Erziehung mit positiver Bestärkung - wo sind die Grenzen?

Disthen

Mitglied
26. Jan. 2009
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Hallo liebe Foris!

Seit einiger Zeit werde ich immer wieder - teils ja auch hier im Forum - mit dem Thema Erziehung durch positive Bestärkung und deren Grenzen konfrontiert. Deshalb eröffne ich hier mal diesen Thread.

Positives bestärken ist sicher eine super Erziehungsmethode. Allerdings sage ich persönlich ganz klar, Erziehung ausschliesslich durch positives bestärken ist nicht möglich!

Wo funktioniert es?

- bei der Welpenerziehung um Grundsteine zu legen und Kommandos aufzubauen
- bei Trickli und Kunststücken bei bringen
- bei allem wo kein Instinkt/Trieb zu stark mitspielt

Wo sind die Grenzen?

- überall wo Instinkt oder Triebe zu stark das Tier lenken
- bei Tieren, die vom Typ/Charakter her hibbelig werden und zu sehr gepusht werden, wenn sie keine konkreten Anleitungen erhalten. (Das Tier wird extrem nervös und ist überfordert, weil es Verhalten anbietet dafür aber die Belohnung nicht erhält, weil es das gewünschte Verhalten noch nicht gezeigt hat. Das Tier kommt dadurch in eine extreme Stresssituation)

Weshalb dieses Fazit?

Überlegt man sich, woher das positive Bestärken kommt als Erziehungsmethode, so landet man im Delfintraining. Nun darf man nicht ausser acht lassen, dass dies ausschliesslich an in Gefangenschaft lebenden Tieren entwickelt wurde. Also Tieren bei denen die äusseren Reize und somit auch die Auslebung von Trieben und die aktiven Instinkte begrenzt sind. Ist ein Delfin bei der Paarung so wird er wohl dem Trainer "den Stinkefinger zeigen" wenn dieser mit ihm arbeiten will. Oder wäre er in Freiheit und die Define wären auf der Jagd hinter einem Fischschwarm her, so würden sie sich wohl kaum mit Pfeife und Fisch ablenken lassen. Oder wäre er in tödlicher Gefahr ebenfalls.

Genauso verhält es sich bei unseren Hunden. Positive Bestärkung funktioniert solange wie kein übermässiger Jagdtrieb, Sexualtrieb oder der Überlebensinstinkt mitspielt. Sobald sich diese Uranlagen einschalten, funktioniert es nicht mehr und das Tier ist nur noch über Führung, also die Akzeptanz und das Vertrauen in die Führung durch den Halter zu "dirigieren".

Hinzu kommt, dass Erziehung rein durch positive Bestärkung überhaupt nicht in der Natur der Tiere liegt. Tiere erwarten aus ihren Uranlagen heraus, dass man ihnen Grenzen setzt, ihnen zeigt, was richtig und was falsch ist. Sie tun es untereinander immer so.

Bin gespannt, was ihr dazu meint. :)

 
Interessantes Thema! Ich sehe das genau so wie du - allerdings konnte ich bisher lediglich Erfahrung mit einem Hund dazu sammeln.
Mich würde noch interessieren, was du davon hältst, beim Abgewöhnen/Abtrainieren von unerwünschtem Verhalten, allein mit Ignoranz und positiver Bestärkung zu arbeiten? Z.Bsp. Hund bellt währenddem Hundehalter mit jemandem spricht, währendem er in der Hundeschule warten muss oder wenn er sein Spielzeug will, etc.

Edit: mit unerwünschtem Verhalten rede ich in dem Fall nicht von trieblich motiviertem Verhalten, wie Jagen usw.

 
Schöner Beitrag und eigentlich hast Du alles Wichtige dazu gesagt :thumbsup: .

Meine Beobachtung / Erfahrung ist bspw. beim Jagdtrieb, dass wirklich ernsthaft jagdambitionierte Hunde nicht rein über positive Bestärkung davon ablassen bzw. das langfristig nicht wirklich funktioniert, sofern sie denn überhaupt noch ansprechbar sind. Habe ich derletzt erst wieder mit meinem Trainer diskutiert, der eine Kundin hatte, deren Hund sehr gut im Appell steht (ausgebildeter Rettungshund) und der Jagdabbruch nun drei Jahre prima über "Balli" funktioniert hat. Bis zum Tag X, wo der Hase näher am Hund war als der Ball; der Hase hats nicht überlebt...
Ich "verbiete" jagen schon im Ansatz über Abbruchsignal, was in der Regel schnell verstanden wird. Mittlerweile kommen meine Zwei dann angewackelt und werden dann auch belohnt frei nach dem Motto "dürfen wir eh nicht, dann gehn wir eben Keksi abgreifen."

