AJT nach Pia Gröning

Turbokäthy

Erfahrener Benutzer
19. März 2011
634
0
0
Da ja viele bei uns Jäger zu Hause haben, werde ich mal so ein Tagebuch führen, wie sich dieser Kurs aufbaut und ob sich diese Methode bewährt. Der Kurs beinhaltet 10 Lektionen à 90 Min., ab jetzt bis Ende Jahr. Nach jeder Lektion muss das gezeigte immer privat weiter geübt und verinnerlicht werden….also viiiiele Hausaufgaben :rolleyes: .

1. Lektion: Orientierungstraining / Impulskontrolle / Schleppleinentraining

Die wenigsten Hunde ziehen Motivation, die der Mensch bieten kann, dem Jagen vor. Aber die meisten Hunde möchten ihre Menschen nicht verlieren. Die Wichtigkeit des Menschen plus die Freude an der Arbeit mit ihm ist eine grosse Motivation, die man einsetzen kann, um den Hund länger und häufiger in der Menschenwelt zu halten. Orientierungstraining verbindet diese beiden Faktoren.

Jagen ist vor allem eine Reaktion auf bestimmte Reize. Je heftiger ein Hund auf diese Reize reagiert, desto stärker ausgeprägt ist sein Jagdverhalten. Sehr reaktive Hunde reagieren nicht nur bei Wildsichtung oder frischen Spuren, sondern zeigen auch in anderen Lebenssituationen impulsives Verhalten. Impulskontrolle kann dazu dienen, dass der Hund diese schnelle Erregbarkeit besser kontrollieren kann.

Basistraining:

Orientierungsübungen:

-Blickkontakt: Der Blickkontakt des Hundes zu uns ist wichtig, weil er im Moment seines Rückblickens sein Tun aktiv unterbricht. Er ist sozusagen gedanklich bei uns. Blickkontakttraining ist auch Radiustraining. Denn um in Blickkontakt treten zu können, muss der Hund in unserer der Nähe sein. Hunde können lernen, dass sich das Umschauen zu uns immer lohnt. Je mehr unsere Hunde das verinnerlichen, umso grösser ist die Chance, dass er in verschiedenen Situationen zu uns schaut, um mit uns "Rücksprache" zu halten. SELTENER BLICKKONTAKT HAT NICHT ZWANGSLÄUFIG MIT SCHLECHTER BINDUNG ZU TUN!

Übungen:

  • Hund ist an der kurzen Leine beim HH (ohne Aktion wie laufen, etc.). Für jeden Blickkontakt des Hundes gibt es eine Belohnung. Steigern mit Umrunden des Hundes.
  • Steigerung, in dem mein Hund mich länger anschauen muss, bis die Belohnung kommt
  • Wenn ich den Hund anspreche und der Hund mich sofort anschaut (ohne Aktion wie laufen, etc.)
  • Beim Signal "Schade" wird der Hund irgendwo angebunden. HH steht daneben und zählt bis 30 . Wenn der Hund innerhalb dieser Zeit Blickkontakt zum HH aufnimmt wird er belohnt. Schaut er innerhalb dieser Zeit nicht zum HH, dann kommt das Wort "Schade" und gleichzeitig entfernt man sich. Schaut der Hund wieder zum HH dann geht man zurück. Dafür gibt es keine Belohnung, da das Zurückkommen schon Belohnung genug für den Hund ist.
Impulskontrolle:

Übungen:

· Vor dem Hund wird ein Guddeli auf die Handfläche gelegt. Bei Berührung der Schnauze mit der Hand wird diese sofort und kommentarlos weggenommen. Übung beginnt von vorne. Schaut der Hund zurück zum HH und lässt die Hand in Ruhe, wird der Hund mit einem Guddeli der anderen Hand belohnt. Diese Übung wird gesteigert, in dem ein Guddeli nach dem anderen in die Hand gelegt wird und der Hund lässt die Hand in Ruhe und schaut wieder zum HH. Übung kann ausgebaut werden, indem eine andere Person den "Lockvogel" spielt. Belohnt wird er aber immer vom HH.

