Die Badewannensteiger, Erklärung zum Begriff

Katrin Schuster

Erfahrener Benutzer
07. Jan. 2011
1.103
104
0
45
Hoi Zusammen!

Nach den ersten "Tutnixler- und Rüdenvermöbler-Gruppentrainings" in Wittnau kam im Gespräch immer wieder die Frage auf, wieviel unsere Hunde eigentlich abkönnen müssen.

Nachdem Disi ja so gerne in der Badewanne liegt und dort mit mir SMSt oder über Facebook schreibt oder auch telefoniert:ugly: (Sorry, aber diese Info gehört einfach unweigerlich dazu:p) und genau in solch einem Gespräch das Thema wieder auf kam, machte ich mir bei einem Spaziergang mit meinem Hund Gedanken, wie ich das allgemeingültig formulieren könnte.



Und so kam es zu dieser Ekläung:

Grundidee war Tijana in der Badewanne, und ich steige einfach mal frisch fröhlich zu ihr ins Badewasser… Lasst Euch überraschen!
biggrin.gif


Es stellt sich die Frage, wieviel muss mein Hund aushalten können, ohne dass er aggressiv kommuniziert und anders rum, darf er überhaupt aggressiv kommunizieren und wie stark?

Eigentlich wäre hierfür ein umfangreiches Wissen über die Entwicklung der hündischen Kommunikation und der heute vorzufindenden Körpersignale notwendig, das würde aber den Rahmen sprengen. Ich versuche daher einmal, Euch eine Idee von dem Ganzen zu geben, in dem Ihr Euch in die Lage Eurer Hunde versetzt:

Ihr alle seid ja mehr oder weniger erwachsen
wink.gif
. Nun stellt Euch vor, Ihr sitzt in der Badewanne. Auf einmal steht eine fremde Person vor Euch und hüpft in Euer Badewasser, grinst Euch an und will jetzt spielen…

Je nach dem, was Ihr für einen Charakter habt reicht die Reaktion von „Hey, was machst denn Du hier? Biste noch ganz sauber?“ bis zu „Ahrgggg, hau ab!!!!“ mit mehr oder weniger handgreiflich werdenden Körpersignalen und ggf. Flucht.

Der Mensch, der da zu Euch in die Wanne gestiegen ist, ist geistig allerdings einfach ein wenig zurückgeblieben, er glaubt er sei immer noch ein Kind und als Kind kann er sich solche Sachen doch auch erlauben. Zumindest war das bisher bei den Bekannten so, die ihn ja kennen und wissen wie er drauf ist. Er ist aber kein Kind mehr und so wird er von anderen auch nicht als ein solches akzeptiert. Er wird als Erwachsener behandelt.

Nun ok. Dem zurückgebliebenen Menschen geht es einige Male so, dass er von einigen Personen heftigst aus der Wanne geschmissen wurde. Jedesmal versucht er sich zu entschuldigen, und bei seiner Mama hatte er gelernt Konflikte mit Küsschen begleichen zu können.
smiley.gif
Wieder bekommt er sehr unsanft eins auf den Deckel und so langsam versteht er die Welt nicht mehr… Er will doch nur lieb sein! Versucht die Person zu flüchten, versteht er das als Einladung zum Fangus und rennt hinterher. „Gefangen!“, die flüchtende Person wird festgehalten und der zurückgebliebene freut sich, erhält aber ganz anders als erwartet eine heftige Ohrfeige und ein paar Prügel von der inzwischen panisch werdenden Person.

In der Überforderung und mangels alternativer Strategien mit solch hysterischem Verhalten umzugehen, wird der Zurückgebliebene irgendwann auch aggressiv, haut um sich und schreit zurück. Die Situation eskaliert.

Andersherum erlebt Ihr in der Wanne diese Situation nun nicht nur ein einziges Mal, sondern immer wieder.

Bis vor kurzem konntet Ihr noch ganz easy baden gehen und auf einmal wimmelt es da von Erwachsenen die im Geiste noch Kinder sind und die mit Euch in der Wanne spielen wollen. Vielleicht habt Ihr es noch eine Weile gutmütig akzeptiert oder ihr hattet Bedenken da was zu sagen, weil das Gegenüber doch nicht ungefährlich aussieht. Ihr versuchtet Euch zu entziehen, aber der Mensch wollte jetzt unbedingt mit Euch spielen und Euch nicht gehen lassen!

Ihr reagiert hysterisch, schreit ihn an und versucht zu flüchten.

