Rückruf durchsetzen

Für mich persönlich sehe ich genau in diesem Beispiel mit Kea den Knackpunkt und ein Grundproblem im derzeitigen Trend der Hundeerziehung. Die Hunde werden dressiert auf weiss ich nicht wie viele Kommandos, verschiedene Belohnungsabstufungen, extrem kompliziert, komplex etc. Genau bei meinem Labi (und gedanklich hier einfach mal streichen, dass sie ein normaler Labi ist, denn die fällt total aus dem Rahmen diesbezüglich) stolperte ich auch über dieses Problem und machte eine echte Bruchlandung. Als ich mich damit ganz intensiv auseinander setzte, wurde mir bewusst weshalb wir anstehen. In diesem System/Technik dressiert man die Hunde hauptsächlich, bespassen sie und kreieren Erziehungsabläufe die komplizierter kaum mehr gehen. Kommen aber dabei von den eigentlichen Grundsätzen des Zusammenlebens ab. Die ist bei Hunden eine klare Rolle, Aufgaben und eine Struktur im Gefüge haben und den Hund führen, nicht dressieren. Die zweite Stolperfalle: Grundprinzip - ich Mensch agiere und der Hund reagiert. Und nicht umgekehrt, der Hund agiert und ich reagiere, was in diesem System meist der Fall ist. Zwar agiere ich, nur dann reagiert der Hund nicht, sondern er agiert weiter und ich reagiere zwangsläufig.

Mit diesen zwei Erkenntnissen bin ich da raus gekommen. Keine Dressur, sondern Führung und dies ganz tief verankert im gesamten Zusammenleben und immer darauf achten, dass ich agiere und der Hund ins Reagieren kommt.

 
Danke Disthen, sehe ich auch so. Und deswegen funktioniert nur der positive Weg nicht!


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Erstmals, vielen lieben Dank für eure Beiträge, ich finde das unheimlich spannend!

Wo fang ich denn nun an... Also es geht mir tatsächlich darum, wie Fay erwähnte, das ich ein Kommando im Freilauf einfordern kann. Denn grundsätzlich ist ihr Gehorsam nicht so schlecht und vielleicht sollte ich tatsächlich den Anspruch runter schrauben, dass ich spannender als alles andere sein könnte. An der Schleppleine haben wir auch so gut wie nie das Problem, dass sie auf einen Rückruf nicht zurück käme - ABER ich bin natürlich wahnsinnig viel entspannter mit Schleppleine. Müsste mich da evtl. auch ein wenig bewusster drauf achten.

Mir gehts darum, dass sie in sagen wir mal 2 von 5 Fällen meint, ihren eigenen Kopf durchzusetzen und ich etwas die Befürchtung habe, dass sie mich irgendwann komplett nicht mehr ernst nimmt, wenn daraus für sie keine Konsequenzen resultieren. Die Bestrafung die du Katrin beschrieben hast find ich für mich sinnvoll und wende das auch jetzt so an. Sie wird halt eingesammelt und angeleint und darf für die nächsten Minuten nicht mehr ihrem Vergnügen nachgehen. Ich war mir einfach nie sicher ob das reicht...

Und wie von B500 auch erwähnt, ist ein härterer Umgang nicht sehr sinnvoll, Kea ist sehr sensibel und ich glaube sie hat auch ein relativ gutes Gespür für mich, sie merkt schon wenns nicht mehr lustig ist. Bspw. wenn ich sie einsammeln gehe und sie meint sie müsse jetzt noch ein kurzes Fangis starten geht das noch genau 2 Sekunden und sie merkt schon, dass das jetzt nicht verlangt ist. Umgekehrt glaube ich aber auch, hab ich ein recht gutes Gespür für sie, auf Spaziergängen in unübersichtlichen Gebieten, nehm ich sie dann bspw. an die Schlepp wenn ich merk, ihre Konzentration lässt nach. In der HuSchu hiess es auch immer: ouuuu, mit dem Eurasier nicht mehr als 2-3 Wiederholungen machen :ugly:

Schwierig ist für mich halt auch ihr plötzliches Desinteresse an Futter - früher hätte die für Leberpaste getötet und seit ein paar Monaten möchte sie nicht mal mehr nach dem Click unbedingt ein Guddi. Vielleicht bei jedem zweiten Mal... :)

Vielen Dank für deinen Input Disthen, du hast mich ins Grübeln gebracht...