Letzten Endes ist Erziehung ein Wechselspiel, denke ich, von möglichst viel positiver Bestärkung aber eben auch Grenzen.

 
ein hund mit jagttrieb ist doch einfach allgemein total schwierig zu handhaben! es wird niemals eine 100%ige "therapie" geben.

entweder scheitert es am timeing oder an der "macht" (wenn hund bereits rennt und nicht auf abbruch- oder ersatzkommando hört, was will man da noch machen? dann ist es eh vorbei.). dann müsste man entweder technische hilfsmittel dazunehmen, mit der man den hund auch auf diese distanz korrigieren kann (spray z.b.) oder die konsequenz ziehen: anleinen. :S

 
Positive Verstärkung ist eine ganz prima Sache!
Erziehung alleine über positive verstärkung und einfach nichtbeachten von Fehlverhalten käme für mich nicht in Frage, nein, ich finde es sogar unfair dem Hund gegenüber.
Ich Teile meinen Hunden ganz klar mit, was ich gut finde und wenn es wirklich gut ist bekommen sie auch eine Belohnung.
Ich Verstärke Dinge wie sich an mir orientieren, natürlich bei Uebungen, insbesondere bei Uebungen die frisch aufgebaut werden.
Wenn mein Hund einen Bock schiesst dann hört er auch ganz deutlich, dass Mutti das also gar nicht gut findet und entweder er hört blitzartig auf oder dann handle ich- das heisst natürlich nicht dass ich meinen Hund dann vermöble, aber er wird je nach Situation klar eingeschränkt oder auch mal am "Tschüppeli" genommen.
Dies ist heute selten nötig, denn sie wissen es wird unangenehm wenn man meine Unmutsbekundungen überläuft.

Der Jagdtrieb; jaaaa, da ist alles noch etwas anders, weil der Hund dann je nach Tag, Situation, Wert der Beute bei allzuhohem Level nicht mehr ansprechbar ist.
Venia könnte man in solchem Moment vermutlich abschwarten, es würde wenig bis gar nix bringen.
Sonst ein wirklich sehr gehorsamer Hund der druchaus gefallen und entsprechen möchte.

Einen Hund ewig in Situationen herumdümpeln zu lassen und immer in leicht genervter und angespannter Stimmung darauf zu warten dass er doch hoffentlich bald das richtige macht; nö!
Für mich schlecht und auch für den Hund. Ich setze auf klare Kommunikation in jeder Situation und auf klare Ansagen.
Ich mache da auch keine Rassenunterschiede, das heisst mein Windhund wird genau gleich behandelt grundsätzlich und nicht noch etwas netter oder sanfter weil sie weniger Fell hat :evil: ;)

 
Auch dieMethode "Führen und Dirigieren" hat Grenzen, so wie jede andere Methode auch. Wichtig ist doch nur, das man die richtige Methode (Mischung) für sich und seinen Hund findet. Und ich glaube durchaus, das man einen Hund ausschliesslich mit positiver Bestärkung erziehen kann. Es kommt einfach auf die Rasse, den Hund, den Charakter und das Team an. Es fragt sich einfach, was ist positive Bestärkung? Für jeden Hundeführer ist dies ja etwas Anderes...

Und wieviel % der Hunde haben denn noch Uranlagen und Urinstinkte? Für mich eine schwindend geringe Zahl, leider. Und würde sich wirklich ein Hund mit Urinstinkten und Uranlagen von einem Menschen Grenzen setzen lassen ohne eine positive Bestärkung? Ich glaube nicht. Ein Hund mit vielen Urinstinkten lässt sich von einem Menschen nicht dirigieren. Warum auch? Die Uranlagen sagen ihm ja nicht, das der Mensch höherstehend ist. Im Gegenteil.

Und auch das "Führen und dirigieren" bestätigt meiner Meinung nach mit positiver Bestärkung. Oder ist diese Methode der Erziehung rein negativ belastet für den Hund? Ich denke nicht...

