Maulkorbzwang etc.?

WENN Sie den Hund anschreien, weil er einen Giftköder im Maul hat oder eine Wurst mit Rasierklingen, dann reissen Sie dem Hund das Maul auf, um ihn vor dem Unheil zu bewahren. Sie brauchen dazu Gewalt, Zwang und Druck.

WENN ein Hund ein Lebewesen beisst und verletzt, es nicht mehr los lässt und es totschütteln will, brauchen Sie ebenfalls Gewalt, damit der Hund es loslässt.

WENN man Hunde und auch schon eine Mutterhündin beobachtet, wie sie mit ihren Welpen umgeht, sieht man auch Gewalt, Zwang und Druck. So beisst sie ihre Jungen, wenn sie ihr Knochen wegnehmen wollen. Sie beisst den Welpen über den Fang (Maul), wenn sie ihn korrigiert.

WENN die Hündin die Welpen an einen anderen Ort bringt, packt sie diese am Nacken.

WENN die Welpen miteinander toben, beissen und rempeln sie sich gegenseitig.

WENN Hunde ihre Jagdpassion untereinander ausleben, greifen sie auch mit den Vorderpfoten die Hinterläufe des Hundes vor ihnen, um diesen zu Fall zu bringen.

WENN drei Hunde aufeinander treffen, hetzen und jagen sie oft zu zweit das dritte Tier (Mobbing).

WAS mir als Trainer für Hundehalter aufgefallen ist: umso jünger die Welpen im eigenen Rudel sind, desto gröber werden sie korrigiert. Später reichen nur Mimik, Gestik und Knurren durch Rudelmitglieder aus, um das gewünschte Verhalten des Welpen zu erreichen. Der Mensch reagiert umgekehrt: er wird immer gröber, je älter sein Hund wird.

WICHTIG ist, dass der Hund nicht im Sinne des Gesetzes durch Gewalt, Zwang und Druck gequält wird und bei welchem Hund individuell welche Methode als beste Massnahme getroffen wird, und ob das Timing stimmt. Denn nur so kann der Hund es mit der Situation verknüpfen, sei es durch Lob oder Tadel.

 
Ich finde den Text völlig überspitzt geschrieben.

Klar, alle Lebewesen sind wohl einem gewissen Druck und Gewalt ausgesetzt. Oder ist es nicht grausam, wenn man den Salat zerstückelt ? :rolleyes:

Zwang, Druck und Gewalt in der Erziehung ist doch was ganz anderes bzw. hat nichts mit den genannten Beispielen im negativen Sinn zu tun. Aber ich würde kein Hund NUR über positive Bestärkung erziehen. Massregelung muss durchaus auch sein, wie auch oben geschrieben, vor allem im Welpen/Junghundealter im richtigen Mass eingesetzt.

LG
Nikit

 
[QUOTE='Corali]Ich habe mit Kiro das Klickern erlernt halt die reine positive Verstärkung. Hatte eine Zeitlang gedacht, dass dass für meinen Hund "zu nett" ist... und er ja trotzdem macht was er will in brenzligen Situationen. Er hat auch viel gelernt ja... aber was mach ich wenn ich mal den klicker vergesse? oder das täschli mit den Guddies drin....
[/QUOTE]Clickern ist gut als "Lernmethode" bzw. "Lernunterstützung", also zum beibringen von Kommandos, Tricklis und Kunststücke. Das mit den bernzligen Situationen ist aber eben eine Bindungs- oder Führungsfrage. Die wirst du nicht über Clickern lösen können, das hast du richtig erkannt. Clickern ist für den Hund Beschäftigung und Kopfarbeit. Aber keine Vertrauens- oder Führungsarbeit. Z.B. werden ja immer mehr Affen im Zoo geclickert oder über Targettraining trainiert. Das bedeutet, dass man Wildtiere sogar dazu animieren kann über positive Bestärkung gewisse Verhaltensweisen auf Verlangen zu zeigen. Das ist das Prinzip vom Clickern. Nur bleiben es Wildtiere. Kein Pfleger würde sich getrauen, zu einem Orang-Uthan oder Schimpanse in den Käfig zu gehen, auch wenn er noch so viele Clicker-Kunststückli kann. Das läuft auf einer total anderen Ebene ab. Jane Godall und Dian Fossey haben die Annäherung und Akzeptanz ihrer Schützlinge nicht durch positive Bestärkung gewonnen, sondern über Respekt, Vertrauen und Kommunikation.
 
Finde das ein wahnsinnig spannendes Thema, mit dem ich mich persönlich auch viel beschäftigt habe.

Ich glaube, dass es sehr schwierig ist, sich nicht von all den Theorien etc. die es zum Thema Hund-Mensch-Beziehung gibt irritieren zu lassen. Zumindest war ich für mich eine Zeit lang ziemlich überfordert wenn es darum ging, das richtige Mass zu finden.

