Schnappen beim Streicheln, wieso dieses Verhalten?

Ich bin mir nicht sicher, aber ich sehe zwei Möglichkeiten, warum sie von vorne herein die Nähe sucht. Anti macht das auf eine sehr dezente Weise täglich und ich interpretiere es als eine Art Kontaktliegen: "Du gehörst dazu. Fummel mich nicht an, aber du gehörst dazu." Ixy hingegen nutzt kuscheln vor allem an fremden Orten oft als eine Art Kontrolle oder Absicherung: "Ich leg mich jetzt mal halb auf dich, dann bekomme ich mit, wenn was passiert, auch wenn ich mal kurz eingeschlafen bin." Sobald ich zucke, springt sie auf. Bei keinem meiner beiden Hunde (und auch nicht bei Jack, dem Sheltie) habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich jemals ums Kuscheln oder Kraulen geht - manchmal geht es um Körperpflege, manchmal ist es ein Betteln, manchmal ein Einschränken oder Korrigieren-wollen seitens des Hundes. Mal ist es bindungsstärkend, mal Kontrolle.

Für's Kraulen nehme ich die Zwergblödkatze... die mag das und kratzelbürstelt mir dann mit ihrer Raspelzunge die Finger ab. :love:

Will sagen: Möglicherweise gibt es da Missverständnisse um den Grund der Kontaktaufnahme oder dem Zulassen des Körperkontaktes?

Ich habe übrigens in der Hundeschule mal einen Papillon beobachtet, dessen Besitzer all seine Versuche, ihnen mitzuteilen, dass er nicht permanent getätschelt, gestreichelt und gekrault werden will, nicht verstanden: Er hat den Kopf abgewendet, den Rücken krumm gemacht und geblinzelt, die Ohren angelegt, sich über die Nase geleckt noch und nöcher... er versuchte wegzukommen und sich zu entziehen - er hat sogar die Zähne gezeigt und geknurrt. Schlussendlich reagierten die Besitzer, wenn er kläffte und nach ihnen schnappte. Mit einem "Nein, Aus!". Ich weiss das noch so genau, weil ich mich irre beherrschen musste, um nichts zu sagen.

Möglicherweise hat euer Hund auch in der Zeit, bevor ihr ihn geholt habt, irgendwie gelernt, dass Menschen nur eine sehr deutliche Sprache verstehen... und muss erst wieder neu lernen, eine Alternative zu diesem extremen Verhalten zu finden.

 
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Anti macht das auf eine sehr dezente Weise täglich und ich interpretiere es als eine Art Kontaktliegen: "Du gehörst dazu. Fummel mich nicht an, aber du gehörst dazu." Ixy hingegen nutzt kuscheln vor allem an fremden Orten oft als eine Art Kontrolle oder Absicherung: "Ich leg mich jetzt mal halb auf dich, dann bekomme ich mit, wenn was passiert, auch wenn ich mal kurz eingeschlafen bin." Sobald ich zucke, springt sie auf. Bei keinem meiner beiden Hunde (und auch nicht bei Jack, dem Sheltie) habe ich das Gefühl, dass es tatsächlich jemals ums Kuscheln oder Kraulen geht - manchmal geht es um Körperpflege, manchmal ist es ein Betteln, manchmal ein Einschränken oder Korrigieren-wollen seitens des Hundes. Mal ist es bindungsstärkend, mal Kontrolle.
Bei Amiga ist das genau so. Bei ihr gibt es noch die Variante, dass sie gekrault werden will, wenn ich irgendwo sitze und mich mit jemandem unterhalte. Das kommt aber daher, dass sie es doof findet, nicht im Mittelpunkt zu stehen.

Ganz ganz selten kommt sie mal an und lässt sich gemütlich dicht an mir auf die Seite kippen und möchte einfach gehalten werden. Das kommt vielleicht einmal im Monat vor - wenn überhaupt.

Von Fremden streicheln lassen findet sie als ultimative Zumutung und hüpft geschickt ausser Reichweite. Wenn sie dazu gezungen würde - z. Bsp. durch an der Leine herziehen oder fixieren - würde sie denjenigen übelst verbellen. Was passieren würde, wenn dann weiterhin Druck ausgeübt wird, weiss ich nicht und muss ich auch nicht rausfinden.

Amiga ist übrigens seitdem sie Welpe war bei uns. Sie hat also keine schlechten Erfahrungen gemacht und musste sich auch nie wehren. Trotzdem will sie nur selten gestreichelt werden.

 
Hallo Tulipane!