· Hund ist an der kurzen Leine beim HH. Guddeli wird soweit geworfen, dass der Hund nicht daran kommt. Man bleibt dort stehen, bis der Hund nicht mehr versucht, an das Guddeli zu kommen, sondern zum HH schaut. Hund wird mit einem Guddeli aus der Hand belohnt.

Schleppleinentraining:

Damit lernt der Hund den Radius einzuhalten und die Selbstbelohnung kann damit verhindert werden

 
Sehr spannend! Habe das Buch bestellt und fange auch bald mit dem Training an :) Berichtest du auch darüber wie es bei/für euch läuft?

 
Ja, werde dann bestimmt von Lust und Frust berichten. Ich hoffe, dass ich genug Durchhaltevermögen habe:)

 
Ich drück euch die Daumen und wünsch vor allem dir den nötigen "Schnuuf"!!!

Bei uns klappt die Impulskontrolle 1A, ich kann sie von der Reizangel abpfeifen, kann sie 1 Meter vor anderen Hunden zurückrufen, (mache ich nicht absichtlich, ist ja eher unanständig- war aber schon nötig) kann sie ohne Probleme warten lassen wenn ich Ball, Kong Frisbee o.ä schmeisse, kann sie im Hetzen vom Frisbee oder Kong abrufen- alles supertoll, von einer Le parfait tube wegrufen, alles wirklich hammermässig. Auf dem Spaziergang sucht sie viel Blickkontakt, ist aufmerksam, bietet kleinen Radius an obwohl sie einen grossen hätte an sich.
Bei Sichtung von Reh, Katze ist das alles wie weggeblasen, null- aber null Chance mit nichts.
Wir sind seit 2 Jahren am Ueben und ganz ehrlich- wenn man einen RICHTIGEN Jäger an der Leine hat, kann man weder mit FUtter, noch mit Spielzeug kommen, das ist leider alles viel weniger hochwertig als das Hetzen.
Wenn man einen Jagdhund führt, der gezüchtet wurde um mit dem Menschen zusammenzuarbeiten, hat man schon viel die besseren Karten- das ist einfach meine ganz persönliche Erfahrung:)
Auf jeden Fall bringen diese Trainings eine Menge für den Alltag, aber ich denke, man darf daran nicht die Erwartung knüpfen, dass man den Hund danach im Hetzen von einer fliehenden Katze abrufen kann;-)

Viel Glück wünsch ich euch:thumbsup:, ich werde sicher gespannt über eure Erlebnisse mitlesen!

 
Danke fürs Daumendrücken. Kann ich bestimmt gebrauchen :) .

Da bist du schon 1000 Schritte weiter als ich.. Wir stehen wirklich noch ganz am Anfang der Impulskontrolle und des Blickkontakts.
Aus einem Jäger einen Jagdmuffel zu machen ist sicher illusorisch *soifz* :-( . Aber sie wenigstens ansprechbarer zu machen, auch wenn sie mal Wild sieht, wäre schon mehr, als ich mir zu erhoffen wage...Es ist ja nebst den Genen, die ein Hund hat, auch schwer abhängig, was er schon für Erfolge hatte, und die Umstände unter welchen der Hund aufgewachsen und geprägt wurde. Bei meiner sicher nicht ganz einfach, da sie ja im Welpenalter ausgesetzt wurde :-( ... der Weg ist das Ziel und diese Trainings sind ja so oder so gut, und sei's nur um die Bindung zu fördern :)

