Jagdverhalten abhängig von Wetter und Uhrzeit

Magi

Erfahrener Benutzer
06. Juni 2011
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Schon eine weile beobachte ich an Zelda gewisse feste Strukturen in ihrem Jagdverhalten. Nach fünf Jahren hab ich festgestellt, dass gewisse Wettersituationen, Temperaturen und Jahreszeiten ihr Jagdverhalten verändern und erheblich beeinflussen.

Klassisch ist natürlich die Höhe vom Mais, je höher dieser steht, je mehr Wild kommt in das tiefer gelegene Gebiet und je jagdlicher wird sie. Das ist eine logische Erklärung und auch keiner Diskussion wert.

Doch anders sieht es aus beim ersten Schnee, jedes Jahr war dies der beste Zeitpunkt "todesmutige" Angelegenheiten zu testen und ihr Freilauf in unmöglichen Gebieten zu gewähren. Diese Woche war dies in den Rebbergen, nahe vom Waldrand. Eine halbe Stunde gabs im dunkeln Freilauf ohne zwischen Fälle. Ihr ganzes Jagdverhalten verändert sich im Schnee. Sie nutzt mehr ihr Gehör, wird wusliger und unruhiger und gleichzeitig behält sie einen sehr kleinen Radius. Gestern waren wir an der Aare auf den Felder und sie war permanent beschäftigt mit stöbern ohne dabei auszubrechen. 

Wiederum ist es so, je später am Abend es wird, je jagdlich motiviert ist sie. Man kann mit ihr morgens um 10 im selben Gebiet frei lauf gewähren, während es nach dem Eindunkeln ein Problem darstellt und keine gute Idee. Obwohl logisch betrachtet die Fuchsspuren morgens um 10 frischer sind von der Morgenrunde der Füchse, als abends, wenn noch kein Fuchs durch gelaufen ist. 

Könnt ihr so etwas bei euren auch beobachten? Und kann mir vielleicht ein Trailer/Jäger/Rettungshundeführer oder so erklären was es mit dem Schnee und Geruchspartikel auf sich hat.

Eine Theorie von mir ist, dass kälte die Duftmolekülen abschwächt und sie so für sie "alt" riechen lassen obwohl sie frisch sind. 

 
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Mir ist auch schon aufgefallen, dass die Witterung eine Veränderung mit sich bringt.

Meine Hunde riechen viel intensiver an einer Stelle, wenn es kalt (gefroren) ist oder es Schnee hat. Meine Gedanken gingen bis dahin aber genau in die andere Richtung. Der Duft bleibt länger "frisch".

Es ist aber ein sehr spannendes Thema. Bei Fay habe ich die verschiedenen Jagtverhalten bis jetzt auf ihren Gemütszustand geschoben. Muss mich da mal achten, ob es auch mit der Witterung zu tun hat.

 
Das dacht ich eben erst auch, also rein von der Logik. Nur ist sie eben nicht sicherer bei dem was sie tut, eher nervöser und unruhiger. Das Ausbrechen sprich wirklich jagen, geht sie bei Schnee und Frost viel weniger. 

Dachte auch schon es liegt an ihrem frieren, doch dann wär sie auch weniger jagig bei grösster hitze bei der sie ebenfalls leidet und das trifft nicht zu. Sie kann mir bei 35° durch brennen wenn sie es für notwendig erachtet, sie passt dabei nur ihr Tempo und die Dauer an, nicht die Sequenz vom los rennen.

Was mir auch aufgefallen ist, bei Schnee/Frost steht sie weniger vor und verweist mir weniger Spuren.

Ein "Overkill" an Gerüchen wäre bei ihr auch unlogisch, weil dann in der Regel das Hirn durchbrennt und den  Schneeeffekt hab ich jetzt jedes Jahr gehabt auch als sie noch jung war mit wenig Impulskontrolle.

