Ich finde ein Zoologe ist nicht grad die Ansprechsperson Nr. 1 bezgl. Kastration, nichts für ungut
. Er schreibt ja auch nichts wirklich Konkretes (Zahlen/Fakten usw)
Ich zitiere hier mal Susanna Arnold. DIE Spezialistin in Bezug auf den Geschlechtsapparat von Hund und Katze. Sie sagt zur Kastration Folgendes:
Nachteile:
Incontinentia urinae (Harnträufeln)
Das Harnträufeln ist die häufigste und lästigste Kastrationsfolge. Meistens äussert sich die Inkontinenz nur im Schlaf und oft nur intermittierend. Grossrassige Hunde sind besonders gefährdet. Aus diesem Grund ist bei Hündinnen mit einem Körpergewicht > 20 kg als Alter-native zur Kastration die Behandlung mit Depotgestagenen in Erwägung zu ziehen.
Bei den betroffenen Tieren ist der Verschlussmechanismus der Harnröhre gestört. Die Pathogenese dieser sog. urethralen Sphinkterinkompetenz ist noch weitgehend unbe-kannt. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Risiko für Harnträufeln und dem Körpergewicht. Kastrierte Hündinnen mit einem Körpergewicht von < 20 kg werden in 10 % der Fälle, solche mit einem Körpergewicht > 20 kg dagegen in 30 % inkontinent.
Eine Rassedisposition wurde bei Boxern nachgewiesen. Das Harnträufeln tritt durchschnittlich 2,9 J. (sofort bis 10 J.) nach dem Eingriff auf (ARNOLD et al., 1989).
Bei Kastration vor Pubertätseintritt halbiert sich das Inkontinenzrisiko: Bei Hündin-nen, die ausgewachsen ein Körpergewicht von < 20 kg aufweisen, ist in 5 % der Fälle mit Inkontinenz zu rechnen, bei den schwereren in 13 % (STÖCKLIN-GAUTSCHI et al., 2001).
-->Fazit: bei Frühkastration gibt es weniger Inkontinenz als wenn man es später macht (was natürlich die Frühkastratation trotzdem nicht rechtfertigt!!)
Weitere Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, Fellveränderungen, Vulvapyo-dermieGewichtszunahme: Nach der Ovariektomie neigen manche Hündinnen zu erhöhtem Futter-verzehr bei gleich-zeitig besserer Futterverwertung. Limitiertes Nahrungsangebot und aus-reichende Bewegung vermögen eine Adipositas zu vermeiden.
Fellveränderungen: Bei langhaarigen Hunden mit glänzendem Deckhaar (besonders Spa-niels, Langhaardackel und Irish Setter) kommt es nach der Kastration gelegentlich zu über-mässigem Wachstum des Wollhaares.
Alopezie: Gelegentlich werden nach der Kastration symmetrische Alopezien in der Flanken-region beobachtet. Vor allem bei kurzhaarigen Hündinnen ist diese Fellveränderung deutlich sichtbar und störend.
Behandlung: Estrioltherapie wie bei Incontinentia urinae.
Vulvapyodermie: Die Kastration kann dazu führen, dass sich die Vulva einzieht und mit der Haut der Perinealregion, insbesondere bei adipösen Tieren, eine tiefe Falte bildet. In dieser Falte können sich hartnäckige Entzündungen entwickeln, die in den meisten Fällen erst nach einem plastisch-chirurgischen Eingriff abheilen.
Vorteile:
Reduzierung des Risikos von Mammatumoren:
"Prophylaxe # Für intakte Hündinnen und solche, welche erst nach der 2. Läufigkeit kastriert werden beträgt das MT-risiko 26 %. Wird jedoch eine Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert, sinkt das Risiko für die Entstehung von MT verglichen mit normalzyklischen Hün-dinnen auf 0,5 %. Bei Kastration vor der 2. Läufigkeit reduziert sich das MT-risiko auf auf 8 % (DORN et al., 1968)."
Auch das Risiko einer Pyometra ist natürlich nicht mehr vorhanden, wenn die Gebärmutter draussen ist und seehr gering, wenn man den Eierstock heraus nimmt.
Schlussfazit meiner Wenigkeit:
Die Ausführungen oben sind nur Ausschnitte aus dem Skript: "Weiblicher Geschlechtstrakt" von Susanna Arnold.
Es muss für jeden Hund individuell entschieden werden. Ich bin für die Kastration nach der ersten Läufigkeit (oder zweiten). MEINE Hündinnen werden sicher immer kastriert (wie gesagt, schon nur wegen der Praxis, das gäbe ein "Chäferfäscht" wenn hier alles nach läufiger Hündin riechen würde!) Ich bin aber gegen die Frühkastration... Ich berate den Besitzer so gut es geht, aber entscheiden muss er selber. Ich habe schon so manchen Besitzer (v.a. von Rüden) überredet den Hund nicht zu kastrieren und das wäre ja dann gegen die "Ökonomie junger Tierärzte"