 
Ich werde den Thread hier sicher gespannt verfolgen :p AJT nach Pia Gröning kenn ich, hab ich telweise auch umgesetzt und teilweise habe ich für mich und meine Jägerin andere Wege gefunden, damit umzugehen.
Ich denke, das AJT ist EIN Weg, der Sache mit dem Jagen zu begegnen. Was mir daran sehr gefällt ist, dass es dabei nicht darum geht, das Jagen zu unterbinden oder zu verbieten, sondern es in lenkbare Bahnen zu bringen.
Ich denke halt einfach, die Jagdeigenschaften unserer Hunde sind so unterschiedlich (Zucht/ Genetik, Erfahrungen...), dass man bei den wenigsten das AJT nach "Büechli" machen kann und es funktioniert. Da brauchts sicher einen Trainer / eine Trainerin mit viel Erfahrung, der/ die verschiedene Wege kennt und das AJT sinnvoll und individuell anpassen kann. Und für mich auch immer ganz wichtig: was ist das Ziel? Kann es wirklich sein: "mit unangleintem Hund durch den Wald spazieren und er ignoriert sämtliche Anzeichen von Wild"? Mit zunehmender Erfahrung (mit meinem eigenen Hund) und Auseinandersetzung mit dem AJT habe ich persönlich mein Ziel in "Mein Hund soll seinen Jagdtrieb ausleben können...aber nur kontrolliert und mit mir zusammen." abgeändert. Ich denke einfach, da muss man realistisch bleiben, wissen, was drin liegt und was nicht (beim eigenen Hund) und auch hier ist es wieder sehr von Vorteil, wenn jemand mit viel Erfahrung einem begleitet und helfen kann, bei einer realistischen Einschätzung des eigenen Hundes.
So, fertig gequatscht :blush: Ich wünsche dir ganz viel Freude und Erfolg beim Training und wie gesagt....ich lese hier sehr gespannt mit! :)

 
Hi,
Ich werde hier auch sehr interessiert mitlesen und hoffe, du berichtest fleissig von Lust und Frust, habe ich doch auch eine Jägerin bei uns zu Hause.
Bei ihr ist es so, dass auf Spaziergängen sie Blickkontakt sehr häufig anbietet, Impulskontrolle mit Guddeli gut funktioniert. Aber von der Reizangel abrufbar - phuu, da sind wir noch ein riesen Schritt von entfernt. Und auch Spazieren im Wald ist meistens noch ziemlich schwierig. An schlechten Tagen habe ich ein fiependes, bellendes, hyperndes Etwas an der Leine. An guten Tagen kann sie im Fuss mit vielen Guddies bei mir laufen, totz grosser Erregung.
Also, ich bin gespannt auf deine Berichte und Fortschritte.
lg, Ces

 
Ich wünsche Dir ganz viel Durchhaltevermögen und auch Spass bei der Sache. Bin schon ganz gespannt wie es sich entwickeln wird und freue mich auf einen interessanten Thread mit viel "Fachsimpelei". :headbang:


Wir werden leider einen anderen Weg gehen müssen da das normale AJT bei meinem Hund nichts bringt. :(Habs schon lange vermutet, wurde mir aber jetzt endlich von 2 unabhängigen Fachpersonen bestätigt. Mehr dazu werde ich in meinem alten AJT Thread schreiben wenns dann funktionniert hat.

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
Es ist ja nebst den Genen, die ein Hund hat, auch schwer abhängig, was er schon für Erfolge hatte, und die Umstände unter welchen der Hund aufgewachsen und geprägt wurde.
Das habe ich auch lange stark in die Waagschale gelegt. Ich bin auch davon mit meiner Meinung etwas abgerückt- Venia kam ja mit 8 Wochen zu mir. Von allerersten Tag an Blickkontakt geclickert, Umorientieren, Schlepptraining, Impulskontrolle und abrufen bis zur Vergasung geübt. Alles mit super Erfolg, im Alltag habe ich einen wirklich super ansprechbaren Hund, der meist mit für die Rasse guter Motivation mit mir kooperiert.

Sie hatte nicht viel Jagderfolg, sie ist mir zweimal einer Katze nach und einmal einem Reh auf einem offenen Feld das aus dem Mais kam. Allemale war sie innert weniger als einer halben Minute wieder da.