So wie ich raushöre, bin ich ja nicht ganz auf dem Holzweg - ich hab irgendwie immer das Gefühl das ich der einzige Mensch mit einem nicht 120% gehorsamen Hund bin :ugly:

 
Peppermintkea: Das sind Lebewesen keine programmierten (und sogar da streikt's bekanntlich manchmal) Maschinen. ;-) Kein Lebewesen funkioniert/gehorcht auch nur zu 100%! :)

Eine andere Anmerkung noch ganz generell: Nie vergessen, die Hundis sind nicht doof! Die merken genau, ob eine Schlepp dran ist oder nicht. Je mehr sie dazu "gezwungen" werden es zu lernen, umso cleverer werden sie, da unterscheiden sie dann auch bald ob man die Schlepp hält oder ob sie nachschleift. :eng

 
Ach ich weiss doch dass das Lebewesen sind :) Ich begegne einfach zu vielen "ich-weiss-alles-besser"-Hundehaltern, mein Nervenkostüm ist da manchmal etwas zu wenig stabil.

 
Ach ich weiss doch dass das Lebewesen sind :) Ich begegne einfach zu vielen "ich-weiss-alles-besser"-Hundehaltern, mein Nervenkostüm ist da manchmal etwas zu wenig stabil.
Da kann ich dich verstehen. Manche HH und ihre Hunde sind ja so perfekt!

Ich erfreue mich dann am Wissen, dass mein Hund in ganz vielen anderen Dingen der Beste aller Besten ist.

 
Naja, das mit der Führung ist in diesem Fall so eine Sache. Hunde verlangen von sich in der Regel nicht, auf einen Rückruf unter allen Umständen sofort hier hier zu kommen. Sie haben auch kein Problem damit das jugendliche Rudelmitglider halt mal ne Solorunde drehen und eigene Erfahrungen sammeln.

Ich kenne diese Regeln alle und hatte sie früher genau so als absolut notwendig und wichtig erachtet. Aber Führung ist nicht alles, denn wir verlangen von unseren Hunden einfach so viele Dinge, die gar nicht so natürlich sind und mit Führung in der Form nichts zu tun haben.
Da, wo es für den Hund Sinn macht, nutze ich das auch, aber wenn ich meinem Hund etwas beibringen möchte, das nichts mit dem üblichen Rudelverhalten zu tun hat greife ich auf die Dressur zurück. Das eine schliesst das andere nicht aus.

Mein Hund ist wirklich ständig mit mir im Kontakt, er hat einfach einen grossen Radius, rassebedingt, schaut aber wirklich häufig zu mir zurück, reagiert sehr zuverlässig und freudig auf meine Angebote. Er orientiert sich prima an mir, ohne dass ich viel sagen muss. Aber er entscheidet in einigen Fällen einfach anders, als ich es gerne von ihm hätte. Das hat nichts damit zu tun, dass er mich nicht ernst nimmt oder mich nicht als Führungskraft wahr nimmt sondern mehr damit, dass er einfach neugierig ist und das Verhalten lohnenswert ist. Der würde danach sofort wieder kommen, das ist aus Hundesicht keine "straftat".

