Hundeerziehungstrend: Begegnungsmanagement über Distanz

 Wer mehrere grössere und schwere Hunde an der Leine führt weiss wie schnell es gehen kann, bis einer mal so reagiert wie er es normal nicht tut und die anderen mitziehen.
musste gerade grinsen als ich das gelesen habe...

davon kann ich ein lied singen.

einer fängt an...alle gehen mit. wir kennen das zur genüge und ich alleine marschiere erst gar nie mit allen dreien gleichzeitig, da ich für die grosse im fall schon beide hände bräuchte.

mit jedem der dreien einzeln gibt es keinerlei probleme beim kreuzen. auch an engen stellen nicht.

sind wir (zu zweit) mit allen dreien gleichzeitig unterwegs vermeiden wir stellen mit "höherem hundeaufkommen".

hier ist das kein problem und man geht sich eh lieber aus dem weg, da die hunde welche hier leben in der regel eh nicht erzogen sind und nicht unbedingt kompatibel.

ausnahmen bestätigen nat. die regel und wir haben schon super gut erzogene hunde getroffen, welche evtl. (sogar freilaufend) einen blick in unsere richtung werfen, mehr denn jedoch nicht.

diese sind auch für unsere hunde nicht interessant. wer selbst kein interesse zeigt wird auch nicht wirklich beachtet.

bei der grossen muss ich jedoch auch bei kleinen "wuseligen" aufpassen dass sie nicht in den jagdmodus verfällt, was wiederum bei einem kleinen ruhig laufenden hund sonst kein thema wäre.

 
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Ich bin mit meinem Monster über jede Ausweichmöglichkeit froh, da er nur ab einer gewissen Distanz noch ansprechbar ist. Wenn ich nicht ausweichen kann, habe ich dann halt einen Bellenden, Knurrenden und auf den Hinterbeinen stehenden Hund. Und dann kann ich nicht mehr weiterlaufen weil ich die Gefahr laufe, über ihn zu stolpern. Von daher... lieber ausweichen, dann habe ich alles unter Kontrolle.

 
Bei Nola habe ich es mit Gutzi an die Nase halten und vorbei laufen hinbekommen. Dauert halt eine Weile und muss langsam wieder abgebaut werden.

Es gibt immer versch. Wege für versch. Besitzer und Hunde.

 
Luna muss ich eine gewisse Distanz geben beim kreuzen, da interessieren sie weder Guezli noch sonst was, sie ist nicht ansprechbar.....

 
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Also nicht, dass man mich hier falsch versteht. Ich finde es grundsätzlich nicht schlimm, wenn man auf Distanz geht. Um was es mir eigentlich mit diesem Thread geht, ist um den Trainingsansatz, der in vielen Hundeschulen nun als der Ultimative und Einzige gelehrt wird. Wenn sich jemand mit seinem Hund und der Umwelt arrangiert hat und damit auch andere Hundebesitzer nicht belästigt, ist das ja kein Thema, dann passt es.

Was aber, wenn ich genau mit diesem Problem in eine Hundeschule gehe und dann lerne: Distanz gehen, der Hund muss ansprechbar bleiben, kein höheres Stresslevel erreichen etc. und dann wird man mit der Zeit die Distanz verkleinern können und irgendwann wäre ja das Ziel, dass das Problem gelöst ist und ich mit meinem Hund normal an einem anderen Hund vorbei laufen kann. So zumindest geht ja ein Kunde mit der Idee in eine Hundeschule. Das es dann mal beim einen oder anderen Gegenüber je nach dessen Verhalten zu einem kurzen Bell kommt, finde ich persönlich auch mal legitim.

Nur eben, die Frage ist, bei wie vielen funktioniert das? Wie viele erreichen das Ziel damit? 