Einige Male hintereinander erlebt, wartet Ihr schon gar nicht mehr, bis der Mensch zu Euch in die Wanne steigt sondern flüchtet schon beim Anblick eines „Artgenossen“ um solchen Situationen zu entgehen. Baden ist dann halt nicht mehr drin…

Evt. wählt ihr auch eine andere Strategie und schreit den Menschen, der zu Euch kommt schon im Vorhinein so sehr an, das der sich fast in die Hose pieselt. Kurz drauf macht ihr das aber auch mit solchen, die Euch eigentlich nur gerade ein Handtuch bringen wollten. Der Stress ist zu gross geworden als dass Ihr noch unterscheiden könntet.

So in etwa läuft es bei den Hunden.

Alle Hunderassen sind in sehr unterschiedlichen Teilen der Verhaltensentwicklung mehr oder weniger stark zurückgeblieben. Das ist nicht grundlegend schlecht, aber es bewirkt, dass die Kommunikation unter den Rassen nicht mehr so optimal funktioniert. Ursprüngliche Hunderassen entwickeln sich grösstenteils weiter als viele Arbeitsrassen, sie sind erwachsener. Arbeitsrassen dagegen haben ganz spezielle Bereiche, in denen die verjugendlichte Form des Verhaltens bevorzugt wird, weil sie damit einfacher in den Arbeitsgebieten ausgebildet werden können. Nur haben diese verjugendlichten Formen eben auch einen wichtigen Einfluss auf das Sozialverhalten.

Retriver sind typische „ich steige zu Dir in die Wanne“-Hunde, die gerne versuchen eine aggressve Antwort mit Küsschen geben zu begleichen. Schäferhunde sind diejenigen, die weglaufende Artgenossen gerne festhalten wollen um beim Fangus zu gewinnen, Borders und Aussis sind teilweise mit ADHS-Kindern vergleichbar, sie haben Mühe die vielen wuseligen Artgenossen im Blick zu halten und versuchen daher gerne alles zu kontrollieren und zu strukturieren. Dabei sind sie in der Regel sehr schnell überfordert und reagieren über.

Mein Malamut ist eher ein „ich steige zu Dir in die Wanne“-Hund, nur dass er dann dem, der in der Wanne liegt gleich noch das ganze Badewasser streitig macht und es für sich beansprucht. Danach bietet er dann aber ganz freundlich an, dass er das Badewasser auch geren teilen würde:rolleyes:... Ob das Rassetypisch ist kann ich nicht so genau sagen, dazu kenne ich zu wenige Malamuten.

Was ich aber sagen will ist klar, oder? Einzelne Rassen und dann noch deren Individuen haben ganz eigene Vorlieben und hündische „Etiketten“. Diese können teils mit denen anderer Rassen super kompatibel sein, teils geht es aber auch voll in die Hose.

Daher ist unsere Aufgabe, unsere Hunde zu unterstützen, wenn sie in eine Konfliktsituation geraten, die sie selber nicht auflösen können.

Daher kommt der neue Modebegriff "Badewannensteiger":rolleyes:, (ICH BIN UNSCHULDIG:ugly:)!

Alles klar?

Herzliche Grüsse,

Katrin

 
Alles klar! Ich liebe den Text!! Du triffst es auf den Punkt!

 
Amüsant,spannend und sehr treffend beschrieben :thumbsup:

 
Was habt ihr da nur für einen Modebegriff losgetreten? :rolleyes:

Ich benutze den Begriff mittlerweile auch bei Gesprächen mit anderen Hundehaltern und bin jeweils ganz erstaunt, wenn man mich komisch anschaut oder "Was ist ein Badewannensteiger?" fragt... :D

 
Ich liiebe deinen Text!!! :love: hach steig auch gelich zu euch in die Wanne... :escape:

Dein beschriebenes Verhalten von deinem Malamute kann man 1:1 auf Loony übertragen... Glaub ich muss umbedingt mal mit dir in ein Badewannen-Gespräch kommen...

 
Haaaaaaaar, Katrin, ich glaube ich geh nie mehr baden:laughingmyassoff:

 
Danke für die Erklärung! Super geschrieben!
Jetzt habe sogar ich kapiert was gemeint ist!

