Frühkastration

Ich bin mir nicht sicher ob die von dir genannten Auffälligkeiten wirklich auf eine Frühkastration zurückzuführen sind? Ich kenne jede Menge Hündinnen, welche ihr Wesen auch mit der ersten Läufigkeit änderten, nicht nur im positiven Sinne. Dies scheint auch mit einer oft beobachteten Unsicherheit in der Zeit der Hormonumstellung aufzutreten und vielleicht verhält sich der eine oder ander HH falsch, dann kann so ein Verhalten auch bleiben

 
[QUOTE='Kiss]Ich bin mir nicht sicher ob die von dir genannten Auffälligkeiten wirklich auf eine Frühkastration zurückzuführen sind?
[/QUOTE]Ja, darum hab ich geschrieben: "Seit da hat sich einiges verändert. Ob dies mit der Pubertät an sich, mit der Prägung oder mit der Kastration zu tun hat, kann ich natürlich nicht beurteilen." Es sind einfach Auffälligkeiten, welche auch bei anderen Hunden nach der Frühkastration beobachtet wurden (gem. Artikel).

Klar kann eine Läufigkeit auch Verhaltensänderungen mit sich ziehen – hormonelle Geschichten können einen grossen Einfluss auf das Verhalten haben. Deshalb auch mein Gedanke betr. SDU.

 
kiss' einwand unterstütze ich voll, zb. der jagdtrieb. windi mal herdi gibt fast zwangsläufig jagdverhalten... völlig wurscht ob kastra oder nicht...
ich persönlich kann zwischen all den windis die ich kenne, keinerlei tendenzen zu mehr oder weniger jagdtrieb ausmachen im zusammenhang mit kastration. die einzige schüchterne tendenz die ich feststelle (gilt insbesondere für die barsois) beim jagen, ist dass rüden weniger stark ausgeprägte jäger sind als hündinnen, unabhängig jedoch von kastras.

unsicherheit ist sicher ebenfalls kaum mit der kastra in verbindung zu bringen und kann ein hund rational entscheiden?

 
Ich habe bei uns in der Vorlesung gelernt, dass jeder Embryo bereits im Muttertier Sexualhormone produziert. Der Grund einer Frühkastration ist ja oft, dass das männliche Verhalten (Aggression) nicht entwickelt wird. Dies sei eben ein Witz hat uns der Professor erklärt, weil eben die Hormone bereits vor der Geburt produziert werden...


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Ich finde ein Zoologe ist nicht grad die Ansprechsperson Nr. 1 bezgl. Kastration, nichts für ungut :D . Er schreibt ja auch nichts wirklich Konkretes (Zahlen/Fakten usw)

Ich zitiere hier mal Susanna Arnold. DIE Spezialistin in Bezug auf den Geschlechtsapparat von Hund und Katze. Sie sagt zur Kastration Folgendes:

Nachteile:

Incontinentia urinae (Harnträufeln)

Das Harnträufeln ist die häufigste und lästigste Kastrationsfolge. Meistens äussert sich die Inkontinenz nur im Schlaf und oft nur intermittierend. Grossrassige Hunde sind besonders gefährdet. Aus diesem Grund ist bei Hündinnen mit einem Körpergewicht > 20 kg als Alter-native zur Kastration die Behandlung mit Depotgestagenen in Erwägung zu ziehen.

Bei den betroffenen Tieren ist der Verschlussmechanismus der Harnröhre gestört. Die Pathogenese dieser sog. urethralen Sphinkterinkompetenz ist noch weitgehend unbe-kannt. Es besteht ein direkter Zusammenhang zwischen dem Risiko für Harnträufeln und dem Körpergewicht. Kastrierte Hündinnen mit einem Körpergewicht von < 20 kg werden in 10 % der Fälle, solche mit einem Körpergewicht > 20 kg dagegen in 30 % inkontinent. Eine Rassedisposition wurde bei Boxern nachgewiesen. Das Harnträufeln tritt durchschnittlich 2,9 J. (sofort bis 10 J.) nach dem Eingriff auf (ARNOLD et al., 1989).

Bei Kastration vor Pubertätseintritt halbiert sich das Inkontinenzrisiko: Bei Hündin-nen, die ausgewachsen ein Körpergewicht von < 20 kg aufweisen, ist in 5 % der Fälle mit Inkontinenz zu rechnen, bei den schwereren in 13 % (STÖCKLIN-GAUTSCHI et al., 2001).

-->Fazit: bei Frühkastration gibt es weniger Inkontinenz als wenn man es später macht (was natürlich die Frühkastratation trotzdem nicht rechtfertigt!!)

Weitere Nebenwirkungen (Gewichtszunahme, Fellveränderungen, Vulvapyo-dermieGewichtszunahme: Nach der Ovariektomie neigen manche Hündinnen zu erhöhtem Futter-verzehr bei gleich-zeitig besserer Futterverwertung. Limitiertes Nahrungsangebot und aus-reichende Bewegung vermögen eine Adipositas zu vermeiden.