Seit letztem Jahr im Sommer konnte sie nichts, aber auch gar nichts mehr nachgehen, ich habe aufgepasst wie ein Häftlimacher und sie gesichert mit Schleppe- sie war nur da frei wo wirklich nichts zu sehen war und es übersichtlich war.

Wir üben jeden Tag die Ansprechbarkeit bei Katzen oder Rehen und ich habe für mich festgestellt, dass es schlichtweg tagesformabhängig ist. An einem Tag ist sie ansprechbar, am anderen Tag hängt sie spinnend in der Leine und ich könnte eine Kuh an der Reizangel schwingen mit Sahnehäubchen, die würde sich never umorientieren.

Letztens war ich etwas nachlässig und habe sie bei uns hier auf dem Feld frei gelassen; prompt übersah ich eine Katze. Sie spurtete sofort los, die Katze auf eine offene Balkontüre zu und ich dachte- oh nein, bitte Herrgott nicht, ich meine jeder hier weiss wem dieses Teil gehört! Interessanterweise jagte sie die Katze nicht derart "verbissen" wie sonst. Sie holte die Katze ein, machte aber selber Abstand und bremste dann ab als sie sie erreicht hatte. Die Katze rannte ins Haus, Venia drehte ab und kam recht locker zu mir zurück.

Am nächsten Tag war genau diese Katze wieder auf dem Feld- Venia reagierte nicht mehr oder weniger als sonst.

Klar, wenn ein Hund sehr viel Erfolg hat und immer wieder jagen kann hat das sicherlich gorsse Auswirkungen. Ich kann aber keine Veränderung vom Jagdverhalten ausmachen, auch wenn Venia ein ganzes Jahr lang wirklich nichts jagen konnte zeigte sich keine signifikante Veränderung.

Ich möchte dir damit sagen; es ist im Prinzip einfach- wenn du einen Hund hast der die Motivatoren die du zur Verfügung hast als gleich hochwertig oder idealerwiese sogar als hochwertiger empfindet als das Hetzen oder Aufspüren, dann hast du supertolle Chancen und wirst mit viel Uebung gut vorwärts kommen. Dann hast du in meinen Augen sogar die Chance, einen schon hetzenden Hund irgendwann abrufen zu können.

Hast du einen Hund dem du zwar sehr gute Motivatoren bieten kannst die er auch gerne annimmt, die aber für ihn in der Hochwertigkeit nie ans Jagen herankommen, kannst du jahrelang gegenkonditionnieren, es wirkt sich super auf den Alltag aus und wird euch das Leben allgemein sehr viel angenehmer machen, aber das Jagdverhalten wird sich da nicht unbedingt abschwächen.

Aber mal ehrlich, so ein stark reaktiver Hund hat doch auch seine Vorteile, z.B. ist mein Jagdgeschwader supermotiviert bei der Arbeit dabei und auch da schnell, schnell, schnell- also ich meine meistens, dann wenn sie will:laughingmyassoff:

 
Ich schliess mich dir an, Iris. Und klar ist die Erfahrung, die der Hund gemacht hat nur ein Teil des Ganzen. Da ich diesbezüglich eine ähnliche Aussage wie Turbokäthy gemacht habe, möchte ich gerne präzisieren: es macht, denke ich schon einen Unterschied, ob ich mit einem Hund arbeite, der mit z.B. Hetzen von Wild (oder Katzen, oder anderen Jagdobjekten) schon Erfahrung gemacht hat oder nicht. Denn gerade dieses Verhalten ist hochgradig selbstbelohnend. Ein Hund, der das weiss, lässt sich für Alternativen ziemlich sicher weniger begeistern, als einer, der noch nie gehetzt hat.
Und genau das was du schreibst von wegen Jagdverhalten abschwächen: was ich so enorm wichtig finde und deshalb auch nochmals darauf rumreite ist die Frage: ist es wirklich das Ziel, Jagdverhalten (das zu normalem Hundeverhalten gehört) abzuschwächen oder wegzutrainieren?

