Hallo Zusammen!
Endlich finde ich mal wieder Zeit hier rein zu schauen. Ich habe schon öfter mit Anita gesprochen, das wir mal wieder berichten müssen, aber immer ist irgendwie was anderes dazwischen gekommen. Nun aber, nicht zuletzt deshalb, weil ich selber ganz angetan bin von den Fortschritten die sich immer noch einstellen, wird es höchste Zeit Euch mal auf dem Laufenden zu halten.
Wir haben seit einiger Zeit kein Einzeltraining mehr benötigt. Zuhause scheint das meiste deutlich besser zu klappen und die Baustellen die noch vorhanden sind möchten wir über den Umweg Gruppentraining langsam angehen. Hier lernt Antia, Andas Verhalten grundsätzilch sinnvoll zu beeinflussen und das in kleinen, verdaulichen Häppchen. Das kommt dem Team deutlich entgegen.
Anfangs war es noch etwas mühsam mit Anda in der "Gruppe" (es sind meist nur ein oder zwei Teams mit dabei), denn auch mit Sichtschutz kam sie dort nur schwer zur Ruhe. Glücklicherweise sind meine Teilnehmer sehr geduldig und verständnisvoll und so tasteten wir uns ganz langsam ran. Das Thema Hundebegegnungen klammern wir inzwischen aus. Anda kommt mit Begegnungen an der Leine inzwischen soweit gut klar und Anita weiss sie dort immer besser zu unterstützen. Es reicht, wenn Anda lernt in Anwesenheit anderer Hunde auch ruhig zu bleiben und mit zu arbeiten.
In der kleinen Gruppe arbeite ich mit den Teams zu Beginn abwechselnd. So können die Hundehalter auch vom Zusehen beim Anderen lernen und ich kann mich auf die Anfangs-Schwierigkeiten konzentrieren.
In der Gruppenstunde Klickertraining wollten wir zu allererst den Nasenstups an einem Target trainieren und so die Grundlagen vom Klickertraining erarbeiten. Anita erhielt hier als erstes die Aufgabe ruhiges Verhalten von Anda zu belohnen, bevor wir mit dem Nasenstups beginnen. Die Übung die hier schon mal empfohlen wurde, konnte ich dort gezielt mit einbringen. Leckerchen halten, zählen anfangen und nach unterschiedlichen Zeitabständen, die nach und nach verlängert werden können, gibt es eine Belohnung für Ruhig bleiben. Bellt sie zwischendrin wird wieder von vorne begonnen. Eigentlich kannte Anita dieses Training schon, aber die Umsetzung war unter Anleitung doch noch mal einfacher für sie. Anda machte sehr schnell sehr grosse Fortschritte!
Ich und die anderen Teilnehmer staunten nicht schlecht, als Anda nach der dritten Stunde plötzlich ganz ruhig wurde als Anita bewusst zum Atmen begann und die Zeitintervalle schon deutlich ausgeweitet hatte! :-D
Als wir mit dem Nasenstups begannen kamen bei Anda zu allererst wieder Ängste hervor. Sie mied die Fliegenklatsche deutlich und vor allem wenn Anita diese in der Hand hielt kamen wir kaum an sie ran. Wir starteten also erst mit einer Desensibilisierung und Gegenkonditionierung. Da Anita meist auch etwas länger braucht um neue Ideen korrekt umzusetzen, übernahm ich das Anfangstraining. Anda verlor bei mir rasch die Angst vor der Fliegenklatsche und stupste sie schon nach der ersten Lektion bereitwillig mit der Nase an. Dann durfte Anita das Training langsam übernehmen und zuhause weiter üben. Beim nächsten Mal war von der Angst vor der Fliegenklatsche nichts mehr zu sehen :up . Anda stupste fleissig und konnte schon bald damit über einen kleinen Parkour geführt werden.
Immer beginnen wir diese Übungen nun mit der Ruhe-Übung, zur Belohnung für Ruhiges Verhalten wird dann aktiv gearbeitet. Das klappt so einwandfrei, dass wir Anda auch sonst schon viel weniger bellen hören!
Nun waren die zwei eine Weile in den Ferien und kamen diese Woche erstmals wieder. Ich befürchtete, dass Anda wieder recht gestresst sein dürfte und wir evt. mit herben Rückschlägen zu kämpfen haben, denn im Ferienquartier wird weniger gezielt auf ihre Thematik eingegangen. Aber dem war nicht so. Anda war von Beginn an voll dabei und wir feilen nun ein wenig an dem Nasentouch und an Anitas Signalgebung.
Neu wollte ich nun Medical Training (auf Wunsch der Teilnehmer) mit ins Programm aufnehmen. Hierzu begannen wir mit einer "Platzmeditation" :ugly: , der Name kam mir später in den Sinn und ist nun Programm.