Auslöser für meine Gedanken diesbezüglich waren nicht nur meine persönlichen Erfahrungen oder die zwei Frauen am Sonntag. Sondern ein paar Situationen im Vorfeld. Vielleicht sollte ich noch einige Beispiele auch noch erwähnen:

- Einer dieser Hundetrainer mit der absolutistischen Aussage, dieses Problem kann nur über Distanz gelöst werden und dies auch so jedem seiner Schüler weitergibt, hat selber einen Hund mit einem solchen Problem. Dieser wurde vor 2 Jahren übernommen (trainiert aber schon länger nach dieser Philosophie seine Kunden). Nach 2 Jahren Training steht der Trainer mit seinem Hund immer noch bei irgendwo minimum 10 Metern Distanz und der Hund ist alles andere als entspannt. Kriegt er diese Distanz nicht = tobendes Wildschwein mit schätzungsweise an die 40 kg. Muss man sich da als Profi nicht mal fragen, ob es vielleicht auch noch einen anderen Weg gibt? Über den Tellerrand hinaus schauen? Wie kann man da jemandem ins Gesicht sagen, dass der Weg der funktioniert hat, gar nicht funktionieren kann? :ugly:

- Hundebegegnung gestern und eine andere Hundehalterin schaut zu, die mich mit Toffi in ihrer Terrorphase erlebt hat. Sie spricht mich danach an, wie ich dies jetzt so schnell so viel besser hin gekriegt habe. Sie hat mit ihrem Hund das Problem und ist seit einem 1/2 Jahr im Training (Begegnungstraining) auch mit dieser Distanzgeschichte. Sie ist ziemlich frustriert, da sie nicht vom Fleck kommt. Sie meinte dann, dass Toffi halt noch jung sei und es deshalb wohl einfacher gehe. Sie glaubte kaum, als ich ihr sagte, dass ich mit Caja im Alter von 2-21/2 Jahren am selben Punkt wie sie war. Ihre Aussage, aber die tut ja keinen Zuckel auch wenn meiner so doof tut, wenn wir uns kreuzen.

- Ich hatte bei der Hundeschule angefragt wo ich mit Toffi in der Welpengruppe war, ob sie mir in einer Privatlektion die Möglichkeit einräumen könnten, dass ich unter kontrollierten Bedingungen mal schauen kann, wie meine Dreiergruppe beim Kreuzen reagiere und mal etwas ausprobiert werden kann und ich Inputs kriege. Hintergrund war für mich, dass ich eine neue Gruppenkonstellation habe, wo das Neumitglied Angst zeigt und entsprechend reagiert, ich einen Hund dabei habe, der auch ein Problem damit hatte und ich einfach in Ruhe und Sicherheit mal beobachten, üben und ausprobieren wollte. Denn mein Verantwortungsbewusstsein appellierte danach, da ich nicht einfach irgendeinen unvorbereiteten Hundehalter und seinen Hund in der Pampa rücksichtslos als Übungsobjekt missbrauchen will. Die Antwort war, dass das schon ginge, aber zuerst müsse ich mit Caja (also dem Hund der das Problem hatte) ins Begegnungstraining kommen, da man erst über die Distanz arbeiten müsse. Sie haben aber meine zwei anderen Hunde schon einmal erlebt wie sie reagieren, da ich per Zufall ihre Junghundegruppe kreuzte (ca. in 4 Meter Abstand) als sie auf Weg waren und die zwei haben sich vorbildlich benommen, obwohl 2-3 Jungspunde ziemlich Gas gaben.

 
Ich glaube das "Problem" ist einfach, das diese Methode jetzt bei jedem Hund angewendet wird. Da wird gar nicht mehr abgeklärt warum der Hund so oder so reagiert. Es gibt diese eine Methode und das wars. Entweder klappts oder die Leute gehen nach Mooonaten (da bewunder ich ja immer die Ausdauer) woanders hin.

Pauschal zu sagen, ob die Methode etwas bringt ist daher schwer. Ich denke ja, wenn die Methode beim richtigen Hund mit dem richtigen Trainer und gut angelerntem Hundehalter angewendet wird. Ansonsten...nö.

Begegnungstrainigs bietet ja auf einmal auch fast jede Hundeschule an. Und was da geboten wird, ist ja teilweise gefährlich. Mir persönlich haben Begegnungstrainings auf einem Hundeplatz (unter Aufsicht) bei dem Problem nicht geholfen. Erst als es raus in die Natur ging (anderer Anbieter), konnte ich profitieren.