 
Aus einem Jäger einen Jagdmuffel zu machen ist sicher illusorisch *soifz* :-( . Aber sie wenigstens ansprechbarer zu machen, auch wenn sie mal Wild sieht, wäre schon mehr, als ich mir zu erhoffen wage...Es ist ja nebst den Genen, die ein Hund hat, auch schwer abhängig, was er schon für Erfolge hatte, und die Umstände unter welchen der Hund aufgewachsen und geprägt wurde. Bei meiner sicher nicht ganz einfach, da sie ja im Welpenalter ausgesetzt wurde :-( ... der Weg ist das Ziel und diese Trainings sind ja so oder so gut, und sei's nur um die Bindung zu fördern :)
Da hast Du absolut Recht ! Das Wort AJT ist deshalb auch nicht ganz korrekt.

Du bist auf alle Fälle im richtigen Kurs gelandet und wirst (da bin ich mir sicher) auch das Ziel der Ansprechbarkeit erlangen !!

 
Ich bin wie Iris und BanGli der Meinung, dass ein Jagdverhalten nicht wegtrainiert werden kann und darf, da es zum normalen Verhaltensrepertoire eines Hundes gehört.

Wobei jede Rasse und dort noch einmal jedes Individuum eine ganz eigene Jagdpassion entwickeln kann. Der eine Hund interessiert sich überhaupt nicht gross für die Jagd, während beim anderen sein Lebensinhalt darin zu bestehen scheint, sich nach jagbaren Objekten umzuschauen, kaum ist er aus der Haustüre raus.

Hinzukommt dann noch der ursprüngliche Verwendungszweck. So ist es bei einer Rasse, die während der Jagd/des Hütens zur Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet wurde, in der Regel um einiges einfacher, sie bei Jagdobjekten ansprechbarer zu halten. Auch sehr wichtig ist dabei die Überlegung, welche der Jagdsequenzen gemäss Standard bei der jeweiligen Rasse überhaupt noch vorhanden wäre und welche nicht (suchen, orten, fixieren, hetzen, packen, töten, fressen) .

Deshalb kann auch nicht ein einziger Ansatz bei allen Teams zum gleichen Erfolg führen. Was das sogenannte Antijadgtraining jedoch erreichen kann, ist, den Hund zu lehren nicht mehr gleich jedem Reiz nachzugeben und eine bessere Kontrollierbarkeit vor dem Auslösen zu erreichen. Und der Besitzer lernt gleichzeitig, auf die Signale seines Hundes gezielter zu achten und zu erkennen, wann sein Hund in den Jagdmodus umschaltet, wie er ihn dann noch erreicht und wann der Zeitpunkt verpasst ist.

Bei dem einem Hund kann das bedeuten, dass ich nur schon die Suche nach einem Jagdobjekt unterbrechen / umlenken muss, während es bei einem andern noch reicht erst bei direktem Sicht-/Geruchkontakt zu reagieren.

Bin ich hier nur einen Moment zu spät oder lasse ich den Hund sich permanent nach einem potentiellen Jagdobjekt umschauen, dann ist sein Erregungslevel in dem Augenblick, in dem er abgehen würde, so hoch, dass es immer schwieriger wird, diesen Hund noch zu kontrollieren. Aber auch hier kann das Antijagdtraining helfen, die Grenzen zu unseren Gunsten zu verschieben.

Und neben der Kontrollierbarkeit ist es natürlich auch wichtig, diesen Hund rassetypisch im jagdlichen Bereich zu beschäftigen. Wobei auch hier die Überlegungen wichtig sind, wie und wo hilft mir die Übung in der Auslastung und der Kontrollierbarkeit dieses entsprechenden Hundes und was fördere ich damit (evt. auch unbewusst) in eine falsche Richtung. Und wie kann ich sein Interesse dafür wecken, diese Aktivitäten zusammen mit mir zu tun.