 
Dass find ich interessant! Ich hab ja so ein Jagdlich inspiriertes Kooikerchen und hab mir auch schon solche Fragen gestellt. Da auch ihr Verhalten nicht immer gleich ist. (Meins zwar sicher auch nicht). Bis jetzt habe ich vor allem festgestellt, dass ihr Hormonspiegel fest mit reinspielt. Während der Läufigkeit ist sowieso viel Leine angesagt. Danach muss mein Hund 2 Monate sehr sorge tragen zu seinen Luftwelpen im Bauch. Auch zu wilde Spiele könnten gefährlich sein [emoji6] Also ein überaus vernünftiger Hund mit freilauf der auch mir Spass macht. Wenn Hund dann festgestellt hat, diese Welpen brauchen mich nicht, ja dann wird sie wieder der 2 jährige Wildfang der immer noch nicht gelernt hat dass man Vögel nicht erwischt, fremde Katzen sein lassen sollte und die Ohren auch dazu da sind auf Mutti zu hören. Und die lange Schleppleine kommt wieder mit.
Im Sommer war es auch so, das nachmittags der Jagdtrieb kleiner war. Ansonsten hatte ich noch zu wenig Forschungszeit, da mein Hund erst 2 jährig ist.
Würde mich aber sehr für andere Beobachtungen von erfahrenen Hündelern interessieren.

 
dawn war in der dämmerung komplett anders als tagsüber (deshalb gab es bei uns fast nie spaziergänge zu dieser tageszeit und wenn, nur an der leine). sie lief ja tagsüber viel frei, meistens. auch am waldrand. nur im wald selber war sie oft an der leine. das ganze bei dämmerung - undenkbar. sie war dann auf 180, guckte und scannte und schien nur nach wild zu suchen, an genaudemselben ort wo sie tagsüber völlig gelangweilt daherzottelte. an spuren konnte es bei ihr nicht liegen, da sie absolut null auf spur ging.

jahreszeiten spielten auch eine rolle wenn auch keine so grosse wie die tageszeit (ausser natürlich wenn im herbst eine jagd im gange war, aber das ist auch logisch). im schnee jagte sie hingegen kaum, da konnte sie frei sein an orten wo es sonst nicht ging. am schlimmsten war es im frühjahr, denke aber weil da das wild einfach sehr aktiv war. es lag bei ihr, so denke ich, mehr am wildverhalten als an der jahreszeit als solches. natürlich war sie bei 30 grad nicht gleich jagdlich motiviert wie im frühling. als aber mal bei 30 grad wir aus dem wald kamen und auf einer lichtung zwei rehe waren, die ich übersah. raste sie auch bei 30 grad los und ich musste danach umkehren weil ich angst hatte, sie kollabiert gleich... so schlau war sie dann leider nicht.

 
Jessie ist am Morgen jagiger als an Nachmittag. Und in der Dämmerung gleich nochmals jagiger, als am morgen. Bei Schnee verhält sie sich "wuschiger". Sie ist dann viel aufgeregter bei der Spurverfolgung und irgendwie fahriger.

Einmal haben wir im Schnee getrailt. Jessie, sonst ein ziemlich sicherer trailer, hatte keinen Plan. Fand ich noch spannend.

lg, Ces

 
Hast du dazu eine Theorie, warum sie wuschiger ist bei Schnee? Find den begriff für Zelda auch passend, nur eben dass sie weniger auslöst und mehr in meinem Radius bleibt. 

Jagt Jessie denn bei Schnee mehr, also wenn sie nervöselet, geht sie auch eher drauf los?

@sighthound Dawn war vorallem Rehjägerin und nicht so sehr auf Fuchs? Weil der Fuchs ist im Winter genau so unterwegs wie im Frühling, beim Reh siehts bisschen anders aus, bei uns in der Region zumindest

 
@magi: fuchs der rennt war interessant, aber sobald er eingeholt (einmal auf der allmend frauenfeld passiert weil ich dachte, es sei ein hund...) war drehte dawn ab. füchse stellen sich, wehren sich... und dawn war ein hasenfuss. füchse sind eher wie katzen: je nach situation ganz nett um sich etwas auszutoben, aber nicht wirklich jagdobjekt. dawn reagierte wirklich vor allem auf rehe. und auch da schnallte sie es nur wenn es in bewegung war oder der wind sehr ungünstig (für das reh) war.

 
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Wenn Jessie eine Spur auf normalem Untergrund verfolgt, dann ist sie konzentrierter und klärt spurtreuer ab, von wo das Tier gekommen ist und wohin es gegangen ist. In solchen Situationen ist sie aber immer an der Flex und kann deshalb nicht drauf los. Sie würde ohne Leine 100% drauf los.