Z.B.

-darf der Hund zuerst durch die Tür?

- darf der Hund sein Futter zuerst kriegen?

- darf der Hund während dem Spaziergang vorne weg rennen?

- darf der Hund kläffen / territoriales Verhalten zeigen wenn Besuch da ist?

- darf der Hund aufs Bett /Sofa?

Mein Hund darf alles was hier oben steht. Und trotzdem glaube ich nicht, dass ich ein Beziehungsproblem mit meinem Hund habe. Ganz im Gegenteil, seit ich meinem Hund diese Freiräume ganz bewusst einräume haben sich viele Probleme, die ich früher hatte weil ich so verkrampft versucht habe, Chef zu sein, in Luft aufgelöst.

Für mich ist die Beziehung zu meinem Hund mehr eine Mutter -Kind Beziehung als eine Chef-Untertan Beziehung. Klingt jetzt vielleicht krass und nach Kinder-Ersatz, aber insgeheim haben doch alle ihren Hund als Kinderersatz. Es liegt in der menschlichen Natur, ein Lebewesen zu pflegen, zu umsorgen und zu sehen, dass es glücklich un zufrieden ist.

So liebe ich meinen Hund abgöttisch, sehe es aber auch als meine Pflicht an, Grenzen zu setzten und auf Gehorsam zu bestehen. Aber dennoch möchte ich, dass mein Hund seine eigene Persönlichkeit mit all den "Mödeli", die mir z.T. vielleicht nicht so passen, beibehalten kann. Für mich ist es wichtig, dass der Hund in den wirklich entschiedenen Situationen gehorcht, und solange dies klappt gestehe ich meinem Hund auch eine gewisse Narrenfreiheit ein.

Ich glaube, Leute die so krass auf eine Rangordnung bestehen sprechen dem Hund die Fähigkeit ab, mit dem Menschen eine richitge Freundschaft einzugehen, wo man gibt und nimmt, sich liebt und respektiert und sich gegenseitig auch Luft lässt, die eigene Persönlichkeit zu entwickeln. Mein Hund ist loyal, treu und ergeben und gibt immer das Beste. Ich fände es daher nicht fair, wenn ich ihr nicht auch ein paar Freiräume einräumen würde. Mein Hund kläfft z.B. fürs Leben gerne wenn jemand nach Hause kommt. Früher habe ich versucht, ihr dies zu verbieten, doch das hat mehr kaput gemacht als dass es funktioniert hat. Heute darf sie das, und das scheint sie sehr zu befriedigen. Und sie kann sogar sehr klar unterscheiden, ob wir zu Hause sind wo sie kläffen darf, oder ob wir bei meinem Freund zu Hause in der Mietwohnung sind, wo dies nun mal nicht geht. Das funktioniert tiptop.

 
Ich schließe mich Trolls letztem Beitrag an, genau so würde ich das auch sehen. Diese ganzen Beispiele zeigen leider nicht auf, WIE der Trainer letztendlich arbeitet.

Herzliche Grüße,
Katrin

 
Tolles Posting Kathrin :thanks: und ein sehr interessantes Thema.

Bei meinen beiden merke ich in dieser Hinsicht riesige Unterschiede. Der Rüde braucht eher weniger Regeln und es funktioniert denoch gut.

Die Hündin aber, braucht klar Regeln und auch mehr davon, ansonsten übernimmt sie die Führung und entscheidet selbst, was dann meistens nicht mehr so gut funktioniert (naja, aus ihrer Sicht vielleicht schon :p , aber aus meiner und der unserer Umwelt nicht).

Ich würde es ebenfalls nicht als "Ich Chef du nix" bezeichnen, sondern mehr so: Wir leben in einer Menschenwelt und zwar in einer dichtbesiedelten. Hier gelten menschliche Regeln und Sicherheiten müssen gewahrt werden. Ich als Mensch übernehme die Führung der Fellnasen innerhalb dieser Welt und gebe somit auch ihnen Sicherheit. Je besser meine Hunde mit diesen Grenzen und Vorgaben zurecht kommen, umso grösser ist der Freiraum den sie dadurch haben. Damit sie lernen, Grenzen und Vorgaben zu akzeptieren und einzuhalten, bediene ich mich zum Beispiel der Ressourcenkontrolle und schränke sie in ihren Bewegungen aus (Bsp. warten wenn ich eine Türe öffne bis ich die Lage abgeklärt habe / Warten beim Aussteigen aus dem Kofferraum bis ich sie frei gebe / Platz bleib wenn ich zur Türe gehe und diese öffne etc pp). Auch die Impulskontrolle spielt hier natürlich rein.

Es bedingt selbstverständlich auch, dass ich dafür Sorge zu tragen habe, dass die Hunde ihre Bedürfnisse befriedigen können und es ihnen an nichts mangelt, was für sie essentiell ist. Das ist ebenfalls meine Verantwortung.

