Es ist nun bald ein Jahr her, seit ich diese Beiträge geschrieben habe.
In diesem Jahr bin ich immer wieder Phasenweise in Löcher gefallen, habe mich aber- wie ich empfinde- recht gut gehalten.
Mein Bruder wollte nicht zu engen Kontakt zur Familie, einfach weil er dann irgendwie noch mehr an seine Krankheit erinnert würde, es sei in unseren Augen zu lesen.
Wenn wir uns sahen, habe ich mich ganz normal verhalten, ihn seltenst gefragt wie es ihm gehe.
Am liebsten hätte ich ihn ausquetschen wollen, wissen wollen was die Aerzte für Prognosen stellen; ja, wie lange er noch bei uns sein wird.
Ich habe nicht nachgefragt, habe ihn gelassen, versucht die Zeit mir ihm zu geniessen.
Am Samstag habe ich von meiner Mutter erfahren, das er im Endstadium sei und weggegangen sei.
Es möchte mich nicht mehr sehen, es täte ihm zu weh meinen Schmerz zu sehen.
Ich fühle mich so hilflos, so ohnmächtig, verletzt und unendlich traurig ;( warum gibt er mir nicht die Gelegenheit, ihn einfach zu halten. Sagen muss ich ihm nix, er weiss sowieso was ich ihm sagen würde, Worte sind nicht nötig.
Er habe meiner Mutter gesagt, sie dürfe niemandem sagen wo er sei, er habe mir einen Brief geschrieben, den ich später bekommen würde.
ICH WILL DAS NICHT!!! Einfach nicht! Gopf, warum lässt er mich denn einfach so hängen???
Warum gibt er mir nicht die Gelegenheit mich wenigstens ihrgendwie zu verabschieden???
Ich bin einfach traurig, so traurig das ich es kaum fassen kann. Trotzdem geht der Alltag, heulend um die Kinder rumwatscheln bringt nix, so muss ich es einfach irgendwie gebacken kriegen.
das Schlimmste ist, das ich nicht weiss WANN es kommt.
Wann kommt das schlimme Telefon? Nehme ich überhaupt noch Telefonate an? Wie lange??? 1 Monat, 2 oder 3 Monate? Heute?
Das ist so zermürbend und zehrt unglaublich an den Nerven.
Auch wenn ich eigentlich sehr bodenständig bin rüttelt das ganz schön!
Irgendwie muss ich das niederschreiben, ich muss das loswerden.
Im privaten Umkreis kann ich das selten, ausserfamiliär wissen nur wenige davon. So kann ich es wenigstens sagen, mitteilen, ohne das ich ihm in den Rücken falle weil jemand ihn persönlich kennt.