Gestern im Schnee hatte sie die Spur zwar in der Nase, konnte sie aber wie nicht richtig orten, als ob sie nicht herausfinden konnte, wo dass das Tier herkam und wo es hin ging. Sie war frei auf einer grossen Fläche, ist aber in einem gewissen Radius geblieben. Jetzt beim Schreiben realisiere ich, dass es ev. sein könnte, dass sie nicht stiften ging, weil sie nicht herausfinden konnte, in welche Richtung die Tiere gegangen sind, und es demnach für sie auch keinen Sinn machte, auszubüxen?

 
Meines Wissens werden z.B. bei Bloodhounds, welche zum Personensuchen eingesetzt werden, bewusst Wasserpausen angeboten, weil so das Maul inkl. Nase befeuchtet wird. Feuchte Nasenschleimhäute sollen die Duftmoleküleintensiver warnehmen. Dies wäre eine logische Erklärung.
Ausserdem bietet eine weisse Schneefläche für nen Hund optimale Bedingungen, weil alles einheitlich weiss ist, die Geräusche gedämpft sind...so wird die kleinste Bewegung sofort wahrgenommen, Spuren NICHT vom Wind verwischt und Gerüche wie ein Stempel fix in den Schnee getackert und sogar dank Kälte "archiviert".

Zum wusseliger sein bei Dämmerung/Dunkelheit fällt mir auf, dass meine Hunde - vorallem die "Schnell-Lerner" dies abspeichern, wenn sie mal ein Wild/ne Katze etc. wo/wann gesichtet haben...passiert dies nur ein 2tes Mal wird ab dann, automatisch in den Jagdmodus geschaltet, egal ob da was ist oder nicht! Mir scheint auch, dass die Hunde generell bei Dämmerung/Dunkelheit ihre Sinne enorm schärfen und deutlich besser sehen als wir. Weiter sind die "Beutetiere" bekanntlich um diese Zeit mehr unterwegs - auch dies wissen die Hunde. Hinzu kommen weniger störende Umgebungsgeräusche.

Bei Black Pearl ist diese "Generalisierung" so stark, dass sie inzwischen, egal in was für einem Quartier wir durchgehen, sie direkt in den Jagdmodus schaltet und nach Katzen "sucht". Um dies auszulösen, genügten 2 Katzenbegegnungen in verschiedenen Quartieren. Jetzt mit Schnee erkenne ich die Katzenspuren und staune, wie früh und treffsicher BP diese erkennt, anzeigt und verfolgt. Eine Galga die auch auf Spur geht - Kreisch!!!

Die beiden Podenca's hören sogar die Mäuse unterm Schnee. Mit einem treffsicheren Mäuselsprung würden diese dann erbeutet, wenn ich es ihnen nicht verbieten würde!

 
Aber alles was du meinst würde darauf hinaus gehen, dass Zelda und auch der Hund von Ces viel jagdlicher sein müssten und eine Spur finden sollten denen sie nach gehen können. Ich bin mir sicher, da wo ich die Tage war, hatte es Wildspuren und wenn der Schnee diese konserviert, müsste sie ja viel mehr ausflippen als ohne Schnee. Doch es ist genau das gegenteil. Sie ist zwar nervöser, aber weniger ernsthaft. 

 
Spontangedanke: im Schnee wird die Spur "klarer", heisst eindeutiger, wie lange es her ist, dass dieses Tier da vorbeigekommen ist. So wird die Entscheidung einfach, ob es sich lohnt dieser nachzugehen oder eben nicht.
Heute morgen genau diese Situation gehabt. Spur 1: Katze...Hunde schnuffeln, aber ohne weitere Aufregung etc. Kurze Zeit später ne 2te Spur von ne Katze: ganz anderes Verhalten, Aufregung, Zug auf der Leine und hecktisches Umherschauen...ein paar Meter weiter ca. 20-30m entdecke ich die Katze unter dem Auto.

 
Da müsste man also überlegen, wie alt darf eine Spur sein um noch spannend zu sein. 

Wiederum ist bei der Schweiss- und Tupffährte eine liege Dauer von 3-4 Stunden spannender und einfacher als eine ganz frische.