Aber eben, auch heute wäre ich froh würde mir Jemand für meinen Hund ein massgeschneidertes Programm ausarbeiten. Aber das ist meiner Erfahrung nach nicht wirklich das Ziel von Hundetrainern/Hundeschulen. Es gibt einfach zuviel "Halbwissen" und zuviele unproblematische Hunde mit denen man einfacher Geld verdienen kann. Ist irgentwie mein Eindruck zumindest...

 
Zu deinem ersten Beispiel. Das ist für mich ein No-Go !

Für mich ist beim Trainingsansatz auch zu beachten ob der Hund unsicher/ängstlich ist oder ob er wirklich er meint er müsse Gas geben und mich als Mensch dabei ignorieren. Bei dem Matchogehabe das Milo an den Tag legte als er mit drei Jahren zu uns kam, da half mir nur eins. Rein mit ihm und ihn schlichtweg in den Gehorsam stellen. Wenn es sein musste gab's auch eins an die Schulter und ich drängte ihn ab. Mit Futter und Abstand hätte der mich ausgelacht !

Bei Atilla war und ist es eine Mischung zwischen Angriff ist die beste Verteidung ( und er tut leider nicht nur so) und Unsicherheit. Man sieht ihm die Unsicherheit aber nicht an. Der ist hoch erhaben Kopf oben, fixiert, Haare nicht am Nacken sondern vermehrt an der Rute aufgestellt und los geht's....Furchtbar der Kerl. Ich hätte ihm nicht geholfen wenn ich mit dem ein Augen zu und durch gemacht hätte. Er brauchte Distanz und die Erfahrung das ihm nicht jeder Hund der ihn sieht zu Nahe kommt. Dann wurde gezielt geübt das die Hund von der Seite kamen, und frontale Begegnungen wurden vermieden. Als er dies gut aushielt, wurde die Distanz verkleinert. So kamen wir auf eine kürzere Distanz die er aushielt. Frontale Begegnungen mag er immer noch nicht, aber alleine hält er durch.

Ich bin mir sicher das Distanzschaffen je nach dem sehr hilfreich für den Hund sein kann. Wenn der Hund aber meint er sei Harry Hirsch und er müsse seinen Zweibeiner ignorieren, sehe ich persönlich nicht ein warum ich dem Distanz geben soll. Nein so ein Hund hat sich meiner Meinung nach einfach zu Benehmen. Das würde ich dann auch so vermitteln das er mir das sehr schnell glaubt.

 
@ Natascha: Danke für deinen Beitrag!

Nicht jeder Hund reagiert auf etwas aus dem selben Grund.

Ich musste mir schon ab und zu anhören, dass ich Tabasco halt einfach zurecht weisen solle, dann höre die Pöbelei auf. Bei manchen Hunden mag das bestimmt ein geeignetes Vorgehen sein, bei anderen jedoch nicht.

Schlimm finde ich in diesem Zusammenhang jeweils die Bemerkungen von Hundehaltern, deren Hunde keine Probleme machen: " Mein Hund muss das einfach können!" Ja, bitte sehr! Natürlich wäre ich noch so froh, wenn mein Hund das auch so einfach könnte.

 
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@Tabasco Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich es bei Ati auch so versucht habe. Zurechtweisungen von mir konnte er gar nicht annehmen, er war so in Fahrt ich glaub ich hätte den erschlagen müssen....da half wirklich nur mit Distanz arbeiten und dabei zu achten das er gar nicht in "diese" Aufregung kam. Wie gesagt er hatte oftmals danach knall rote Augen ! Ich hab das nicht lange von ihm verlangt, weil ich schnell merkte dass das halt eben nicht "sein Weg" ist.

Dieses stell ihn in den Senkel hab ich auch von verschiedenen Trainer und Hundehalter gehört. Mir ist und war das immer schon egal was andere davon denken. Schlimm finde ich dann immer wenn solche ihren Hund rausholen oder schon in weiter Ferne anfangen dem Hund Leinenrucke zu verpassen und ihn kneifen damit er ja keine Anstalten macht loszugehen.  Ich deckle keinen Hund nur weil jemand von aussen meint das sei die Lösung. Sollen sie denken was sie wollen, ich such mir auf den Spaziergängen mit meinen Hunden keine neue Freunde :wink:  ansonsten bin ich schon mit Freunden unterwegs !