Moni

 
ich habe einen hund der auf reizangel null reagiert, an der leine (normalerweise) auch nicht wirklich, solange kein anderer hund geht, sicher aber nicht durch einen zaun, gehege etc. ergo ich habe so gut wie keine gelegenheit zu üben. manchmal (das darf man ja eigentlich nicht laut sagen...) gibt es eine übungskatze, wo ich dawn dazu bringen kann, sich der katze weg und mir zuzuwenden. aber natürlich ist das die ausnahme, nämlich genau dann wenn ich dummerweise so ein tierchen übersehen habe und es dann nicht flüchtet. ich lasse es selbstverständlich nicht drauf ankommen und sie einfach los an der schlepp oder flexi... und sie an dieser aufmerksam zu bekommen, ist in der regel kein thema. neulich waren wir mit iris unterwegs und da hat sie wohl was gesehen (was sonst niemand sah, ich auch nicht, iris hunde auch nicht, nastassja auch nicht) und da ging sie in die leine, nicht übel mit schreien und so, aber sie ging, was sonst nicht der fall ist. mit noch zwei andern hunden an der leine fiel das üben dann ziemlich dürftig aus, kurz geguckt und dann weiter gescannt. von dem her wär so ein training schon eine überlegung wert, dann natürlich nur mit dawn alleine. aber bislang sind diese sachen noch alle dran gescheitert, dass sie auf reize nicht reagierte, sondern so tat, als hätte sie aaaaabsolut keinen jagdtrieb.
was ganz klar ist, als einzelhund hätte sie weit weniger jagdtrieb, denn sie guckt nicht in erster linie nach jagdobjekten sondern danach ob andere hunde ein jagdobjekt im visier haben. rudeljäger halt. wir haben unseren weg einigermassen gefunden, ich bin zufrieden, dass sie nicht mehr sinnbefreit auf die suche geht sobald es etwas waldig ist, nur sehr kurz zwar und mich stets im hintergrund, aber trotzdem mühsam. den anspruch, im wald eine dawn frei laufen zu lassen, den hab ich nicht, sonst hätte ich keine windhunde. die meisten hunde haben jagdtrieb, deshalb lässt sich mit dem schlagwort "antijagdtraining" sicher auch ganz nett verdienen, daher bin ich immer etwas vorsichtig, aber auch sehr interessiert, was andere damit für erfahrungen machen.

 
Ich kenne Pia Grönning und ich finde ihre Umsetzung absolut tauglich, bei den meisten Hunden klappts.
Die "Schutzhündeler" haben in dieser Beziehung ein anderes Plus, die meisten ihrer Hunde haben Gehorsam gelernt auch während sie in einer hohen Trieblage stehen. Für mich deshalb der einfachere Weg.

 
Ich möchte dir damit sagen; es ist im Prinzip einfach- wenn du einen Hund hast der die Motivatoren die du zur Verfügung hast als gleich hochwertig oder idealerwiese sogar als hochwertiger empfindet als das Hetzen oder Aufspüren, dann hast du supertolle Chancen und wirst mit viel Uebung gut vorwärts kommen. Hast du einen Hund dem du zwar sehr gute Motivatoren bieten kannst die er auch gerne annimmt, die aber für ihn in der Hochwertigkeit nie ans Jagen herankommen, kannst du jahrelang gegenkonditionnieren, es wirkt sich super auf den Alltag aus und wird euch das Leben allgemein sehr viel angenehmer machen, aber das Jagdverhalten wird sich da nicht unbedingt abschwächen.
@Idesiree:Ich meine damit eigentlich, dass ein Hund, der von klein auf auf sich allein gestellt war, gelernt hat, sich sein Futter selber zu jagen und das Jagen somit höher eingestuft wird (überlebenswichtig), als der Besitzer und er somit an priorität verliert. Aber wie schon geschrieben, ist das nur ein Aspekt unter vielen:).

