[QUOTE='Disthen]Aber wie bei allen hat auch er sehr gute Ansätze und Ansätze, die "Naja" sind. Was ich bei Fichtlmeier speziell finden, ihn muss man verstehen und dies tun viele Leute nicht, weil sie die Hintergründe und Zusammenhänge nicht erkennen. Fichtlmeier ist nichts für Anfänger. Genial ist er im Bereich der Jagdhunde, Jagdhundeerziehung und Arbeit. Ist einfach sein Spezialgebiet.
[/QUOTE]Ich seh ihn wie du nicht nur schwarzweiss, aber doch sehr grau. Die Leistungen seiner Jagdhunde werden aber von Fachleuten recht kritisch beurteilt.
Genial ist er ausserdem in Sachen Nonverbale Kommunikation. Ich habe praktisch alles, was ich darüber gelernt habe von ihm gelernt und ich kommuniziere extrem nonverbal mit Hunden. Da ist er einfach :thumbsup: .
Das war auch, was mir bei der Lektüre seiner Bücher, und auf den DVDs gefallen hat. Was mir nicht gefallen hat, ist seine selbstgebastelte Interpretation hündischer Kommunikation, und die Art, wie er sich wissenschaftlichen Erkenntnissen verschliesst. Offenbar ein Bauchmensch, der dann von seiner einmal gefundenen Erklärung auch bei gegenteiliger Evidenz nicht mehr abweichen kann, und dann sein Heil in Verunglimpfung aller sucht, die zu andern Ergebnissen gekommen sind.
Was viele Leute nicht verstehen, wurde auch hier schon erwähnt, ist, dass er nicht der zimperlichste ist. Sind Jagdhunde halt eben auch nicht.
Das Leine nachwerfen oder bei Konflikten zwischen Hunden mal einem Hund seinen Hut auf den Kopf zu knallen etc. wird dann als "Gewalt" eingestuft, ist es aber nicht. Es ist quasi ein Unterbrechungssignal. Wenn Hunde nicht mehr aufnahmefähig sind, weil sie sich so in etwas hineingesteigert haben, so kommt damit ein "unpassender" Einfluss, der den Hund irrtiert, gleichzeitig aber aus der Situation holt und wieder aufnahmefähig bzw. ansprechbar macht. Dies habe ich ebenfalls übernommen, allerdings verzichte ich im Normalfall darauf den Hunden etwas anzuknallen, sondern springe hart mit beiden Füssen neben den Hunden auf und Brülle kurz, anschliessend werden die Hunde über nonverbale Signale auf ihre Plätze verwiesen. Bis heute konnte ich so jede Rangelei im Keime ersticken. Das ist eben dies, was man an ihm verstehen muss, er macht es aber einem vom Typ her auch nicht einfach.
Da gibt es einiges, was ich nicht entschuldigen kann. Ich habe nichts gegen positives UND negatives Feedback für den Hund, aber die Gewichtung sollte deutlich auf der positiven Seite sein. Sprich, ich sollte den Hund nicht ständig massiv überfordern, und dann dafür bestrafen, dass er die Leistung nicht bringen kann. Wenn ich routinemässig mit Leinen oder Klappstühlen werfen muss, oder den Hund mit massivster Körpersprache reglementieren muss, dann mache ich im Aufbau was falsch - meist ist es so unnötig und nützlich wie ein Kropf. Da kann ich ihm gar nicht mehr folgen. Jagdhunde sind auch nicht
per se unzimperlich, sie stecken nur aversive Einwirkungen während der Jagd besser weg, mit grossen rassebedingten Unterschieden. In der Grundausbildung wären sie meist äusserst sensibel, wenn ihnen das nicht durch unnötige aversive Einwirkungen abtrainiert wird.
Es ist sehr schade, dass sich der Mann anderen Sichtweisen und wissenschaftlichen Erkenntnissen so verschliesst. Ich hatte bei Lektüre der Bücher und anschauen der Videos sehr oft das Gefühl, dass sich seine Ansätze wunderbar mit lerntheoretischen und Verhaltensforschungs-Erkenntnissen vereinbaren lassen, die er leider in Bausch und Bogen verdammt.