 
Da es bei unseren Spazierwegen im Wallis kaum Ausweichmöglichkeiten gibt, erübrigt sich die Distanzmethode grossteils. Ich habe es bei Harley recht schnell mit "Zuckerbrot und Peitsche" in den Griff bekommen... Sobald er Kläffen wollte "nein!" , wenn er es gut gemacht hat C&B. Ruhiges Verhalten wurde belohnt. ich habe ihn halt pubertierend und mit Leinen"aggression" übernommen. Es war aber nicht lange ein Thema.

Sherlock hat null Probleme zu kreuzen. Chumani kann mal einen Hund anbellen in der Ferne oder wenn er plötzlich dasteht (je nach Tagesform). Da ich aber den Clicker bei mir habe und ich sie mit "Chumani" immer auf mich lenken kann ist das kein grosses Problem. Ruhige Blicke werden geclickt, Blicke zu mir ebenfalls, kurze Beller werden ignoriert; für anhaltendes Bellen gibt's ein "Nein!". So fahre ich bisher super.

Die Arbeit mit Distanz kann in der Theorie schon funktionieren; aber ich hatte schon so oft die Situation, dass die Hunde plötzlich dastanden oder dass ich auf einem Wanderweg oder in einem Geschäft usw doch nirgends ausweichen konnte...

Wie bei den meisten Methoden: es KANN für den jeweiligen Hund das Richtige sein, aber man muss in nützlicher Frist die Hilfen/die Distanz auch wieder abbauen können.

 
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Nicht jeder Hund reagiert auf etwas aus dem selben Grund.

Ich musste mir schon ab und zu anhören, dass ich Tabasco halt einfach zurecht weisen solle, dann höre die Pöbelei auf. Bei manchen Hunden mag das bestimmt ein geeignetes Vorgehen sein, bei anderen jedoch nicht.

Schlimm finde ich in diesem Zusammenhang jeweils die Bemerkungen von Hundehaltern, deren Hunde keine Probleme machen: " Mein Hund muss das einfach können!" Ja, bitte sehr! Natürlich wäre ich noch so froh, wenn mein Hund das auch so einfach könnte.
Ja solche Bemerkungen finde ich auch total daneben. Gibt wohl kaum einen vernünftigen Menschen, der sich einen Hund wünscht der pöbelt *kopfschüttel.
Meine Hündin hat auch nie Probleme gemacht bei Hundebegegnungen, ob an- oder abgeleint. Wenn wir aber in unserem Quartier einen fremden Hund antreffen macht sie einen auf ich-bin-ein-kleines-territoriales-A-Löchlein. Ich hätte sie jeweils an den nächsten Pfosten hängen können, so hat sie mich genervt mit ihrem peinlichen Verhalten. Ausserdem war ich anfangs nie vorbereitet, weil sie eben sonst nie Theater gemacht hat - dieses territoriale Verhalten ging erst los, als sie etwa 4 Jahre alt war.

Weder Zurechtweisungen, zurückdrängen, auf die Seite stehen, mich anschauen lassen, absitzen lassen noch Kekse vor der Nase haben da etwas bewirkt. Auf Distanz konnte ich nicht gehen, weil es bei uns im Quartier schlicht zu eng ist dafür.

Wir haben es mit diesen Clickersalven hingekriegt, die Pietralla beschreibt. Damit ging es total easy und schnell. Amiga war aber bereits super gut auf den Clicker konditioniert und das Geräusch löst bei ihr ganz automatisch den Keks-Einforderungs-Mechanismus aus.

Ich glaube nicht, dass es unbedingt immer die ultimativ passende Lösung gibt. Oft braucht es halt auch einfach viel Geduld, Ausdauer und Training. Und eben auch mal eine Methode die über eine gewisse Zeit durchgezogen wird. Die Trainer-Hopperei die man immer häufiger antrifft bei Hundehaltern bringt meistens nicht viel mehr als Frust beim Hund und beim Halter.

Bei uns hat die Clickerei auch nur so schnell und durchschlagend geholfen, weil Amiga den Clicker seit Jahren kannte. Hätte sie den Clicker nicht gekannt, hätte ich auch sehr viel Zeit und Geduld aufbringen müssen, bis das Geräusch so gut konditioniert gewesen wäre.