Ganz liebe Grüsse,
Katrin

 
Für mich persönlich sehe ich genau in diesem Beispiel mit Kea den Knackpunkt und ein Grundproblem im derzeitigen Trend der Hundeerziehung. Die Hunde werden dressiert auf weiss ich nicht wie viele Kommandos, verschiedene Belohnungsabstufungen, extrem kompliziert, komplex etc. Genau bei meinem Labi (und gedanklich hier einfach mal streichen, dass sie ein normaler Labi ist, denn die fällt total aus dem Rahmen diesbezüglich) stolperte ich auch über dieses Problem und machte eine echte Bruchlandung. Als ich mich damit ganz intensiv auseinander setzte, wurde mir bewusst weshalb wir anstehen. In diesem System/Technik dressiert man die Hunde hauptsächlich, bespassen sie und kreieren Erziehungsabläufe die komplizierter kaum mehr gehen.

Kommen aber dabei von den eigentlichen Grundsätzen des Zusammenlebens ab.

Die ist bei Hunden eine klare Rolle, Aufgaben und eine Struktur im Gefüge haben und den Hund führen,

nicht dressieren. Die zweite Stolperfalle:

Grundprinzip - ich Mensch agiere und der Hund reagiert.

Und nicht umgekehrt, der Hund agiert und ich reagiere, was in diesem System meist der Fall ist. Zwar agiere ich, nur dann reagiert der Hund nicht, sondern er agiert weiter und ich reagiere zwangsläufig.

Mit diesen zwei Erkenntnissen bin ich da raus gekommen. Keine Dressur, sondern Führung und dies ganz tief verankert im gesamten Zusammenleben und immer darauf achten, dass ich agiere und der Hund ins Reagieren kommt.
Ich hebe deine beiden Kernaussagen hervor, denn sie beschreiben Elementares! Sind die dem Hund mal klar, können wir auch Zirkusnumern zur gegenseitigen Bespassung einüben. Nicht aber umgekehrt.
 
Interessante Diskussion.... Ich oute mich jetzt mal als etwas entgegen dem allgemeinen Tenor hier. :D

Ich gestalte den Rückruf so, wie es scheinbar nicht geht: nur mit positiver Bestärkung. Und das je länger je mehr, und überzeugter. Es ist eigentlich das einzigste der grundlegenden Signale, wo ich nur positive Bestärkung nutze. Der Hintergrund ist folgender: wenn mein Hund 50 - 100 m von mir weg ist, habe ich herzlich wenig Möglichkeiten, strafend einzuwirken. Und das müsste ich konsequent jedesmal tun können, um mit aversiven Massnahmen erfolgreich zu sein. Sonst lernt der Hund bloss, wie gross meine strafende Reichweite ist.

Damit der Rückruf möglichst gut klappt, setze ich neben bedürfnisorientierter Belohnung darauf, ihn möglichst nicht zu hemmen. Was wiederum der Verzicht auf positive Bestrafung bedeutet, denn die wirkt einfach auch generell hemmend, und besonders auch im Kontext des Rückrufs vermehrt auf diesen. Diese Erfahrung habe ich wiederholt gemacht, denn einfach so geglaubt habe ich es nicht. Leider sitzt das Strafen noch sehr tief drin in mir, und ich muss aufpassen, dass es nicht zu Ausrutschern kommt.

Wie gesagt, es ist NUR der Rückruf, wo ich nicht strafe. Unerwünschte Verhaltensweisen, die der Hund im Moment interessanter findet breche ich durchaus ab, und ich habe auch aversive Abbruchsignale. Einen festgeschnüffelten Hund vertreibe ich von seiner Schnüffelstelle. Und einen, der grad Null kommunizieren und kooperieren will, nehme ich an die Leine, wobei dies nicht als Strafmassnahme gedacht ist, sondern selbstbelohnende eigenmächtige Unternehmungen verhindert.

In dem Sinn setzte ich den Rückruf nicht durch. Er klappt, oder auch nicht. Wenn nicht, dann erhöhe ich meine Erfolgschancen für den nächsten Versuch drastisch. Ich halte die Erfogsquote sehr, sehr hoch - das ist mein "Durchsetzen".

