Danke für die Nachfrage..
Wir machen ganz kleine, aber schöne Fortschritte! Am Nachmittag beim Spaziergang konnte ich sie zurückrufen, anleinen und sie zog zwar an der Leine, aber lange nicht mehr so wild wie früher. Nach etwa 10-15Minuten war sie dann etwas gelassener und eine kleine Übung mit Baumstämmen machte sie auch noch mit - früher wäre sie nach dem ersten Schuss ab zum Auto, egal wie weit wir schon spaziert sind.
Heute Abend dann im Agility, hörte man irgendwo aus einem Nachbardorf mehrmals Schüsse, aber sie schaute diesmal nur Richtung Auto, zog aber nicht und weitertrainieren konnten wir auch, nach einigen Minuten war sie dann auch wieder gelassener und schlussendlich war sie total die alte Luna - früher hätte ich den Hund unter dem Auto hervor holen können und direkt nach Hause fahren, da sie nicht mehr auf den Platz wollte.
Natürlich muss ich dann schauen, ob es noch Rückschritte gibt, wenn die Schusssaison vollends gestartet hat und täglich Schüsse zu hören sind. Aber wir werden auch das packen und positiv in die Zukunft schauen!
Nun zu meiner Trainingsmethode.. Vorerst muss gesagt sein: Ich war damals extrem kritisch darauf eingestellt und habe es eher belächelt, heute schwöre ich beinahe darauf
Und zudem ist es sehr schwierig, dies aufzuschreiben, da es mehrere kleine Dinge beinhaltet, die ich vielleicht vergesse. Ansonsten könnte man sich auch mal zu einer kleinen Runde treffen, TG und ZH sind ja nicht soo weit entfernt.
Die wichtigsten Elemente sind: Ruhe, positive Ausstrahlung und Vertrauen!
Vorallem darfst du nicht zu viel von deinem Hund erwarten, sondern einfach schauen, was sie von sich aus machen will. Wenn es geschossen hat, habe ich Luna ruhig abgerufen. Die innere Ruhe und das positive Denken ist sehr wichtig, da dies der Hund selbst auch spürt - somit bist du der ruhende, positive Pol, was dem Hund eher Vertrauen schenkt als eine innerlich tobende Frau, die nicht an den Hund glaubt!
Wenn dies klappt, dann den Hund bloss mit einem ruhigen "Feiiin" loben und anleinen, nicht viel drumrum freuen etc, sonst ist das Ruhige schnell weg, du solltest den Hund schliesslich mit deiner Art beruhigen. Wenn sie wegrennt, dann auch unbedingt ruhig bleiben.
Anfangs rannte Luna zurück zum Auto, egal wie weit wir davon entfernt waren. Also spazierte ich einfach ruhig zurück, blieb einige Schritte vom Auto weg und rief sie zu mir, lobte sie dann ruhig und brachte sie ins Auto, dann ging es nach Hause. Mit der Zeit kann man die Abruf-Entfernung etwas vergrössern, allerdings nie zu weit, schliesslich ist das Auto auch eine Sicherheit für den Hund, die er ungern über eine weite Strecke verlässt.
Irgendwann habe ich dann entdeckt, dass Luna in einer gewissen Entfernung stehen bleibt und nicht mehr sofort zum Auto gerannt ist. Ich ging dann einige Schritte ruhig, und versuchte sie abzurufen, erwartete aber nichts! Entweder kam sie, oder dann blieb sie an ihrem Ort, bis ich bei ihr war. Ich finde es einfach wichtig, dass es ungezwungen und ruhig bleibt, wie gesagt - nichts erwarten, aber hoffen darfst du immer
Wenn du denkst, sie vertraut dir mittlerweile besser, dann kannst du auch versuchen sie während dem Wegrennen abzurufen. Dies hat iiirgendwann auch geklappt.. Es war natürlich ein stetiges Auf und Ab, was es auch jetzt noch ist! Luna wird niemals schussfrei sein, das ist mir bewusst und deshalb freue ich mich über jeden kleinen Fortschritt, den wir gemeinsam erarbeiten, Rückschritte sind IMMER auch mit dabei und damit muss man rechnen.