Dann ist mein Katerchen auch ein Badewannensteiger! Obwohl er Wasser hasst *lol*

Für Tippfehler haftet mein Ei-Phone / Grüessli

 
Sarion ist ein "Badewannensteiger" und schlürft dann grad das ganze Wasser aus :D

Nacho hat gar nicht mal unbedingt was gegen Gesellschaft in seiner Wanne (insbesondere weibliche :horny: ) ABER, wenn's im zu bunt wird spritzt er den ungebetenen Gast gerne mal Wasser ins Gesicht :ugly:

 
Mich würde interessieren wie die Besitzer von Badewannensteigern ihre Hunde unterstützen?
Lg ti

 
leider halten viele dieses verhalten nicht als das was es ist, sondern als "der will doch nur spielen". dawn spritzt auch nur mit wasser, jendayi teilt die wanne sehr gerne mit allen die da kommen, aber eine offizielle einladung würd sie nie aussprechen und nastassja überlegt sich sehr gut wer da an die wanne kommt. bei manchen rüden macht sie extra noch platz, damit sie möglichst nah an sie dran kommen, hunde von freunden sind auch jederzeit willkommen, andere spritzt sie nass und bei gewissen schmeisst sie die wanne gleich hinterher... wenn sie einfach ohne zu fragen reinhüpfen und möglichst noch auf sie drauf...

 
vielen dank für diesen bildlichen text !

kayou entscheidet wohl im bruchteil einer sekunde wen er in der wanne möchte und wen nicht ...ich weiss nur noch nicht was das auswahlkriterium ist .
männlich od.weibl. ist nicht der grund ....vielleicht ist es, ob einer mit oder ohne badehose zusteigt ;-) der willkommene einsteiger darf einfach solange mitbaden , bis kayou den eindruck hat der spritzt zu fest oder der braucht zuviel platz in der wanne ....dann wird ihm blitzschnell und unmissverständlich gezeigt wo das badetuch hängt :ugly:
seine " frau" bonsai dürfte wohl am liebsten nur mit ihm baden ...aber sie ist bei ihm ebenso teilzeit beratungsresistent wie bei uns :D

lg carola

 
Harley ist eher der Typ: da badet einer, ich mach nen Riiiesenbogen drum. Und zu ihm die Wanne dürfen alle die gleichzeitig reinsteigen oder alle die er kennt und ihn in Ruhe lassrn. Ausser ein paar Auserwählte, die dürfen ihn sogar einseifen :D ( gell Ares). Den meisten würde er die Wanne gleich überlassen...

 
Mich würde interessieren wie die Besitzer von Badewannensteigern ihre Hunde unterstützen?

Lg ti
Ja eben, das ist die Frage! Viele meiner Labis waren Badewannensteiger, mein Pudel ist es mit gewissen Hunden auch :ugly: .
Heute Nachmittag war ich mit genau mit einem dieser Hunde unterwegs, zu dem meine Hunde gerne ungebeten in die Wanne steigen, was für uns Halterinnen jeweils sehr lästig ist, denn wir glauben, uns bemühen zu müssen, die Hunde zur Raison zu bringen.

Heute ist es gelungen!! Aber nur dank einem dritten Hund, einem 6-jährigen Barbet, der Luzi in die Wanne reinliess, sich Ohren und Fell zupfen liess und auch andere Unhöflichkeiten tolerierte. Zwischendurch täuchelte er Luzi (mit bärentatzenartigem Schlag warf er Luzi um), Der Barbet legte sich auch hin, wohl um eine Variante des gemeinsamen ruhigen Badens vorzuleben, doch Luzi plantschte unbeirrt weiter. Nach einem vielleicht viertelstündigen Bad trennten wir uns und

- SIMSALABIM -

6-zauberstab-funky-fairy.jpg


Luzi war von da an wie verzaubert und stieg seinem 'alten' Bekannten nicht in die Wanne! Wird mein nächster Hund ein Barbet? :escape:
 
Patty würde wohl allen klarmachen (laut aber harmlos) : meine Wanne, mein Shampoo mein Zimmer, mein Haus. Wenn der jenige das einsieht ist er herzlich willkommen ^^, Harley dürfte sie einseifen und rumplantschen, wenn auch unter grummelndem Kommentar.

 
Also Nordische sind eigentlich keine Badewanneneinsteiger, zumindest keine so extremen wie die Labbifraktion:ugly:.
Chadie hat früher auch jedem männlichen + penetranten Badewanneneinsteiger klar kommuniziert, dass sich das nicht gehört, mittlerweile ist er deutlich toleranter geworden. Bei Mädels gilt, je jünger und knackiger, desto besser:p. Yuki findets nur nervig, brummt aber nur und geht dann raus aus der Wanne. Und ja, Joe springt rein und weiss dann gar nicht mehr was er drin wollte :rolleyes: .
Aber der Begriff ist super :thumbsup: .