Ist für mich übrigens die konsequente Umsetzung von Ich agiere, Hund reagiert. ;-) Wenn ich strafe, bin ich immer am reagieren. Wobei ich diesem Grundprinzip nicht so viel abgewinnen kann, das schmeckt mir zusehr nach abrichten. Kommunikation ist keine Einbahnstrasse, ich reagiere oft sehr bewusst auf Signale meiner Hunde, nehme Anteil an dem, was sie mir mitteilen.

 
Naja, das mit der Führung ist in diesem Fall so eine Sache. Hunde verlangen von sich in der Regel nicht, auf einen Rückruf unter allen Umständen sofort hier hier zu kommen. Sie haben auch kein Problem damit das jugendliche Rudelmitglider halt mal ne Solorunde drehen und eigene Erfahrungen sammeln.

Das Problem habe ich auch nicht, wenn meine mal was im Alleingang machen. Wenn sie es in einer Situation wollen, wo ich es als gefährlich erachte, dann kommen sie heute auch wenn ich rufe, da sie gemerkt haben, dass es einen Grund hat und es für sie von Vorteil/lohnenswert ist auf meine Entscheidungen zu hören.

Ich kenne diese Regeln alle und hatte sie früher genau so als absolut notwendig und wichtig erachtet. Aber Führung ist nicht alles, denn wir verlangen von unseren Hunden einfach so viele Dinge, die gar nicht so natürlich sind und mit Führung in der Form nichts zu tun haben.

Ich muss ehrlich sein, ich kenne diese Regeln nicht, die du hier ansprichst. Sondern habe mir einfach ganz viele Gedanken gemacht, wie würde das ein Leitund jetzt machen, wie ist diese Situation für den Hund, was geht dabei in einem Hund ab. Aus diesem Grund meide ich im Alltag auch möglichst viele "hundeunlogische" Dinge. Als kleines Beispiel damit man es nachvollziehen kann: Mir ist es absolut egal, wo meine Hunde liegen, ob in einem Hundebett oder daneben, ob im selben Raum oder in einem anderen Raum. Ich muss sie nicht laufend kontrollieren. Das ist ihr persönlicher Freiraum. Ausser es gibt einen Grund weshalb ich sie irgendwo nicht möchte, dann beanspruche ich einfach diese Ressource für mich. Mir ist es auch egal wo meine Hunde sind, wenn wir essen, sie haben einfach nicht am oder unter dem Tisch zu sein. Futternapf wird hingestellt, da braucht es kein Sitz warten oder weiss ich nicht was, denn ihr Futter ist mir ja egal, das will ich nicht.

Da, wo es für den Hund Sinn macht, nutze ich das auch, aber wenn ich meinem Hund etwas beibringen möchte, das nichts mit dem üblichen Rudelverhalten zu tun hat greife ich auf die Dressur zurück. Das eine schliesst das andere nicht aus.

Aber wie labinchen so schön schreibt, zuerst muss die Führung klappen, die Zirkusnummern können dann kommen und sich seinem Menschen anschliessen, wenn der das möchte, hat für mich mit Rudelverhalten zu tun. Ausserdem muss ich meinen Hunden nichts beibringen (ausser eben Zirkusnummern, die sie so nicht zeigen/machen würden), ich muss nur die Kommunikation, den Auslöser finden, damit der Hund es tut.

Mein Hund ist wirklich ständig mit mir im Kontakt, er hat einfach einen grossen Radius, rassebedingt, schaut aber wirklich häufig zu mir zurück, reagiert sehr zuverlässig und freudig auf meine Angebote. Er orientiert sich prima an mir, ohne dass ich viel sagen muss. Aber er entscheidet in einigen Fällen einfach anders, als ich es gerne von ihm hätte. Das hat nichts damit zu tun, dass er mich nicht ernst nimmt oder mich nicht als Führungskraft wahr nimmt sondern mehr damit, dass er einfach neugierig ist und das Verhalten lohnenswert ist. Der würde danach sofort wieder kommen, das ist aus Hundesicht keine "straftat".