 
Ina ist ja eher unsicher bei Begenungen. Gerade fixierende, in der Leine hängende Hunde sind noch schwierig. Da bin ich froh wenn ich Distanz machen kann. Ina will aber auch Distanz machen und es hilft ihr gut. Wir haben auch am Anfang Kekse gestreut und dann ruhiges Anschauen belohnt. Beim Kreuzen auf der gleichen Höhe muss sie mich anschauen. Mittlerweile können wir gut Hunde auf einem kleinen Feldweg kreuzen. Sie kann je nach Tagesform auch schon tiptop andere Pöbelhunde ignorieren.Sie darf auch schauen und wenn sie fixiert wird sie sofort ermahnt. Pöbelt Ina einfach so, werde ich echt böse. Meistens reicht heute ein klares Nein. Ich kriege einfach ein grosses Problem wenn ein unangeleinter fremder Hund zu uns kommt. Will ich den vertreiben ist sie der festen Überzeugung, dass sie mir helfen muss und wir den nun gemeinsam verkloppen... da haben wir noch viel Arbeit.

Ich bin überzeugt das sie es aus Unsicherheit gemacht hat. Wäre ich da mit einer "Hauruck" Methode rangegangen hätte ich Inas Theorie verstärkt, dass nach vorne gehen und denn anderen zuerst "töten" durchaus Sinn macht :) . Heute findet sie fremde Hunde immer noch doof aber sie kann sich entspannen. Wenn sie einen schlechten Tag hat machen wir wieder mehr Distanz.

Im grossen Mittagsrudel ist sie spannenderweise einer der unkompliziertesten Hunde und kommt mit jedem klar. Aber die gehören halt zum Rudel. Ich finde es aber wichtig was Disthen geschrieben hat. Nicht jeder Hund kommt gut mit der Distanzmethode und es ist nicht gut wenn man jahrelang rumdoktert und auf keinen grünen Zweig kommt. Da macht es Sinn über den Tellerrand hinaus zu schauen.

Kleine Anekdote: Letzte Woche meinte ein alter Mann zu mir mit fixierenden Hund:"Warum leinen Sie immer an? Der Hund muss das lernen. Sie müssen in eine Hundeschule gehen!" Ina macht keinen Mucks und kreuzte sehr anständig.

Ich:" Sie mag keine fremden Hunde und sie will NICHT spielen.

Er: Sie haben keine Ahnung! Werden sie erst mal so alt wie ich, dann haben sie erst eine Ahnung. Sie müssen in die Hundeschule.

Ich musste nur noch lachen und verabschiedete mich mit den Worten: Danke, aber man kann es auch 30 Jahre falsch machen ;-) .

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Ich entscheide auch je nach Situation und handle es dann ähnlich wie Herniksy.

Mit Jason habe ich ja auch lange viele Hundebegegnungen geübt. Wobei es bei ihm an der Leine weniger kritisch war als ohne und je belliger der andere Hund war, desto ruhiger ist Jason in der Regel geblieben. Ich habe dazu ganz viele unterschiedliche "Werkzeugen" benutzt, aber nie mit solchen Distanzen gearbeitet.

Diese extremen Distanzvergrösserungen hatte ich vor ca. 6 Jahren mal in einer Gruppe erlebt, die sich dem positiven Training verschrieben hatte. Bei jedem entgegenkommenden Hund sind alle regelrecht ins Feld geflüchtet. Das ging so schnell, dass ich erst gar nicht mitbekam, was da passierte und alleine auf dem Weg stand. Irgendwann bin ich dann alleine weitergelaufen, weil ich es ziemlich mühsam fand.

Ich konnte damals zwar noch nicht sagen, weshalb, aber ich merkte, dass es so wie es dort gemacht wird, irgendwie nicht stimmen konnte - es war mir einfach alles viel zu hektisch und ich fragte mich, wie die Hunde so je gelassen Hundebegegnungen üben sollen. Für mich war dieser Weg nicht zielführend. Da ging es mir wahrscheinlich ähnlich wie dir Disthen, als du die von dir beschriebenen HH sahst. 