 
Ina würde die Wanne verteidigen :rolleyes: alles MEINS... das würde sie auch unmissverständlich klar kommunizieren. Nur Allegra (von Kat) dürfte wahrscheindlich in die Wanne. Wenn schon jemand in der Wanne wäre würde sie denjenigen ignorieren oder je nach Sympathie oder Auftreten des anderen ins Badewasser steigen und auch das Badewasser teilen.

 
Mensch Leute, ich lach mich hier grad schippelig:ugly:!

Faszinierend, wie gut dieser Begriff angenommen wird und sich verselbstständigt, Eure Beschreibungen sind zum wegschmeissen!

Ganz liebe Grüsse,
Katrin

PS: Ragnarson lieeebt Badewannensteiger! Respektloses Verhalten kann er wohl einfach am besten verstehen und nachvollziehen, er ist dann sofort für gemeinsames Plantschen zu haben:D...

 
Also bei Venia ist es so, dass sie erst schaut, ob der badende ängstlich umgerschaut und sicher Schiss vor ihr hat, dann macht sie einen Gewaltssprung in die Wanne und säuft das Teil leer:grumpy:. Ist einer nicht ängstlich und lässt sich nicht durch blossen Blick zur Flucht bewegen, lässt sie ihn in Ruhe weiterbaden und ist nicht wirklich an gemeinsamem Bad interessiert.
Sunny möchte mit gar niemandem baden, sie lässt mittlerweile auch etwas komischere Typen ins Wasser, findet dann aber ich geh raus. Sie steigt höchstens mal ansatzweise in die Wanne um die Temperatur zu testen....

 
Wenn Danjo schon in der Wanne ist, lässt er keinen mehr rein, das ist seine Wanne, sein Wasser und da wird nicht geplantscht sondern gesitter gebadet, mit Duschhaube auf dem Kopf, so dass man auch ja nicht überall nass wird. Da sind keine Wasserspritzer erwünscht, also werden die auch ferngehalten und nicht geduldet, nicht mal mit einer Pfote drin. Vorallem nicht, wenn ich noch bei ihm auf dem Badewannenrand sitz.

Wenn er zu einem kommt, der schon in der Badewanne sitzt, versucht er den zu ignorieren oder geht kurz gucken, ob es ein weiblein oder männlein ist, der da badet. Wenn der dann jedoch versucht ihn mit in die Wanne zu zerren wür er ihn erst rausjagen und dann selber wieder ein gesittetes Bad nehmen, natürlich wieder mit Duschhaube.

 
Chuck ist/war auch ein Badewanneneinsteiger Hund. Und was für einer - wenn der einen Baden sah war er nichtmehr zu halten und nahm locker 50 Meter Vollsprint auf sich um in die Badewanne zu steigen und rumzuspritzen...

Um Disis Frage mal zu beantworten:
Schritt 1:
Ich hab ihn Kontakte nur noch kontrolliert zugelassen mit Hunden die er bereits kannte. Ansonten hab ich versucht Hund schon vor ihm zu sehen und ihn dann an die Leine genommen. Wenn er los wollte blieb ich einfach stehen und wartete auf Blickkontakt seinerseits (da dort meistens 100 Meter zwischen mir und anderen HH waren, hatte ich also genügend Zeit zum stehenbleiben)

Schritt 2:
Alte, gemütliche Hunde gesucht, denen es egal war, wenn ein Badewanneneinsteiger kam und viiiiel Geduld zeigten. Wenn er zu stark anfing zu spritzen wurde er herausgeholt und an die Leine genommen.

Schritt 3:
Nicht mehr so gemütliche, aber faire/klare Hunde aufgesucht. Die dem Badewanneneinsteiger mal klar zeigen "Meine Badewanne, du darfst reinkommen, aber nicht spritzen"

Schritt 4:
So viee Badewannen wie möglich gesucht. 1000 Abrufübungen/Leckerli/aus Badewanne herausziehen.

Und jetzt? Würd ich sagen ist er ein Badewannentester :p Er geht noch gerne langsam und ruhig auf die Badewanne zu, fragt nach ob er einsteigen darf und dann gehts los...Darf er nicht einsteigen gehen wir halt auf die Suche nach einer anderen Badewanne :)