Nun zu Fletcher:
Inzwischen ist der gute Herr etwas über zwei Monate bei uns und im Grossen und Ganzen läuft es im gemeinsamen Zusammenleben sehr gut!
Zuhause fühlt er sich total wohl und er hat auch keine Probleme damit, mal kurz alleine zu bleiben. Das haben wir einmal gefilmt und da hat er sich sehr schnell friedlich schlafen gelegt. Auch die anderen Male kommt er jeweils ziemlich verschlafen von meinem Bett runter wenn wir die Wohnungstür öffnen und kommt uns dann freudig wedelnd und sich genüsslich streckend begrüssen.
Allgemein schläft er seit seiner Ankunft bei uns daheim sehr viel, aber das ist in diesem Alter auch total normal. Da würde ich mir wohl Sorgen machen, wenn es anders wäre und er nicht richtig zur Ruhe kommen könnte. Einzig seine Schlafplätze muss er immer mal wieder wechseln, nicht dass sich da plötzlich ein Bettchen vernachlässigt vorkommt
Auf der Arbeit war er auch schon einige Male dabei und das geht inzwischen sehr gut, auch den ganzen Tag lang. Anfangs war er nur einen halben Tag dabei und dann hat ihn mein Freund abgeholt. Was er dort zuerst nicht ganz einsehen wollte, ist, dass er dort tatsächlich nur ein Plätzchen (unter meinem Arbeitsplatz) hat und auch dort bleiben soll, wenn ich mal kurz weggehe. Da ist er anfangs immer mit aufgestanden, wenn ich aufgestanden bin, er hat dann aber schnell gemerkt, dass er 1. nicht weit kommt, da angeleint und 2. ich immer sehr, sehr schnell wieder da bin oder in seinem Sichtfeld bleibe (z.B. beim Bedienen von Kunden kann er mich immer beobachten). Inzwischen habe ich ihn teilweise auch abgeleint und jetzt sind wir am lernen, dass Kunden nur begrüsst werden, wenn ich ihn zu uns rufe und er das nicht selbstständig entscheiden kann. Er liebt Menschen einfach und begrüsst diese gern Mal, wenn ich ihn denn lasse.
Den Silvester haben wir erstaunlich gut überstanden, obwohl uns vom Tierheim gesagt wurde, er habe grosse Angst vor Feuerwerk. Wir haben einfach alle Rollläden runtergelassen, mit Notfalltropfen unterstütz, Radio an und dann hat er die meiste Zeit geschlafen. Klar neben uns und er hat auch immer mal wieder aufgeschaut, wenns besonders Laut war, aber es ging zum Glück wirklich erstaunlich gut. Da bin ich mir von Nick leider ganz anderes gewöhnt..
Einige Baustellen gibt es aber auf jeden Fall noch:
1. Wie schon erwähnt, das Leinenlaufen.
Das haben wir recht zu beginn direkt mit der Hundetrainerin angeschaut und wir werden das mit viiiiiiiel Geduld sicher (irgendwann) hinbringen. Die Trainerin meinte auch, dass Fletcher das wohl nie gelernt hat und für sie wirkt er, wie wenn er einer dieser Kandidaten gewesen ist, welche mit dem Auto irgendwohin gekarrt wurden und dann Kofferraum auf und alleine los. So ist Hundchen schön ausgepowert und selber hat man keine Arbeit. :roll:
Fletcher achtete draussen kein bisschen auf uns und wollte einfach so schnell wie möglich vorwärts und seinen eigenen Weg gehen.
Einerseits üben wir nun das anschauen, v.a. zuhause ohne Ablenkung mit C & B (für den Clicker war er erstaunlich schnell empfänglich) und wenn er uns draussen von sich aus anschaut gibts auch ein grosses Lob. Das kommt inzwischen immer öfter vor und man merkt, wie er das nun auch gar nicht mehr soooo überflüssig findet wie anfangs.
Das ziehen an der Leine ist da ein wesentlich hartnäckigeres Problem (oder wie unsere Trainerin mal so schön sagte: "du bisch än huere stuure siech!"), an welchem wir wahrscheinlich noch länger arbeiten werden. Aber auch das wird besser und wir werden einfach weiterhin konsequent stehen bleiben wenn er zu fest zieht, oder zurück gehen wenn er sich in die Leine hängt und gar nicht nach gibt. Letzters gibts bei seeeehr spannenden Riechobjekten, aber beides wird langsam immer ein klein wenig besser und weniger. Es gibt immer mehr Momente, in welchen er von sich aus näher bei uns oder zumindest mit durchhängender Leine läuft. Ich denke das braucht einfach noch Zeit und je länger er uns kennt und Vertrauen aufgebaut hat, desto besser wird das auch. Ausserdem hat er das nun 11 Jahre so gemacht, warum soll er das nun in zwei Monaten ändern...