Aber natürlich ist je nach Vorgeschichte und Verhalten des Hundes die Distanzvergrösserung eine tolle Möglichkeit, ihn wieder an andere Hunde zu gewöhnen. Aber wenn er wirklich so eine grosse Distanz braucht, dann würde ich vor allem dort mit ihm hingehen, wo ich weiss, dass die Gefahr klein ist, auf freilaufende Hunde zu stossen.

Ich bin auch überzeugt, dass es nie ein einziges Element aus dem Training ist, welches die Lösung bringt, sondern dass es immer eine Kombination aus ganz Vielem ist, was letztendlich zum Ziel führt... und auch diese Kombination muss immer dem jeweiligen Hund und seinem Menschen angepasst werden, denn nicht jeder braucht das Gleiche oder reagiert auf alles gleich...

Und dann hat es auch viel mit Empathie, Verständnis und einem klaren Trainingsplan zu tun, ob etwas funktioniert oder nicht.

Moni

 
Also, meinem Charly hat das Training über die Distanz sehr geholfen. Vor einem halben Jahr konnte er bei 100m Abstand schon austicken (seine Strategie: Angriff ist die beste Verteidigung), egal ob der Hund gross oder klein war. Inzwischen kann er, je nach Hund, auch schon bei 2-3m ruhig bleiben. Selbst ein Bernhardiner in 5m Entfernung war kein Problem. Voraussetzung dafür ist, dass der andere Hund ihn ignoriert. Wird Charly neugierig angeschaut, bekommt der andere Hund eine Abmahnung. "Wä, wä, wä."... was so viel heisst wie "Glotz nicht so blöd" ;-)

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Ich finde das Ausweichtraining "weg vom angstauslösendes Reiz" auch ganz logisch. Biologisch gesehen löst der Anblick eines anderen Hundes bei einem unsicheren Hund ja eine Stressreaktion aus: Fight or Flight. In dieser Situation ist es auch unmöglich an etwas anderes als an eine dieser beiden Möglichkeiten zu denken. Man stelle sich dabei nur den klassischen Grizzlybären vor, der plötzlich vor einem steht. Möchte ich mich da auf einen Stuhl setzen oder von meinem Partner gestreichelt werden? Oder würde es meine Angst mindern, wenn mich mein Partner schubst, ich solle nicht so zittern? ;-)

Das Ausweichen bietet mehrere mögliche Lerneffekte für den Hund:

- Frauchen versteht meine Angst und bringt mich in Sicherheit

- Frauchen zeigt mir ein Alternativverhalten (Flight ist besser als Fight)

- ...

Der Hund hat die nun Gelegenheit aus sicherer Entfernung den Angstauslöser in Ruhe zu beobachten. Mein Charly schien mir anfangs gar nicht im Stande zu sein, zu differenzieren, ob der andere Hund nun eine potentielle Gefahr darstellt oder nicht. Und leider wurden seine schlimmsten Befürchtungen auch mal wahr, als er von zwei grossen Tutnixen zerrupft wurde. Die erste Zeit danach hat er gezittert wie Espenlaub wenn ihm ein fremder Hund auf die Pelle rückte. Trotz diesem Erlebnis kann er nun stressfreier anderen Hunden begegnen.

Dass die grossen Ausweichmanöver für meinen Hund eine hilfreiche Strategie war, habe ich daran gemerkt, dass er beim Anblick eines Hundes dann immer gerne mit mir abgehauen ist. Waren wir dann in sicherer Distanz, konnte er Leckerchen nehmen, vorher nicht. :)

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Das ist auch richtig. Die Gefahr besteht einfach, wenn man mit dem Hund dann nur über Ablenkung arbeitet, dass er sich dadurch gar nicht mehr mit der " Gefahr" auseinander setzen kann.

Typisches Beispiel: ein anderer Hund erscheint und man geht so rasch als möglich auf Distanz, am Besten noch bevor der eigene Hund den anderen gesehen hat. Dann lässt man den eigenen Hund mit dem Rücken zum anderen Hund sitzen und lenkt ihn mit Guddi ab. Ich nenne das Scheuklappen-Training. Was für mich aber nicht Training, sondern Management in einer kritischen Situation ist.