Ich glaube nicht, das es DIE Methode für die Hunde gibt. Denn dazu haben sich die Hunde zu sehr weg entwickelt von ihrer Natur und werden sich im Laufe der Jahre noch mehr entwickeln. Wieviel Hund steckt denn noch in unseren Hunden?

Gruss Wendy

 
Ich arbeite hauptsächlich über positive "Erfahrung", Bestärkung ist hier das falsche Wort denn ich lobe nicht sofort alles, das wäre Nonsens. Wenn mein Hund ohne Kommentar an einem anderen Hund vorbeigeht, wird NICHT gelobt. Das ist Alltag, sowas muss nicht fokussiert werden, auch nicht mit einem Lob. Macht sie ein Theater wird ne Grenze gesetzt. Dies geschieht aber kommentarlos und ohne Einwirkung jeglicher Art. Die verkürze Leine ist da die Grenze, a la "du kannst schon zicken, nützt dir aber nix, du kommst eh nicht an den Hund ran" ich sprech aber dabei keinen einzigen Ton aus sondern laufe einfach selbstgewusst und zielstrebig am anderenHund vorbei. Indem ich die Entfernung zum anderen Hund grösser mache, nehm ich somit jeglichen Reiz den jetzt anzublaffen weg. Radius wird dadurch kleiner und kleiner. Mittlerweile sind wir so dass eine Hundebegegnung tonfrei abläuft, Jade aber noch in der Leine hängt und zieht wie ein Stier. Bin zuversichtlich dass auch dies sich bald bessern wird.

Was aber z.B. gelobt wird ist ein erfolgreicher Jagdabbruch, denn da hat sie ein Kommando befolgt. Genauso alles andere was sie durch (m)ein Kommando ausführt, wird gelobt.

Grenzen setze ich entweder tonlos oder mit einem freundlich klingenden "neinei". Tonlos bedeutet, durch die Leine Einschränken oder am Halsband nehmen und einfach weiterführen (z.B. wenn sie etwas rumliegendes frisst). Es wird nicht an der Leine geruckelt, es wird nicht geschrien/auch nicht laut gesprochen. Hund wird auch nicht am kragen geschüttelt/gepackt. Einzige ausnahme, im Agi da sie dort kein Halsband trägt, aber viel vorige Haut hat. Ohne dass ich nachlasse, spuckt sie nämlich ihr geliebtes Spieli nicht aus, also HALTE ich sie einfach fest, damit sie nicht nach hinten gehen kann - gehört aber für mich nicht mehr zum Grenzen setzen, soll mir nur keiner kommen mit "aber ich hab dich gaaaaaanz genau gesehen im Agi, da hast du sie gepackt, an ihrem Kragen" :ugly:

Jedenfalls meine ich dass auch eine gesetzte Grenze für den Hund eine positive Erfahrung sein kann. Kommt nur darauf an wie mans auslegt und wie man den Hund gegenüber handelt.

 
Eine kurze Zwischenbitte, Disthen... Würdest du ergänzend bitte noch den Begriff "Positive Bestärkung" definieren?

Ansonsten muss ich mir zu dem Thema noch Gedanken machen... Ich finde die Definition der Begriffe extrem wichtig, weil da ganz schnell Negative Bestärkung und Gewalt verwechselt wird.

Gutes Thema! :thumbsup:

 
[QUOTE='Dumboline]Mich würde noch interessieren, was du davon hältst, beim Abgewöhnen/Abtrainieren von unerwünschtem Verhalten, allein mit Ignoranz und positiver Bestärkung zu arbeiten? Z.Bsp. Hund bellt währenddem Hundehalter mit jemandem spricht, währendem er in der Hundeschule warten muss oder wenn er sein Spielzeug will, etc.
[/QUOTE]Ist ja eigentlich der Witz bei der ganzen Geschichte um das positive Bestärken. Ignorieren ist ja bereits eine "Bestrafungsform". Also die ganze Methode beinhaltet in sich bereits einen Widerspruch. Nur Ignorieren wird von vielen Tieren in Situationen nicht damit verknüpft, dass dies quasi ein "Nein" des Halters ist, sondern damit, dass der Halter

- dem Tier die Situation, damit das Sagen und die Führung überlässt

- der Halter in dieser Situation unfähig ist die Führung zu übernehmen

- der Halter nicht versteht, was einem der Hund mitteilen will

Dies ist natürlich von Situation, der bestehenden Hierarchie (aus Sicht des Tieres) der Motivation des Tieres, art- und rassebedingten Kommunikationssignalen und vor allem dem Charakter abhängig.