2. ÖV fahren
Fletcher hat beim Autofahren unglaublichen Stress und ÖV mag er auch nicht wirklich, ist aber weit weniger schlimm wie Auto.
Da mein Freund und ich beide kein Auto fahren und in der Stadt und auch sonst mit ÖV alles sehr gut erschlossen ist, haben wir uns entschieden das mit dem Auto nicht gross anzuschauen und uns auf Bus, Tram und Bahn zu konzentrieren. Denn ein gewisses Mass an Mobilität - und dies möglichst stressfrei - ist schon wichtig. Vor allem auch, wenn Fletcher dann irgendwann nicht mehr so gut zu Fuss ist, ist es auch schön, wenn man mal andere Runden als nur die ums Haus machen kann.
Ich bin dann zuerst einmal eine kurze Haltestelle mit dem Bus gefahren, um zu schauen, wie er darauf reagiert. Er fand es überhaupt nicht toll, die Rute war eingeklemmt und er wollte am liebsten schnell wieder raus, er hat aber weder gehechelt noch gezittert und er hat Leparfait angenommen, ganz im Gegensatz zum Auto. Da war ich enorm froh drüber und nun fahren wir inzwischen fast täglich 1 - 2 Haltestellen mit Bus, Tram oder S-Bahn bevor wir spazieren gehen und es gibt auch immer etwas Leparfait. Aufgefallen ist mir schnell, dass Zug fahren am besten ging, dann Tram und am wenigsten mag er Bus fahren und immer sobald wir aussteigen benimmt sich Fletcher, wie wenn nichts gewesen wäre.
Da das in letzter Zeit so gut funktioniert hat, v.a. mit der S-Bahn haben wir nun nach langem hin und her und abwägen beschlossen ein Wagnis einzugehen und mit Fletcher eine Woche nach Disentis zu fahren - das sind doch insg. ca. 3 Stunden mit dem Zug. Geplant haben wir so, dass möglichst wenige Leute unterwegs sind, und wir möglichst früh in den Zug steigen, damit er sich schon etwas eingewöhnen konnte, solange der Zug noch steht. Und es war auch klar, wenn er sich bis zur ersten Haltestelle nicht etwas beruhigt, bzw. sich eher noch reingesteigert hätte, wäre ich mit ihm umgekehrt und wieder nach Hause. Wir haben seine Lieblingsdecke mitgenommen, auf welcher er sich im Zug legen konnte und wir hatten viel Knabberzeug etc. dabei.
Nach dem Einsteigen gefiel ihm die ganze Angelegenheit natürlich überhaupt nicht und liegen war gar nicht sein Ding. Er durfte auch stehen bleiben, musste aber einfach auf seiner Decke sein. Wir haben ihn dann nicht allzu gross beachtet und es uns im Abteil gemütlich gemacht und ihm noch einen Knabberstengel hingelegt. Den fand er dann recht schnell toll und irgendwie war liegen dann doch bequemer. Beim losfahren ist er zuerst erschrocken, ist aufgestanden und stehen geblieben und fand es dann wieder sichtlich doof, ins hecheln oder zittern kam er aber nicht und wir haben weiterhin ruhig miteinander geredet und ab und zu gabs Goodies. Nach längerer Zeit hat er sich dann von sich aus wieder hingelegt und ist einfach in merkbaren Kurven wieder aufgestanden.
Es ging also erfreulich gut und wir haben ihm die ganze Fahrt zugemutet. Er hats überlebt
Und nun sind wir hier in Disentis und geniessen den Schnee, welcher doch endlich noch gekommen ist, und viele ausgedehnte Spaziergänge in der Sonne! Die Reise hat sich auf jeden Fall gelohnt!
Nach dem langen Roman gibt's für eiuch natürlich auch noch ein Paar Fotos von Schiefschnute Fletcher als Belohnung:
Huhu, mir gefällts in Disentis
Vor dem Spaziergang gründlich dehnen
Etwas Rückruf üben
So viele neue Düfte
Nach dem Spaziergang gemütlich entspannen
Auch in der Dunkelheit allzeit bereit
So, das wärs für heute, bis bald