Erst, wenn sich der Hund aktiv mit etwas auseinander setzen darf, auch wenn am Anfang auf grosse Distanz, kann er lernen. Und so wie du schreibst, hast du ja auch genau das gemacht. Während ich Disthen's Beispiele eher in die erste Kategorie einordnen würde.

Und nur noch ganz kurz wegen Fight und Flight. Daneben gibt es je nach Hundetyp und Situation auch noch Freeze und Fiddle around. Beides in Hundebegegnungen auch immer wieder sehr schön zu beobachten.

Moni

 
Typisches Beispiel: ein anderer Hund erscheint und man geht so rasch als möglich auf Distanz, am Besten noch bevor der eigene Hund den anderen gesehen hat. Dann lässt man den eigenen Hund mit dem Rücken zum anderen Hund sitzen und lenkt ihn mit Guddi ab.

Moni
Das macht ja nun wirklich keinen Sinn.

 
Genau mit diesem Guddeli anschauen arbeite ich bei Toffi! :zw Jetzt kommen die grossen ABER: 1. Sie darf/soll schauen! 2. Wir flüchten nicht, sondern verbleiben in der Situation! 3. Bei ihr war die Ausgangslage ja so, dass sie wirklich panisch Angst hatte vor anderen Hunden hatte und dann aber vom Angstbellen/Schreien, gleich ins freche Verbellen kippte. Es gab bei ihr kein Mittelding. Die Geschichte wurde aber zuerst an allem Anderen angewendet, wo sie einfach Unsicherheit zeigte oder mit frech Verbellen reagierte und erst, als sie es geschnallt hatte, bei Hunden. 4. Sie bekommt kein Kommando anschauen, sondern das Ganze wurde in einem selbsterlernten Verhalten aufgebaut, dass sie diesen Weg von sich aus sucht mit mich anschauen. 5. Ist sie einfach nur frech, kommt ein Abbruchsignal.

Ich komme irgendwie immer mehr zum Fazit, dass das Problem bei der Trainerausbildung liegt. Wo früher die Verhaltenspsychologie gar keinen Platz in den Ausbildungen hatte, werden die angehenden Trainer heute damit überflutet. Mit Fachbegriffen zugedröhnt, aber irgendwie klappt der Spagat dann zur Praxis hin nicht. Also das Wissen ist da, aber in die praktische Umsetzung hinein fliesst es nicht optimal. Da bleiben dann irgendwie trotzdem wieder konkrete Übungen hängen, wo man dann aber das teils vorhandene Wissen aus der Verhaltenspsychologie nicht einbauen kann, wenn man diese Übungen einem Hunde-Halter-Team anpassen muss, weil sie nicht genau wie geplant reagieren. Und irgendwie fehlt die Vielseitigkeit. Man verschreibt sich einem Institut, einer Philosophie, einer Mentalität und lässt nicht die Vielfalt zu.

 
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Danke für die Erklärung. Das würde mich wirklich interessieren, wie Du das genau gemacht hast. Vorallem wenn Du dann (während dem Aufbau, also noch nicht alles gefestigt) zB pöblende Hunde getroffen hast oder so einen "meinHundbrauchtkeineLeine" HF.

Denn ich habe ja lange rumprobiert und Hilfe gesucht, aber DIE Idee kam irgentwie von Niemanden (egal ob Hundehalter oder Trainer). Drum bin ich dann bei dem "okay" als Brücke gelandet.

Gruss Wendy

Sorry, dass ich dir erst jetzt antworte!

Bei Caja war die Ausgangslage so, dass sie eine unsichere Hündin ist und schon in der Prägungsphase bei der Züchterin notgedrungen diverse Strategien einprägte, die nicht gerade toll waren. Gerade diese drangen dann wieder durch als sie erwachsen wurde. Durch das für sie falsche Training dann, breitete sich dieses Verhalten auch auf andere Gebiete aus. Leute, Velofahrer, Jogger, Pferde, alles wurde angebellt, was vorher kein Thema war. Eskalation war, dass sie eines Morgens beim Wecken von stöpseline ein Pferdeposter an der Wand total austicken liess, dass dort schon seit Ewigkeiten hing. Da sie ihr Verhaltensschema mit mir Verknüpft hatte (super!  verw:-; ) legte dort der Trainer mit ihr die Grundlage, dass sie einfach selbst auf die Idee kommt, dass man einen anderen Hund auch einfach "ignorieren" kann. Also eine Art Meideverhalten zeigen, wenn der andere Hund ja nicht in den direkten Kontakt kommt. Begegnungen ohne Leine waren nie ein Problem.