 
Uii du beobachtest ganz genau. Mir fällt lediglich auf dass fagi bei Kälte sehr viel hibbeliger ist als bei wärmeren Temperaturen. Ob es an den Spuren als solches liegt bezweifle ich. Wir werden praktisch von Wild "verfolgt"... Bei jedem spazi haben wir Wildsichtung innert weniger hundert Meter.. Oftmals nur knapp hundert.
Die Jahreszeit spielt hier keine Rolle.
Nachts oder Tags habe ich ebenso keine Unterschiede bemerkt. Er ist immer vom Erregungszustand auf der Jagd.
Im Sommer sind die Temperaturen einfach sehr viel höher.. Und dennoch bemerke ich keinen Unterschied.
Vielleicht liegt es auch an der Reizüberflutung durch die immens vielen frischen Spuren.

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Kann den Fagi auf den Spaziergängen auch einfach mal "sein"? 

Beobachten ist der einzige zuverlässige Grund für Freilauf, denn der Gehorsam reicht definitiv nicht, da ihr Jagdverhalten nichts mit ungehorsam zu tun hat. 

 
ich stelle grad völlig nebenbei fest: es leben die sichtjäger... :rofl: meine sind wirklich im moment absolut tiefenentspannt. ich höre ja immer "ui windhunde, die jagen doch wie verrückt..." wenn ich hier so mitlese: nö, sie jagen zwar, aber im vergleich mit solchen die auf spur gehen, scheine ich es echt einfach zu haben, sogar mit dawn, denn ausserhalb von dämmerung und frühling war sie eigentlich auch nicht per se mal jagig. bei ihr kam dazu: sie war schlicht nicht das hellste tierchen was das anbelangte... sie nahm wild war und  wurde sofort kopflos und übersah  es dann in 80% der fälle... :angel:  

 
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Kann den Fagi auf den Spaziergängen auch einfach mal "sein"? 
 
Beobachten ist der einzige zuverlässige Grund für Freilauf, denn der Gehorsam reicht definitiv nicht, da ihr Jagdverhalten nichts mit ungehorsam zu tun hat. 
 
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Oh je nein. Er steht unter Hochspannung. Wenn wir unser Beschäftigungsprogramm machen geht es und er arbeitet sogar konzentriert... Aber sobald ich keinen Gehorsam verlange ist er extrem wieder im Jagdmodus. Ich müsste ihn also permanent im Gehorsam behalten... nur das ist natürlich nicht Sinn von einem Spaziergang.

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Okay das ist aber sehr heftig. Also du meinst damit, er spult im Hirn und nicht nur einfach seine Nase am Boden?

@sighthound dafür haben mehr Sichtjäger den "drive to kill" ;) mir ist der Beagle der 30 Min weg bleibt lieber, als der Grey der eben mal schnell ne Katze auf die Strecke bringt. Ich weiss, nicht jeder Windi tut so etwas, aber wenn man sich ein Windhund holt, muss man bisschen damit rechnen dass es so sein könnte. 

 
das stimmt. kenne ein rudel whippets, die rissen die eigene katze...*schauder*. aber da leg ich die hand ins feuer für meine. man kann da wirklich etwas dran  arbeiten. nur: die meisten windihalter wollen gar nicht... die lachen mich bloss aus wenn ich erzähle wie ich meine hunde an andere tiere gewöhnt habe als baby. auch dawn hatte den "kill" nicht drauf. jendayi würd niemals meine kaninchen anfassen, sie könnte ja jederzeit, sie leben im winter im offengehege und auch die 1 m im sommer könnte sie locker überwinden. wildkaninchen hingegen... das wäre das einzige, wo ich mir nicht  sicher wäre ob nicht getötet würde: jendayi und wildkaninchen.

meine beiden gehören aber sicher einer sehr "gemässigten" variante von windhunden an. ich muss aber sagen, ich bin froh, lebe ich nicht in D mit der kaninchenschwemme.

 
Okay das ist aber sehr heftig. Also du meinst damit, er spult im Hirn und nicht nur einfach seine Nase am Boden?
 
Ja so in etwa. Nase.. Augen.. Ohren... Da ist alles dabei. Er stöbert auch im Volldampf.
Unser Jäger hier meint auch: boah der ist echt heftig.
Wenigstens kann man gut mit ihm arbeiten und er hat auch Spass... Aber das alles lastet ihn lange nicht so aus wie wenn er an der Schlepp im Volldampf stöbern darf.
Mitten drin verharrt er dann.. Und steht vor. Das wiederum nutze ich mit dem Kommando"warte" und rufe ihn dann an. Er kommt auch zügig...
Aber bis heute ist ohne Schlepp etc undenkbar.

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