Sei froh, hat dein Hund überhaupt einen Radius. Für meine war das ein Fremdwort. Ab der Leine, ging die einfach und interessierte sich nicht die Bohne wo Mensch gerade war oder ob Mensch überhaupt noch da war. :ugly: Du hast Recht, es ist keine "Straftat" aus Hundesicht. Deshalb finde ich eben diese Techniken mit dressieren so schade, weil sie am eigentlichen hündischen Verhalten nicht entsprechen. Der Hund lebt im Rudel weil es ihm da besser geht, weil es seinen Anlagen entspricht und die Hierarchien gibt es, weil es sich lohnt, dass es sie gibt. Wieso gestalte ich mein Leben mit dem Hund nicht einfach so, dass er die Erfahrung machen kann, dass es sich lohnt mir zu vertrauen und sich mir anzuschliessen? Wenn er was jagen will, dann soll er jagen, nur er guckt schlussendlich in die Röhre (ist ja meist der Fall) und ich eben nicht. Also macht er die Erfahrung, dass es sich lohnt mit mir meine ausgesuchte Beute zu jagen, weil er da nicht nur das tolle Erlebnis der Jagd hat, sondern noch eine Beute dazu.

Aber, dass man soweit kommen kann, dass es auch in den Knackpunkten funktioniert, muss das Fundament dafür im eigenen Territorium und im generellen Umgang über 24 Stunden mit dem Hund zuerst gelegt werden. Wenn da aber gleichzeitig zuviel über Dressur läuft, dann kann sich so eine Basis nicht festigen.

Ganz liebe Grüsse,

Katrin
Dies sind einfach meine persönlichen Gedanken und Erfahrungen, die ich über all die Jahre bei meinen Hunden und vor allem auch bei meiner Arbeit gemacht habe. Ich weiss, ich schwimme da etwas gegen den Strom und den Modetrend der im Moment in der Hundeerziehung vorherrscht. Ich persönlich bin schon mega gespannt, in welche Richtung sich der Trend der Hundeerziehung verändern wird. Denn ändern wird er sich wieder, das liegt in der Natur der Sache.

 
Hey Disthen!
Das ist eine super Antwort von Dir, da stimme ich fast 100% überein. Kann nur gerade nicht ausführlich antworten. Ich glaube wir meinen in vielen Fällen das selbe, so unterschiedlich ist das gar nicht.
Vielleicht hab ich später nochmal Zeit genauer drauf einzugehen.

Grüsse,
Katrin

 
Ich handle heute eigentlich immer sehr aus meinem Bauchgefühl heraus. Ich habe zig Bücher gelesen, Seminare besucht und Workshopf gebucht. Sicher konnte ich überall viel mitnehmen, aber nach einer "Methode" erziehe ich meine Hunde nicht.
Was für mich klar ist: Rückruf wird natürlich positiv belohnt bei Befolgen, da gibt es Abstufungen, wie Kathrin sie weiter vorne beschreibt.
Klappt ein Rückruf nicht- kommt auf die Situation an ob ich einmal oder zweimal rufe- dann drücke ich meinen Unmut mit einem drohenden "HEY!" aus und der Kandidat wird geholt.
Ich bin mir sicher, meine Hunde betrachten mich klar als "Chef". Sollte Venia aber ein Reh sehen, dann können die klarsten Strukturen, die besten Rudelhierarchien da schlichtweg niemals greifen.
Interessant ist auch, dass Sunny z.B. mit dem besten Superpfiff nicht abzuhalten ist vom Sch***** fressen, komme ich aber mit meinem "HEY" nur einen Schritt in diese Richtung, auch wenn es 30 Meter Entfernung sind, dann ist sofort und augenblicklich Schluss.
Meine Devise; soviel wie möglich positiv aufbauen und dann belohne ich auch gerne, wenns aber nicht haut und mich meine Pappenheimer zum Narren halten, dann zeige ich genau so meinen Unmut und bin auch mal hässig.