Schlussendlich, wenn das alles gut klappt, bilden wir ein Team das gut zusammen harmoniert.

 
@ Troll

Ich sehe meinen Hund auch nicht als kleinen Menschen im Pelz. Ich sage nur dass sich die Gefühle, die ich gegenüber meinem Hund hege wohl am ehesten mit denen zu vergleichen sein könnten, wie diese die ich gegenüber einem Kind hegen würde. Ich wollte lediglich darstellen, an welche Art der Mensch-Mensch-Beziehung für mich die Mensch - Hund Beziehung am nächsten kommt. Und das ist für mich nicht die Diktator-Untertan-Beziehung. Das habe ich auch nur aus der Sicht des Menschen geschrieben, nicht wie sich das Ganze aus Sich des Hundes darstellt. Ich vermenschliche hierbei nicht den Hund, sondern zeige nur die menschliche Komponente an der Beziehung auf, wie sie sich für mich darstellt.

Hofe du verstehst was ich meine.

Und ja, wegen dem Kläffen weiss ich ziemlich genau warum es am einen Ort funktioniert und am anderen nicht. Aber das wäre nun zu ausführlich um dies hier darzulegen. Da spielen ganz viele Komponenten mit. Dazu kann ich schlussendlich nur sagen dass ich mit dem Kompromiss leben kann, dass sie zu Hause kläfft und auswärts akzeptiert, dass sie nicht darf. Ob man dies nun konsequent findet oder nicht bleibt jedem selbst überlassen. Mein Hund scheint die Regel auf jeden Fall zu verstehen und das ist die Hauptsache.

Im Übrigen habe ich kürzlich in eienem Buch einen super Satz gelesen. Leider finde ich ihn nicht mehr, sonst würde ich ihn wörtlich zitieren. Aber ungefähr war die Aussage, das Führen nicht bedeutet, in jeder Situation immer nach Schema F zu reagieren, sondern Führen bedeutet, jede Situation neu zu beurteilen und wenn es als nötig empfunden wird, für die jeweilige Situation Regeln aufzustellen. Die Konsequenz besteht für den Hund heirbei darin, dass der Führer seine jeweiligen Regeln dann mit konsequenz durchsetzt.

Sprich konsequent wäre hierbei nicht

"Mein Hund darf nie Bellen wenn wir und in einem geschlossenen Raum befinden"

sondern Konsequenz bedeutet

"Wenn ich meinem Hund sage dass er hier und jetzt nicht bellen darf, dann hat er das auch zu befolgen"

EDIT: jetzt hab ich gerade gesehen dass du was bez. Demokraten geschieben hast. Also möchte hier klarstellen: mein Hund und ich sind keine Demokatie. Bei zwei Wählern wäre es auch ein wenig schwierig, eine Mehrheit zu erzielen. :D Wenn ich etwas will, dann ist es so und basta. Dann hat sich mein Hund daran zu halten. Aber ich kontrolliere nicht jeden ihrer Lebensbereiche und lege nicht Wert auf Dinge wie "mein Hund geht nach mir durch die Tür" etc., da ich daraus keinen Vorteil für mich oder meinen Hund ziehen kann. Mein Hund soll in den Momenten gehorchen, wo es darauf ankommt, dass ist z.B. der Abruf beim Spazieren und im Training will ich Gehorsam. Wobei ich nicht mit meinem Hund trainieren würde, wenn sie keinen Spass dabei hätte.

Ich finde diesen Begriff "Demokratie" in Bezug auf einen Hund ohnehin extrem unglücklich gewählt, wer hat eigentlich damit begonnen?

 
Spannender als irgendein Buch ist es hier mit zu lesen :thumbsup:

Ein Hund kann meiner Meinung nach nichts mit Demokratie anfangen.(Rütter lässt Grüssen ;) )
Er benötigt feste Regeln um sich wohl zu fühlen.Dazu gehört auch das er genau weiß an welcher Stelle er sich in dem Mensch Tier Rudel befindet. Durch freies raten ohne Struktur wird es nur einen sehr unglücklichen Hund geben , der nie weiß was er von seinem Mensch zu erwarten hat oder nicht.

Es geht bei einer Rangordnung nicht um den absoluten Gehorsam. Klar meine Hunde sind erzogen und haben einen Gehorsam! Eine Bindung zum Hund kann ich mir nicht erkaufen sondern ich muss sie jeden Tag neu festigen. Das nicht mit Futter oder Leckerchen sondern mit meiner inneren Führung dem Partner Hund gegenüber. Mein Hund ist da sehr sensibel. Wenn ich nicht ausgeglichen und ruhig bin so merkt mein
Hund das sofort. Dem entsprechend verhält er sich. Wenn ich nicht die zuversicht ausstrahle oder hektisch mit ihm umgehe so bekomme ich sofort die Quittung in dem Lisa auch nicht hört und blödsin macht. :D