Ich meine es jetzt echt nicht böse... aber es nervt mich dermassen, dass ich es hier mal erwähnen möchte. Wir wissen doch alle, dass es Menschen mit Doktortiteln gibt, die Blödsinn erzählen, und dass Bücher gedruckt werden, in denen Schwachsinn steht, oder? Es hat einen Grund, warum es in den Wissenschaften Richtlinien, Regeln und die Statistik gibt... weil es einfach nicht möglich ist zu sagen: Dieser Hund wurde mit barf 15 Jahre alt, während jener auf Trockenfutter mit 6 an Krebs starb... also ist barf gut und Trockenfutter schlecht.
Wird behauptet, dass die heutigen Hundefutter Hunde früher sterben lassen, dass in Trockenfutter Klärschlamm ist und dass Hunde heute sowieso nicht so alt werden, begebe ich mich jedes Mal danach ins Netz und versuche, wissenschaftliche (!) Studien zu dem jeweiligen Thema zu finden. Es besteht die Möglichkeit, dass ich mich da sehr dämlich anstelle... aber ich finde keine. Frage ich nach, heisst es, dass es sie gibt, aber dass sie ja von der Futterindustrie gemacht werden und deswegen falsch sind. Zu sehen habe ich noch keine bekommen.
Hier sind zwei Links, die ich recht interessant fand:
http://en.wikipedia.org/wiki/Aging_in_dogs
http://users.pullman.com/lostriver/longhome.htm
Was ich immer wieder feststelle ist: Ich finde keine Statistiken über mehr als drei Dekaden über die Lebensspanne von Hunden. Wer hat wo in den letzten 100 Jahren das Alter von einer grösseren Anzahl Hunde, sortiert nach Rassen, aufgenommen? Ich will Daten sehen! Dann möchte ich gerne wissen: Was haben diese Hunde während ihrer Lebenszeit gefüttert bekommen? Von mir aus reicht es mir, wenn es Daten zu (statistisch sinnvollen) mindestens 20 Hunden pro Zeitperiode und von einer (!) Rasse sind - und zwar aus einem Kulturkreis. Her damit!
Im zweiten Link gibt es annähernd solche Daten zu acht Hunderassen. Bei dreien lässt sich ein Abwärtstrend erkennen, der signifikant sein könnte - die restlichen fünf Rassen weisen keinen Trend auf. Die drei erstgenannten Studien weisen laut Autorin alle methodologische Fehler auf. Die Autorin führt allerdings auch an, dass es verwunderlich sei, dass die Rassen in den letzten ~drei Dekaden aufgrund der neuen medizinischen Errungenschaften eigentlich eine steigende Lebenserwartung haben sollten. Warum dem nicht so ist, bleibt ungeklärt. Warum bleibt es ungeklärt? Weil das noch niemand erforscht hat? Oder kennt jemand Studien dazu? Studien... keine Bücher von Autoren, die ihre eigene Meinung versuchen überzeugend rüberzubringen.
Was gibt es denn für Faktoren, die die Lebensspanne und die Gesundheit eines Hundes beeinflussen:
- Ernährung
- Kastriert oder nicht
- Genetische Defekte
- Umwelteinflüsse
Wenn ich das richtig lese, dann wurde Hundetrockenfutter Ende der 1960er erfunden - was war davor? Was bekamen Hunde vor 1960 zu fressen? Nur Fleisch? In unseren Kulturkreisen... in der Kriegs- und Nachkriegszeit?! Was frassen Hunde zwischen 1914 und 1960? Und was davor?
Ich kann nicht herausfinden, wie lange Hunde schon relativ konsequent kastriert werden, und wann es noch Gang und Gäbe war, dass Hunde sich einfach vermehrten. Auch im hundi gibt es einen Thread darüber, wie sich die Hunderassen über die letzten Dekaden verändert haben... Was bedeutet das für ihre Zucht? Für genetische Krankheiten? Angezüchtete Defekte, die den Hund vorzeitig töten (und sei es durch Einschläfern)? Was ist mit all der Arthrose, Dysplasien, den verschiedenen Krebs-Arten? Uteri, die nicht zum Gebären 'verwendet' werden, neigen zur Krebsbildung... Wie passt das mit dem heutigen Trend des Nicht-Vermehrens von Hunden zusammen? Was bedeutet das für ihre Lebensspanne?
Und dann sind da noch die Umwelteinflüsse: Die heutige Hundenase lebt zwischen Autogasen und den anderen, vom Menschen eingebrachten Umweltgiften... Und früher? Hat es da jemanden interessiert, ob ein Hund verwurmt, erkrankt oder verletzt war? Wie lange ist es her, dass Hunde in unseren Kulturkreisen Gebrauchstiere waren und sich keiner den Luxus geleistet hätte, ihm eine künstliche Hüfte einzusetzen? Oder ihm eine Entwurmungstablette zu geben... Heute läuft der Hund mit... Ich will gar nicht versuchen zu schätzen, wie viele Hunde in unseren Kreisen noch Gebrauchshunde sind.
Und nur um das nochmal klarzustellen: Ich bin nicht *dagegen* (was auch immer und wen auch immer). Ich weiss nichts! Also kann ich auch keine Meinung vertreten, sondern nur das heranziehen, was mir logisch erscheint. Und da erscheint es mir - bis jetzt - einfach unlogisch, industriell hergestelltes Hundefutter zu verteufeln und unter all den möglichen Faktoren für eine unbewiesene (!) kürzere Lebensspanne als die rauszupicken, die verantwortlich ist. Ich bin eine, die Aussagen hinterfragt - so habe ich es berufswegen gelernt. Und, so leid es mir tut, für mich ist ein wissenschaftlich nicht fundierter Text erstmal Fiktion. Je inbrünstiger und lauter und absoluter eine Meinung vertreten wird, desto falscher erscheint sie mir und desto eher distanziere ich mich davon.
Summa: Ich finde es sehr ärgerlich, dass es keine vergleichende wissenschaftliche Studie zu geben scheint, die als Referenz bei so etwas Essentiellem wie der richtigen Fütterung des Hundes herhalten kann. Und ich glaube nicht, dass Hunde heute nicht mehr so lange leben wie früher... bis mir jemand das Gegenteil beweisst.