Bei Toffi habe ich oben ja kurz beschrieben, wie es jetzt so abläuft. Bei ihr habe ich halt viel früher reagiert und bin gleich zum optimalen Ansprechpartner gegangen. Bei ihr, habe nur ich mit ihr gearbeitet und eben eine Art Aufbau gemacht. Das Thema mit dem Angstbellen und Verbellen war ja aber bei ihr nicht nur bei Hunden, sondern auch bei anderen Auslösern der Fall, nur bei Hunden halt am Extremsten. Ein riesen Vorteil ist für mich, dass ich optimale Bedingungen zum Trainieren habe im Verein des Trainers. Dort habe ich die Möglichkeit mit Toffi auch in Gruppen zu gehen, wo erwachsene Hunde sind, es hat extrem viele verschiedene Rassen, immer sehr viele und wechselnde Hunde, da die Trainings einfach offen sind. Wer kommt kommt und wer nicht kommt, kommt nicht. 

Während dem Aufbau (2-3 Wochen) bin ich anderen Hunden möglichst aus dem Weg gegangen. Geht bei uns noch ganz gut. Tutnixler sind für mich hier selten ein Problem, da die Tutnixler-Fraktion meine Meinung kennt. Ausserdem kennen die grossen Zwei diese Hunde und können sie händeln. Wenn so einer wirklich mal kommt und Caja ist angeleint, so lass ich sie einfach los, denn ich weiss, dass Caja, wenn sie sich frei bewegen kann, das sauber klärt. Das sauber wirkt bei ihr aber ziemlich "imposant" und so passiert dies jeweils meist nur einmal und das nächste Mal entscheidet der Besitzer seinen Tutnixler lieber in Sicherheit zu bringen. Je nach Tutnixler, lass ich auch zuerst Aischa laufen und die Sache managen, sie ist mittlerweile ziemlich souverän und eine gestandene Dame. Durch den grossen schwarzen Bodygard im Rücken, konnte sie sich sehr positiv entwickeln und hat ihre frühere Unsicherheit verloren, Ausnahme Boxer. Bei Toffi habe ich nun, auf Anraten des Trainers, extrem darauf geachtet und hatte auch die Möglichkeit es zu trainieren, dass sie lernt, sauber an der Leine zu kommunizieren. Im Moment, ist es ihr sogar wohler, wenn sie die 3 Meter Leine bei einem Hundekontakt dran hat, als ohne. Sie kann sogar mit dem anderen Hund an der Leine spielen. Ich merke auch, dass wenn ich freie Begegnungen zu lasse, Aischa Toffi extrem zeigt und signalisiert, dass das Gegenüber okay ist und die Führung übernimmt. Sie hat sie mir letzte Woche sogar einmal korrigiert, als Toffi den anderen Hund ankläffte. Aischa stellte Toffi in den Senkel und machte beim anderen Hund sofort Spielaufforderungen.

 
Mir ist es wichtig, dass mein Hund kapiert, warum wir überhaupt die Richtung wechseln oder auf den Acker stapfen. Er soll ja lernen, dass der Anblick eines fremden Hundes nun bedeutet, ruhig zu bleiben und auf "Wohlfühldistanz" zu gehen, anstatt den Angriffsmodus zu starten. Ich warte immer, bis er den anderen Hund auch sieht (ausser bei Freiläufern). Doch ganz am Anfang bin ich schon ausgewichen, bevor er den Hund sah. Ich musste ja zuerst einmal das Ausweichmanöver ansich üben. Aus der Distanz hatte er dann die Gelegenheit den anderen Hund zu beobachten, in Sicherheit und in Ruhe (also nicht hysterisch an der Leine tobend). Fürs Ausweichen wird er gelobt und fürs Ruhigbleiben auch noch belohnt. In ungemütlicheren Situationen wird er dann schon auch mal mit Leckerchen beschäftigt.