Hallo Nina
ich bin zwar neu hier und kenne dich nicht aber ich habe mich gerade durch alles zu deinem Thema durchgelesen und hatte das Gefühl ich hätte ein déjà -vu. Mir ging es letztes Jahr ganz ähnlich mit meiner Hündin. Mein Freund und ich hatten uns vorübergehend getrennt und mein Privatleben geriet ziemlich aus dem Lot. Das ist zwar inzwischen alles wieder in Ordnung, ich kämpfe aber heute noch mit den unerwünschten Angewohnheiten, die Amiga in dieser Zeit entwickelt hat.
Du hast ganz viele super gute Ratschläge erhalten und selber hast du ja eigentlich auch eine ziemlich klare Vorstellung davon, was für dich passt und was nicht. Jemand hat dir den Rat gegeben, für die nächste Zeit mit deinem Hund nur Sachen zu machen, bei denen er nichts falsch machen kann. Das klappt bei uns sehr gut. Schraub' deine Erwartungen an den Hund auf null zurück und gib ihm die Chance, dir Freude zu machen mit kleinen Dingen. Und wenn Matti dir Freude macht, gibt dir das wieder Energie. Denk nicht darüber nach, dass Matti das doch alles schon mal konnte...der kann es immer noch...und plötzlich ist es wieder da.
Meine Hündin bellt sehr viel und zwar immer nur mich an. Wäre sie ein Kind, würde man wohl sagen, sie hätte ein Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom. Natürlich habe ich immer den Ratschlag gekriegt, sie in diesen Situationen zu ignorieren. War mir ja auch logisch. Ich habe das dann auch gemacht. Monatelang! Aber irgendwann musste ich mir eingestehen, dass ich das nicht kann, Ignorieren. Ich schaue sie zwar nicht an und rede nicht mit ihr aber innerlich bin ich kurz vor dem Explodieren. Hunde spüren das und haben damit schon wieder eine Reaktion von uns und keine Ignoranz.
Jemand hat geschrieben - ich glaube Nikit - dass Matti wohl spürt, dass du momentan etwas angeschlagen bist, keine klare Führungsposition übernehmen kannst und dein Hund gerade versucht, dir diese streitig zu machen. Bei mir und Amiga, war genau das das Thema. Nach vielen Monaten "Kampf" und Frust habe ich im Dezember endlich eine wirklich tolle Hundetrainerin kennengelernt (ist leider zu weit weg für dich, ist im ZH-Unterland) die mir das gesagt hat. Seitdem arbeite ich daran, eine souveräne Führung zu haben. Das hat nichts zu tun mit autoritärem Rumgebrüll auf dem Hundeplatz, Hund vom Sofa verweisen, nicht mehr kuscheln im Bett usw. sondern schlicht uns einfach, dem Hund gar keine Chance zu geben, mich zu verarschen (kommt mir kein anständigeres Wort in den Sinn). Ich muss alle Situationen immer so halten, dass ich in der Lage bin, den Hund zu kontrollieren. Gross angesagt ist natürlich die Schleppleine. Ich hasse das Teil zwar, weil man immer dreckig wird aber was soll's.
Ich kann dir sagen, es funktioniert. Dadurch dass ich (fast) immer Herr der Lage bin, komme ich nicht in dieses hilflose Ohnmachts-Wut-was-soll-ich-tun-wieso-machst-du-das-du-Biest-Gefühl und bin viel lockerer, cooler und souveräner. Meistens ist mein Hundi ziemlich beeindruckt und tut was sie soll. Das gibt dann so einen Kreislauf. Wenn ich mich über meinen Hund freuen kann, fühle ich mich gut, habe mehr Energie, vor allem positive und das wiederum spürt mein Hund.
Das tönt jetzt alles gut, in der Theorie, in der Praxis ist es so, dass ich ganz oft Tage habe, da ist nix mit positiver Energie und ich könnte meinem Hund das Maul mit einer Socke stopfen, wenn sie mich wieder ankläfft und nicht mehr aufhört...aber es wird immer besser und die schlechten Tage werden immer seltener. Ausserdem habe ich gelernt, auf meinen Bauch zu hören. Wenn ich sonst schon nicht gut drauf bin, trainiere ich nicht mit ihr sondern ziehe ihr das Geschirr an und nehme sie an den Bauchgurt. Dann kommen wir beide gut gelaunt zurück vom Spaziergang.
Du denkst jetzt sicher: "was ist den das für eine?" Ich weiss gar nicht, ob man soviel in einen Beitrag schreiben darf hier im Forum oder ob ich dir eine PN hätte schicken sollen...
HG Nicole + Amiga