 
Nu aber: :D

Katrin:

Naja, das mit der Führung ist in diesem Fall so eine Sache. Hunde verlangen von sich in der Regel nicht, auf einen Rückruf unter allen Umständen sofort hier hier zu kommen. Sie haben auch kein Problem damit das jugendliche Rudelmitglider halt mal ne Solorunde drehen und eigene Erfahrungen sammeln.

Disthen:

Das Problem habe ich auch nicht, wenn meine mal was im Alleingang machen. Wenn sie es in einer Situation wollen, wo ich es als gefährlich erachte, dann kommen sie heute auch wenn ich rufe, da sie gemerkt haben, dass es einen Grund hat und es für sie von Vorteil/lohnenswert ist auf meine Entscheidungen zu hören.

K:

Was genau ist für sie in dem Moment von Vorteil / lohnenswert?

Bei meiner Hündin früher (Malamut-Bernersennen-Mix) war ich ganz genau der selben Ansicht. Sie war 120%ig da, wenn ich was von ihr wollte, fast schon ein wenig unglaubwürdig wie gut sie mitgemacht hat. Wir haben uns voll vertrauen können in ALLEN Lebenslagen und sie war durchaus jagdlich mehr als interessiert, hatte bevor sie zu mir kam auch schon Jagderfolg im Sinne von "reissen" gemacht. Dem allen zu trotz liess sie sich von mir super davon abhalten, ohne dass ich je besonders hart oder grob werden musste. Es war eine klare Beziehung mit sehr klaren Strukturen und eben dem Stück Dressur, das es braucht um die "hundeunlogischen" Dinge auch noch zu erarbeiten.

Bei meinem Mammut ist das nun etwas anders. Er ist definitiv überdurchschnittlich kooperativ, das war ganz und gar nicht von Anfang an so. Auch hier sind die Strukturen klar. Seine Motivationsgrundlagen sind aber weiter gestrickt als die meiner Hündin und das macht es teils etwas schwierig ihn von meinen Wünschen zu überzeugen;-).

K:

Ich kenne diese Regeln alle und hatte sie früher genau so als absolut notwendig und wichtig erachtet. Aber Führung ist nicht alles, denn wir verlangen von unseren Hunden einfach so viele Dinge, die gar nicht so natürlich sind und mit Führung in der Form nichts zu tun haben.

D:

Ich muss ehrlich sein, ich kenne diese Regeln nicht, die du hier ansprichst. Sondern habe mir einfach ganz viele Gedanken gemacht, wie würde das ein Leitund jetzt machen, wie ist diese Situation für den Hund, was geht dabei in einem Hund ab. Aus diesem Grund meide ich im Alltag auch möglichst viele "hundeunlogische" Dinge. Als kleines Beispiel damit man es nachvollziehen kann: Mir ist es absolut egal, wo meine Hunde liegen, ob in einem Hundebett oder daneben, ob im selben Raum oder in einem anderen Raum. Ich muss sie nicht laufend kontrollieren. Das ist ihr persönlicher Freiraum. Ausser es gibt einen Grund weshalb ich sie irgendwo nicht möchte, dann beanspruche ich einfach diese Ressource für mich. Mir ist es auch egal wo meine Hunde sind, wenn wir essen, sie haben einfach nicht am oder unter dem Tisch zu sein. Futternapf wird hingestellt, da braucht es kein Sitz warten oder weiss ich nicht was, denn ihr Futter ist mir ja egal, das will ich nicht.

K:

Demnach handhaben wir das ziemlich gleich.

K:

Da, wo es für den Hund Sinn macht, nutze ich das auch, aber wenn ich meinem Hund etwas beibringen möchte, das nichts mit dem üblichen Rudelverhalten zu tun hat greife ich auf die Dressur zurück. Das eine schliesst das andere nicht aus.