Zu deiner konkreten Frage: Es kommt ganz darauf an, aus welchem Grund dies der Hund tut. In den meisten Fällen wird es aber auch da nicht fruchten, denn der Hund tut dies nicht grundlos, sondern weil er instinktiv das Gefühl hat das Richtige und Notwendige zu tun.

Deshalb muss man sich die Frage stellen, weshalb verhält sich der Hund gerade so. Da gibt es sehr viele Möglichkeiten: Ist er unsicher dieser Person gegenüber (Instinkt: Angst/Überlebenstrieb/Selbstschutz)? Will er seinen Besitzer verteigen (Schutzinstinkt)? Will er die Ressourcen verteidigen (territoriale Veranlagung/Spielzeug, Belohnung beim Besitzer verteidigen)? Will er sich gegenüber Artgenossen im Umfeld aufspielen? Oder will er auch beachtet werden (kann abchecken von Gegenüber sein - ich tue dir nichts, tust du mir auch sicher nichts, oder eine Führungsfrage gegenüber dem Halter).

Und da sind wir auch schon wieder in ganz vielen Trieb- und Instinktverhalten drin und wenn dies eine gewisse Stärke hat, dann ist es rein über positives Verhalten NICHT abzugewöhnen. Welches die beste Korrektur ist (und dabei spreche ich nicht nur von negativen Kundtuungen) hängt vom Grund wieso der Hund sich so verhält ab.

 
Tja, ich gebe dir zwar vollkommen recht- ich frage mich nur, was du mit diesem Beitrag genau sagen willst... ?( ?( ?(

Natürlich kann man einen sehr triebigen Hund nicht nur über positive Bestärkung "erziehen"- aber meiner Meinung nach auch nicht über negative, es sei denn man ist bereit an die psychischen oder physischen Grenzen des Hundes zu gehen...

Vielleicht sollte man dem Hund auch "Hund" sein lassen, und einfach schauen mit seinen natürlichen Instinkten zu leben und nicht versuchen sie ihm auszutreiben.

 
[QUOTE='Frau_D.]Eine kurze Zwischenbitte, Disthen... Würdest du ergänzend bitte noch den Begriff "Positive Bestärkung" definieren?

Ansonsten muss ich mir zu dem Thema noch Gedanken machen... Ich finde die Definition der Begriffe extrem wichtig, weil da ganz schnell Negative Bestärkung und Gewalt verwechselt wird.

Gutes Thema! :thumbsup:
[/QUOTE]Ich spreche hier von der Erziehungsmethode "Positive Bestärkung" wie es zum Beispiel von Karen Pryor in ihren Büchern abgehandelt wird. Wie es viele Hundetrainer derzeit extrem zelebrieren (Ute Blaschke, ATN-Absolventen etc.) Auf dieser Methodik basiert auch das Clicker Training z.B.
Ganz wichtig: Zwischen positiver Bestärkung und Gewalt liegen Welten! Und in diesen Welten gibt es ganz viele Möglichkeiten einem Tier zu zeigen, das will ich nicht, die weder Respekt gegenüber dem Tier verlieren, die Vertrauen zerstören oder Unfair sind! Es ist auch nicht möglich eine klare Grenze festzusetzen wo Gewalt für ein Tier anfängt. Dies ist von Tier zu Tier total verschieden.

 
[QUOTE='Silvie]Vielleicht sollte man dem Hund auch "Hund" sein lassen, und einfach schauen mit seinen natürlichen Instinkten zu leben und nicht versuchen sie ihm auszutreiben.
[/QUOTE]@Silvia
bis zu einem gewissen Punkt- natürlich.

Aber gerade wir, die Sichtjäger führen, können nicht unseren Hund einfach Hund sein lassen, denn dann sind wir morgen beim Tierschutz gemeldet, und das zu recht!

Damit sich ein Hund heute in der Gesellschaft bewegen kann, muss er gewisse Regeln beherrschen, ansonsten gibt es ein Prolbem nach dem anderen.

Wir Menschen müssen uns genauso an gewisse Regeln halten, so ist das Leben und nur so kann es in einem riesigen Gemeinschaftspool funtionnieren...