Fellveränderungen: Bei langhaarigen Hunden mit glänzendem Deckhaar (besonders Spa-niels, Langhaardackel und Irish Setter) kommt es nach der Kastration gelegentlich zu über-mässigem Wachstum des Wollhaares.

Alopezie: Gelegentlich werden nach der Kastration symmetrische Alopezien in der Flanken-region beobachtet. Vor allem bei kurzhaarigen Hündinnen ist diese Fellveränderung deutlich sichtbar und störend.

Behandlung: Estrioltherapie wie bei Incontinentia urinae.

Vulvapyodermie: Die Kastration kann dazu führen, dass sich die Vulva einzieht und mit der Haut der Perinealregion, insbesondere bei adipösen Tieren, eine tiefe Falte bildet. In dieser Falte können sich hartnäckige Entzündungen entwickeln, die in den meisten Fällen erst nach einem plastisch-chirurgischen Eingriff abheilen.



Vorteile:

Reduzierung des Risikos von Mammatumoren:

"Prophylaxe # Für intakte Hündinnen und solche, welche erst nach der 2. Läufigkeit kastriert werden beträgt das MT-risiko 26 %. Wird jedoch eine Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert, sinkt das Risiko für die Entstehung von MT verglichen mit normalzyklischen Hün-dinnen auf 0,5 %. Bei Kastration vor der 2. Läufigkeit reduziert sich das MT-risiko auf auf 8 % (DORN et al., 1968)."

Auch das Risiko einer Pyometra ist natürlich nicht mehr vorhanden, wenn die Gebärmutter draussen ist und seehr gering, wenn man den Eierstock heraus nimmt.

Schlussfazit meiner Wenigkeit:

Die Ausführungen oben sind nur Ausschnitte aus dem Skript: "Weiblicher Geschlechtstrakt" von Susanna Arnold.

Es muss für jeden Hund individuell entschieden werden. Ich bin für die Kastration nach der ersten Läufigkeit (oder zweiten). MEINE Hündinnen werden sicher immer kastriert (wie gesagt, schon nur wegen der Praxis, das gäbe ein "Chäferfäscht" wenn hier alles nach läufiger Hündin riechen würde!) Ich bin aber gegen die Frühkastration... Ich berate den Besitzer so gut es geht, aber entscheiden muss er selber. Ich habe schon so manchen Besitzer (v.a. von Rüden) überredet den Hund nicht zu kastrieren und das wäre ja dann gegen die "Ökonomie junger Tierärzte" ;)

 
Mir ist das zu schwammig, sorry. Ich hab gerne konkrete Zahlen ^^

Sätze wie "...759 Retriever-Hunden und bestätigte, dass Frühkastrieren nicht nur nicht vor Krebs schützt, sondern einen Rattenschwanz von Gesundheitsproblemen nach sich ziehen kann...", mit denen kann ich nix anfangen. "Schützt nicht" (-> wie viele %?) "Gesundheitsprobleme" (->Welche genauen Probleme folgen danach? Wie häufig)

Va. ist Frühkastration nicht gleich Frühkastration, da in den USA die Welpen meist mit 8-10 Wochen schon kastriert abgegeben werden!! Horror!! Das das nicht gesund sein kann ist hoff ich jedem klar. Und solche Sachen kann man nicht vergleichen mit der Kastra kurz vor der ersten Läufigkeit.

(Du kannst dir übrigens ein Kränzchen winden Tröllchen, ich hab mir eigentlich geschworen NIE MEHR im Internet über die Kastra zu schreiben *hihi. Aber was du geschrieben hast hat mich im positiven Sinne aus der Reserve gelockt ^^)

 
Zuletzt bearbeitet von einem Moderator:
ui das klingt gut... Es wäre toll, wenn man so ein Zeitloch basteln könnte, um mich nach Trollhausen zu teleportieren! Oder Beamen wäre auch nicht übel :)

 
-->Fazit: bei Frühkastration gibt es weniger Inkontinenz als wenn man es später macht (was natürlich die Frühkastratation trotzdem nicht rechtfertigt!!) ;)
Dafür ist die Harninkontinenz, wenn sie bei Frühkastrierten eintritt, gravierender. Hier ein Zitat aus dem Hundemagazin 2/2000
Diese frühkastrierten Tiere werden also weniger häufig inkontinent, aber falls sie es doch werden, verlieren sie den Urin meistens mehrmals täglich und - im Gegensatz zu den Spätkastrierten - sowohl im Schlaf- als auch im Wachzustand. Bei den spätkastrierten Hündinnen tritt das Problem häufig mal stärker, mal schwächer auf.

http://www.shadows-eternity.com/harn_hue.htm
oder auch hier:

Wird die Hündin frühkastriert, d.h. wird die Operation bereits vor der ersten Läufigkeit durchgeführt, so ist das Risiko für die Harninkontinenz kleiner. Bei diesen frühkastrierten Hündinnen beträgt das Inkontinenzrisiko bei den kleinen Hündinnen (= leichter als 20 kg) nur noch 6% und bei den grossen Tieren (= schwerer als 20 kg) noch 13%. Bei den kleinen Hündinnen wird also im Schnitt noch jede 16-te nach der Kastration inkontinent, bei den grossen Hündinnen ist es jede 8-te.