D:

Aber wie labinchen so schön schreibt, zuerst muss die Führung klappen, die Zirkusnummern können dann kommen und sich seinem Menschen anschliessen, wenn der das möchte, hat für mich mit Rudelverhalten zu tun. Ausserdem muss ich meinen Hunden nichts beibringen (ausser eben Zirkusnummern, die sie so nicht zeigen/machen würden), ich muss nur die Kommunikation, den Auslöser finden, damit der Hund es tut.

K:

Da habe ich nichts gegen einzuwenden. Zirkusnummern funktionieren zwar auch ohne Beziehung und Bindung, aber es ist natürlich sehr viel einfacher hier eine Zuverlässigkeit im Alltag zu erreichen, wenn es nicht nur darauf aufgebaut ist. Wir haben ja auch keine reizarme Zirkuswelt in der wir arbeiten, daher blende ich die soziale Komponente da überhaupt nicht aus. Die gehört unbedingt mit rein. Und ja, eine klare Struktur im Zusammenleben, soziale Regeln sind da sehr sinnvoll.

K:

Mein Hund ist wirklich ständig mit mir im Kontakt, er hat einfach einen grossen Radius, rassebedingt, schaut aber wirklich häufig zu mir zurück, reagiert sehr zuverlässig und freudig auf meine Angebote. Er orientiert sich prima an mir, ohne dass ich viel sagen muss. Aber er entscheidet in einigen Fällen einfach anders, als ich es gerne von ihm hätte. Das hat nichts damit zu tun, dass er mich nicht ernst nimmt oder mich nicht als Führungskraft wahr nimmt sondern mehr damit, dass er einfach neugierig ist und das Verhalten lohnenswert ist. Der würde danach sofort wieder kommen, das ist aus Hundesicht keine "straftat".

D:

Sei froh, hat dein Hund überhaupt einen Radius. Für meine war das ein Fremdwort. Ab der Leine, ging die einfach und interessierte sich nicht die Bohne wo Mensch gerade war oder ob Mensch überhaupt noch da war. Du hast Recht, es ist keine "Straftat" aus Hundesicht. Deshalb finde ich eben diese Techniken mit dressieren so schade, weil sie am eigentlichen hündischen Verhalten nicht entsprechen. Der Hund lebt im Rudel weil es ihm da besser geht, weil es seinen Anlagen entspricht und die Hierarchien gibt es, weil es sich lohnt, dass es sie gibt. Wieso gestalte ich mein Leben mit dem Hund nicht einfach so, dass er die Erfahrung machen kann, dass es sich lohnt mir zu vertrauen und sich mir anzuschliessen? Wenn er was jagen will, dann soll er jagen, nur er guckt schlussendlich in die Röhre (ist ja meist der Fall) und ich eben nicht. Also macht er die Erfahrung, dass es sich lohnt mit mir meine ausgesuchte Beute zu jagen, weil er da nicht nur das tolle Erlebnis der Jagd hat, sondern noch eine Beute dazu.

Aber, dass man soweit kommen kann, dass es auch in den Knackpunkten funktioniert, muss das Fundament dafür im eigenen Territorium und im generellen Umgang über 24 Stunden mit dem Hund zuerst gelegt werden. Wenn da aber gleichzeitig zuviel über Dressur läuft, dann kann sich so eine Basis nicht festigen.

K:

Muss schon wieder weg, daher nur noch kurz:

Mein Mammut hat diesen Radius sicher nicht von sich aus so angeboten :p ! Da war viel Beziehungarbeit von Nöten, vermutlich ähnlich wie Du sie verstehst, damit das überhaupt möglich wurde. Die Überlegung, dass der Umgang 24h eine Rolle spielt könnte von mir stammen, da bin ich voll Deiner Meinung!

Grüssle,

Katrin