Dem Hund angepasster Hundeport ist eine feine Sache. Allerdings beobachte ich seit einiger Zeit den zunehmenden Trend, dass immer häufiger zu viel des Guten getan wird. Man will dem Hund ja auf jeden Fall gerecht werden und lastet ihn aus mit Hundesport, clickert ihn und lässt ihn Denkspiele machen, damit er geistig auch ja genug gefordert ist. Weil Hundekontakte wichtig sind, macht man noch regelmäsig Gruppenspaziergänge mit ihm, man lobt, lockt und "besticht" den Hund im Training viel zu oft mit Guddelies oder Spielsachen, was bei einigen Hunden eine ständige Erwartungshaltunghaltung auslöst, etc, etc. Und so ganz nebenbei hat der Hund noch den Alltag mit unendlich vielen Eindrücken, Gerüchen, Geräuschen und Erlebnissen zu verarbeiten.
Das Resultat ist eine zunehmende Zahl gestresster, hibbeliger Hunde und durch überforderung hervorgerufene Verhaltensauffälligkeiten.
Das andere Extrem, Hunde, die wirklich nur als Couchpotatoe verkümmern, ist natürlich ebenso fatal.
Wahrscheinlich setze ich mich bei einigen jetzt tief in dei Nesseln, aber ich finde zum Beispiel Agility, so wie es heutzutage wettkampfmässig betrieben wird, für die meisten Hunde Gift. Mir kräuseln sich die Zehennägel, wenn ich sehe, wie die Hunde schon vor dem Start kurz vor dem Durchdrehen sind und dann hysterisch kläffend über den Parcours hetzen. Für mich persönlich hat das mit Auslastung nicht mehr viel zu tun.
Gerade Sportarten, die Hunde in höchste Trieblagen versetzen, müssen in meinen Augen äusserst ruhig und konzentriert ausgeführt werden. Und bei Agility oder Flyball, wo auch noch Tempo und Zeit eine wichtige Rolle spielen, beherrschen nur noch wenige Hundeführer die Kunst den Hund im hohen Trieb so zu führen, dass er nicht überdreht.
Auslastung ist wichtig, absolut. Aber man sollte auch immer im Hinterkopf behalten, was Hunde im Alltag bereits alles leisten. Sie begleiten uns mit all unseren Launen Tag für Tag durch dick und dünn, fangen Emotionen auf, müssen auf für sie oft widersprüchliche Signale und Kommandos von uns richtig reagieren, dürfen natürliche, angeborene Verhaltensweisen nicht ausleben, sind Spiel- und Sportpartner, Seelentröster, manchmal Kinder- oder Partnerersatz, einziger Freund einsamer Menschen usw. usf.
Ich denke manchmal, dass ich den Anforderungen, die manche Hunde erfüllen müssen, niemals gewachsen wäre.