Meist habe ich sie auch heute noch an der Flexi auf Spaziergängen, so dass sie mir nicht wegrennen kann und sie auch keine Gefährdung für andere ist, was mir persönlich auch wichtig ist! So kannst du das Training UND den Hund besser kontrollieren. Wenn sie mir in die Leine rannte, blieb ich einfach stehen und rief sie zu mir ab, dann blieben wir entweder wenige Sekunden oder auch länger einfach an Ort und Stelle. Also ich in der Hocke und sie bei mir in der Nähe und nichts sagen, ich hielt ihr dann einfach ganz ruhig die Hand auf ihre Rippen und konnte sie so etwas beruhigen, dies hilft uns auch heute noch sehr gut.
Und auch wenn mir Luna in die Leine rannte, dass mir der Arm danach einen Tag schmerzte, blieb ich - so gut es ging - ruhig, auf keinen Fall solltest du sie anschreien oder an der Leine reissen. Natürlich, auch ich bin nicht perfekt und hatte öfters meine Ausraster, die es leider auch heute noch gibt, allerdings schon viel weniger.
Zurück zu der Flexi: Heute saust sie mir bei einem Schuss nicht mehr so heftig in die Leine und reisst mich auch nicht quer über die Felder, sondern es hat einfach einen bestimmten Zug auf der Leine, der aber im Gegensatz zu früher, äusserst angenehm ist. Ich kann sie gut mit "Luna, chere" abrufen, dann kommt sie leicht wedelnd zu mir zurück, geht dann aber nach einigen Sekunden wieder ans andere Ende der Leine. Aber wie gesagt - auch Luna gibt sich viel Mühe, das merke ich. Somit lasse ich auch sie entscheiden, wo und wie sie gehen will, dass es ihr am wohlsten ist.
Vielleicht verstehst du, was ich dir in etwa raten kann. Aber Hunde reagieren nie gleich und sind auch nicht gleich, von daher kann ich dir einfach mit auf deinen Weg geben: Gib euch Zeit, lerne Positiv zu denken und ruhig zu bleiben, egal welche Situation (auch gut im Alltag zu lernen) und vorallem: Vertraue und verzeihe deinem Hund!!
Lunas Schussangst hat mich persönlich im Charakter, wie auch unsere gemeinsame Verbindung verstärkt bzw verändert. Ich kann nun auch im Alltag viel besser ruhig bleiben und nicht gleich ausflippen und genau so freue ich mich mehr über die kleinen Dinge im Leben. Und anzumerken ist, dass dies natürlich einige Zeit in Anspruch nimmt - Luna lebt seit bald 6Jahren bei mir und ihre Schussangst zeigt sich seit sicher 5Jahren so stark. Mit dieser Methode arbeiten wir nun seit etwa zwei Jahren.
Und natürlich schauen wir, dass wir Schüsse so gut es geht vermeiden können und zudem fahre ich über den 1.August ins Ausland und über den Silvester werde ich wieder eine etwas abgelegenere Wohnung mieten, da sie danach mindestens 2Wochen nicht mehr sich selber war und man fast kein Leben in ihren Augen mehr sah, sie war mehr als ein Häufchen Elend.
Achja: Lunas Schussangst war in einem Sommer so extrem, dass sie sogar beim Geräusch eines Flugzeuges, bei Bauarbeiten oder sonstigen Kleinigkeiten wegrannte und nicht mehr ansprechbar war, sie hatte über Wochen, wenn nicht sogar Monate, keine richtige Lebensfreude mehr und sogar unsere Tierärztin hatte Angst um sie, wir sprachen sogar von einem allfälligen Erlösen, würde es schlimmer werden. Aber glücklicherweise ging es wieder den Berg auf! Und auch heute nimmt sie übrigens weder Futter noch Spielzeug, das einzig Nützliche ist auch heute noch die ruhende Hand auf den Rippen, die Nähe und die Stimme.