Ich weiss schon was du meinst, aber einfach nur Hund sein lassen geht leider heute nicht mehr ohne mit grossen Problemen für den Hund und sich konfrontiert zu werden....

 
[QUOTE='Frau_D.]Ansonsten muss ich mir zu dem Thema noch Gedanken machen... Ich finde die Definition der Begriffe extrem wichtig, weil da ganz schnell Negative Bestärkung und Gewalt verwechselt wird.
[/QUOTE]mich würde in dem fall "negative bestärkung" interessieren.

negativ bestärken wäre ja dann eine form von bestrafen. und bestrafen eine mehr oder minder leichte form von gewalt. ?(

 
@Disthen: und was bitte "entziehst" du dem Hund, wenn vor ihm ein Reh auftaucht und er hinter hetzen will ?
Sorry, stehe da grad auf dem Schlauch ?(

 
@Silvie: Worum es mir geht? Ich erlebe derzeit, dass das positive Bestärken extremst zelebriert wird von Hundetrainern und Haltern. Hat damit zu tun, dass gewisse Ausbildern sich sehr darauf spezialisieren. Dann ist es dem Menschen (gerade in der heutigen harten Welt) angenehmer freundlich und lieb zu sein. Es ist einfach nach diesem Schema zu arbeiten, als sich zu hinterfragen, weshalb tut dies mein Hund und wie kann ich ihm hundgerecht vermitteln dies nicht zu tun. Dies benötigt mehr Hundekenntnis, Einfühlungsvermögen und Arbeit, als einfach nach dem Schema zu arbeiten. Viele Hunde "verkommen" zu Tricklimaschinen durch diese Erziehungsmethode (wenn sie ausschliesslich - und ja diese Leute gibt es zu Hauf - praktiziert wird)

Und genau darum geht es mir, positive Bestärkung ausschliesslich ist nicht tiergerecht! Dies wird aber so verbreitet von Anhängern und Lehrenden dieser Methode.

 
als ich den titel zum thread gelesen habe, hätte ich schwören können, dass er von iris (idesiree) stammt. aber nö... von disthen. hast du heimlich mit iris gesprochen über unser seminar...? :headbang:

zuerst @jade: oh doch, du musst normales vorbeilaufen selbsterständlich belohnen... du müsstest es sogar belohnen, wenn sie an der leine zu einem andern angeleinten hund hinzieht und friedlich bleibt (sie könnte den ja auch fressen, dann käme dann maximal ein gstältligriff). sage nicht ich, sagt eva zaugg, bei der ich an einem seminar war und bei der mich genau das störte. sie arbeitet eigentlich nur über positive bestärkung und das geht für mich gar nicht.

ich sehe es wie disthen.

1. selbstverständlichkeiten belohne ich nicht (vorbeilaufen an andern hunden ohne theater, ruhig bleiben wenn freilaufender freundlicher hund auf uns zukommt obwohl wir angeleint haben, freundlich bleiben wenn menschen die hunde anfassen ohne vorwarnung, etc).

2. schwierige dinge für den entsprechenden hund werden natürlich belohnt (pos. verstärkt) auch wenn sie für einen andern selbstverständlich sein könnten: zb. ein hund kommt knurrend auf die angeleinte nastassja zu und sie bleibt ruhig. würde bei ihr belohnt werden, bei den beiden andern nicht.

3. viele dinge belohne ich aber auch immer: abrufen von katzen belohne ich auch immer bei nastassja, obwohl es für sie normal ist (aber eben schon was besonderes finde ich).

4. gewisse dinge ziehen ultimative belohnen nach sich (kommen auf abbruchsignal, stoppen bei wild/katzen, etc).


nicht mit pos. verstärkung würde ich dinge beantworten, die ich klar verboten habe: es kommt zb. ein hund auf uns zu, ich rufe ab und mein hund latscht weiter. selbst wenn der dann friedlich auf den andern zugeht, wird das sicher nicht noch gemarkert...


alles in allem habe ich letzten samstag an diesem seminar gemerkt: ich gehöre halt doch nicht zu den wattebauschwerfern... aber ganz ehrlich: ich fand, es zeigte sich klar, welche hunde am besten arbeiteten, die geringsten baustellen hatten und trotzdem am freudigsten bei der sache waren... soooo schlecht kann es also hunden nicht gehen, wenn sie nicht ausschliesslich positiv bestärkt werden.