Diese frühkastrierten Tiere werden also weniger häufig inkontinent, aber falls sie es doch werden, verlieren sie den Urin meistens mehrmals täglich und - im Gegensatz zu den Spätkastrierten - sowohl im Schlaf- als auch im Wachzustand. Bei den spätkastrierten Hündinnen tritt das Problem häufig mal stärker, mal schwächer auf..

Schweizerische Vereinigung für Kleintiermedizin


Vorteile:

Reduzierung des Risikos von Mammatumoren:

"Prophylaxe # Für intakte Hündinnen und solche, welche erst nach der 2. Läufigkeit kastriert werden beträgt das MT-risiko 26 %. Wird jedoch eine Hündin vor der ersten Läufigkeit kastriert, sinkt das Risiko für die Entstehung von MT verglichen mit normalzyklischen Hündinnen auf 0,5 %. Bei Kastration vor der 2. Läufigkeit reduziert sich das MT-risiko auf auf 8 % (DORN et al., 1968)."

Auch das Risiko einer Pyometra ist natürlich nicht mehr vorhanden, wenn die Gebärmutter draussen ist und seehr gering, wenn man den Eierstock heraus nimmt. ;)
Ich zitiere hier Udo Ganslosser, dessen Aussage ua. im Buch von Gabriela Niepel fundierter mit Zahlen unterlegt ist.
Außerdem ist zu berücksichtigen, dass die häufig angeführten Studien verschweigen, von welcher Grundgesamtheit ausgehen, da beispielsweise eine solche Tumorproblematik bei Hündinnen nur bei zwei bis acht Prozent, je nach Altersklasse, aller unkastrierten Hündinnen jeweils auftreten würden.

Interview mit Udo Ganslosser

Anmerk: D.h. auf die Gefahr hin, dass "meine" Hündin zu den 26% der ingesamt 2-8% gefährdeten Hunde gehört, lasse ich sie frühkastrieren.
Hier ein Link mit Auszügen aus dem Buch von Gabriele Niepel: kastration

Diese Zahlen dort sagen ganz was anderes aus, als die Zahlen, die sonst so herumgereicht werden. Denn wie Udo Ganslosser ja auch sagt, wurde bei den letztgenannten nur eine Teilmenge verwendet (müsste aber erst noch einmal im Buch nachschlagen, damit ich diese Teilmenge richtig wiedergeben würde).

Ich habe auch schon versucht, an neuere Studien heranzukommen - vor allem, von TA, die immer noch mit den höheren Zahlen hantieren und sagen, dass diese nicht mehr auf die Studie vor gut 60 Jahren basieren, sondern auf aktuelleren. Aber leider hatten sie keine gegenwärtig. Wäre sicherlich interessant, diese noch einmal zu erheben , um damit neues Zahlenmaterial zu bekommen.

Moni

 
Danke Moni :)

Ich kann zwar nicht bestätigen, dass die Frühkastratinnen stärker inkontinent werden... ich habe Spätkastrierte gesehen, die ebenfalls im Wachzustand ausgelaufen sind und Frühkastrastrierte, die nur wenig im Schlaf verloren haben. Aber meine Basis reicht nie und nimmer für eine Statistik aus! Ich kenne vielleicht 20 Fälle von Inkontinenz (wir waren ja mit unserer Patty, Frühkastratin, auch selbst betroffen)... Daher masse ich mir auch keine grossartigen Schlüsse aus diesen Erfahrungen an...

Wegen den Mammatumoren ist es so, dass meines Gefühls nach sehr viele unkastrierte Hündinnen in ihrem Leben Knoten machen! Vielen Besitzern fällt es nicht auf und viele Tierärzte untersuchen die Tiere auch nicht richtig zB beim Impfen. Ich meine, wenn ein TA beim Impfen nicht mal das Herz abhört; wird er glaubs auch die Mammaleisten nicht super gut durchkneten :rolleyes: ... Klar sind nicht alle Knoten bösartig! Aber mich zB würde auch ein gutartiger Knoten bei meinem Hund wuschig machen und ich hätte ständig Angst dass er entartet (ich bin in der Hinsicht ein Bäbi). Und WENN sie bösartig sind, dann nicht zu knapp und streuen gerne auf die Lunge...


Daher bleibe ich wie beschrieben bei meiner individuellen Fallberatung! Wichtig ist, dass man weiss wovon man spricht und nicht nur die Praxiskasse im Auge hat :)