Mammut Ragnarson an der Macht

Da Ragnarson auf Pferde schon seit langem (seit sicher 3 Jahren) nicht mehr reagiert, wagte ich es ihn sicher 20m vom Weg entfernt in der Wiese abzusetzen und mich von ihm zu entfernen. Viel Abstand zu den Pferden war mir noch wichtig, um es nicht zu überreizen und ich wollte ihn erst zu mir rufen, wenn der Pferdewagen vorbei ist,
Karin ich versteh der Sinn dieser Übung nicht wirklich. Unsere Hunde sind Pferdesicher, ( haben sehr viel bei uns hier) aber wenn ich mit ihnen unterwegs bin und es kommen Reiter oder eine Kutsche leg ich meine Hund ab und bleibe neben ihnen. Wieso entfernt man sich in so einer Situation von den Hunden?

 
Natascha, eine gute Frage.  

Ich versuche im Training gerne möglichst viele Eventualitäten abzudecken. Ragnarson hat einen recht grossen Radius, wenn er frei sein darf und lässt sich in der Entfernung stoppen und absetzen oder -legen. Bei überraschend auftauchenden Fahrrädern oder Autos ist es mir daher gut möglich ihn so zu kontrollieren, ohne dass ich direkt neben ihm sein muss. Dass hatte ich genauso mit ihm erarbeitet, als seine Erregungslage insgesamt gesunken und die Ansprechbarkeit zugenommen hatte. Da gab es auch keine Unfälle. 

Zusätzlich klappt das zuverlässiger als ein Rückruf, bei dem er doch noch geneigt wäre einen Schlenkerer zu machen und dadurch einen Unfall zu provozieren.

Beim Dummytraining werden ähnliche Situationen ständig trainiert, so kann Ragnarson zuverlässig in der Entfernung sitzen bleiben, wenn die Dummys fliegen und lässt sich anschliessend abrufen. Auch kann er inzwischen dabei zusehen, wie andere Hunde das Dummy suchen, ohne dass ich bei ihm stehen muss.

Je besser solche Situationen managebar sind, desto mehr Freiheit kann ich ihm im allgemeinen gönnen und unsere Vertrauensbasis kann wachsen. So feile ich daran ständig weiter, natürlich in der Regel so, dass solche Unfälle nicht provoziert werden. In diesem Fall war ich wohl zu übermütig.

Ich weiss, dass solche Fehler schwerwiegend sein können, aber ich bin nun mal ein Mensch. Ragnarson braucht unglaublich viel Kontrolle von meiner Seite, da er in mancher Hinsicht speziell ist. Doch andererseits arbeitet er dann auch prima mit und so erreichen mich sporadisch kleine Höhenflüge, bei denen ich eine Situation falsch einschätze.

Es gab schon andere Situationen, in denen ich das Vertrauen in den Herren vollständig verloren hatte und es brauchte viele Monate, bis ich mich wieder gefangen hatte. Ich suche solche Situationen niemals leichtsinnig auf und doch kann es eben mal daneben gehen, wie ich merken musste. Ich lerne sicher daraus, mal schauen, ob das auch für das Mammut gilt.

Dieser aktuelle Vorfall belastet mich deutlich weniger, als manch andere zuvor, die nicht so glimpflich ausgegangen, die aber auch keineswegs mit dieser Situation vergleichbar waren. Sorry, dass ich mich über diese Vorfälle ausschweige, davon erzähle ich lieber einmal in einem persönlichen Gespräch.

Vielen Dank für Euer Verständnis.

Liebe Grüsse, Katrin

 
Manchmal traut man ihnen mehr zu als sie zu geben bereit sind :wink:

Ich kenne die Distanzarbeit und habe auch einen bei dem es besser ist ihn an Ort und Stelle festzunageln als ihn abzurufen. Üben ist klar, aber die Übung mit Kutsche wäre jetzt für mich einfach ein zu heisses Eisen vor allem wenn ich es ahne / weiss  das er "in" oder "an" die Pferde gehen könnte.

Nichts für ungut !

 
@Karin

Ich hatte ja extra grossen Abstand gewählt, normalerweise können wir auch 5 oder 10m neben dran stehen und er reagiert so gar nicht mehr...

Bei den 5 oder 10m warst du da jeweils neben deinem Hund oder hast du da auch schon Distanz zu ihm gemacht?

 
Ich verstehe, dass hier einigen das Verständnis für die Situation fehlt.

Andererseits finde ich es stark, sehr stark, dass eine Hundetrainerin- die ja auch nur ein Mensch ist und auch mal eine Situation falsch einschätzen kann- hier das auch preisgibt.

Hätte sie nicht gemusst, sie hätte auch einfach nix schreiben können.

