Also nicht, dass man mich falsch versteht, ich finde überhaupt nichts verwerfliches an Privaten- und/oder Gratisinseraten. Aischa hab ich selber über ein Tierweltinserat von Privat gefunden.
Ich unterstelle Pömmsel auch keine Naivität und habe verstanden, dass der Zeitpunkt noch nicht da ist. Ich finde aber auch, dass wie Pömmsel schrieb ein Pferd doch nochmal was komplett Anderes ist, als ein Hund oder eine Katze und dass da umso mehr Verstand, Fachwissen und Vorsicht geboten ist.
Einerseits ist der Handel mit Pferden auf ziemlich krass ausgedrückt ein Drecksgeschäft. Es ist viel schwieriger ein Pferd richtig einschätzen zu können durch ein paar Besichtigungen und da werden auch ziemlich viele Register gezogen, um es gut dastehen zu lassen. Die Pferde werden vor dem Termin ablongiert oder geritten, damit sie schön brav sind und ja keinen Zuckel machen, bis hin zu noch unsauberen Mitteln (man wirft mal schnell ein Beruhigungsmittel ein) oder ich habe auch schon einen positiven Dopingtest erlebt, da das Pferd fit gespritzt wurde für den Verkauf. War nicht einmal ein Pferd, das für den Sport gekauft werden sollte.
Preise bei Pferden sind eine Lotterie. Bei Hunden/Katzen kann man sich ungefähr daran orientieren, was ein Tier bei einem Züchter kostet, da sich die Preise da in einem gewissen Spielraum einheitlich bewegen oder was die Vermittlungsgebühr in einem Tierheim kostet. Bei Pferden gibt es nicht wirklich einen fixen Anhaltspunkt, was ein Pferd wert ist. Und da spricht man schlussendlich von ganz anderen Preisen als bei Hunden/Katzen.
Dann ist es so, dass man sich eben auch bewusst sein muss, was Ausbildung beim Pferd bedeutet. Das ist nochmal gänzlich was anderes als bei einem Hund. Habe ich schlussendlich Probleme bei einem Hund, so gehe ich zu einem Trainer meiner Wahl. Bei einem Pferd ist das nicht ganz so einfach. Evtl. muss ich da jedes Mal verladen, also muss Zugfahrzeug und Hänger vorhanden sein. Dann muss ich das Pferd schon mal in den Hänger bringen und heile auch wieder raus. Vielfach schafft man selbst es rein von den reiterlichen Fähigkeiten gar nicht, Neues beizubringen oder Korrekturen zu machen. Dann muss man es reiten lassen und dies mehrmals. Das sind Kosten und Aufwände, die eine normale Hundeschule oder eine Verhaltenstherapie schnell um ein Vielfaches übersteigen. Als Reiter muss man sich auch selbst regelmässig überprüfen lassen, da sich einfach Fehler und Mödeli einschleichen, die man selbst gar nicht merkt oder sieht, wenn man drauf sitzt.
Ich hatte schon etliche Diskussionen mit Fachpersonen (unter anderem auch mit Markus), die allesamt auf das Selbe hinausliefen. Egal ob Sportpferd oder Freizeitpferd, die Grundausbildung muss die Selbe sein. Bei beiden Pferden kommen leider gewisse Punkte zu kurz und werden sträflich vernachlässigt. Bei den Sportpferden ist dies die Schulung des Umgangs, der Benimmregeln. Bei den Freizeitpferden die Ausbildung im reittechnischen Bereich. Beides führt früher oder später zu Problemen und dies, weil sich der Besi nicht dafür interessierte, sich selber überschätzte, die Situation unterschätzte oder einfach das Geld nicht eingesetzt werden wollte/vorhanden war. Und schlussendlich leidet das Pferd darunter.
Ein grosser Unterschied zwischen Pferdeinseraten und anderen Tierinseraten ist noch, dass da ein gewisser Fachjargon vorhanden ist, wie z.B. bei Liegenschaftsinseraten. Wenn bei einer Liegenschaft steht "unverbaubare Aussicht", dann ist es nicht so, dass vor dem Haus die grüne Wiese ist (dann würde stehen angrenzend an Landwirtschaftszone), sondern, dass da bereits gebaut wurde und das was man aus den Fenstern sehen kann, auch so bleibt.
Bei Pferden gibt es dies auch und so wird so manches Marötteli oder Charakterzug schön umschrieben. Einige Beispiele:
- für den ambitionierten Amateurreiter = das Pferd ist nicht einfach zu reiten und du wirst einige Male in der Luft hängen
- Vorwärtsdrang = dieses Pferd wirst du sicher nie treiben müssen, aber die Bremsen musst du suchen und wehe du findest sie nicht
- hat Potential = das Pferd kann noch viel lernen, aber eben es muss es auch noch, denn der Ausbildungsstandard ist noch ziemlich am Anfang
- ist charakterstark/fest = das Pferd hat einen Charakter und lässt sich auch nicht so leicht von seiner Meinung abbringen, auch wenn der Reiter gerade was Anderes möchte
etc.
Was man bei solchen Inseraten auch immer anschauen sollte, sind die Details. Bei diesem Inserat fällt z.B. die Trense auf. Ein so junges Pferd wird nicht mit einer Wassertrense geritten wegen den Maulecken. So junge Pferde werden von seriösen Profis mit Knebeltrense oder Olivenkopftrense geritten, damit die Mundecken geschont werden und es nicht schon von Anfang an im Mund tot gemacht wird. Wieso hat ein so junges Pferd ein Sperrriemen dran? Dann hat es ein Vorgeschirr drauf mit Martingal. So junge Pferde müssen ja zuerst lernen wie unter dem Sattel sich bewegen und wie man sich löst. Erst dann kommt das ganz langsame Zusammenstelle und das sollte ja ohne Hilfsmittel und Begrenzung passieren.
Ach, es wird mir gerade wieder einmal bewusst, wie geschädigt ich von dieser Szene bin und dass ich einfach schon zu viel gesehen habe... :ugly: