Nein, das sehe ich ganz anders. Meines Erachtens sind Malis so. In dieser Situation. Es sind Gebrauchshunde - die einen hohen Schutztrieb haben. Sie sind erstmal nicht dazu gemacht, jeden Menschen toll zu finden - das heisst aber nicht, dass sie jeden Menschen töten wollen. Erstmal wollen sie nur ihre Menschen schützen. Gerade Paulas Linie ist keine Schönheitslinie, sondern eine Arbeitslinie. Es ist die Aufgabe des Halters, dem Hund beizubringen, wann Schutz erforderlich ist und wann nicht und ihn darüber hinaus so auszulasten, dass er ausgeglichen ist.
Wenn ich einen jungen Mali in ein Büro setze, in dem er eine Person - nämlich mich - mehr oder weniger kennt, dann muss er lernen, wie er mit ankommenden Fremden umzugehen hat. Das passiert nicht von heute auf morgen, dafür benötigt man Sicherheit, Konsequenz und - in diesem Fall vermutlich - eine Box - und eine klare Botschaft.
Im Übrigen unterscheidet auch Ixy da ganz genau: Ich bin mir sicher, dass ich mit ihr in ein Altenheim, zu Behinderten oder zu Normalen gehen könnte und sie würde diese Menschen vollkommen ignorieren oder neutral begutachten. Letzte Woche waren wir am Flughafen - dort blendet sie Menschen genauso aus, wie andere kläffende Hunde, hupende Autos und herumpolternde Koffer. Sie konzentriert sich auf mich. Ähnlich verhält es sich, wenn wir uns mit einer grossen Gruppe Bekannten ausserhalb treffen - die, die Ixy am Weihnachtstreffen erlebt haben, wissen, dass sie nach anfänglicher Aufregung zwischen quietschenden Kindern und genervten Kellnern ruhig am Tisch zusammengerollt gepennt hat. Und da war sie sechs Monate alt.
Komplett anders verhält es sich, wenn sie die Umgebung als Teil ihres zu beschützenden Gebietes ansieht. Vor allem, wenn Menschen darin sind, die ihr 'gehören'. Es hat einige Besuche benötigt, damit sie anfangen konnte einzusehen, dass ich entscheide, ob der Fremde willkommen ist oder nicht. Als sie da anfangs sehr unsicher war, hat sie selbst entschieden und Gäste ordentlich angeknurrt. Hätte ich Ixy in dieser Situation keine klaren Anweisungen gegeben, hätte auch sie heute Stress. Wenn ein Mali nicht vermittelt bekommt, dass er nicht beschützen muss, sondern nur vermittelt bekommt, dass er seine Signale nicht zeigen darf - dann hat er garantiert Stress. Er kommt dann nämlich nicht aus seiner Alarmhaltung raus...
Und ja, es gibt definitiv souveräne und unsichere Malis - auch da liegt es am Halter, die Anlagen des Hundes bewusst so zu lenken, wie sie in der jeweiligen Lebenssituation benötigt werden. Das geht aber sicher nicht von heute auf morgen. Schon gar nicht bei einem Mali, der als Hund sowohl hochsensibel, komplett schmerzfrei, extrem mutig und total filterlos ist.