Von dem her, Hut ab vor der Hutifrau;-)

 
Ich wollte der Hutifrau auch nicht den Hut nehmen ! :wink:  Manchmal wagen Hundetrainer mehr als Normalhundehalter :ugly:

Bei mir ist es halt so, das ich immer zuerst auf das Wohl meiner eigenen Hunde achte. Die eben beschriebene Situation haben wir hier des Öfteren weil viele "Rösseler" hier unterwegs sind. Ich nehme meine Hunde immer zu mir. Sie bedanken sich dann auch immer. Wenn ich nun ehrlich bin tu ich es in erster Linie  für meine Hunde,  will sie ja nicht unter den Pferden hervor holen müssen. :-D  Das selbe gilt bei Auto's, Velofahrern ect.

 
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Ihr habt ja auch absolut Recht. Ich möchte gar nicht so sehr auf die Trainings eingehen, es ist überhaupt keine Frage dass ich da Scheiss gebaut habe und die Situation falsch eingeschätzt habe. Ich kann Euch sogar erklären, wie mein lymbisches System diese Fehlentscheidung beeinflusst hat, denn durch das gerade super coole gelungene Training zuvor war bei mir sicherlich ein gewisser Dopaminüberschuss zu verzeichnen, der meine Angst vor einer Fehleinschätzung deutlich gebremst hat.

Im Nachhinein bin ich natürlich schlauer, aber nun ist es eben passiert. Ich kann mich in eine Ecke stellen und mich schämen, ich kann mich geisseln und mir ein schlechtes Gewissen machen, aber mein Hirn funktioniert im Zweifel nicht anders als das meines Hundes... :ugly:   Ich  bin auch nur ein Säugetier. Alle meine Entscheidungen, Reaktionen und Empfindungen resultieren aus meiner Lebenserfahrung von Kind an bis zu jetzt, aus meinen Genen, den Umweltbedingungen und so weiter... Ich weiss wie das alles zustande kommt, doch in dem Moment wo man so eine Entscheidung trifft, spielt das alles keine Rolle. Es passiert, ich übernehme die Verantwortung für mein Handeln (habe ich bisher immer getan) und versuche soweit möglich die Wogen zu glätten und das beste draus zu machen.

So wie auch jetzt.

Danke Idesiree, das wollte ich eben auch noch schreiben. Ich habe mich hier von keinem angegriffen gefühlt und kann die Bedenken von jedem sehr gut verstehen. Trotzdem möchte ich gerne etwas dazu schreiben.

So vielen Hundehaltern aber auch Eltern und anderen Menschen passieren Fehleinschätzungen, das ist vollkommen normal und menschlich. Manche davon sind schwerwiegender als andere. Die Frage ist einfach, ob man dazu stehen kann und auch mit den Folgen leben kann. Ich lebe sehr bewusst. Wäre da jetzt wirklich gröberes passiert, hätte ich mich ganz sicher nicht aus der Verantwortung gezogen auch wenn das dann am Ende "nicht hilft". Das Leben spielt eben nicht immer so, wie wir es gerne hätten und ich muss auch täglich mit einer Fehleinschätzung von anderen rechnen, die ich genausowenig verurteilen werde.

Glücklicherweise passieren mir solche Fehleinschätzungen nicht ständig, denn sonst hätte Ragnarson wohl mindestens generelle Leinen- und Maulkorbpflicht. Vielleicht wäre er auch schon eingeschläfert worden, oder ich hätte ein Hundehalteverbot.

Gerade als Tierpsychologin finde ich es wichtig, dass ich da auch offen mit umgehen kann, denn im Zweifel betreue ich ja genau die Hundehalter, die auch mal falsch reagiert haben und sich kaum trauen das zu sagen. Man könnte ja verurteilt werden. Gerne gestehe ich anderen Menschen solche Fehler, auch grobe Fehler ein, denn sie passieren schliesslich auch mir. Stolz bin ich darauf sicherlich nicht, aber ich lebe damit und mache das beste daraus.

Gerade sehe ich noch eine Anmerkung von Natascha, auf die ich noch kurz eingehen möchte:

Na klar traue ich mich schon auch mal mehr, als andere. Die meisten Hundehalter würden Ragnarson auch ohne Auflage nicht frei laufen lassen und hätten das Training mit ihm schon lange komplet aufgegeben. So erging es ja den ersten Zweibeinern, die versuchten es mit dem Mammut aufzunehmen... Das ging nur leider voll in die Hose... Ich bin von demher sicherlich risikofreudiger als manch anderer, was aber nicht heisst dass ich grössere Unfälle billigend in Kauf nehme, vor allem wenn dann auch noch andere beteiligt sind. Nur eben, manchmal spielt das Säugetierhirn in uns halt ganz eigene Spiele, die wir erst im Anschluss als unsinnig erkennen können.

So, wenn nicht noch ganz dringende Fragen zu diesem Thema auftauchen, werde ich dann wieder an das Mammut übergeben, sobald es wieder was zu berichten hat. Ich habe so eine Ahnung, dass er sich über dieses Thema ausschweigen wird und plötzliche Amnesie vorgibt, da er ja so gar nicht eingestehen kann, dass er da eine echte Niederlage wegstecken musste... :ugly:   Mal sehen.

Ganz liebe Grüsse,

Katrin

 
Katrin du brauchst dich eigentlich nicht zu rechtfertigen. Ich denke das ist nun gut  !