Bin durch zwei schwere Strassenverkehrsunfälle im Rolli. DCs Vorgänger war ein Le Copain Service Dog. Nebst so einigen Dingen, die hier bereits aufgezählt wurden, fand ich noch wichtig, je nach Mobilität:
- Lichtschalter und Liftknöpfe drücken (mit Nase oder Pfoten, je nachdem, was Hund mehr bevorzugt)
- Geldstücke und Kreditkarten vom glatten Boden aufklauben
- auf das Knie steigen, um die zusammengeklaubten Gegenstände abzugeben. Nicht jeder kann seinem Arm zum Hund hin ausstrecken und ist darauf angewiesen, dass der Hund so nahe wie möglich zu ihm kommt.
- Bellen auf Kommando, das Bellen auch über eine gewisse Zeit halten (Leute werden aufmerksam, wenn Hunde nicht mit Bellen aufhören). Und so Hilfe herbeirufen können, z.B. wenn man aus dem Rolli gepurzelt ist.
- Rolli ziehen helfen (aber nur mit einem vernünftigen Geschirr und nicht mit Halsband!)
DC habe ich seit Welpe und selber erzogen/ausgebildet.
In normalen Hundeschulen (auf Fussgänger ausgerichtet), habe ich durchwegs die Erfahrung gemacht, dass sie mit einem Rollifahrer komplett überfordert sind. So oft wurde ich im Regen stehen gelassen, mit einem lapidaren Schulterzucker, ohne jegliche Tips oder Anregungen, wie ich etwas bestimmtes hätte bewältigen können.
Als Paradebeispiel steht dafür für mich im Junghundekurs:
Hund links, Leine vor einem durch in der rechten Hand, Gudi in der linken Hand. Beide Hände zur Faust geformt vor der Brust und mit den Händen/Armen so hin und her mechen, damit der Hund hoch guckt. Wenn er guckt, Gudi geben und weiter im Text. Toll, ich brauche meine Hände aber, um den Rolli zu fahren.... als ich fragte, wie ich das denn umsetzen könnte (hatte damals selbst noch zu wenig Ideen, und bin genau wegen Anregungen in die Hundeschule, die mir hätten auf die Sprünge helfen sollen), bekam ich einen lapidaren Schulterzucker und als Antwort: ich weiss es nicht, bin überfragt. Musst halt ausprobieren. Wohlgemerkt, die Hundetrainerin hatte in ihrem Alltag mit Rollifahrern zu tun, sie arbeitete in einem Heim.
Ich landete dann beim Clicken. Erst in Einzelstunden. Die Trainerin war super. War auch lange in Amerika und hatte schon dort mit Assitenzhundeleuten zu tun und hat in den 90er Jahren das Clicken von dort in die Schweiz gebracht. Ich war nicht ihr erster handicapierter Mensch. Mit mir zusammen schaute sie genau an, was ich für Anforderungen an einen Hund habe und was er können muss.
Das war zum Beispiel der Rückruf: bei mir muss ein Hund einen 1A Rückruf haben, weil ich je nach Gelände ihm nicht eben mal schnell hinterher steigen und ihn abholen kann. Wir haben daher über ein Jahr an einem sehr zuverlässigen Rückruf in allen Situationen gearbeitet. So kann ich DC z.B. auch von einer flüchtenden 8er Rehgruppe, die direkt vor ihm hochgeht, abrufen, weil ich mich da einfach darauf verlassen können muss.
Er muss seine Positionen neben dem Rolli kennen (Abstände), so dass er nicht mit den Pfoten unter den Handlauf der Räder oder gar unter selbige gerät, usw.
Ich mache mit meinem Hund Dogdance. Ebenfalls bei einer Trainerin, die bereit war, sich total auf mich einzulassen. Für sie war und ist es ein Experiment. Sie hatte zwar schon mal kurz einen Rollifahrer, aber der musste leider seinen Hund wieder abgeben, weil der Alltag nicht funktioniert hat, kam aber mit ihm nicht so weit.
Als Tip kann ich dir nur mitgeben: frag die Leute, sei offen für sie und ihre individuellen Problematiken. Ich glaube, im Endeffekt hilft das am Meisten, GEMEINSAM zu erarbeiten, was jedes Team braucht.
Denn je nach Handicap können sich die Bedürfnisse auch verändern. Nach dem ersten Unfall, als ich gehbehindert war, durfte der Hund bei mir auch absolut nicht ziehen, sonst hätte ich mich sofort hingelegt. Seit dem Rolli ist das kein Thema mehr. So lange die kleinen Räder in die Laufrichtung gucken, kriege ich einen Hund gehalten (aber je nach Handicap ein anderer Rollifahrer nicht).
Und meine Erfahrungen mit überforderten Hundetrainer löse ich jetzt so: Ich fange in 2 Wochen die Clickertrainer-Ausbildung (und weitere) an und will mich für handicapierte Hundeführer einsetzen.
P.S: Was mir persönlich auch extrem wichtig ist, leider halten sich nicht viele Hundeführer daran; dass mir fremde Hunde mich nicht so bedrängen. Ich habe durch den Rolli mein Gesicht auf Kinderhöhe (!!). Und so sehr ich Hunde liebe, aber fremde Hunde, bei denen ich nicht weiss, wie die drauf sind, kriege ich Angst, wenn ich ihre Nase in meinem Gesicht habe, weil ich so bedrängt werde.
Ich bin im einen Bein bis zum Knie hoch überempfindlich, wegen einer Sensibilitätsstörung, die nicht weg zu bekommen ist. Wenn mich dort ein Hund anrempelt, könnte ich jeweils auch schreien vor Schmerzen.
Eine Bekannte von mir im Rolli hat panische Angst vor Hunden, weil sie Glasknochen hat. Wenn ein Hund sie anspringen würde, hätte das extremst fatale Folgen.
Ich will damit sagen: Bedrängen und Hochspringen an handicapierten Menschen ist ein absolutes No Go! Aber dies ist nicht mal das Problem der eigenen Hunde. DC hat gelernt, dass er mit mir nicht grob umgehen darf. (Sami ist es noch am lernen. Sie ist eben eine geborene Grobmotorikerin, weil ihr das früher nie beigebracht wurde). Als Ausgleich darf er dafür mit Fussgänger, z.B. mit meinem Mann und unseren Freunden, die Sau rauslassen. Ich finde solche Ausgleiche für einen Hund auch super wichtig!
Vielmehr liegt das Problem aber ganz oft an Hundeführer, die nicht in der Lage sind, über den eigenen Tellerrand hinaus zu denken oder ihre Hunde nicht erzogen haben (z.B. die ganze "Tut nix"-Fraktion. Mir tut das bedrängt werden sehr wohl was, auch wenn der Hund keine bösen Absichten hat).