Ich schliess mich dir an, Iris. Und klar ist die Erfahrung, die der Hund gemacht hat nur ein Teil des Ganzen. Da ich diesbezüglich eine ähnliche Aussage wie Turbokäthy gemacht habe, möchte ich gerne präzisieren: es macht, denke ich schon einen Unterschied, ob ich mit einem Hund arbeite, der mit z.B. Hetzen von Wild (oder Katzen, oder anderen Jagdobjekten) schon Erfahrung gemacht hat oder nicht. Denn gerade dieses Verhalten ist hochgradig selbstbelohnend. Ein Hund, der das weiss, lässt sich für Alternativen ziemlich sicher weniger begeistern, als einer, der noch nie gehetzt hat.

Und genau das was du schreibst von wegen Jagdverhalten abschwächen: was ich so enorm wichtig finde und deshalb auch nochmals darauf rumreite ist die Frage: ist es wirklich das Ziel, Jagdverhalten (das zu normalem Hundeverhalten gehört) abzuschwächen oder wegzutrainieren?
Beim AJT nach Gröning will man ja das Jadtverhalten nicht abschwächen oder wegtrainieren. Aber es ist ein Weg, den es sich auszuprobieren lohnt, ob mein Hund allenfalls ansprechbar gemacht werden kann und auch mit der Impulskontrolle gearbeitet werden kann. Ob mein Hund dann auf diesen Zug aufspringt, weiss ich heute noch nicht, aber es ist ein Versuch, es zu probieren. Denn meine ist heute ansprechbar (natürlich nur an der Leine), selbst wenn mal ein Reh gesichtet wurde. Aber um es nochmals zu sagen: Ich erwarte nicht von ihr, dass sie im Wald plötzlich frei laufen kann und ihren Jagdtrieb verliert, sondern sie VIELLEICHT für mich etwas ansprechbarer wird ;-)
 
Die "Schutzhündeler" haben in dieser Beziehung ein anderes Plus, die meisten ihrer Hunde haben Gehorsam gelernt auch während sie in einer hohen Trieblage stehen. Für mich deshalb der einfachere Weg.
Schlussendlich geht es doch bei jeder Methode genau darum - um den Gehorsam in sämtlichen Situationen. Ob man es nun "Abbruchsignal" nennt oder "Superschlachtruf" - was zählt ist, dass der Hund auf "Kommando" oder "Aufforderung" damit aufhört dem Wild hinterherzuhetzen.

Mit dem Reizangeltraining versucht man den Hund ja auch in eine hohe Trieblage zu bringen um dann die Impulskontrolle zu trainieren oder am "Gehorsam" zu arbeiten oder an der "Kooperation" - wie man es dann lieber nennen möchte. (Mit Ausnahme ein paar weniger, die etwas falsch verstanden haben und die Reizangel dazu brauchen, den Hund müde zu machen indem sie ihn sinnbefreit im Kreis rumjagen...)

Der Weg zur 99.9% sicheren Impulskontrolle und dem® fast bedingungslosen Gehorsam/Kooperation ist wahrscheinlich immer gleich einfach oder schwer, ob nun mit der Methode "Schutzhündeler" oder "AJT". Die einen erklären ihre Methode mit mehr Worten, die anderen mit weniger.

OT: @Kiss gibt es eigentlich ein gut verständlich geschriebenes Buch zu Thema "Schutzhund"? Da gäbe es bistimmt einige wertvolle Hinweise zum Aufbau eines bomensicheren Abbruchsignals.

 
Die Bücher, welche auf dem Markt sind, können bestenfalls von "Insidern" verstanden werden, denn auch im Schutzdiensttraining gibt es 100 Wege nach Rom und es kommen immer neue dazu.