Kann verstehen, dass dir dieses Verhalten langsam Angst macht und sicher muss da auch etwas getan werden. Du hast schon viele Inputs bekommen. Etwas sehr wichtiges fehlt allerdings: Es wird hier immer vom Menschen und Strategie dem gegenüber geschrieben. Nicht vergessen, dies ist ein absolut typisches hündische Verhalten auch gegenüber Artgenossen! Also muss sie nicht einmal Situationen erlebt haben mit Menschen, sondern sie kann sich diese Strategie auch durchaus aufgrund dem Zusammenlebens mit anderen Hunden angeeignet haben! Also ganz schnell den Gedanken, der arme Hund wurde von Menschen schlecht behandelt ablegen und es klar mit der Sichtweise als nicht erwünschtes Verhalten dem Mensch gegenüber angehen.

Bei der Körpersprache ist in dieser Situation der Schwanz fast am aussagekräftigsten und vielleicht erschrecken gleich einige andere auch. Das Bauch hinhalten ist keine ausschliessliche Geste, "hallo ich möchte jetzt gekrault werden und habe Vertrauen in dich". Viele Hunde tun dies, in einer Situation wo sie eher unsicher sind und damit signalisieren wollen, ich kann das was jetzt hier passiert nicht ganz einschätzen, aber ich tue dir nichts, ich will friedlichen Umgang. Dabei wird der Schwanz zwischen den Beinen hindurch auf den Bauch gelegt. Ist der Hund wirklich vertrauensvoll entspannt, ist der Schwanz ganz locker auf dem Boden liegend und die sonstige Muskulatur auch entspannt. Das Verhalten mit dem auf den Rücken legen, sehen wir auch bei Hunden unter sich, meist solche die sich kennen. Ein Hund kommt zum anderen, der legt sich auf den Rücken jedoch nicht entspannt, als Geste ich will Ruhe und Frieden. Akzeptiert dies der Andere, geht er weg, nimmt vielleicht noch kurz Kontakt durch Schnüffeln an Nase, Mund od. Geschlechtsteil auf und lässt den Anderen in Ruhe. Will er etwas mit ihm definieren, so geht er ran und je nachdem "beisst" er ihn in den Hals, steht über ihn, eine freundlichere Variante, leckt ihn an Nase, Mund oder Gesicht. Und jetzt kann man das Streicheln in so einer Situation sehr gut mit dem Definierverhalten eines anderen Hundes vergleichen.

Hoffe, ich konnte es einigermassen verständlich erklären.

Nun was tun? Ist etwas schwierig ohne den Hund genau zu kennen, teils gehe ich aber mit anderen Tipps überein.

- Im Moment würde ich persönlich gar keine Fremden diesen Hund streicheln lassen.
- Die Hündin soll zu euch kommen, gib ihr aber unbedingt eine Erlaubnis. D.h. sie soll ans Sofa kommen und dich kurz anschauen und du gibst ihr das okay. Kommt sie ran und unvermittelt rauf, so wird sie runter geschickt. Weshalb? Strassenhunde werden oft fälschlicherweise als unsicher definiert. Dies aufgrund ihres vorsichtigen, distanzierteren Verhaltens und dem unterbewussten Gefühl, der hat vielleicht schlechte Erfahrungen gemacht.
- Sie darf sich dann zu euch hinliegen = Kontaktliegen. Kurzes streicheln im Halsbereich seitlich und fertig. Sobald sie sich auf den Rücken dreht, darf sie bleiben, wird aber nicht mehr beachtet. Du kannst körpersprachlich die Verständigung unterstützen, indem du dich ganz leicht mit dem Oberkörper von ihr abwendest. Achte aber möglichst darauf, dass es gar nicht soweit kommt, du erlaubst den Kontakt und du entscheidest auch wann er beendet ist!

Ich würde es mal so versuchen und dann schreib doch wie es geht. Dies würde ich über einen längeren Zeitraum machen und je nachdem wie sie reagiert, dann weiter aufbauen, diese Schritte sind aber abhängig davon wie es läuft.

 
Es wurden ja schon viele Tipps gegeben, ich würde den TA drüberschauen lassen. Meine grosse Hündin zeigt auch oft bei fremden Meideverhalten, vorallem wenn Sie am Kopf angefasst wird. Hier unterbreche ich dann, auch wenn alle sagen Sie ist ja sooooo süss und so locker, ich sehe, das Sie gar nicht locker ist. Versuche Sie ganz genau zu beobachten, dreht Sie den Kopf weg, Leckt Sie sich, Wie ist Ihre Gesichtsausdruck...etc

 
Ihr seid super! Vielen dank für eure Meinungen, Tipps und Anregungen. Ich werde versuchen sie zu beherzigen und mit Mensch und Tier daran zu arbeiten.