Auf einer Fitnessmatte setzen sich die Hundehalter hin und legen ihren Hund neben sich ins Platz. Nun wird alles was der Hund in dieser Liegeposition anbietet belohnt, solange es sich nicht um bellen oder Futterklauen handelt. Also jede Kopfbewegung, jede Pfotenbewegung, Schwerpunktverlagerung ect. Die Hunde und die Zweibeiner waren bei dieser Übung dermassen konzentriert, dass eine sonderbare Ruhe auf dem Hundeplatz einkehrte
. Das hatte definitiv mediativen Charakter. Nach und nach versuchen wir ein Seitlichliegen heraus zuarbeiten und Berührungen am Körper mit einfliessen zu lassen.
Zusätzlich versuchen wir auch kleine Ablenkungen einfliessen zu lassen. So durfte Anda zum Beispiel die Platzmeditation umsetzen, während die andere Teilnehmerin kleine aktive Übungen mit ihrem Hund umsetzte und andersherum.
Wir waren allesamt erstaunt, wie gut Anda da mitmachen konnte, es wurde kaum gebellt!
Ganz besonders tolle Fortschritte gibt es auch in einem anderen Gruppentraining, das Anita mit Anda besuchen. Wir hatten schon mal damit begonnen das Suchen und Apportieren mit ihr auszubauen. Durch die Vorgeschichte war es allerdings für Anita kaum möglich, das Bringen bei Anda herauszuarbeiten und bald verlor Anda ganz das Interessse am Apportieren, bzw. verlor sie sich sofort wieder in ihren stereotypen Handlungen.
Ich war mir aber sicher, dass das eine tolle Arbeit für Anda sein könnte und so probieren wir es nun nochmal anders.
Ich arbeite mit Anda alles vor, Anita darf einfach zusehen. So kann ich ein wenig probieren und mein Training flexibel an Anda anpassen. Dadurch vermeiden wir übermässige Verunsicherung und Frust und haben bessere Chancen, dass Anda sich wieder drauf einlässt.
Diese Idee ging auf! Ich legte nach etwas herumprobieren keinen Wert mehr darauf, dass Anda die Dummys ins Maul nimmt und bringt. Stattdessen legte ich einfach ein oder später zwei Dummys sichtig aus und schickte sie in die Richtung. Da war die Maus voll dabei, suchte und sobald sie fand gab es einfach ein Maul voll Futter direkt an Ort und Stelle. Das Dummy nahm ich erst mal wieder zu mir, während sie das Futter aufsammelte.
Nach wenigen Übungen begann Anda das Dummy ins Maul zu nehmen wenn sie gefunden hatte, doch drohte die Situation schnell in stereotypes Verhalten zu kippen. Ich kam also auch da immer gleich mit Futter entgegen und nahm das Dummy wieder auf. So arbeitete ich mich immer weiter vor, bis in Anda die Erwartungshaltung auf das Futter grösser wurde als der Drang, das sterotype Verhalten auszuüben. Ich begann die Anforderungen ganz langsam zu erhöhen und nur noch das Aufnehmen und kurz tragen des Dummys zu belohnen, bis Anda kaum noch Anreize brauchte sondern schon selber freudig das Dummy zu mir brachte.
Nun, nach den Ferien klappte das wieder so überraschend gut, dass ich erstmals Anita in die Übung einbaute. Anda sitzt nun bei Anita in Suchrichtung und Anita lernt das Ritual zum Schicken umzusezten. Fehler sind dort nun nicht mehr tragisch, denn Anda weiss bereits um was es geht und verzeit Fehler von Anita deutlich besser. Ich werfe die Dummys, Anita schickt Anda oder belohnt sie auch mal fürs ruhig sitzen bleiben.
Sobald Anda gefunden hat, renne ich mit ihr zu Anita, Anita offeriert ihr einfach nur Futter und ich nehme das Dummy auf. So können wir verhindern, dass Anda schon wieder beginnt mit Anita in Konkurrenz zu treten, das möchte ich unbedingt vermeiden.
Anda sucht unglaublich sauber und konzentriert und bringt die Dummys im Highspeed zurück, es ist eine wahre Freude ihr bei dieser Arbeit zuzusehen! Anita lernt immer besser auf ihre Signale zu achten und auch selbst konzentriert zu arbeiten, so dass eindeutig beide profitieren.
Alles in Allem machen die beiden also weiterhin tolle Fortschritte. Wir sind schon deutlich weiter gekommen, als ich überhaupt erwartet hätte, dass es möglich wäre. Die beiden werden noch zu einem richtig tollen Team, und es freut mich total, diese Entwicklung begleiten zu dürfen.
Ganz liebe Grüsse,
Eure Katrin