Ob es ein bombensicheres Abbruchsignal gibt wage ich hingegen zu beweifeln, sicher nicht auf dem tierschutzrelevanten Weg. Ich würde jetzt niemals die Hand ins Feuer legen, dass mein Hund, obwohl der Gehorsam wirklich sehr gut ist, in vollem Hetzfieber noch umdreht, ich glaube der würde mich nicht mal mehr hören. Ich sehe es als MEINE Aufgabe auf dem Spaziergang die Augen offen zu halten, solange der Hund nur sieht oder erst am Start ist, lässt er sich gut in den Gehorsam bringen.

 
Beim AJT nach Gröning will man ja das Jadtverhalten nicht abschwächen oder wegtrainieren. Aber es ist ein Weg, den es sich auszuprobieren lohnt, ob mein Hund allenfalls ansprechbar gemacht werden kann und auch mit der Impulskontrolle gearbeitet werden kann. Ob mein Hund dann auf diesen Zug aufspringt, weiss ich heute noch nicht, aber es ist ein Versuch, es zu probieren. Denn meine ist heute ansprechbar (natürlich nur an der Leine), selbst wenn mal ein Reh gesichtet wurde. Aber um es nochmals zu sagen: Ich erwarte nicht von ihr, dass sie im Wald plötzlich frei laufen kann und ihren Jagdtrieb verliert, sondern sie VIELLEICHT für mich etwas ansprechbarer wird ;-)
Da wurde ich wohl falsch verstanden ;-) Ich bin mit dem AJT von Pia Gröning bestens vertraut...ich wollte eigentlich damit nur sagen, dass der Erfolg dieses Trainings für mich ganz entscheidend davon abhängt, welches Ziel man damit verfolgt...viele denken beim Begriff Antijagdtraining doch "oh, da wird der Jagdtrieb weggemacht" und stellen sich dann vor, wie sie mit ihrem jagdtrieb-freien Hund durch den Wald spazieren können. Klar, es gibt vielleicht Hunde, die auf das Training so gut ansprechen, dass Wild hetzen danach kein Thema mehr ist...heisst aber nicht, dass dieses Ziel zwangsläufig bei allen Hunden realistisch ist...das wollt ich sagen.

Und dass es, meiner Meinung nach, auch ein erfolgreiches Training ist, wenn der Hund in "unsichern" Gebieten sein Leben lang an der Leine läuft, dafür aber vom HH "alternativ-jagdlich" beschäftigt und ausgelastet werden kann.

 
Bin da ganz Iris's Meinung:

Grundsätzlich habe ich einen recht gut führbaren Sichtjäger. Er reagiert nicht auf Jogger, Velo's oder sonstige schnell bewegende Objekte- das "Problem" ist, dass er nur dem Wild nachhetzt wenn er frei und es am fliehen ist. An der Leine egal ob normal oder Schlepp "weiss" er, das er nicht hinterher kann und reagiert nicht wirklich.

Neulich im Wald überquerte keine 100 Meter vor uns ein Reh den Weg, blieb sogar noch wenige Sekunden stehen- starrte uns an, und floh anschliessend... Nacho war natürlich an der Leine (wie immer im Wald) und schaute nur etwas verdutzt, während sein Whippetkollege laut schrie und sich fast in am Halsband aufhängte.
So einen Hund zu "korrigieren" ist sehr schwierig, denn Impulskontrolle in allen Ehren- bei fliehendem Wild hab ich keine Chance und üben könnte ich theoretisch nur mit echtem Wild (auf Katzen reagiert er anders- er rennt gerne hinterher, aber es ist keine Tötungsabsicht dahinter) und das steht ja wohl kaum zur Diskussion.

Mein Fazit: ich muss meinen Hund genau beobachten und abschätzen in welcher Umgebung ich das Risiko für Hund und Wild für vertretbar halte. Wald und Waldrand sowieso Wildreiche Gebiete bleibt er an der Leine- trotzdem kann er ca. 90% unserer Spaziergänge Freilauf geniessen.
Wenn ich mir da die "Probleme" andere Hundehalter ansehe, kann ich mit dieser Form des Jagdtriebes ganz gut umgehen.