 
[QUOTE='Silvie]@Disthen: und was bitte "entziehst" du dem Hund, wenn vor ihm ein Reh auftaucht und er hinter hetzen will ?

Sorry, stehe da grad auf dem Schlauch ?(
[/QUOTE]Ich stehe auch auf dem Schlauch? Was meinst du mit entziehen? Meine Hunde dürfen ja bekanntlich tag täglich jagen, nur eben das was ich als Beute definiere. Das habe ich in den Threads zum Thema Jagd genügend beschrieben.

In diesem Thread geht es mir nicht um die Jagd an sich. Sondern über das gesamte Sortiment der Instinkte und Triebe.

 
[QUOTE='Silvie]Natürlich kann man einen sehr triebigen Hund nicht nur über positive Bestärkung "erziehen"
[/QUOTE]Tja, für dich mag das ganz klar sein. Für mich - Ersthundehalterin, Nicht-Mutter - war es das ganz und gar nicht. In sehr vielen Hundeschulen, v.a. Junghundekursen und ersten Erziehungskursen wird einem genau das gesagt. Allein mit positiver Bestärkung und Ignorieren von unerwünschtem Verhalten geht alles.
Amiga hat z.Bsp. beim Warten in der HuSchu immer nach kurzer Zeit angefangen zu kläffen. Mir wurde dann gesagt, ich soll sie einfach nicht beachten, wenn sie dann mal zwei Sekunden lang die Klappe hält, mit einem Keks belohnen. Dann soll ich beim nächsten mal drei Sekunden abwarten usw. usw. Klang für mich einleuchtend. Nun ja, mein Hund hat irgendwie gelernt mitzuzählen...eins...zwei...drei...heee drei Sekunden sind um! Rück den Keks raus! Aber zackig! Also zurück zu Schritt eins: Zählen sie auf zwei und bestärken sie das erwünschte Verhalten "Klappe-halten" positiv mit einem Keks.

Amiga ist jetzt dreieinhalb und das Resultat dieser Methode ist folgendes: sie bellt nie einfach in die Runde rein oder einen anderen Hund an, sondern sie schaut mich pausenlos an - in perfekter Grundstellung versteht sich (viele sind da neidisch) - aber irgendwann so nach vielleicht zwei, drei Minuten findet sie, sie hätte jetzt lang genug gezählt, der Keks sei jetzt fällig...nun ja, in drei Jahre konnten wir die Schweigephase erweitern auf drei Minuten. Wenn sie denn 15 ist sind wir bei einer Viertelstunde....das kann nicht der richtige Weg sein.

Ich denke es ist bei uns beiden klar eine Frage der Führung...soviel habe ich schon rausgefunden *mirfestaufdieschulternklopf"...jetzt muss ich dann meine Erkenntnis noch umsetzen können....

Entschuldigt den langen Text für nur ein Beispiel. Aber für mich ist es ein wirklich oft vorkommendes Problem, das Ersthundehalter mit ihren vorpupertären Schätzchen an der Leine haben und fast überall wird ihnen gesagt mit Nicht-Beachten und anschliessendem Keksschub wird das Problem gelöst. Das mag bei vielen Hunden funktionieren aber definitiv nicht bei allen.

 
zuerst @jade: oh doch, du musst normales vorbeilaufen selbsterständlich belohnen... du müsstest es sogar belohnen, wenn sie an der leine zu einem andern angeleinten hund hinzieht und friedlich bleibt (sie könnte den ja auch fressen, dann käme dann maximal ein gstältligriff). sage nicht ich, sagt eva zaugg, bei der ich an einem seminar war und bei der mich genau das störte. sie arbeitet eigentlich nur über positive bestärkung und das geht für mich gar nicht.
Demfall mach ich wohl alles falsch :laughingmyassoff:

Naja ich denke man kann es überall übertreiben, nicht nur in der Bestrafung, sondern auch in überaus positiven Dingen

 
...ich bin aber auch 100%ig davon überzeugt, dass es beim Tricks beibringen inkl. all der Dinge, die für den Hund nicht wirklich Sinn machen, wie ganz nah am Bein gehen und dabei den Hundehalter anschauen oder so nah vorsitzen, dass es beim ins-Gesicht-schauen fast eine Genickstarre auslöst, etc. am allerbesten mit der Methode "positive Bestärkung" funktioniert.