Ich sage den Sonntag ab....

iris, doch es gibt andere institutionen für endstadien, zb. sterbehospize oder auch onkospitex, die nach hause kommen. dies finde ich irgendwie würdiger als eine grosse uniklinik.

ein guter freund von mir traf es ähnlich wie dich, nur war es seine ehefrau... sie trennte sich sogar noch von ihm, er durfte sie nicht besuchen im spital (endstadium brustkrebs), die familie schirmte sie ab, behandelte ihn wie nicht zugehörig etc. sie starb ohne dass er sie nochmals sehen konte und jetzt streitet die familie mit ihm ums erbe. ganz schlimm...

ich hatte selber krebs und kann dir nur sagen, dass es vermutlich oder ganz sicher nicht gegen dich geht. ich glaube einfach, er will dich schützen, dich und deine familie. glaube mir, endstadium krebs ist nie schön und friedlich und würdig. ich habe auf der onkologie gearbeitet und nicht wenige erwachsene verweigerten ihren kindern den besuch, weil sie nicht wollten, dass sie sie so sehen. vielleicht hat er angst schwäche zu zeigen oder schwäche zuzulassen. es gibt tausend möglichkeiten warum er so handelt.

vielleicht kannst du ihm nochmals einen brief schreiben mit allem was du ihm (noch) sagen willst, völlig ohne vorwürfe. und wenn es wirklich dein wunsch ist, ihn nochmals zu sehen so äussere das und dann musst du aber auch bereit sein, es zu tragen mit allen konsequenzen. du siehst etwas das vielleicht nicht mehr so viel ähnlichkeit hat mit deinem bruder den du kennst.

ich wollte damals auch niemanden sehen und bei mir war es längst nicht das "endstadium". aber ich habe auch kein besonders inniges verhältnis zur familie. vielleicht ist es aber genau das was ihn hindert. er möchte sich quasi niemandem in dem zustand "zumuten". ich habe schon erlebt, dass patienten die grössten streits vom zaun brachen und den partner absichtlich verletzten (mit worten natürlich) in der hoffnung, er leide dann weniger beim tod weil man ja so ein "ekel" war. hoffe ich hab mich verständlich ausgedrückt.

 
Hey Conny,

ja, ich denke, er will mich schützen, will dass ich ihn so in Erinnerung habe wie er ist.
Für mich ist aber eines klar; er ist mein Bruder, ich liebe ihn, liebe ihn sehr.
Ich möchte ihm beistehen, für ihn da sein, nur für den Fall, das er mich doch noch braucht.
Ich würde auch einfach vor seiner Zimmertüre sitzen, einfach das ich da sein kann.
Ich weiss, was auf ihn und uns wartet, ungefähr.
Wir haben meine Schwiegermutter wechselweise begleitet und betreut als sie nach einem zweijährigen Kampf dem akuten Blutkrebs zum Opfer viel.
Es war schlimm, ja ich habe die Bilder noch immer im Kopf!
Trotzdem würde ich meinen kleinen Bruder begleiten wollen, mit allen Konsequenzen.

Ich werde jetzt mal ein, zwei Tage abwarten. Wenn ich mich wieder gefangen habe werde ich nochmals Schreiben.

 
Wir haben meinen Grossvater (hatte Blutkrebs) in den Tod begleitet... Es war sein Wunsch bei uns Zuhause zu sterben und nicht im Spital...wir haben ihn über einen Monat zuhause Betreut... Täglich schwirren mir die Bilder im Kopf rum, Nachts verwache ich weil ich ihn schreien höre weil er so Schmerzen hatte... Doch bald sind es 2 Jahre her...er schlief friedlich in meinen Armen ein und schenkte mir ein letztes Lächeln! ;(

Dein Bruder möchte Dich wahrscheindlich noch weniger leider sehen, weil es ihn sehr schmerzt andere Leiden zu sehen... Es wird sich schon zum richtigen wenden :solace:

 
oje Iris, das tut mir leid dies zu lesen...kann dich, aber auch dein Bruder verstehen...schreib alles auf was du fühlst und denkst und lass ihm das Schreiben zukommen...eine schwierige Situation für alle Beteiligten...ganz viel Kaft der Familie :solace:

 
Ich weiss genau wie Du Dich in diesem Moment fühlst und wünsche Dir von herzen viel Kraft, diese bevorstehende Zeit gut zu überstehen.
Fühl Dich unbekannterweise gedrückt von mir :solace:

 
Es ist wie bei einer Zeitungsmeldung über ein Unglück. Wir lesen es und denken dabei: Schlimm, was diesen Menschen geschah und wähnen uns als Zuschauer auf der sicheren Seite.
Dabei kann für jede/n von uns unsere heile Welt innert den nächsten Minuten schon zusammenstürzen.
So wie bei dir, Iris.
Deine Nachricht macht uns betroffen, klein und demütig.
Du hast unbekannterweise mein tiefes Mitgefühl.

Ich editiere hier, nachdem ich den ganzen Thread gelesen habe. (Verzeihung, bitte)
Als es mir schlecht ging – es war nicht sicher, ob ich jeden Moment abtrete (und ich wusste das) – kam ich in ein Stadium einer resignierten Müdigkeit. Es war nicht Verzweiflung oder Todesangst, nein, ich hatte eigentlich nur noch dein einen Wunsch, dass es doch bitte bald vorüber sei. Meine Frau war geschockt, als ich ihr später gestand, dass mir ihre Besuche und das dabei mit Händen greifbare hilflose Mitleiden lästig waren. Es war, wie wenn ich mit einem Bein bereits auf der anderen, hellen, warmen und schönen Seite stehe – und ich gebe es zu: Ich hoffte darauf. Es gab eigentlich nichts mehr, was mich hier gehalten hätte. Nicht mal die ganz nahe stehenden Personen. Ich fühlte mich auf mich selbst geworfen, einsam aber zugleich geborgen am Beginn eines Weges, der als Erlösung ersehnt wurde.
Iris, dein Bruder meint es gut mit dir.

Ob das jetzt passende Worte waren, mag ich nicht untersuchen.
Sie kommen aus Betroffenheit über euer Schicksal.

 
Iris,

was du erlebst das berührt mich tief.
Ich versuche beide Seiten zu verstehen.
Es ist hart für dich. Aber versuche die Beweggründe von deinem Bruder zu verstehen.

Ich denke dass ich mich gleich wie er verhalten würde.

Halte dich an deinem Mann und deinen Kindern fest. Sie brauchen dich auch, und du sie ebenfalls.

Ich merke wie du leidest. Möchte dir so gerne helfen. Auch wenn es nur mit ein paar Worten ist.

 
oh je, das tut mir so leid...

ich würde mich wahrscheinlich an der Stelle deines Bruders auch so verhalten, mir würde es das Herz brechen, wenn ich meine Familie so traurig ansehen müsste, ich würde mich ziemlich sicher auch zurückziehen und es alleine durchstehen....

kann natürlich auch deine Situation verstehen, wie schon einige geschrieben haben, würde ich es mit einem lieben Brief versuchen, mit deinen Wünschen....

wünsche dir und der ganzen Familie ganz viel Kraft in dieser schweren Zeit... :solace: