Enes hatte Ende Mai ganz plötzlich eine Schwellung am Vorderbein an der gleichen Stelle wie der von Loony's Hund.
Er hat zu diesem Zeitpunkt nicht gelahmt. Ich dachte zuerst an eine Prellung oder was ähnliches, bis ich merkte, dass die Schwellung hart war. Wie eine knöcherne Zubildung.
Enes hatte zeitgleich eine Prostatitis, welche wir mit Antibiotika behandelten. Da es vorkommen kann, dass eine Osteomyelitis auch durch Bakterien verursacht werden können, liessen wir ein Antibiogramm anfertigen. Wir wählten dann ein AB welches auch im Falle einer Osteomyelitis gegeben wird und gaben noch Entzündungshemmer dazu.
Mittlerweile war es so, dass er die ersten zwei, drei Schritte beim Aufstehen etwas lahmte und sich dann aber wieder sofort eingelaufen hat.
Ich hatte damals schon ein ungutes Gefühl und wir liessen dann ein Röntgenbild anfertigen. Zu diesem Zeitpunkt liess sich aber noch nicht zu 100% sagen, ob es sich nun um ein Osteosarkom oder eine Osteomyelitis handelt.
Da es aber immer grösser wurde, hab ich mir schon fast gedacht, dass es ein Osteosarkom sein könnte. Ich habe bewusst auf eine Biopsie verzichtet. Es hätte die Situation wahrscheinlich eh nur verschlimmert. Die Zeit brachte mir leider von alleine die Bestätigung.
Wir haben ihn mit Schmerzmittel/Entzündungshemmern behandelt. Auf Onsior und Rimadyl sprach er sehr schlecht an und so versuchten wir es mit Arthridog. Das funktionierte sehr gut.
Ich liess ihn auch nicht mehr rumspringen, aus Angst der Knochen könne wegen einer möglichen Osteolyse brechen.
Der Tumor wuchs kontinuierlich und irgendwann im Herbst war plötzlich sein Fuss ödemartig angeschwollen und er stellte ihn auch nicht mehr ab.
In unserem Doggenmagazin las ich mal einen Artikel vom AOI und rief dort an, um mich einfach mal nach palliativen Behandlungsmöglichkeiten zu erkundigen. Ich musste etwas machen und ich tat mich schwer, dass Enes ja noch nicht einmal 5 Jahre alt war.
Ich muss sagen, dass ich mich dort sehr gut aufgehoben fühle. Die Ärztin hat sich sehr viel Zeit für uns genommen und uns beraten. Es wurden mir die Möglichkeiten aufgeführt mit allen Vor- und Nachteilen.
Sie meinte aber auch, dass sie sich total wundert, dass Enes bei der Grösse des Tumors überhaupt noch so gut laufe. Die Patienten die sie kennt, laufen nur noch auf 3 Beinen.
Das neue Röntgenbild gab die traurige Gewissheit...Osteosarkom. Das einzig positive ist, dass der Knochen keine Osteolyse aufweist.
Mein Partner und entschieden uns für eine Behandlung. Das einzige was wir komplett ablehnten war eine Amputation.
Die Ärztin erklärte mir, dass man bei einer Entfernung (in diesem Falle Amputation der vorderen Gliedmasse) des Primärtumors nicht selten Probleme mit allfällig vorhandenen Metastasen bekäme. Im Moment konzentriert sich alles auf den Primärtumor, was sich im Falle einer Entfernung ändern könnte.
Um eine Behandlung einleiten zu können, mussten wir natürlich zuerst einige Untersuchungen machen lassen. Es wurden Bilder von der Lunge und dem Abdomen gemacht. Das Blut wurde komplett untersucht und zum Schluss haben wir noch einen Ultraschall vom gesamten Bauch machen lassen. Es waren zum Glück keine sichtbaren Metastasen vorhanden. Ich weiss aber auch, dass zum Zeitpunkt der Diagnosestellung bereits schon Mikrometastasen vorhanden sein können.
Im Falle einer Therapie, könne man diese aber möglicherweise in Schach halten.
Unser Plan war erstmal eine Bestrahlung (2x) und anschliessend herkömmliche Chemotherapie mit Carboplatin (4x).
Schon 1 Tag nach der ersten Bestrahlung war zu 80% das Ödem am Fuss verschwunden. Enes lief auch wieder gut. Die Arthridog geben wir weiterhin.
Enes hatte praktisch keine Nebenwirkungen, steckte die zwei Kurznarkosen sehr gut weg und auch die ersten zwei Chemo's überstand er bis auf eine kurze Übelkeit sehr gut. Gegen die Übelkeit gaben wir ihm etwas und nach einer Stunde war das Thema vorbei.
Leider wuchs der Tumor aber weiter, so dass wir uns entschieden haben, die "normale" Chemo zu beenden und auf die metronomische Chemotherapie umzusteigen.
Diese wirkt anders wie die herkömmliche Chemo. Ziel der normalen Chemo ist es, so viel wie möglich Krebszellen zu zerstören und die Zellteilung zu hemmen.
Die metronomische Chemotherapie wirkt antiangiogen und soll die Nährstoffversorgung des Tumors behindern oder stoppen und somit das Wachstum zu beeinflussen.
Diese neuere Art der Chemo hat bedeutend weniger Nebenwirkungen, aber man muss jeden Tag Tabletten geben und 2 mal in der Woche noch ein anderes Medi.
Im Moment ist es so, dass er wohl etwas mehr hinkt beim Aufstehen, er aber immer noch gerne laufen geht und sogar einem Ball hinterher gerannt ist...HEUTE :idontknow:
Der Tumor ist riesig und hat mittlerweile die Grösse einer Grapefruit. Es sieht grässllich aus, ABER es geht ihm soweit gut. Der Bub frisst, läuft, nimmt am Leben teil, findet den Nachbarshund nach wie vor doof.
Übernächste Woche haben wir wieder einen Termin im AOI und dann sollte man evtl schon sehen können ob die metronomische Chemo etwas bringt.
Osteosarkome sind leider hochagressive, schnellwachsende Tumore, aber wenn ich denke, dass den meisten nur noch wenige Wochen seit der Diagnosestellung geblieben sind, bin ich doch froh, dass es ihm doch verhältnismässig gut geht nach 7 Monaten.
Das andere Thema ist natürlich mein direktes Umfeld. Die Menschen reagieren sehr unterschiedlich darauf. Das geht über Verständnis bis hin zum totalen Unverständnis.
Habe auch schon Vorwürfe gemacht bekommen, dass ich meinen Hund so quäle.
Ich muss sagen, dass es Enes während der ganzen Zeit gut ging und er immer freudig ins AOI läuft, mit den Angestellten schäkert. Das nimmt auch mir etwas den Stress, was wiederrum positiv für ihn ist.
Ich bin realistisch, dass es sicher nicht mehr allzulange geht, bis es sich verschlechtert, aber ich benötige meine ganze Energie jetzt für ihn. Ich will, dass er sich wohl fühlt und nicht unsicher sein muss, weil ich vielleicht heule oder schlecht drauf bin.
Die Zeit der Eigenvorwürfe ist vorbei und es bleibt mir nichts anderes übrig als nach vorne zu blicken. Vielleicht kann ich ja Ende Jahr 2014 sagen..."es kann nur besser werden". Die letzten zwei Jahre sind extrem belastend gewesen für mich aus gesundheitlicher Sicht.
So, das wär's fürs Erste. Wenn Ihr Fragen habt, nur zu.